Lebensdaten
1816 – 1892
Geburtsort
Lenthe bei Hannover
Sterbeort
Charlottenburg bei Berlin
Beruf/Funktion
Erfinder ; Elektrotechniker ; Großindustrieller ; Physiker ; Mitbegründer der Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118614088 | OGND | VIAF: 77108808
Namensvarianten
  • Siemens, Ernst Werner (bis 1888)
  • Siemens, Werner
  • Siemens, Werner von
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Zitierweise

Siemens, Werner von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118614088.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Ferdinand S. (1787–1840), 1816–23 Domänenverw. in L., 1823–40 in Menzendorf (Meckl.), S d. Johann Georg Heinrich (1735–1805), 1762–92 Domänenverw. u. Amtmann in Schauen b. Goslar, seit 1792 Amtsrat in Wasserleben, u. d. Sophie Elisabeth Huet (1740–99);
    M Eleonore Henriette (1792–1839), T d. Ludwig August Deichmann (1768–1819), Amtmann, Gutsbes. in Poggenhagen b. H., u. d. Eleonore Johanna Magdalena Georgine Scheiter (1765–1857);
    Ov Johann Georg (1764–1827), Gutsverw. u. -pächter, Oberamtmann (s. Gen. 4);
    10 B (2 früh †) u. a. Hans S. (1818–67, Alma Müller, 1831–1914), Techniker, Glasfabr. in Dresden, Ferdinand S. (1820–93, Eulalia Hertzog, 1835–1916), Rittergutsbes. auf Piontken b. Angerburg (Ostpreußen), Wilhelm (s. 2), Friedrich S. (s. 3), Carl (1829–1906, finn. Adel 1895, Marie Freiin v. Kapherr, 1801–77), Leiter d. russ. Unternehmen v. Siemens & Halske, Walter S. (1833–68), Ing., 1866–68 norddt. Konsul in Tiflis, Otto S. (1836–71), Dr. phil., Chemiker, 1868–71 als Nachf. seines Bruders Walter norddt. Konsul in Tiflis, 3 Schw (1 früh †) Mathilde S. (1814–78, Carl 1811–85, Prof. d. Physik in Göttingen, seit 1846 Prof. d. Chemie in Kiel, entdeckte d. Isopren, entwickelte mit S. Minen, deren Zündkabel mit Guttapercha isoliert waren, s. Pogg. II–III, S d. Karl Himly, 1772–1837, Prof. d. Med. in Göttingen, s. NDB X), Sophie (1834–1922, Friedrich Crome, 1821–83, Dr. iur., ksl. JR am Oberappellationsgericht d. Hansestädte in Lübeck, RA am Reichsgericht in Leipzig);
    1) Königsberg (Ostpreußen) 1852 Mathilde (1824–65), T d. Wilhelm Drumann (1786–1861), Althist., Prof. f. Gesch. in Königsberg (s. NDB IV), u. d. Sophie Sabina Henriette Mehliß (1797–1845), 2) Hohenheim 1869 Antonie (1840–1900), T d. Carl Georg v. Siemens (1809–85), Prof. f. Technol. an d. Landwirtschaftl. Hochschule Hohenheim b. Stuttgart (s. Pogg. II–III), u. d. Ottilie Denzel (1812–82);
    3 S Arnold (1853–1918, Ellen, 1864–1941, T d. Hermann v. Helmholtz, 1821–94, preuß. Adel 1883, Physiker, s. NDB VIII), Industr., seit 1890 Mitinh. d. Fa. Siemens & Halske in Berlin, Wien, St. Petersburg, 1904–18 Vors. d. Aufsichtsrats d. Siemens & Halske AG, Wilhelm (s. 5), Carl Friedrich (s. 6), 3 T Anna (1858–1939, Richard Zanders, 1860–1906, Papierfabr. in Berg.-Gladbach), Käthe (1861–1949, Karl August Gottfried Pietschker, 1846–1906, Dr. phil., Pfarrer in Bornstedt b. Potsdam), Hertha (1870–1939, Karl Dietrich, 1866–1923, Prof. f. Chemie in Kiel, seit 1916 Leiter d. Zentralstelle f. wiss.-techn. Forsch.arbb. d. Siemens-Konzerns, Kunstsammler, 1920–22 Präs. d. dt. chem. Ges., Liebig-Denkmünze in Gold 1922, s. Pogg. IV–VI; Wi. 1922, DBJ V, S. 148–51 u. Tl., Lex. Naturwiss., S d. Theodor Harries, 1904, GJR); N 2. Grades Georg (s. 4); Verwandte Johann Georg S. (1748–1807), Dr. iur., Bgm. in Goslar, hzgl. Justitiar d.Klosters Frankenberg u. d. Domäne Bodenstein (s. Fam.art.; Braunschweig. Biogr. Lex. I), S d. Heinrich (Henning) Albrecht S. (1703–58), Gutspächter in Weddingen, Mitbes. d. Bartelsmühle im Klapperhagen, Alexander S. (1847–1928), Elektroing., Dir. v. Siemens Brothers Ltd. in England, 1871 Gründungsmitgl. d. Soc. of Telegraph Engineers and Electricians, 1894 Präs. d. Institution of Electrical Engineers (s. Pogg. IV–VI; Oxford DNB).

  • Biographie

    Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation seiner Eltern zunächst von seiner Großmutter und seinem Vater unterrichtet, besuchte S. seit 1827 die Bürgerschule in Schönberg (Meckl.), erhielt 1829 erneut Privatunterricht und wechselte 1832 in die Obertertia des Lübecker Katharineums, das er 1834 ohne Abschluß verließ. S. bewarb sich bei der preuß. Armee, um über den Militärdienst Zugang zu einer ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung zu erlangen. Nach der Aufnahme in das Magdeburger Artilleriekorps wurde er 1835 an die Berliner Artillerie- und Ingenieurschule abkommandiert, wo er eine dreijährige Ausbildung absolvierte. Nach dem Tod der Eltern übernahm S. die Erziehung und Ausbildung seiner minderjährigen Geschwister. Er setzte sich intensiv mit technischen Fragen auseinander und erhielt 1842 sein erstes preuß. Patent für ein Verfahren zur galvanoplastischen Vergoldung, das er mit Hilfe seines Bruders William 1843 in England erfolgreich vermarktete.

    Überzeugt vom technischen und wirtschaftlichen Potential der elektrischen Telegraphie konzentrierte sich S. auf die Verbesserung des Wheatstoneschen Zeigertelegraphen. 1847 konstruierte er ein allen bisher gebräuchlichen Apparaten überlegenes Modell. Mit dieser Erfindung war der Grundstein für die „Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske“ (S & H) gelegt, die S. im Okt. 1847 mit dem Universitätsmechaniker Johann Georg Halske (1814–90) in Berlin gründete. Dieser brachte seine praktische Erfahrung in der Leitung und Organisation eines Handwerksbetriebs, S. seine Patente (Verfahren, Gold behufs d. Vergoldung auf nassem Weg vermittelst d. galvan. Stromes aufzulösen, preuß. Patent 1842; Eine neue Art elektr. Telegraphen u. damit verbundene Vorrichtung z. Drucken d. Depeschen, preuß. Patent 1847) in die Firma ein. Das Startkapital stammte von Werners Vetter, dem Justizrat Johann Georg Siemens (1805–79). In kurzer Zeit entwickelte sich S & H von einer kleinen feinmechanischen Werkstätte für Eisenbahn-Läutewerke, Wassermesser, Guttapercha-Drahtisolierungen und v. a. für Telegraphen zu einem international führenden Elektrounternehmen. Den ersten, mit hohem Prestigewert verbundenen staatlichen Großauftrag erhielt S & H 1848 für den Bau einer Telegraphenlinie zwischen Berlin und Frankfurt/Main. Da die Zusammenarbeit mit der preuß. Telegraphenverwaltung 1851 endete, geriet das junge Unternehmen in eine Krise, die es durch die konsequente Erschließung ausländischer Märkte überwand. S & H erhielt 1851 den Auftrag zur Errichtung des russ. Telegraphennetzes, das unter der Leitung von S.s jüngerem Bruder Carl von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer gebaut wurde. Daneben entwickelte sich das Engagement in England zur zweiten wichtigen Stütze. Hier gelang S.s Bruder William mit der Herstellung und Verlegung telegraphischer Seekabel der Durchbruch.

    Parallel zur unternehmerischen Tätigkeit widmete sich S. intensiv physikalischer Forschung. 1866 entdeckte er aufbauend auf den Arbeiten Michael Faradays (1791–1867) das dynamoelektrische Prinzip und schuf so die entscheidende Voraussetzung zur Ausnutzung der Elektrizität für Antriebs- und Beleuchtungszwecke. Von den Arbeiten Sören Hjorths (1801–70), der 1854 ein dän. Patent auf eine Dynamomaschine erhalten hatte, wußte S. vermutlich nichts. S. erkannte, daß die Dynamomaschine zur Elektrifizierung u. a. des Transport- und des Beleuchtungswesens führen würde. Die Starkstromtechnik entwickelte sich rasch und S. erschloß neue Anwendungsgebiete, so eine elektrische Eisenbahn (Berliner Gewerbeausstellung, 1879), eine Straßenbeleuchtung mit Bogenlampen (Berliner Ks.gal., 1879), einen Fahrstuhl (Mannheim, 1880), eine Straßenbahn (Berlin-Lichterfelde, 1881) oder einen Oberleitungsomnibus (Berlin, 1882). Der Name „Siemens“ entwickelte sich zu einem zentralen Markennamen für die „Elektrotechnik“, ein Begriff, der 1879 von S. geprägt wurde.

    Seit 1866 wurden Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter mit einer „Inventurprämie“ belohnt. Mehr als ein Jahrzehnt vor der gesetzlichen Alters- und Hinterbliebenenversorgung rief S. 1872 eine Pensions-, Witwen- und Waisenkasse für die betriebliche Altersversorgung ins Leben. 1890 schied er offiziell aus dem Unternehmen aus, übte jedoch bis zu seinem Tod 1892 bestimmenden Einfluß aus. Als Abgeordneter der Dt. Fortschrittspartei gehörte S. 1862–66 dem Preuß. Landtag an. 1877 wurde er Mitglied des Reichspatentamts, 1879 beteiligte er sich an der Gründung des „Elektrotechnischen Vereins“ zur Förderung von elektrotechnischen Lehrstühlen an Technischen Hochschulen. Als Mäzen betätigte sich S. 1887 auch an der Gründung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. zahlr. wiss. Ges., u. a. d. Polytechn. Ges. Berlin (1842), d. Physikal. Ges. Berlin (1845), d. Ver. z. Beförderung d. Gewerbefleisses in Preußen (1870), d. Dt. Chem. Ges. (1873), d. VDI (1874), d. Soc. of Telegraph Engineers London (1877), d. Ges. d. Wiss. Göttingen (1880), d. Berliner Urania Ges. (1888), d. Manchester Literary and Philosophical Soc. (1889), d. Institution of Civil Engineers, London (1892) u. d. American Inst. of Electrical Engineers, New York (1892);
    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Berlin (1873), St. Petersburg (1882) u. d. Ak. f. Kunst u. Wiss., Göteborg (1885);
    Dr. phil. h. c. (Berlin 1860);
    Dr. med. h. c. (Heidelberg 1886);
    Komturkreuz d. Franz Joseph-Ordens (1873);
    preuß. Kronen-Orden 2. Kl. (1878);
    Offz.kreuz d. Ordens d. Ehrenlegion (1881);
    Rr. d. Ordens Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1886);
    bayer. Verdienstorden v. Hl. Michael 2. Kl. (1892);
    div. weitere Orden.

  • Werke

    Wiss. u. techn. Arbb., 2 Bde., 1889–91, engl. 1892 u. 1895;
    Lebenserinnerungen, 1892, 192004, engl. u. d. T. Recollections, 2005;
    Veröff., Patente u. Vortrr. v. W. v. S., 1966.

  • Literatur

    ADB 55;
    C. Matschoß, W. S., Ein kurzgefaßtes Lb. nebst e. Auswahl seiner Briefe, 2 Bde., 1916;
    K. Burhenne, W. S. als Soz.pol., 1932;
    F. Heintzenberg, Aus e. reichen Leben, W. S. in Briefen an seine Fam. u. an Freunde, 1953;
    Georg Siemens, Der Weg d. Elektrotechnik, Gesch. d. Hauses Siemens, 2 Bde., 1961;
    S. v. Weiher, W. v. S., Ein Leben f. Wiss., Technik u. Wirtsch, ²1974;
    L. Schoen, in: Berlin. Lb. VI, S. 153–75 (P);
    W. Feldenkirchen, W. v. S. als internat. Untern., in: W. v. S., Studien zu Leben u. Werk, hg. v. D. Hoffmann u. W. Schreier 1995, ²1996, S. 1–18 (P);
    ders., Siemens, Von d. Werkstatt z. Weltuntern., ²2003 (P);
    ders. u. E. Posner, Die Siemens-Unternehmer, Kontinuität u. Wandel 1847–2005, 2005, S. 18–43 (P);
    M.-Th. Federhofer, Kein „Kontorheld“, W. S.s Lebenserinnerungen als Gel.autobiogr., in: (Auto)Biographik in d. Wiss.- u. Technikgesch., hg. v. Ch. v. Zimmermann, 2004, S. 92–107;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    DSB;
    Lex. Elektrotechniker;
    Pogg. II–VI, VII a Suppl.;
    Lex. bed. Naturwiss. (P);
    Qu
    Archiv d. Siemens AG, München (Siemens Corporate Archives);
    Archiv d. S.-Fam.stiftung, Goslar.

  • Porträts

    Daguerrotypien u. Photogr. 1842/43, 1844/48, 1847, 1852, 1857 (alle Archiv d. S.-Fam.stiftung, Goslar, Archiv d. Siemens AG, München);
    Büsten u. a. v. W. R. Piehl, 1871, A. v. Hildebrand, 1892, H. Schenkam, 1893, J. Boese, 1896, F. Claus, 1912 u. J. Wackerle, 1929;
    Ölgem. v. F. v. Lenbach, 1886, u. C. Gussow, 1894;
    Denkmäler v. J. Moser, 1898 (Berlin, Potsdamer Brücke, eingeschmolzen), W. Wandschneider, 1899 (TU Berlin);
    Gedenktafel v. A. v. Hildebrand, 1906 (München, Dt. Mus.), H. Lederer, 1914 (Berlin, Haus d. VDI), nach dems., 1922 (Stahnsdorf, Südwestkirchhof, Grabstätte S.);
    Gedenkplaketten v. A. v. Hildebrand, 1899, W. Lobach, 1922, P. Börner, 1941 u. A. Klingler, 1953;
    Medaillen v. G. Schultz, 1897, u. F. Kupsch, 1936;
    Abb. auf 20 Reichsmark-Banknote, 1929–48, u. 100 Pfennig-Briefmarke d. Dt. Bundespost, 1992.

  • Autor/in

    Wilfried Feldenkirchen
  • Zitierweise

    Feldenkirchen, Wilfried, "Siemens, Werner von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 370-372 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118614088.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA