Lebensdaten
1846 – 1907
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Purkersdorf bei Wien
Beruf/Funktion
Jurist ; Politiker ; österreichischer Finanzminister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129263958 | OGND | VIAF: 55222228
Namensvarianten
  • Steinbach, Emil Robert Wilhelm
  • Steinbach, Emil
  • Steinbach, Emil Robert Wilhelm

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Steinbach, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129263958.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1807–77, jüd. seit 1845 kath.), aus Arad (Ungarn), Goldschmied, später Schätzmeister d. Wiener Verkehrsbank;
    M Emilie Ofner (1814–81); ledig.

  • Biographie

    Nach Elementarunterricht durch einen Hauslehrer 1852–56 besuchte S. bis 1861 die Oberrealschule am Schottenfelde in Wien. 1863 nahm er das Studium der Rechtswissenschaften in Wien auf, wo Lorenz v. Stein (1815–90) zu seinen Lehrern zählte (Dr. iur. 1868). Seit 1867 war S. als Advokaturkonzipient bei den Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Stanislaus Neymister und Dr. Wilhelm Obermayer beschäftigt. Nach bestandener Advokatenprüfung lehrte er 1874–85 Recht und Volkswirtschaftslehre an der angesehenen Wiener Handelsakademie, an der auch Adolph Wagner (1835–1917) unterrichtet hatte. 1885–90 versah er Lehraufgaben an der Oriental. Akademie in Wien. 1874 wurde S. als Ministerial-Vice-Sekretär in das von dem Liberalen Julius Glaser (1831–85) geleitete Justizministerium berufen, wo er sich u. a. mit der Vorbereitung einer Anfechtungsordnung befaßte. Als 1879 das konservative Kabinett Gf. Eduard Taaffes (1833–95) an die Macht kam, wurde der den „Sozialaristokraten“ unter Prinz Alois Liechtenstein (1846–1920) nahestehende S. mit der Erarbeitung sozialreformatorischer Vorlagen betraut. 1883 wurde die liberale Gewerbeordnung von 1859 zugunsten der „kleinen Meister“ abgeändert und das Gewerbeinspektorat etabliert, 1885 der Elfstundentag, das Verbot der Kinderarbeit und der Nachtarbeit für Frauen eingeführt. Geschickt setzte er im Windschatten der dt. Reformen 1886 die Arbeiter-Unfallversicherung, 1888 die Krankenversicherung durch. In seinem am 5. 11. 1885 im Saal des Wiener Architektenvereins gehaltenen viel beachteten Vortrag „Über die Pflichten des Besitzes“ verlangte S. vom Bürgertum, die Sozialreformen zu unterstützen.

    1890 zum Sektionschef befördert, folgte S. 1891 Julian v. Dunajewski (1822–1907) als Finanzminister nach. Er behielt die strenge Budgetdisziplin bei, wagte sich aber an von seinem Vorgänger aufgeschobene Reformvorhaben wie die Währungsreform. An die Stelle des Guldens, einer durch den Preisverfall des Silbers prekär gewordenen Silberwährung, sollte die Goldvaluta treten. Die Reform betraf auch die ungar. Reichshälfte, deren Finanzminister Alexander Wekerle (1848–1921) eng mit S. zusammenarbeitete, und mündete 1892 in die Einführung der Kronenwährung. Eine weitere Reform betraf das überholte System der Personalabgaben. Hier gelang es S. 1892, einen unter Federführung Eugen Böhm v. Bawerks (1851–1914) erarbeiteten Entwurf, der auch die Einführung|einer progressiven Einkommensteuer vorsah, ins Parlament einzubringen. 1893 scheiterte S. mit der Regierung Taaffe an einem von ihm ausgearbeiteten Wahlreformentwurf, der den Arbeitern das Wahlrecht zugestanden hätte. Er begann nun eine neue Laufbahn als Höchstrichter, die ihn 1904 an die Spitze des Obersten Gerichtshofs brachte.

  • Auszeichnungen

    A Rr.kreuz d. österr. Leopoldordens (1886);
    GHR (1891);
    österr. ksl. Orden d. Eisernen Krone I. Kl. (1892);
    Mitgl. d. Herrenhauses (1899).

  • Werke

    Erwerb u. Beruf, 1896;
    Rechtsgeschäfte d. wirtschaftl. Organisation, 1897;
    Arbeiterschutzgesetzgebung in Österr., in: Hdwb. d. Staatswiss., hg. v. J. Conrad u. L. Elster, 1890, Bd. 1, S. 422–33;
    Die Moral als Schranke d. Rechtserwerbs u. d. Rechtsausübung, 1898;
    Zur Friedensbewegung, 1899;
    Treu u. Glauben im Verkehr, 1900;
    Genossenschaftl. u. herrschaftl. Verbände in d. Organisation d. Volkswirtsch., 1901;
    Vertretung d. öff. Interessen auf d. Gebiete d. Privatrechtes, 1902;
    Der Staat u. d. modernen Privatmonopole, 1903.

  • Literatur

    F. Klein, Justizmin. Dr. Klein über S., in: Neues Wiener Tagbl. v. 31. 10. 1907;
    W. König, Skizzen zu e. Charakterbild, E. S., in: Jb. d. österr. Leo-Ges., 1931, S. 186–238;
    K. Menger, in: Neue Freie Presse v. 28. 5. 1907;
    A. Niebauer, Persönl. Erinnerungen an Finanzmin. S., ebd.;
    J. Ofner, in: Die Wage 10, Nr. 22, 1907, S. 1 f.;
    F. Schönborn, Begegnungen, in: Dt. Revue v. Sept. 1907;
    H. Wittek, E. S.s Wirken, in: Österr. Rdsch. 11, H. 6, S. 414–22;
    L. Wittmayer, in: Allg. Österr. Gerichtsztg. v. 1. 6. 1907;
    ders., E. S. als Sozialphilos., in: Jb. f. Gesetzgebung, Verw. u. Volkswirtsch. im Dt. Reich, 31, 1907, H. 2, S. 115–38 (auch als Separatdr.);
    E. Svarovsky, E. S., Sein Leben u. Werk, Diss. Wien 1963;
    W. Fritz, Für Ks. u. Rep., Österr. Finanzmin. seit 1848, 2003;
    ders., Finanzmin. E. S., Der Sohn d. Goldarbeiters, 2007 (Qu, W, P);
    NÖB II, 1925, S. 48–62 (W, L);
    Hist. Lex. Wien;
    Enc. Jud.²;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    ÖBL (W, L).

  • Autor/in

    Wolfgang Fritz
  • Zitierweise

    Fritz, Wolfgang, "Steinbach, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 161-162 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129263958.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA