Lebensdaten
1872 – 1941
Geburtsort
Charlottenburg bei Berlin
Sterbeort
Heinenhof bei Potsdam
Beruf/Funktion
Großindustrieller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118765256 | OGND | VIAF: 54944192
Namensvarianten
  • Siemens, Carl Friedrich von
  • Siemens, C. F. v.
  • Siemens, C. F. von
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Zitierweise

Siemens, Carl Friedrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118765256.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Werner v. S. (s. 1);
    M Antonie Siemens;
    Ov Wilhelm (s. 2), Friedrich (s. 3);
    B Wilhelm v. S. (s. 5); – 1) Bornstedt b. Potsdam 1898 Auguste (Tutty) (1878–1935), T d. Julius Bötzow (1839–1914), Brauereibes. in B., KR, u. d. Elisabeth Henze, 2) Berlin-Charlottenburg 1929 Margarete (1890–1977, 1] Wilhelm Otto S., 1882–1945, Ing., Bes. v. Petroleumgruben, Ordonnanzoffz., S d. Friedrich S., s. 3), T d. Ludwig Heck (1860–1951), Zool., Dir. d. Zool. Gartens in Köln, seit 1888 in B., Prof., GR (s. NDB VIII), u. d. Margarete Nauwerk (1867–1950);
    1 S Ernst (s. 7), 2 T u. a. Ursula (1906–80, Hubert Gf. Blücher v. Wahlstatt, 1902–45); Schwägerin Katrin Heck (1889–1919, Werner Ferdinand v. S., 1885–1937, Mitgl. d. Vorstands, dann d. Aufsichtsrats d. Siemens & Halske AG, s. Gen. 5).

  • Biographie

    S. studierte seit Herbst 1893 an der Univ. Straßburg sowie an den Technischen Hochschulen München und Charlottenburg technische und naturwissenschaftliche Fächer sowie Mathematik. Im Herbst 1895 ging er nach London, von wo aus er mehrere Studienreisen in die USA und nach Frankreich unternahm. 1899 trat S. in die „Siemens & Halske AG“ (S & H) ein. Nach einer Stammhauslehre wechselte er 1901 in die Leitung der engl. Niederlassung; 1906 wurde er zum Managing Director des „Siemens Brother Dynamo Works“ in Stafford ernannt. Im Anschluß an eine ausgedehnte Asienreise kehrte S. 1908 nach Deutschland zurück, um Organisation und Leitung der Berliner „Central-Verwaltung Übersee“ zu übernehmen, die als Exportabteilung des gesamten Unternehmens fungierte. Parallel war S. seit 1904 Aufsichtsratsmitglied von S & H, 1909 wurde er Mitglied des Vorstands der „Siemens-Schuckertwerke GmbH“ (SSW); seit 1912 führte er den Vorsitz in diesem Gremium. 1919 übernahm S. nach dem Tod seines Bruders Wilhelm den Vorsitz in den Aufsichtsräten beider Stammgesellschaften.

    Die ersten Jahre seiner Amtszeit waren von den Folgen des 1. Weltkriegs geprägt – Siemens hatte knapp 40% der Unternehmenssubstanz, darunter fast alle Patentrechte im Ausland, verloren. Dennoch hielt S. an der Internationalisierungsstrategie des Unternehmens fest. Unter seiner Führung nahm S & H verstärkt den Charakter einer Holdinggesellschaft an. S. förderte die Dezentralisierung des Unternehmens, indem er einzelne Arbeitsgebiete in spezialisierte Tochter- und Beteiligungsgesellschaften ausgliederte, ohne jedoch das Leitbild von der „Einheit des Hauses Siemens“ aufzugeben. So entstanden seit 1919 rechtlich selbständige Produktionsunternehmen, Gesellschaften zur Absatzförderung sowie Finanzierungs- und Patentgesellschaften, die jedoch in direkter Beziehung zum traditionellen Kerngebiet Elektrotechnik standen. Mitte der 1920er Jahre zählte Siemens erneut zu den fünf weltweit führenden Elektrokonzernen und engagierte sich als einziges Unternehmen der Branche sowohl in der Nachrichten- als auch in der Energietechnik.

    S. gestand den operativen Einheiten weitreichende Autonomie zu, behielt sich als Aufsichtsratsvorsitzender jedoch stets deren unternehmerische Führung und Kontrolle vor, um die Kontinuität der Unternehmens- und Finanzpolitik sicherzustellen. Dem sozialpartnerschaftlich orientierten Führungsstil der Weimarer Republik verpflichtet, führte S. u. a. 1927 die vom Geschäftserfolg abhängige Abschlußprämie für Tarifangestellte und Arbeiter wieder ein und etablierte zahlreiche sozialpolitische Einzelmaßnahmen.

    S. war 1920–24 Reichstagsabgeordneter der DDP, 1927 führte er die dt. Delegation auf der Genfer Weltwirtschaftskonferenz an. Als Präsident des Verwaltungsrats der Deutschen Reichsbahngesellschaft (1924–34) wirkte er entscheidend an deren Aufbau mit. Parallel engagierte er sich in zahlreichen Wirtschaftsorganisationen: U. a. war er Vorsitzender des von ihm mitinitiierten Zentralverbands der dt. Elektrotechnischen Industrie (1918–33), Mitglied des Reichswirtschaftsrats (1920–33) sowie Präsidiumsmitglied des Reichsverbands der Deutschen Industrie (bis 1935). 1921 zählte S. zu den Begründern des Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit, dessen Vorsitz er bis 1934 innehatte. Darüber hinaus hatte er Vorstandsfunktionen in der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeber-Verbände (seit 1922) sowie im Verband Berliner Metallindustrieller (bis 1933) inne. Im Zuge der „Gleichschaltung“ von Verbänden und Institutionen des öffentlichen Lebens durch die Nationalsozialisten zog sich S. seit 1933 von seinen öffentlichen Ämtern zurück. S. war Mitglied bzw. Vorsitzender der Aufsichtsräte zahlreicher Unternehmen im In- und Ausland wie z. B. der Deutschen Bank, der Deutsche Lufthansa AG, der Gelsenkirchener Bergwerks AG, der Mannesmannröhren-Werke AG, der Osram GmbH KG, der Vereinigte Stahlwerke AG.

  • Auszeichnungen

    Dr.-Ing. E. h. (TH München 1921);
    Dr. rer. nat. h. c. (Halle-Wittenberg 1927);
    Ehrenbürger d. TH Karlsruhe (1921) u. Darmstadt (1922);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. f. Techn. Physik (1924) u. d. Elektrotechn. Ver. (1931);
    Senator d. Dt. Ak. München (1925–33) u. d. KWG (1926–41);
    Goldener Ehrenring d. Dt. Mus. München (1925);
    Ehrensenator d. TH Braunschweig (1929) u. d. TH München (1930);
    Gauß- u. Weber-Denkmünze d. Univ. Göttingen|(1933);
    Komturkreuz 1. Kl. mit d. Stern d. österr. Verdienstordens (1937);
    Vizepräs. d. KWG (1937–41);
    Mitgl. d. Ausschusses d. Dt. Mus. München (1915), d. Kuratoriums d. Physikal.-Techn. Reichsanstalt (1921–35), d. Ak. d. Bauwesens (1922–33) u. d. Kuratoriums d. KWI f. Physik (1936);
    Vors. d. Stifterverbands d. Dt. Forsch.gemeinschaft (1920–34).

  • Werke

    Die Bedeutung d. Wohnungsfrage f. d. Ind., 1917;
    Zur Wirtsch.frage, in: Dt. Ind., Nr. 25 u. 26, 1920;
    Veredelte Umsatzsteuer, ²1921;
    Rationalisierung u. ihre Wirtsch.formen, in: Verhh. d. dt. Ind. u. Handelstages 8, 1926, S. 78–93;
    Die Funktion d. Ind. in d. wirtsch. Weltsituation u. in d. nat. Beziehungen, 1927;
    Die Bedeutung d. Elektrizität f. d. Gestaltung d. menschl. Lebens, 1929;
    Vortrag über Wirtsch.fragen d. Reichsbahn vor d. Ind.- u. Handelstag, 1928;
    Die elektr. Ind. u. d. gegenwärtige wirtsch. Lage, 1931;
    Die gegenwärtige Lage Dtlds., 1931;
    Wirtsch. u. Reichsbahn, 1932;
    90 J. Haus Siemens [1937];
    Reden u. Aufss. v. C. F. v. S., Bd. I–V incl. Nachtr. zu Bd. I (W-Verz.: unveröff. Zus.stellung d. Siemens-Archivs).

  • Literatur

    A. Rotth, in: Siemens-Mitt. 42, 1922, S. 291 f.;
    H. v. Buol, ebd. 218, 1941, S. 51–56 (P);
    K. Busse, in: Der Anschluß 4, 1941, S. 53–55 (P);
    R. Bingel, in: VDI-Zs. 85, 1941 (P);
    C. Köttgen, in: Siemens-Zs. 4, 1941, S. 141–48;
    K. Stieler, in: Archiv f. Eisenbahnwesen 4, 1941, S. 529–36;
    H. v. Siemens, in: Wiss. Veröff. aus d. Siemens-Werken 20, 2, 1942 (P);
    Georg Siemens, C. F. v. S., ²1962;
    W. v. Koenneritz, C. F. v. S. u. d. dt. Wirtsch. d. 20er J., 1963;
    G. Schmölders, C. F. v. S., 1972;
    Werner v. Siemens-Inst. (Hg.), Zitate aus Reden u. Aufss. v. C. F. v. S., 1972;
    Stammbaum d. Fam. S., 1985, S. 192 f. (P);
    L. Schoen, in: ders. u. H. Goetzeler, Wilhelm u. C. F. v. S., 1986, S. 61–100 (P);
    W. Feldenkirchen u. E. Posner, Die Siemens-Unternehmer, 2004, S. 86–111 (P);
    R. Hachtmann, Wiss.management in „Dritten Reich“, 2 Bde., 2007;
    Rhdb. (P);
    Pogg. VII a;
    Nachlaß:
    Archiv d. Siemens AG, München (Siemens Corporate Archives);
    Archiv d. S.-Fam.stiftung, Goslar.

  • Porträts

    Büste v. W. v. Winterfeldt, 1926 (München, Carl Friedrich v. Siemens-Stiftung);
    Ölgem. u. a. v. K. v. Kardorff, 1942 u. 1943, v. R. Schuster-Woldan, 1942 u. 1943;
    Büste, 1941;
    Bronzerelief, 1941;
    Marmorrelief, 1941;
    Gipsrelief v. J. Wackerle, 1942 (alle Archiv d. Siemens AG, München);
    - Photogrr.: Archiv d. S.-Fam.stiftung, Goslar;
    Archiv d. Siemens AG, München.

  • Autor/in

    Wilfried Feldenkirchen
  • Zitierweise

    Feldenkirchen, Wilfried, "Siemens, Carl Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 377-379 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118765256.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA