Lebensdaten
1845 – 1931
Geburtsort
Altona bei Hamburg
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 11745057X | OGND | VIAF: 7668351
Namensvarianten
  • Voss, Aurel Edmund
  • Voss, Aurel
  • Voss, Aurel Edmund
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Voss, Aurel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11745057X.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Detlev (Detlef) (1805–52), aus Bischof (Wilstermarsch), Jur., Oberger.anwalt in A.;
    M Eleonore Frentzel ( 1886);
    Dresden 1906 Mathilde Wilhelmine Adelheid (1853–1919), Gesangslehrerin, T d. Alfred Fleckeisen (1820–99), klass. Philol., Gymn.prof. (s. NDB V), u. d. Hildegard Vogel (1826–87);
    kinderlos;
    Gvm d. Ehefrau Christian Daniel Vogel (1789–1852), Dekan, Historiograph, Topograph, Vf. e. „Beschreibung d. Hzgth. Nassau“, 1843 (s. ADB 40; Nassau. Lb. VI; Nassau. Biogr.; Killy).

  • Biographie

    Nach dem Tod des Vaters zog V.s Mutter nach Bremen und dann nach Aurich, wo V. das Gymnasium absolvierte. 1864–66 studierte er Mathematik und Physik am Polytechnikum in Hannover, dann für kurze Zeit an der Univ. Göttingen und schließlich in Heidelberg, u. a. bei dem Mathematiker Ludwig Otto Hesse (1811–74) sowie den Physikern Hermann v. Helmholtz (1821–94) und Robert Kirchhoff (1824–87). Nach Göttingen zurückgekehrt, kam er in Kontakt mit dem Mathematiker Alfred Clebsch (1833–72), legte dort im Winter 1868 / 69 das Lehramtsexamen ab und wurde 1869 mit der Arbeit „Über die Anzahl der reellen und imaginären Wurzeln höherer Gleichungen“ zum Dr. phil. promoviert. Anschließend ging V. in den Schuldienst (Gymnasium Lingen b. Hannover). Eine Erbschaft ermöglichte ihm im Herbst 1872 die Rückkehr an die Univ. Göttingen. Nach Clebschs plötzlichem Tod ging V. auf Einladung des mit ihm befreundeten Felix Klein (1849–1925) nach Erlangen. Nach seiner Habilitation 1873 an der Univ. Göttingen war V. dort bis März 1875 als Privatdozent tätig. Es folgte eine o. Professur für Mathematik an der TH Darmstadt; im Okt. 1879 wechselte er an die TH Dresden und im April 1885 an die TH München. Da er seine Tätigkeit in München als sehr unbefriedigend empfand, nahm V. 1891 trotz großer Gehaltseinbußen einen Ruf als o. Professor an die Univ. Würzburg an. Im April 1903 wurde er als Nachfolger von Gustav Bauer (1820–1906) o. Professor an der Univ. München (em. 1923).

    V. war ein vielseitiger und produktiver Mathematiker, der v. a. auf den Gebieten der Geometrie und Mechanik forschte. Die Mehrzahl seiner geometrischen Arbeiten behandelten Fragen der Differentialgeometrie, zu der V. wesentliche Beiträge leistete (z. B. „Voss’sche Flächen“). Weiter arbeitete V. über Liniengeometrie, Theorie der algebraischen Flächen und Elementargeometrie. Auf dem Gebiet der Mechanik wurde V. durch seine Schriften über nicht-holonome Bedingungen bekannt; später verfaßte er einen viel beachteten Artikel über „Die Prinzipien der rationellen Mechanik“ in der „Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften“. Darüber hinaus forschte V. über Differentialgleichungen, zahlentheoretische Probleme und algebraische Probleme (Determinanten, Transformationstheorie bilinearer Formen). Über die engeren Fachkreise hinaus erlangte V. durch seine publizierte Rede „Über das Wesen der Mathematik“ (1908, ²1913), durch seine Artikel „Die Beziehungen der Mathematik zur Kultur der Gegenwart“ (1914) und „Über die mathematische Erkenntnis“ (1914) in der Buchreihe „Kultur der Gegenwart“ Bekanntheit.

    Zu V.s Schülern zählen die Mathematiker Ludwig Berwald (1883–1942) und Fritz Noether (1884–1941), die Philosophen Hugo Dingler (1881–1954) und Aloys Wenzl (1887–1967) sowie der Meteorologe Ludwig Weickmann (1882–1961).

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (ao. 1886, o. 1889) u. d. Leopoldina (1887);
    korr. Mitgl. d. Ges. d. Wiss. z. Göttingen (1901);
    Maximiliansorden f. Wiss. u. Kunst (1911);
    Dr. techn. h. c. (TH München 1915);
    Dr. math. h. c. (Univ. Kaunas).

  • Werke

    |Zur Theorie d. windschiefen Flächen, in: Math. Ann. 8, 1875, S. 54–136;
    Zur Theorie d. Transformation quadrat. Differentialausdrücke u. d. Krümmung höherer Mannigfaltigkeiten, ebd. 16, 1880, S. 129–78;
    Ueber e. neues Princip d. Abb. krummer Oberflächen, ebd. 19, 1881, S. 1–27;
    Ueber d. Differentialgleichungen d. Mechanik, ebd. 25, 1884, S. 258–86;
    Ueber diejenigen Flächen, auf denen zwei Scharen geodät. Linien e. conjugirtes System bilden, in: SB d. Bayer. Ak. d. Wiss., Math.-Physikal. Kl. 18, 1888, S. 95–102;
    Differential- u. Integralrechnung, in: Enc. d. math. Wiss. mit Einschluß ihrer Anwendungen, Bd. 2: Analysis, 1. T., 1. Hälfte, 1899, S. 54–134;
    Die Principien d. rationellen Mechanik, ebd., Bd. 4: Mechanik, 1. T., 1901, S. 3–121.

  • Literatur

    |H. Dingler, in: Allg. Ztg. v. 11. 12. 1915;
    O. Volk, A. V. z. diamantenen Doktorjub., in: FF 5, 1929, S. 95;
    ders., A. V., Dem 85j. Altmeister z. 7. 12. 1930, in: Würzburger Gen.anz. v. 6. 12. 1930;
    ders., Ein Münchner Math., E. A. V. z. Gedächtnis, in: Münchner Neueste Nachrr. v. 27. 4. 1931;
    ders., Math., Astronomie u. Physik in d. Vergangenheit d. Univ. Würzburg, in: P. Baumgart (Hg.), Vierhundert J. Univ. Würzburg, 1982, S. 751–85;
    N. N., in: Jb. d. Ludwig-Maximilians-Univ. München f. d. J. 1930 / 31, 1932, S. 14–17;
    N. N., in: Nachrr. v. d. Ges. d. Wiss. z. Göttingen, Geschäftl. Mitt. 1931 / 32, 1932, S. 7 f.;
    H. Tietze, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1931 / 32, 1932, S. 76 f.;
    M. Reindl, Lehre u. Forsch. in Math. u. Naturwiss., insbes. in Astronomie, an d. Univ. Würzburg v. d. Gründung bis z. Beginn d. 20. Jh., 1965;
    K. Reich, A. V., Verschiedenes z. seinem Leben u. Werk, in: M. Folkerts u. U. Lindgren (Hg.), Mathemata, FS f. Helmuth Gericke, 1985, S. 674–99 (W, P);
    dies., Die Entwicklung d. Tensorkalküls, Vom absoluten Differentialkalkül z. Relativitätstheorie, 1994;
    H.-J. Vollrath, Über d. Berufung v. A. V. auf d. Lehrstuhl f. Math. in Würzburg, in: Würzburger Med.hist. Mitt. 11, 1993, S. 133–51;
    M. Toepell, Mathematiker u. Mathematik an d. Univ. München, 1996;
    U. Hashagen, Walther v. Dyck (1856–1934), Math., Technik u. Wiss.organisation an d. TH München, 2003;
    W. Voss, Aus d. Gesch. d. Dresdner Math., 2003;
    L. Corry, David Hilbert and the Axiomatization of Physics (1898–1918), From Grundlagen d. Geometrie to Grundlagen d. Physik, 2004;
    W. Voss, „… eine Hochschule (auch) f. Mathematiker …“, Dresdner Math. u. d. höhere Lehrerbildung 1825–1945, 2005;
    Pogg. III– VI;
    Geist u. Gestalt II;
    Hochschullehrer TH Darmstadt;
    Professoren TU Dresden;
    Qu Bayer. HStA (verbrannt);
    Archive d. Univ. München, d. TU Mün pchen, d. Univ. Würzburg u. d. Bayer. Ak. d. Wiss.

  • Autor/in

    Ulf Hashagen
  • Zitierweise

    Hashagen, Ulf, "Voss, Aurel" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 127-128 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11745057X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA