Lebensdaten
1884 – 1968
Geburtsort
Bruchsal (Baden)
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Publizist ; Generalsekretär des Deutschen Ausland-Instituts in Stuttgart
Konfession
konfessionslos
Namensvarianten
  • Wertheimer, Fritz

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Zitierweise

Wertheimer, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140846.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max(imilian) (1856–v. 1913), aus Eichtersheim b. Sinsheim (Angelbachtal, Kraichgau), Kaufm., Vorsteher d. Stadtverordnetenverslg. in B., S d. Ernst (1825–90), Kaufm. in B., u. d. Mina Gros (1830–1907);
    M Bert(h)a (1859–1942?, jüd.), zuletzt in Frankfurt/M., T d. Siegmund Wolff (um 1825–90), Lederhändler in Sprendlingen (Hessen) u. Frankfurt/M., u. d. Stephanie (Stefani) Levi (um 1834–1902), aus Kirchheimbolanden (Pfalz);
    Ur-Gvm Leo Levi (Leoni) (1806–77), Kaufm., Weinhändler, Synagogenvorsteher in Kirchheimbolanden;
    B Ernst (* 1893), studierte Rechte in Würzburg;
    Berlin-Wilmersdorf 1913 Margaret(h)e (1886–1968, ev.), aus Erdmannsdorf b. Hirschberg (Schlesien), Obergärtnerin, Botan., T d. Friedrich Wilhelm Tönsing (um 1837–1905), aus Schildesche b. Bielefeld, Zimmerermeister in Schmiedeberg (Schlesien), Bleichereidir. in Erdmannsdorf (Niederschlesien), u. d. Emilie Konstanze Grosser (um 1845–1911), aus Schmiedeberg;
    3 S Hans Stefan (1915–2015, ev.), Journ. (s. L), Peter (1917–38, ev.), zuletzt in d. Nervenheilanstalt Schloß Winnental b. Winnenden (Württ.), Andreas Georg (1921–88, ev.).

  • Biographie

    W. besuchte das Gymnasium in Bruchsal (Abitur 1901) und studierte Jura und Volkswirtschaftslehre in Heidelberg, München, Berlin und Freiburg (Br.), wo er 1905 mit einer Arbeit über die japan. Expansionspolitik bei Walter Goetz (1867–1958), den er schon in München gehört hatte, zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. In seiner Studienzeit lernte W. auch Elly Knapp (1881–1952), die Verlobte von Theodor Heuss (1884–1963), kennen und arbeitete mit an Friedrich Naumanns (1860–1919) Zeitschrift „Die Hilfe“. Während des 1. Weltkriegs war W., bereits seit 1907 Korrespondent für die „Frankfurter Zeitung“ für Japan und China (1912), als Kriegsberichterstatter beim Großen Hauptquartier Paul v. Hindenburgs (1847–1934) tätig. Zum 1. 10. 1918 ernannte ihn der Vorsitzende des 1917 gegründeten „Deutschen Ausland-Instituts“ (DAI) in Stuttgart, Theodor Wanner (1875–1955), zum Geschäftsführer (Generalsekretär) des Instituts. Nach der Revolution von 1918 setzten Wanner und W. die Leitung des DAI erfolgreich fort. Die politische Orientierung beider Institutsleiter war ähnlich: Wanner stand der DVP nahe, während W. seit 1919 Mitglied der DDP war. Beide sorgten für eine liberale, überparteiliche Führung des Instituts und stellten ihre guten Beziehungen zur württ. Wirtschaft und zu den Medien in den Dienst des Auf- und Ausbaus des DAI: Im Mai 1925 konnte durch die erfolgreichen Initiativen Wanners und W.s ein größerer Bau des Instituts am Stuttgarter Charlottenplatz eröffnet werden.

    W. gab die Institutszeitschrift „Der Auslanddeutsche“ (Halbmonatsschr., 16 Bde., 1918–33) heraus. Ende der 1920er Jahre dehnte er die Medienarbeit des DAI auf wichtige, teilweise direkt an die Auslandsdeutschen gerichtete Rundfunkbeiträge aus, worin er betonte, daß Auslandsdeutsche in Europa und Übersee loyale Staatsbürger ihrer Gastländer seien, aber ethnische, kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen zu Deutschland wünschten und Deutschland sich um ihre Minderheitenschutzrechte kümmern müsse (Dtld., die Minderheiten u. d. Völkerbund, 1926). W.s Arbeit folgte den Grundlinien der Außenpolitik Stresemanns. Er sorgte neben der effektiven Führung des DAI und seiner publizistischen Tätigkeit für Kontakte zu den Leitern der verschiedenen politischen Parteien der Auslandsdeutschen (Von d. dt. Parteien u. Parteiführern im Ausland, 1927, ²1930). Der von W. betreute Pressedienst des DAI war in den dt. Zeitungsredaktionen sehr gefragt.

    Bereits vor 1933 wurde die gemäßigte Linie des DAI und W.s durch die NSDAP gezielt bekämpft. 1933 erfolgte die „Gleichschaltung“ des DAI, wobei Wanner und W. unter rechtswidrigen Umständen ihre Positionen verloren. W. lebte danach als „freier“ Schriftsteller in Stuttgart, emigrierte im Juli 1939, ein Jahr nach dem rätselhaften Tod seines zweiten Sohnes, nach Brasilien, wo sein ältester Sohn seit 1934 lebte; 1941 wurde er ausgebürgert. Nach dem Krieg erstritt W. seine dt. Staatsbürgerschaft zurück und einen Anspruch auf Wiedergutmachung. Er starb bei einem Besuch der Bundesrepublik 1968 in Freiburg (Br.).

  • Auszeichnungen

    |E. K. II (1917);
    württ. Wilhelmskreuz (1917);
    mexikan. Konsul in Stuttgart (1923);
    Gr. BVK (1966).

  • Quellen

    Qu Teilnachlaß DLA Marbach (u. a. Briefe v. Theodor Heuss); Restbestände d. im 2. Weltkrieg verlorenen Archivs d. DAI im Inst. f. Auslandsbeziehungen (ifa), Stuttgart; im ifa fast vollst. erhaltene Jgg. d. DAI-Zs. „Der Auslanddeutsche“ (seit 1918); Landesarchiv Baden-Württ., HStA Stuttgart; Landesarchiv Baden-Württ., Abt. StA Ludwigsburg; Archiv d. Ev. Landeskirche Württ., Stuttgart.

  • Literatur

    |E. Ritter, Das Dt. Ausland-Inst. in Stuttgart 1917–1945, 1976;
    K. Düwell, Dtld.s ausw. Kulturpol. 1918–1932, 1976;
    K. Gesche, Kultur als Instrument d. Außenpol. totalitärer Staaten, Das Dt. Ausland-Inst. 1933–1945, 2006;
    Hans Stefan Wertheimer, Lumpazivagabundus Himmelreich u. andere brasilian. Geschichten, 2007;
    F. Trommler, Kulturmacht ohne Kompass, Dt. auswärtige Kulturbeziehungen im 20. Jh., 2014;
    Rhdb.;
    BHdE I.

  • Porträts

    |Photogrr. (Archiv d. ifa, Stuttgart).

  • Autor/in

    Kurt Düwell
  • Zitierweise

    Düwell, Kurt, "Wertheimer, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 866-867 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140846.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA