Lebensdaten
1833 – 1903
Geburtsort
Laupheim (Württemberg)
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Bankier ; Mäzen
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 119438631 | OGND | VIAF: 77125517
Namensvarianten
  • Steiner, Kilian (bis 1895)
  • Steiner, Kilian von (seit 1895)
  • steiner, kilian von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Steiner, Kilian von (seit 1895), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119438631.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Victor S. (1790–1865, Lederhändler, Schloßguts- u. Brauereibes. in L., S d. Simon Victor (1762–1804;
    M Sophie (Zemirah, Zierle) (1799–66), T d. Kilian Reichenbach (Moos) (erw. 1818), Eisenwarengroßhändler in Hohenems (Vorarlberg);
    Ov Heinrich S. (1794–1885, Gründer d. Hopfenhandelsfa. „Simon H. Steiner Hopfen“ in L., Joseph S. (1803–74, Gründer d. Werkzeugfabrik „Joseph Simon & Söhne“ (später „Laupheimer Werkzeugfabrik Joseph Simon & Söhne“) in L.;
    4 B, 7 Schw;
    1869 Clothilde (1833–1919, 1] Adolf Goldschmidt), T d. Abraham Moses Bacher, Hofagent in Hechingen;
    2 S Victor S. (1870–1939, ev., Anna Jürgensen, 1875–1922), RA in Colmar u. Straßburg, Adolf Wohlgemuth (gen. Mut) S. (1876–1957, ev., Ruth v. Kalkreuth, 1879–1955), 1 T Luise (Lizzi, Lisi) S. (1872–1932, jüd., Georges Darrier, 1872–1938), 2 Adoptiv- bzw. Stief-T Henriette S. (⚭ Gustav Müller jun.), Emilie S.;
    Vt Simon Heinrich S. (1825–1910, mit Heinrich S. (s. o.) Gründer d. Hopfenhandelsfa. „Simon H. Steiner Hopfen“ in L.;
    E Marie Luise S. (1905–80, Hubertus Gf. Leutrum v. Ertingen, 1898–1974), Ulrich S. (1908–61, Mitgründer d. südwürtt. CDU, 2. Vors. d. LandesCDU;
    Ur-E Karl Magnus Gf. Leutrum v. Ertingen (* 1931, 1] Freya Gfn. Moltke-Kirsten, * 1941, 2] Gioia Gfn. Hochberg, * 1934), auf Nippenburg, Dipl.-Landwirt, Ehrensenator d. Univ. StuttgartHohenheim, Norwin Gf. Leutrum v. Ertingen (* 1933, Amélie Delbrück, * 1940), Dr. iur., Vortr. Legationsrat I. Kl., Irmela Gfn. Leutrum v. Ertingen (* 1937, Alexander [Sasha] Prinz v. Ratibor u. Corvey, Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst, 1923–89, Ing. agr., Tierarzt).

  • Biographie

    S. besuchte in Laupheim die jüd. Schule, in Stuttgart und Ulm das Gymnasium und studierte seit 1853 in Tübingen und Heidelberg Rechtswissenschaften (Dr. iur. 1876 Tübingen). 1859–65 war er in Heilbronn als Anwalt tätig, wo er freundschaftlichen Kontakt mit Gustav Schmoller (1838–1917) pflegte. 1865 zog S. nach Stuttgart, hier wurde er Mitglied des sog. Zollvereinskomitees – gegründet zur Erhaltung des damals gefährdeten Zollvereins – und der nationalliberalen Dt. Partei. Mit Freunden aus diesem Umfeld – u. a. den Farbhändlern und -fabrikanten Gustav Müller (1823–75) und Gustav (v.) Siegle (1840–1905), dem Textilkaufmann Lorenz Friedrich Chevalier (1810–89) sowie dem Financier und Sozialreformer Eduard Pfeiffer (1835–1921) gründete er 1869 die Geschäftsbank „Württembergische Vereinsbank“, die bald zur dominierenden Regionalbank im Kgr. Württemberg wurde. Die Berliner Großbanken kamen erst im 20. Jh. nach Stuttgart. S. war als Vorstandsmitglied bis 1870 und seitdem bis zu seinem Tod als Delegierter des Verwaltungsrats in der Geschäftsleitung der Württ. Vereinsbank wesentlich beteiligt an der Gründung, Umgründung und Sanierung wichtiger Banken in Berlin (Dt. Bank, 1870), Mannheim (Rhein. Creditbank, 1870), Stuttgart (Württ. Notenbank), Frankfurt/M., Straßburg und Wien. Mit allen diesen Instituten kam es zu einer Art Dauerkonsortium für große Kreditgeschäfte. Die Württ. Vereinsbank wurde federführend bei den Anleihe-Verhandlungen mit dem Kgr. Württemberg, wobei sie den bisherigen Hauptkreditgeber, das Frankfurter Bankhaus Rothschild, ablöste. Eine damals viel beachtete und richtungweisende Auslandsinvestition, die Gründung der Anatol. Bahn, wurde zusammen mit der Dt. Bank durchgeführt. Diese besorgte v. a. die Finanzierung am Börsenplatz Berlin, während die eigentliche Gründung und Planung durch die Württ. Vereinsbank, v. a. durch den engsten Mitarbeiter S.s, Alfred (v.) Kaulla (1852–1924) erfolgte.

    S.s Hauptverdienst liegt in Gründung, Umgründung, Sanierung und Finanzierung bedeutender Unternehmen wie der „Badischen Anilin- & Soda-Fabrik AG“ (BASF), „Waffenfabrik Gebr. Mauser“, „Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik AG“ (später Industrie-Werke Karlsruhe – IWK), „Vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabrik“, „Philipp Holzmann & Cie.“, „Württembergischen Metallwarenfabrik AG“ (WMF), „Maschinenfabrik Esslingen“, „Salzwerke Heilbronn“, „Daimler Motoren-Gesellschaft“ (DMG), „Union Deutsche Verlagsgesellschaft“ sowie mehrerer Firmen der Textilbranche. Die jeweiligen Transaktionen wurden von S. mit seinen Kollegen in der Bank geplant und abgewickelt, v. a. mit Kaulla und Alexander (v.) Pflaum (1839–1911), aber auch in engem Zusammenwirken mit anderen Financiers und Gründern, wie Müller, Siegle, Chevalier, Pfeiffer, dem Pulverfabrikanten Max Duttenhofer (1843–1903) und dem Verleger Adolf Kröner (1836–1911) sowie mit dem seit der Studienzeit befreundeten Bankier Georg v. Siemens (1836–1901). S. war eine zentrale Figur in der Industrialisierung Württembergs im letzten Drittel des 19. Jh.

    Aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Deutschen Partei ergab sich zeitweise eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit Ludwig Bamberger (1823–99). Befreundet war S. auch mit Schriftstellern und Dichtern, so mit Berthold Auerbach (1812–82), Victor v. Scheffel (1826–86) und Wilhelm Raabe (1831–1910). Eine wichtige Rolle spielte er als Mäzen, v. a. als Mitbegründer des 1895 gegründeten „Schwäbischen Schillervereins“ (seit 1947 „Deutsche Schillergesellschaft“), der 1903 das Schillerarchiv und -museum in Marbach (1922 Schiller-Nationalmuseum) fertigstellte. S. stiftete als Grundstock des Museums ca. 800 Handschriften.

  • Auszeichnungen

    A GKR (1880);
    Orden d. Eisernen Krone III. Kl. (1879);
    Commandeurskreuz d. serb. Takovo-Ordens (1884);
    Ehrenkreuz d. Ordens d. Württ. Krone (1895);
    Ehrenbürger v. Niedernau (1891) u. Marbach (1901).

  • Werke

    Zur Gesch. d. Württ. Ver.bank (1869–1893), in: Jb. f. Gesetzgebung, Verw. u. Volkswirtsch. im Dt. Reich 24, 1905, S. 95–139.

  • Literatur

    A. Palm, Erinnerungen an Dr. K. v. S., in: Neues Tagbl. Stuttgart v. 1. 10. 1903;
    G. Schmoller, in: ders., Charakterbilder, 1913 S. 233–41;
    Lb. Schwaben XI, 1969, S. 312–26;
    L. Steiner Gimbel, Die Gesch. d. S.schen Fam.unternehmen in Laupheim, 1984;
    U. Ott, Ein großer, aber kein Berühmter, Rede z. Enthüllung d. Büste v. Dr. K. S. am 12. Nov. 1987 in Laupheim, in: Heimatkundl. Bll. f. d. Kr. Biberach, 1987;
    O. K. Deutelmoser, Ein Bankier d. Gründerzeit, K. S., in: Marbach, Rückblick auf e. Jh. 1895–1995, 1996, S. 81–101;
    ders., K. S. u. d. Württ. Ver.bank, ²2004;
    B. Schönhagen, „Ja es ist e. weiter Weg v. d. Judenschule bis hierher.“, K. S. u. Laupheim, 1998;
    Qu
    Steinersches Archiv im Gfl. Leutrumschen Archiv, Laupheim.

  • Porträts

    Ölgem. v. F. v. Lenbach (Marbach, Schillermus.);
    Büste v. B. v. Kalkreuth, 1987 (Schloß Laupheim, Rosengarten).

  • Autor/in

    Otto K. Deutelmoser
  • Zitierweise

    Deutelmoser, Otto K., "Steiner, Kilian von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 186-187 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119438631.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA