Lebensdaten
1839 – 1901
Geburtsort
Vaduz (Liechtenstein)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Musiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118744828 | OGND | VIAF: 197428
Namensvarianten
  • Rheinberger, Josef Gabriel von
  • Rheinberger, Josef von
  • Rheinberger, Josef Gabriel von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Rheinberger, Josef von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118744828.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Peter R. (1789-1874), fürstl. liechtenstein. Rentmeister in V., S d. Johann (1764–1828) u. d. Josefa Hartmann ( 1800);
    M Maria Elisabeth (1801–73), T d. Johann Laurenz Carigiet (1748- 1828), Landammann in Disentis (Kt. Graubünden), u. d. Maria Christina Monn (1756–1844);
    Om Jakob Anton Carigiet, Pfarrer in Schaan, bischöfl. Landesvikar;
    9 Geschw (3 früh †) u. a. David (1823–89), fürstl. liechtenstein. Reg.sekr., Peter (1831–93), fürstl. liechtenstein. Hptm., Landestechniker, Johanna (Hanni, Ordensname Sr. Maxentia, 1832–1917), trat 1851 b. d. Barmherzigen Schwestern in Zams (Tirol) ein, 1906-15 Gen.oberin ebd.;
    Harlaching b. München 1867 Franziska (Fanny) (1831–92, 1] Ludwig v. Hoffnaaß, 1829–65, Offz.), Dichterin (s. L, P), T d. Anton Jägerhuber (1804–69), Gutsverw. d. Graf Arco, Bes. v. Schloß Maxlrain (Oberbayern), u. d. Fanny v. Geiger (1805–87); kinderlos;
    N Egon R. (1870-1936), Bildhauer u. Architekt in V. (s. P).

  • Biographie

    R.s musikalisches Talent wurde von dem Organisten Sebastian Pöhli entdeckt, unter dessen Anleitung erste Kompositionen entstanden. 1849 kam R. für ein Jahr zur musikalischen Ausbildung zu dem Feldkircher Organisten Philipp Schmutzer. Auf Anregung des Komponisten Matthäus Nagiller übersiedelte der Zwölfjährige anschließend nach München, wo er am Konservatorium insbesondere durch den späteren Konservator der Musikabteilung der kgl. Hof- und Staatsbibliothek Julius Josef Maier (1821–89) geprägt wurde, dessen Kontrapunktunterricht der Leipziger Bach-Pflege verpflichtet war. Weiteren Unterricht erhielt er bei Johann Georg Herzog (Orgel) und Julius Emil Leonhard (Klavier), ferner privat durch den Hofkapellmeister Franz Lachner (1803–90). Wichtige Eindrücke empfing R. auch durch den Gelehrten Emil v. Schafhäutl (1803–90). 1854 wurde R. Vizeorganist an der Pfarrkirche St. Ludwig und führte hier u. a. seine vierstimmige Messe Es-Dur (Jugendwerkeverz. 57) auf, 1857 wurde er Hoforganist an St. Kajetan, 1863 an der St.-Michaels-Hofkirche. Nachdem er seit 1859 am Konservatorium Klavierunterricht erteilt hatte, wurde er 1867 zum Professor für Orgel und Komposition ernannt – ein Amt, das er bis kurz vor seinem Tod innehatte und in dem er seine größte Wirkung entfaltete. 1877 erfolgte die Ernennung zum Hofkapellmeister für Kirchenmusik als Nachfolger von Franz Wüllner (1832–1902).

    R. ist in die Musikgeschichte eher als Pädagoge denn als Komponist eingegangen. Sein „Lehrkurs des Contrapuncts“ (1867/68) wurde zur Unterrichtsgrundlage für eine ganze Generation von Kompositionsschülern der Kgl. Akademie der Tonkunst. Zu ihnen zählten u. a. Engelbert Humperdinck, Wilhelm Furtwängler, Ermanno Wolf-Ferrari, Ludwig Thuille sowie der nachmalige Ordinarius für Musikwissenschaft der Univ. München, Adolf Sandberger (1864–1943). Aber auch ausländische, insbesondere amerik. Komponisten wie George Chadwick und Horatio William Parker absolvierten bei ihm ihre Ausbildung. R. unterhielt Kontakte zu den meisten Komponisten und Künstlerpersönlichkeiten der Zeit wie Richard Strauss, Max Bruch, Franz Liszt, Hans v. Bülow und Max Reger, auch wenn sie andere Stilrichtungen vertraten, so wie es auch zu seinem Unterrichtsstil gehörte, den Schülern keine ästhetische Konzeption zu oktroyieren.

    In einer traditionellen Musikanschauung verankert, ist R.s kompositorisches Schaffen mehr von satztechnischer Gründlichkeit als von romantischem Überschwang gekennzeichnet. Eingängige Melodik wird durch kontrapunktisch meisterhafte Durcharbeitung gestützt. So stand er ästhetisch dem Werk der Neudeutschen Schule sowie v. a. Richard Wagner kritisch gegenüber, wenngleich er als Korrepetitor der Hofoper an der Einstudierung der Uraufführung von „Tristan und Isolde“ mitwirkte und einzelne Momente des Wagnerschen Musikdramas Spuren in seinem dramatischen Schaffen hinterließen (so in „Die sieben Raben“, op. 20, u. dem noch 1887 von Strauss dirigierten Türmers Töchterlein“, op. 70). Die Ehe mit der mit eigenen Gedichtbänden hervorgetretenen Franziska v. Hoffnaaß veränderte und erweiterte R.s Sichtweise auf die Lyrik. Es folgte eine Hinwendung zu Münchner Dichtern, v. a. zu Robert Reinick und Martin Greif. Seine Frau steuerte auch die Libretti zu den Oratorien „Christoforus“ (op. 120) und „Der Stern von Bethlehem“ (op. 164) bei, die zu den größten Erfolgen R.s gehörten.

    Trotz seiner Verwurzelung in der kath. Kirchenmusik ließ R. sich nicht vom restaurativen Cäcilianismus vereinnahmen, dessen Exponenten viele seiner kirchenmusikalischen Werke ablehnten. Aufgrund seines handwerklichen Könnens schon zu Lebzeiten als „Klassizist“ beurteilt, wurde R. aber auch mit dem Vorwurf eines trockenen Akademismus konfrontiert. Doch zeigen nicht nur seine unbekannteren Kompositionen, sondern auch die geistlichen Chorwerke mit ihrer ausgefeilten Harmonik und ebenso die Formenvielfalt der Orgelsonaten und Klavierwerke R. auch in der Tradition der Frühromantiker.|

  • Auszeichnungen

    bayer. Kronenorden (1895);
    Dr. phil. h. c. (München 1899);
    GR (1899).

  • Werke

    Weitere W Geistl. Vokalmusik: 14 Messen, 3 Requien, 2 Stabat Mater, Motetten, Hymnen, Lieder;
    -Oratorien u. Kantaten: „Das Töchterlein des Jairus“, op. 32; Bühnenwerke:
    „Scherz, List und Rache“, Jugendwerkeverz. 28;
    „Der arme Heinrich“, op. 37;
    „Das Zauberwort“, op. 153, „Vom Goldenen Horn“, op. 182;
    weltl. Vokalmusik:
    7 Chorballaden mit Klavier, 3 Chorballaden f. Männerchor u. Orchester, 2 Chorballaden f. gemischten Chor u. Orch.;
    Männerchöre, Zyklen f. gemischten Chor, Gesangsensembles mit Instrumentalbegleitung, ca. 100 Lieder;
    Orchestermusik:
    Sinfonie Wallenstein, op. 10;
    Florentiner Sinfonie, op. 87;
    4 Konzertouvertüren;
    4 Orchesterbearbeitungen eigener Kammermusik- bzw. Orgelwerke;
    Klavierkonzert op. 94;
    2 Orgelkonzerte op. 137, 177;
    1 Suite f. Orgel u. Orch.;
    Kammermusik:
    3 Streichquartette op. 89, 93, 147;
    Nonett op. 139;
    4 Klaviertrios;
    je e. Klavierquartett, -quintett u. -
    sextett;
    Cellosonate op. 77, 2 Violinsonaten op. 77, 105;
    Hornsonate op. 178;
    Sechs Stücke f. Violine u. Orgel op. 150;
    Suite op. 166;
    Klaviermusik:
    4 Sonaten op. 47, 99, 135, 184;
    zahlr. Slgg. mit Charakterstücken sowie 5 Toccaten;
    Werke für 2 Klaviere (Duo op. 15;
    Bearb. d. Goldbergvariationen v. J. S. Bach) u. Klavier vierhändig (u. a. Tarantella op. 13;
    Sonate op. 122);
    Orgelmusik:
    20 Sonaten (op. 27, 65, 88, 98, 111, 119, 127, 132, 142, 146, 148, 154, 161, 165, 168, 175, 181, 188, 193, 196);
    2 Trios op. 49 u. 189;
    – H.-J. Irmen, Themat. Verz. d. musikal. Werke G. J. R.s, 1974;
    Schrr.:
    H.-J. Irmen, J. R., Briefe an Henriette Hecker, 1970;
    H. Wanger, J. R.s Briefe an seine Eltern (1851–1872), in: Jb. d. hist. Ver. f. d. Fürstentum Liechtenstein, 1961, S. 59-207;
    J. G. R., Briefe u. Dok. seines Lebens, 7 Bde., hg. v. H. Wanger u. H.-J. Irmen, 1982-86 (Tagebücher Bde. III-V);
    Memoiren bisher unveröff. (z. Zt. Leihgabe im J. R.-Archiv, Vaduz);
    seit 1988 krit. Gesamtausg. d. Werke (Ed.stelle R.-Gesamtausg., seit 2001 in Stuttgart);
    |

  • Quellen

    Qu: J. R-Archiv, seit 1998 im Liechtenstein. Landesarchiv, Vaduz; |

  • Nachlass

    Nachlaß: Bayer. Staatsbibl., München.

  • Literatur

    Th. Kroyer, J. R., 1916;
    A. Sandberger, J. R., in: Ausgew. Aufss. z. Musikgesch., 1921;
    M. Weyer, Die Orgelwerke v. J. R., 1966;
    H.-J. Irmen, G. J. R. als Antipode d. Cäcilianismus, 1970;
    H. Wanger, J. R. u. d. Kammermusik, 1978;
    ders., Das J.-R.-Archiv u. sein Forsch.gebiet, in: Historiogr. im Fürstentum Liechtenstein, hg. v. A. Brunhart, 1996, S. 49-52;
    ders., J. G. R., Leben u. Werk in Bildern, 1998;
    E. u. H.-J. Irmen, G. J. R. u. Franziska v. Hoffnaaß, Eine Musikerehe im 19. Jh., 1990;
    E. Douglas Bomberger, Amerik. Musiker als Studenten b. G. R., in: Jb. d. hist. Ver. f. d. Fürstentum Liechtenstein, 1993, S. 317-36;
    H. Steger, Vor allem Klangschönheit, 2001;
    BJ VI, S. 409-16 u. Tl.;
    Riemann mit Erg.bd.;
    MGG;
    New Grove;
    New Grove²;
    Schweizer Lex.;
    LThK³;
    BBKL.

  • Porträts

    zahlr. Lithogrr., u. a. v. F. Hecht, 1870, u. Photogrr., u. a. v. F. Hanfstängl, um 1880;
    Ölgem. Fanny v. Hoffnaaß, v. J. Resch (Privatbes.), alle abgeb. in: Wanger, 1998, s. L;
    Grabdenkmal mit Relief v. Egon Rheinberger (ursprüngl. München, jetzt Vaduz);
    Gedenktafel mit Reliefbildnis (München, Fürstenstr.);
    Briefmarke d. Fürstentums Liechtenstein, 2001.

  • Autor/in

    Stephan Hörner
  • Zitierweise

    Hörner, Stephan, "Rheinberger, Josef von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 489-490 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118744828.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA