Lebensdaten
1913 – 1997
Geburtsort
Hamborn bei Duisburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Maler ; Zeichner ; Graphiker
Konfession
-
Normdaten
GND: 118760939 | OGND | VIAF: 90653288
Namensvarianten
  • Trökes, Heinrich
  • Trökes, Heinrich Joseph
  • Trökes, Heinz
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Zitierweise

Trökes, Heinz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118760939.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1887–1967), Lehrer u. a. in Willich u. Krefeld, S d. Johann (1849–1917), in Lobberich (heute Nettetal);
    M Maria Elisabeth (1886–1958), T d. Heinrich Pötters (1854–1928), in Krefeld, u. d. Maria Schneppenhorst;
    2 B (1 früh †) Hans (1914–42 ⚔), 2 Schw (1 früh †) Ruth (1923–2000);
    Berlin 1949 Renata (Renée) (1923–97), Landschaftsgärtnerin, T d. Walter Severin (1891–1960), Buchhändler in Hagen, u. d. Käthe Bernstein (1892–1987), aus Neustettin;
    1 S Manuel (* 1954), aus San José (Ibiza), M.A. , Leiter d. Trökes-Archivs in B.; Schwager Jochen (eigtl. Joachim) Severin (1927–95), Journ., Kaufm., Verl. (s. Munzinger), Pitt Severin (1920–97), Photogr., Autor.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Oberrealschule in Krefeld (Abitur 1933) und Abendkursen in der dortigen Kunstgewerbeschule 1932 studierte T. 1933–36 bei Johannes Itten (1888–1967) an der Höheren Fachschule für Textile Flächenkunst in Krefeld. 1934 besuchte er während einer dreimonatigen Fahrradtour Florenz, Rom, Neapel, Palermo und Venedig; spätere Reisen führten ihn auf alle fünf Kontinente. Seit 1935 arbeitete T. als Musterzeichner bei den Vereinigten Seidenwebereien in Krefeld, 1936–39 als Maler in Augsburg. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in diesen Jahren als Musterzeichner bei Johann Peter Bemberg in Augsburg. 1937 hatte er in Paris Wassily Kandinsky (1866–1944) kennengelernt. Im Folgejahr organisierte die Berliner Galerie Nierendorf T.s erste Einzelausstellung, die auf Druck der Nationalsozialisten geschlossen wurde. Im Anschluß daran wurde T. aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen und mit Ausstellungsverbot belegt. 1939 siedelte er nach Zürich über, um von dort nach Niederländisch-Indien (Indonesien) auszuwandern. Dies scheiterte jedoch am Ausbruch des 2. Weltkriegs, und T. mußte, da Druck auf die Familie ausgeübt wurde, nach Krefeld zurückkehren. Hier konnte er sich für kurze Zeit dem Kriegsdienst entziehen und wurde noch 1940 von Georg Muche (1895–1987) in dessen Meisterklasse aufgenommen. 1941–44 diente er als Flaksoldat bei Berlin; in seiner Freizeit besuchte er die Kunstschule von Max Dungert (1896–1945). Ab 1944 lebte er mit Hilfe eines von Oskar Huth (1918–91) gefälschten Ausmusterungsscheins aus der Wehrmacht illegal in Berlin.

    Nach Kriegsende gehörte T. mit Gerd Rosen (1903–61) und Max Leon Flemming (1881–1956) in Berlin zu den Mitbegründern der legendären Galerie Rosen (1945–62), deren künstlerische Leitung er bis 1946 innehatte. In dieser Zeit war T. einer der Hauptvertreter des Berliner Nachkriegssurrealismus (Die Mondkanone, 1946); danach entstanden sog. „kosmonautische“ Bilder (Terrain d. Kosmologen, Zwei Welten, beide 1948). Gemeinsam mit Mac Zimmermann (1912–95) erhielt T. 1947 einen Ruf an die Staatliche Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar, beendete die Lehrtätigkeit aber nach einem Semester aufgrund der zunehmenden Einflußnahme durch sowjet. Politkommissare. Während der Blockade von Berlin schloß er sich 1948 der Neuen Gruppe in München an und zählte 1949 zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe Zone 5 in Berlin. 1950–51 lebte er in Paris, wo er sich mit Wols (1913–51) und Paul Celan (1920–70) anfreundete, Anschluß an die Rixes-Gruppe mit Matta, Serpan, Riopelle, Zañartu u. a. fand und am wöchentlichen Jour Fixe mit André Breton teilnahm. Anfang 1952 verlegte er seinen Wohnsitz nach Ibiza, wo zahlreiche Bilder oft topographischen Charakters entstanden (Vogelinsel 2, Gefährdete Insel, beide 1952). Nach Einzelausstellungen im Museum von der Heydt in Wuppertal und im Städt. Museum Braunschweig (beide 1953) feierte T. im selben Jahr seinen außereurop. Durchbruch mit der Teilnahme an der 2. Biennale in São Paulo. 1955 wurde er zu der I. documenta in Kassel eingeladen. 1956 übernahm er für zwei Jahre die Leitung der Abteilung für Freie Graphik an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Hamburg. 1957 beteiligte er sich an der XI. Triennale von Mailand mit einem Glasmosaik (heute Hamburg, Katharinenschule), 1959 auch an der II. und 1964 an der III. documenta. Während einer dreimonatigen Reise nach Ceylon 1958 befaßte er sich mit Aquarellserien u. a. für den Band „Singhalesische Miniaturen“; im selben Jahr war T. außerdem bei der Biennale in Venedig vertreten. Nach der farbintensiven Schaffensphase der Pariser und Ibiza-Jahre wandelte sich T.s Stil während eines Aufenthalts auf der griech. Insel Aegina 1959–60; Aquarelle und Gemälde zeigten jetzt versunkene Städte, Schriftzeichen, Gärten und Landschaften in erdigen Tönen (Verlassenes Revier, 1960; Luftaufnahme, 1963; Erdstreifen, 1964). Die Jahre bis 1965 verbrachte T. – unterbrochen durch ausgedehnte Reisen u. a. durch Latein- und Nordamerika – abwechselnd auf Ibiza und in Stuttgart, wo er an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste die Professur für Malerei erhalten hatte. Danach folgte er dem Ruf an die Berliner Hochschule für bildende Künste (heute Univ. d. Künste) und leitete dort 1965–78 ebenfalls die Klasse für Freie Malerei. 1966–70 fand T. mit starkfarbigen Ölgemälden und wiederkehrenden symbolischen Motiven, wie Fischen, Vögeln, Augen, Händen oder Köpfen, zu einem neuen Stil (Treffpunkt, Plätze am Vogeldorf, beide 1966; Fischerdorf, 1967). Danach entstanden bis 1995 oftmals quadratische Formate in lasierender Maltechnik, deren Kompositionen sich erneut zwischen Abstraktion und Figuration bewegen (Roter Planet, 1981; Gartenwege, 1990). Die erste umfassende Retrospektive seines Werkes wurde 1979 in der Berliner Akademie der Künste und anschließend 1980 im Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg gezeigt; die letzten erlebte T. 1983 in der Berliner Nationalgalerie und 1995 im Berliner Kupferstichkabinett. Seine poetische Kunst, die in ihren freien und zugleich komplexen Bildstrukturen ein weites Feld für Assoziationen eröffnet, bezeichnete er selbst als „Halbsurrealismus“.

    In Ergänzung seines malerischen Werks schuf T. kontinuierlich Zeichnungen, Collagen, Aquarelle, Chinatuschen, Lithographien, Radierungen und Siebdrucke, sowie seit 1947 Mappen, illustrierte Bücher und bibliophile Werke, unter denen die Illuminationen zur achtbändigen Gesamtausgabe Crébillon (1968–70) zu den anspruchsvollsten zählen. Seine außerordentliche Kreativität offenbart sich außerdem in über 50 Skizzenbüchern, die dem Berliner Kupferstichkabinett vermacht wurden. – Das seit 2008 von Manuel Trökes geleitete Trökes-Archiv in Berlin beinhaltet u. a. Bestände aus dem Nachlaß, eine Datenbank zum Gesamtœuvre und umfangreiches Fotomaterial.

  • Auszeichnungen

    A Hallmark-Wettbewerb, New York (1952);
    Kritikerpreis d. Stadt Berlin (1955);
    Gr. Kunstpreis, Berlin (1956);
    Mitgl. d. Ak. d. Künste in Berlin (1961, Austritt 1992);
    Karl-Ströher-Preis d. 1. Internationale d. Zeichnung, Darmstadt (1964);
    Mercatorplakette d. Stadt Duisburg (1993).

  • Werke

    Weitere W u. a. Öl / Lwd.: Zwischen d. Blöcken, 1947 (Duisburg, Lehmbruck Mus.);
    Sphär. Kontraste, 1948 (Berlin, Nat.gal.);
    Nachtfest am Meer, 1953 (Wuppertal, Von d. Heydt-Mus.);
    Animal Style, 1953 (Stuttgart, Slg. d. Staatl. Ak. d. bildenden Künste);
    Kulissen u. Atmosphäre, 1960 (München, Bayer. Staatsgem.slg.);
    Goldadern, 1961 (Köln, Mus. Ludwig);
    Maskierte u. Idol, 1977 (Berlin, Berlin. Gal., Landesmus. f. Moderne Kunst, Fotogr. u. Architektur); auf Ibiza: Inselstadt, 1952; Eroberte Stadt, 1953; Steilküste, 1954; Stadtausflug, 1954; Stadt im Flugbild, 1958; – Entwürfe: drei Muster f. d. Fa. Anker-Teppiche in Düren, 1960/61; 1978 fertigte d. Fränk. Gobelin-Manufaktur vier Gobelins n. Motiven seiner 6tlg. Siebdruck-Mappe „Karneval in …“; – Bildband: Eldorado, 1965; – Vorträge, u. a. 1947 in Weimar über „Moderne Kunst u. Zeitbewußtsein“ sowie 1977 im Tel-Aviv-Mus. u. im Israel-Mus. in Jerusalem über „Kunst in Dtld. unter Hitler u. danach“ (Ms.); – schriftl. Nachlaß: Dt. Kunstarchiv im GNM Nürnberg (u. a. Tagebücher 1936–42; Notizkal. 1950–96; Texte z. Kunst; Korr.).

  • Literatur

    L H. T., Ausst.kat. Städt. Kunstmus. Duisburg 1955;
    H. T., Ölgem., Aquarelle, Zeichnungen, Ausst.kat. Haus am Waldsee Berlin 1956;
    W. Grohmann, H. T., Leben u. Werk, 1959;
    H. T., Ausst.kat. Gal. Stangl München 1968;
    H. T., Bilder, Zeichnungen, Collagen u. Skizzenbücher 1938–1979, Ausst.kat. Ak. d. Künste Berlin 1979/80 u. Wilhelm-Lehmbruck-Mus. Duisburg 1980;
    H. T. Skizzenbücher –1943–1983, Ausst.kat. Nat.gal. Berlin 1983;
    L. Romain, H. T., Die Lichtaugen zw. Schlaf u. Traum, in: Künstler, Krit. Lex. d. Gegenwart, 1993;
    H. T., Neue Skizzenbücher –1984–1994, Ausst.kat. Kupf.kab. Berlin 1995;
    M. Krause, H. T., Werkverz., 2003;
    H. T., Werke u. Dok., Ausst.kat. GNM Nürnberg, Neues Mus. Weimar, Haus am Waldsee Berlin 2003 (P);
    Freundeskr. d. Bauhaus-Univ. Weimar e. V.|(Hg.), H. T., Die frühen J., 2013;
    J. M. Nauhaus (Hg.), Möglichkeiten auf Blau, H. T. z. 100. Geb.tag, Aquarelle 1951 bis 1992, Ausst.kat. Lindenau-Mus. Altenburg, 2013 (P); Eldorado, H. T. z. 100. Geb.tag, Ausst.kat. Lehmbruck Mus. Duisburg, 2013.

  • Porträts

    P Photogr., T. in seinem Atelier, 1957 (Trökes-Archiv), Abb. in: Ausst.kat. 2003 (Titelbild); Photogr. v. H. List, 1964, Abb. in: Ausst.kat. Altenburg 2013; Photogr. v. F. Eschen, 1957 (Dt. Fotothek, Dresden).

  • Autor/in

    Marion Bornscheuer
  • Zitierweise

    Bornscheuer, Marion, "Trökes, Heinz" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 429-431 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118760939.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA