Lebensdaten
1778 – 1835
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Altona
Beruf/Funktion
Rabbiner
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Wertheimer, Akiba-Israel
  • Breslauer, Akiba
  • Wertheimer, Jakob Viktor
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Zitierweise

Wertheimer, Akiba, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140839.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Breslauer Gelehrtenfam., d. auf Salomon Luria (gen. Maharschal) ( 1573), jüd. Gel. in Lublin, zurückgeht; V Avigdor (Viktor) Kywe (Akiba) (um 1756–1827), Tora-Gel. aus Leszno (Lissa, Großpolen); 1) Vogel (Fogel) ( 1831), T d. Meyer Goldschmidt, Vorsteher d. jüd. Gde. in A., 2) n. 1831 Egla ( 1851, 1] Salman ben Meir), T d. Izek Leudesdorf; mind. 8 K, u. a. S Jakob (* 1799, Renette Levy), Moses (1807–87, Rachel [Rieke, Frederike] Levy), Meir (Meyer, Martin) (* 1814), Abraham Hirsch, T Jette (1801–90, Isaak Joseph Michael, * 1795), Hanna (* 1808), Betty ( Isaac Friedman), Miriam (Marianne?) ( Mathias Benjamin, aus Schermbeck); E Constantin Brunner (eigtl. Arjeh Yehuda [Leo, Leopold] Wertheimer) (1862–1937), Rel.philos., Schriftst., dessen Stief-T Lotte (Elise Charlotte) Brunner (Ps. H. C. Wertenau, E. C. Werthenau (1883–1943), Schriftst., Übers.; Nachfahre Martin Nicholson (* 1937), Dipl., übergab 1980 Fam.papiere dem Inst. f. d. Gesch. d. dt. Juden, Hamburg (s. u. zu Nachlaß).

  • Biographie

    W. erhielt in der Jeschiwa (jüd. Hochschule) von Akiba Eger (1761–1837), einem der bedeutendsten jüd. Gelehrten seiner Zeit, in Märk.-Friedland (Mirosławiec, Westpommern) eine traditionelle rabbinische Ausbildung. Seine Wirksamkeit als Rabbiner entfaltete er in der napoleonischen Ära und in der folgenden Restaurationsepoche in Norddeutschland.

    1805 wurde W. im dän. Altona bei Hamburg Klausrabbiner (Klausner) einer privaten Stiftung, in der sich Gelehrte, abgesichert durch Stiftungskapital, dem Studium widmeten. Zugleich fungierte er als Dajan (Mitgl. d. rabbin. Ger.) und war Hauslehrer bei dem Altonaer Gemeindevorsteher Samson Goldschmidt (gen. Oldenburg, 1750–1819). 1806 wurde er als Rabbiner nach Moisling bei Lübeck berufen. 1812 bewarb er sich erfolglos um das Konsistorial-Oberrabbinat in Emden. 1816 entließ ihn die verarmte und von Ausweisung bedrohte jüd. Gemeinde von Lübeck und Moisling aus seinem Amt. W. kehrte auf seine Klausstelle nach Altona zurück (bis 1834) und bestärkte die Lübecker Juden in einem „Sendbrief“, sich gegen die Ausweisungsbestrebungen des Stadtrats zu wehren.

    Im dän. Altona, wo die jüd. Zivilgerichtsbarkeit bis 1863 bestand, übernahm W. rabbinische, insbesondere richterliche Funktionen. Auch lehrte er allabendlich in der Klaus, einem der wenigen noch existenten Zentren traditionellen Talmudstudiums in Norddeutschland.

    W. erwarb sich einen Ruf als Gegner jüd. Reformbestrebungen. 1819 untersagte er in einer hebr. Publikation die Benutzung des neuen, teilweise dt.sprachigen Gebetbuchs des „Israelitischen Tempels“, der 1817 gegründeten Reformsynagoge der jüd. Gemeinde Hamburg, die seit der Auflösung der sog. Dreigemeinde Hamburg-Altona-Wandsbek 1812 allerdings nicht mehr unter der Zuständigkeit des Oberrabbinats in Altona stand. 1823 wurde er nach dem Tod von Mendel Menachem Frankfurter (1742–1823), der seit 1807 das vakante Oberrabbinat verwaltet hatte, zum ersten Oberrabbiner von Altona, Schleswig und Holstein berufen. W., der in seinem Habitus noch dem „echten altjüdischen Typus eines östlichen Gaon“ (Carlebach, S. 36) entsprach, stand dem Rabbinatsgericht vor und bemühte sich um den Erhalt jüd. Gelehrsamkeit und traditioneller jüd. Lebensformen. So ersuchte er – zunächst erfolglos –1830 die Ahrensburger Obrigkeit, ein sog. Judentor (Eruv) für den Schabbat zu erlauben; dieses wurde erst 1848 angelegt.

    W. galt in weiten Teilen des Judentums als bedeutender Gelehrter und frommer Jude, eine Anerkennung, die sich später in der rapide modernisierenden jüd. Gesellschaft teilweise verlor. Zu seinen Schülern zählte der ebenfalls in Altona tätige Rabbiner Jecheskel Joelsohn (1788–1853). W.s Nachfolger in der Altonaer Klaus wurde der orthodoxe Rabbiner Jakob Ettlinger (1798–1871).

    W-Verz.: Biogr. Hdb. Rabbiner I / 2; E. Duckesz, 1903 (s. L), S. 106 f.; J. Carlebach, 1936 / 37 (s. L), S. 36 f. (nachgelassene Schrr.); – Nachlaß: StA Hamburg, 522–1_1020 (Entwürfe u. Konzepte zu halach. Erörterungen u. Responsen u. a., Briefe u. Papiere, 2 Bde., 1806–35, Nachlaß v. Oberrabbiner A. W.); The Central Archives of the History of the Jewish People Jerusalem, AHW-1020.1 (Entwürfe u. Konzepte zu halach. Erörterungen u. Responsen, Briefe u. andere Papiere, z. T. vermutl. aus d. Nachlaß v. Oberrabbiner A. W., Kopie d. Hamburger Bestands); Israel. Nat.bibl., Schwadron Collection, Schwad 01 06 253; Landesarchiv Schleswig, Abt. 65, Nr. 1803; Abt. 66, Nr. 4737, Abt. 80, Nr. 1144; Inst. f. d. Gesch. d. dt. Juden, Hamburg (Geneal. Informationen z. Fam., 1980 übergeben v. M. Nicholson).

  • Literatur

    |E. Duckesz, Iwoh Lemoschaw. Enthaltend Biogrr. u. Grabstein-Inschrr. d. Rabbiner d. drei Gemeinden Altona, Hamburg, Wandsbek, 1903, S. 102–107, XXIX (P);
    J. Carlebach, Zwei gr. Altonaer Rabbinen, in: Jb. f. d. jüd. Gemeinden Schleswig-Holsteins 8, 1936 / 37, S. 32–41 (P);
    D. A. Winter, Gesch. d. jüd. Gde. in Moisling/ Lübeck, 1968, S. 167 f.;
    P. Freimark, Das Oberrabbinat Altona – Hamburg – Wandsbek, in: A. Herzig u. S. Rohde (Hg.), Die Juden in Hamburg 1590 bis 1990, 1991, S. 177–85;
    C. L. Wilke, Die Zeder im Zelt, Rabbin. Gelehrsamkeit u. Ger.barkeit im Spiegel d. Grabinschrr., in: M. Brocke (Hg.), Verborgene Pracht, Der jüd. Friedhof Hamburg-Altona, Aschkenas. Grabmale, 2009, S. 252–64 (Inschr. S. 353);
    R. Zimmer, Constantin|Brunner. Philosoph u. Weisheitslehrer, 2017;
    Wininger;
    Biogr. Hdb. Rabbiner I / 2 (W, L);
    Hamburg. Biogr. VI;
    Internet: epidat, Epigraph. Datenbank d. S. L. Steinheim-Inst. f. dt.-jüd. Gesch.

  • Porträts

    |Ölgem. v. P. Warburg (Gde.saal d. jüd. Gde. Altona, nicht erhalten, Reproduktion v. 1931 in d. Israel. Nat.bibl., Schwadron Collection, Schwad 02 06 123);
    Steindruck v. L. Schultz (Inst. f. d. Gesch. d. dt. Juden, Hamburg), Abb. in: E. Duckesz, 1903 (s. L), S. 103.

  • Autor/in

    Ursula Reuter
  • Zitierweise

    Reuter, Ursula, "Wertheimer, Akiba" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 865-866 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140839.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA