Lebensdaten
1875 – 1965
Geburtsort
Budapest
Sterbeort
Innsbruck
Beruf/Funktion
Historiker ; Professor in Prag und Innsbruck
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11875310X | OGND | VIAF: 67261192
Namensvarianten
  • Steinacker, Harold Eugen Adolf
  • Steinacker, Harold
  • Steinacker, Harold Eugen Adolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Steinacker, Harold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875310X.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Edmund (Ödön) (1839–1929, aus Quedlinburger Fam., d. über Wien n. Ungarn auswanderte, Pol., Publ., Abg. im ungar. RT, Begründer der Ungarländ. dt. Volkspartei in Wien (s. Biogr. Lex. Südosteuropa; ÖBL), S d. Gustav (Ps. Gustav Treumund) (1809–77, ev. Pfarrer, Päd., Schriftst. (s. Wurzbach; ADB 35), u. d. Aurelie Westher (1808–82), aus Käsmark (Kežmarok, Zips), Ratsherren-T;
    M Auguste (1850–1934), aus dt.-ungar. Fam. aus d. Zips, T d. Karl Heinrich Eduard Glatz (1812–89, ev. Rel.lehrer in Teschen u. Preßburg, Chefred. d. Pester Ztg., d. Pest Ofener Ztg. u. d. Ungar. Nachrr. (s. NDB VI; Biogr. Lex. Südosteuropa), u. d. Sidonie Köntzer (1816–92);
    Ur-Gvv Christian Friedrich Wilhelm (1775–1838, Kaufm.;
    B Roland (1870–1962), ev. Theol., Philol., Volkstumspol. (s. L);
    1) Mürzzuschlag 1904 Konstanze (Cona), T d. Clemens v. Ende, Offz., u. d. Antonie Katsch, 2) 1926 Hildegard (1888–1985, Hist., T d. W. Katsch, u. d. Helene Bierbach;
    3 S aus 1) Wolfgang (1906–95, Dr. iur., Richter, RA in Klosterneuburg, Eduard (1907–93), Dr. phil., Prof., Romanist in Landeck (Tirol), Meinhard (1913–39, Dr. med., Arzt, Assistent an d. Univ. Innsbruck, 1 S aus 2) Ivo (* 1928), Chemiker.

  • Biographie

    S. besuchte in Pest das ev.-ungar. Gymnasium und 1888–91 das Gymnasium in Jena, maturierte 1893 in Pest mit Auszeichnung und folgte seinem Vater, der als einer der politischen Führer des Deutschtums zwangspensioniert worden war, wohl um 1893 nach Wien. Der Kampf gegen die Magyarisierung|prägte S.s politische und wissenschaftliche Haltung bis an sein Lebensende. 1893–97 studierte er an der Univ. Wien Alte Geschichte sowie Klassische Philologie, dissertierte bei Max Büdinger und wurde 1898 sub auspiciis imperatoris promoviert. 1897–99 besuchte er den 22. Kurs des Instituts für Österr. Geschichtsforschung, wo ihn Oswald Redlich (1858–1944) sehr beeindruckte. S. hielt sich danach neben seinem Jus-Studium 1899–1901 meist am Österr. Historischen Institut in Rom auf, wo er besonders von Theodor (v.) Sickel (1826–1908) geprägt wurde. 1901 zum Mitarbeiter bei den „Regesta Habsburgica“ bestellt, habilitierte sich S. 1905 mit der genealogisch wegweisenden Arbeit über „Die Herkunft und älteste Geschichte des Hauses Habsburg“; 1909 wurde er zum ao. Prof. für Österr. Geschichte an der Univ. Innsbruck ernannt, las aber auch neuere Geschichte. Nachdem er ein ihm 1913 angebotenes Ordinariat für Allgemeine Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit in Czernowitz nicht angenommen hatte, kehrte er 1918 nach einem kurzen Intermezzo als Ordinarius für Historische Hilfswissenschaften an der Dt. Univ. in Prag (1917) mit Unterstützung Redlichs als Nachfolger Wilhelm Erbens (1864–1933) auf dessen Ordinariat für Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften an die Univ. Innsbruck zurück. In der Zwischenkriegszeit tauchte S.s Name in diversen Ordinariatsvorschlägen auf (1929 Ruf nach Gießen, mögliche Berufungen nach Wien 1926 und 1929 verhinderte Hans Hirsch, 1878–1940), doch blieb er in Innsbruck, wo er die Tradition von Julius Ficker (1826–1902) und Erben fortsetzte.

    S. war im Studienjahr 1924 /25 Dekan und wurde im März 1938 zum Rektor ernannt, ein Amt, das er 1942 zurücklegte. Dabei vertrat er nach eigenen Angaben offen den Nationalsozialismus; nach offensichtlich kurzer Parteimitgliedschaft nahm er am Reichsparteitag 1938 als Ehrengast teil. Er stand hinter Entlassungen aus rassischen und politischen Gründen, setzte sich fallweise aber auch für jüd. Freunde ein. 1945 wurde er seines Lehramts enthoben und nach Einstufung als Belasteter und Minderbelasteter im Sommer 1948 pensioniert.

    Nach 1945 widmete sich S. Fragen des Deutschtums in Südosteuropa, beteiligte sich am Wiederaufbau des seit 1951 von Fritz Valjavec (1909–60) geleiteten Südostinstituts München sowie an dessen Publikationen (Südostforschungen, Südosteurop. Arbeiten) und war 1957 Gründungsmitglied der Südostdt. Historischen Kommission (Mitwirkung Südostdt. Archiv u. Buchreihe). S. gehörte auch zu den Mitplanern und Mitarbeitern des von Valjavec herausgegebenen universalhistorischen Sammelwerkes „Historia Mundi“, für das er auch Beiträge lieferte, und zu den Gründern der Ranke-Gesellschaft (1952).

    S.s historiographisches Schaffen umfaßt im wesentlichen vier Werkgruppen, zunächst den Komplex der Kontinuität zwischen Antike und Mittelalter (Die antiken Grundlagen d. frühma. Privaturkunde, 1927, Meisters Grundriß, Erg.bd. 1; Traditio et carta, ein Kontinuitätsproblem, in: AfD 5/6, 1959/60, S. 1–72). Zur zweiten Gruppe gehören neben den Habsburgerregesten die sich an seine Habilitationsschrift anschließenden Studien über das Werden der Schweizer Eidgenossenschaft. Richtungsweisend waren seine Arbeiten zur rechtlich-diplomatischen Natur, zur Datierung der beiden Fassungen des österr. Landrechts und zur Echtheitsfrage des Privilegium minus. Eine dritte Gruppe betrifft die Stellung Österreich-Ungarns in der Geschichte Mittel- und Osteuropas. Dazu gehört die Kritik an ƒkos v. Timons „Ungarischer Verfassungsgeschichte“ (1904), wobei S. die These von der Existenz einer weit ins Mittelalter zurückreichenden ungar. Verfassung, die ein Kernstück des ungar. Nationalismus darstellte, entkräftete. Zutreffend sind auch seine Erklärungen zum Kampf Ungarns um seine Unabhängigkeit, gegen die Rekatholisierung und die Eingliederung in den habsburg. Gesamtstaat, den er in den Prozess der Reichsbildung und Reichsordnung einreihte. Zur vierten Gruppe gehören Arbeiten, die sich aus seinem nach dem Ende der Monarchie entwickelten Geschichtsbild ergaben und eine gesamtdt., von innerdt. und mitteleurop. Faktoren bestimmte Geschichtsauffassung bekunden. Zur Abfassung einer dt. Geschichte kam S. jedoch nicht mehr, sie sollte von dem Gedanken ausgehen, daß das Volk vor dem Staat zu stehen habe (Volksgeschichte). Nach dem 2. Weltkrieg modifizierte S. seine Ansichten dahingehend, daß dem ursprünglich stark ideologisch bestimmten völkischen Gedanken ein stärkerer menschlich-psychologischer Aspekt unterlegt wurde. Seine Arbeiten im Bereich der Hilfswissenschaften und Verfassungsgeschichte sind markante Meilensteine in der historischen Forschung.

  • Auszeichnungen

    A Ehrenmitgl. d. Historikerclubs Innsbruck (1922);
    Mitgl. d. Comité Internat. d. Sciences Hist. (1926–38);
    korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1932 u. 1948, Ehrenmitgl. 1964);
    Beirat d. Dt. Akad. (1936) u. d. Reichsinst. f. Gesch. d. neuen Dtlds. (1938);
    Dr. iur. h. c. (Königsberg 1938);
    Vors. d. Südostdt.|Hist. Komm. (1958, Ehrenvors. 1960); Adam Müller-Guttenbrunn-Plakette d. Südostdt. Kulturwerkes (1960);
    Ehrenmedaille d. Univ. Innsbruck (1960);
    Konstantin Jireček-Medaille d. Südosteuropa-Ges. (1962);
    Plakette d. ostdt. Kulturrates Mainz (1963).

  • Werke

    Das Quellenmaterial z. Gesch. d. gall. Gegenks. Postumus, Victorinus, Laetianus, Marius u. Tetricus, Diss. masch. Wien 1897 (nicht auffindbar);
    Die Lehre v. d. nichtkgl. (Privat-)Urkk. d. dt. MA, in: Meisters Grundriß d. Gesch.wiss., Bd. l, 1906, S. 231–66;
    Regesta Habsburgica, Abt. I.: Die Regg. d. Grafen v. Habsburg bis 1281, 1905;
    Regesta Habsburgica, Abt. II.: Die Regg. Albrechts I. v. 1281–1298, Lfg. 1, 1934;
    Über Stand u. Aufgaben d. ungar. Vfg.gesch., in: MIÖG 28, 1907, S. 396–477;
    Über d. Entstehung d. beiden Fassungen d. österr. Landrechts, in: Jb. d. Ver. f. Landeskde. v. Niederösterr. 1916/17, S. 230–301;
    Zur Frage d. österr. Landrechtes, in: MÖIG 39, 1923, S. 2–59;
    Zum Privilegium Friedrichs I. f. d. Hzgt. Österr. (Privilegium minus), in: MÖIG Erg.bd. 11, 1926, S. 205–39;
    Zur Entstehung d. Schweizer. Eidgenossenschaft, in: Zs. f. Schweizer. Gesch. 15, 1935, S. 386–95;
    Die Habsburger u. d. Ursprung d. Eidgenossenschaft, in: MIÖG 61, 1953, S. 1–37;
    Austro-Hungarica, Ausgew. Aufss. u. Vortrr. z. Gesch. Ungarns u. d. österr.-ungar. Monarchie, 1963;
    Volk u. Gesch., Ausgew. Reden u. Aufss., 1943;
    Weltgeschichtl. Einordnung d. FrühMA, in: Historia Mundi 5, 1956, S. 451–87;
    Vom Sinn u. Wesen d. Gesch., ebd. 10, 1961, S. 721–801 (Epilog).

  • Literatur

    F. Huter, in: Alm. d. Österr. Ak. d. Wiss. 115, 1965, S. 306–35 (W-Verz. v. W. Neumann, P);
    ders., in: HZ 201, 1965, S. 260–62;
    ders., in: MIÖG 73, 1965, S. 451–54;
    K. K. Klein, in: Südostdt. Vjbll. 14, 1965, S. 65 f.;
    M. Bernath, in: Südostforschungen, 24, 1965, S. 1–10 (P);
    A. Schwob, in: Südostdt. Semesterbll., H. 15, 1965, S. 1–3;
    H. Rößler, Festgabe dargebracht H. S. z. Vollendung d. 80. Lebensj., 1955 (W-Verz. v. W. Neumann S. 334–42);
    Theodor Mayer, in: Gedenkschr. f. H. S. (1875–1965), 1966, S. 1–10;
    G. Mecenseffy, Ev. Lehrer d. Univ. Wien, 1967, S. 158–61;
    G. Oberkofler, Die geschichtl. Fächer an d. Phil. Fak. d. Univ. Innsbruck 1850–1945, 1969, S. 122–32;
    A. Schader, H. S., Sein Weg in den NS, Diss. Klagenfurt 1997 (W-Verz. S. 414–18, Erg. z. Neumann);
    R. Spreitzer, H. S., 1875–1965, Ein Leben f. „Volk u. Gesch.“, in: K. Hruza (Hg.), Österr. Historiker 1900–1945, 2008, S. 191–223 (L, P);
    Wi. 1935;
    Personenlex. Drittes Reich;
    Österr. Gesch.wiss. 20. Jh.;
    zu Roland:
    B. H. Zimmermann, Zum 100. Geb.tag v. R. A. B. S. 1870–1962, in: Südostdt. Archiv 13, 1970, S. 227–32.

  • Porträts

    S. als Rektor d. Univ. Innsbruck (in SA-Uniform), Gem. v. H. Lanzinger, 1941 (Innsbruck, Univ.), Abb. u. a. in: Huter (s. L) u. Spreitzer (s. L).

  • Autor/in

    Manfred Stoy
  • Zitierweise

    Stoy, Manfred, "Steinacker, Harold" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 159-161 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875310X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA