Lebensdaten
1843 – 1918
Geburtsort
Alpl bei Krieglach (Obersteiermark)
Sterbeort
Krieglach
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
-
Normdaten
GND: 118602667 | OGND | VIAF: 46774513
Namensvarianten
  • Petri Kettenfeier (Pseudonym)
  • Malser, Hans (Pseudonym)
  • P. K. (Pseudonym)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Rosegger, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118602667.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Lorenz Rossegger (1814–96), Bergbauer in A.;
    M Maria (1818–72);
    1) Graz 1873 Anna (1851–75), T d. Josef Pichler, Hutfabr., Gde.rat in Graz, 2) Krieglach 1879 Anna (1869–1932), T d. Wenzel Knaur, Bauuntern, in Wien;
    1 S aus 1) Sepp (Josef Peter) (1874–1948), Dr. med., Komp. (s. Riemann; ÖBL), 1 T aus 1), 1 S aus 2) Hans Ludwig (1880–1929), Schriftst. (s. Kosch, Lit.-Lex.³), 2 T aus 2).

  • Biographie

    R., der als ältester Sohn verarmter Bergbauern aufwuchs, erhielt nur eine mangelhafte Schulbildung. Nach gescheiterten Versuchen, ein Priesterstudium in Graz aufzunehmen, absolvierte er 1860-63 eine Schneiderlehre und arbeitete anschließend als „vazierender“ Geselle auf den Höfen seiner Heimat. Während dieser Zeit suchte er seine „Lesewut“ durch ihm zugängliche Lesestoffe zu stillen, die er in zahlreichen handschriftlich verfaßten Nachahmungen zirkulieren ließ. Der Redakteur der „Grazer Tagespost“, Adalbert Viktor Svoboda (1828–1902), wurde auf diese Arbeiten aufmerksam und rief 1864 zur Förderung des „steier. Volksdichters“ auf. Nach einer kurzen Buchhandelslehre in Laibach besuchte R., unterstützt von wohlhabenden Grazer Bürgern wie dem Bierindustriellen Peter Reininghaus (1818–1901), 1865-69 die Akademie für Handel und Industrie in Graz. Die Bekanntschaft mit den Schriftstellern Leopold v. Sacher-Masoch (1836–95) und Robert Hamerling (1830–89) eröffnete ihm erste Publikationsmöglichkeiten wie etwa die von Hamerling eingeleitete Veröffentlichung seiner Dialektgedichte „Zither und Hackbrett“ (1869). Noch im selben Jahr erschien die Sammlung „Tannenharz und Fichtennadeln“, 1870 folgten die ethnographischen Skizzen „Sittenbilder aus dem steier. Oberlande“. Stipendien ermöglichten R. eine Existenz als freier Schriftsteller und die Fortsetzung seiner schon während der Schulzeit unternommenen Reisen: 1870 nach Norddeutschland, Holland und in die Schweiz, 1872 gemeinsam mit Svoboda nach Italien. 1867 hatte er Stifter besucht, dessen Werk neben der Dorfgeschichten- und Kalenderliteratur August Silbersteins (1827–1900) und Berthold Auerbachs (1812–82) sein eigenes Schreiben beeinflußte.

    R.s Karriere wurde durch den ungar. Verleger Gustav Heckenast (1811–78) nachhaltig gefördert, in dessen Verlag 1871-78 jährlich mindestens ein Band mit Erzählungen, Dorfgeschichten, Reiseskizzen und Sittenbildern, aber auch R.s erster Roman (In der Einöde, 1872, später erw. u. umgearbeitet u. d. T. „Heidepeters Gabriel“) erschien. Ebenfalls bei Heckenast publizierte R. den Tagebuchroman „Die Schriften des Waldschulmeisters“ (1875) und die Urfassung seiner Sammlung von autobiographischen Erzählungen aus seiner bäuerlichen Herkunftswelt „Waldheimat“ (1877), die später – in der „Ausgabe letzter Hand“ auf vier Bände erweitert und in zahlreichen Auswahlausgaben für die Jugend verbreitet – zu seinem Markenzeichen wurden. R.s Talent für episodisch-pointierte Geschichten fand schnell überregionale Anerkennung; durch eine geschickte Publikationspolitik war er nicht nur in den Feuilletons der Wiener Zeitungen, sondern bald auch in den (Familien-)Zeitschriften Deutschlands präsent. Trotz unverkennbarer Konstruktionsmängel wurde der aus Zeitungsfeuilletons montierte Roman „Die Schriften des Waldschulmeisters“ eines der erfolgreichsten Werke R.s: Das nach dem Modell der Robinsonade gestaltete Projekt zweier in der Welt gescheiterter Erzieherfiguren, die Wildnis und ihre Bewohner zu zivilisieren, war einem gemäßigt-liberalen Konzept von Volksaufklärung verpflichtet. Da der Verkauf des diesem politischen Programm verschriebenen Volkskalenders „Das neue Jahr“ (1873-80) die geschäftlichen Erwartungen enttäuschte, entschloß sich R. 1876 die Monatsschrift „Heimgarten“ zu gründen, die er bis zur Übernahme durch seinen Sohn Hans Ludwig 1910 herausgab. Mit den hier publizierten journalistischen Arbeiten griff R. in die Streitfragen des Tages (Nationalitätenkampf, Antisemitismus, Agrarfrage, Kirchenpol.) ein und akzentuierte seinen Liberalismus zeitkonform deutschnationalistisch.

    Seit 1881 erschienen R.s Bücher im Wiener Verlag Hartleben in Form einer jährlich zumindest um einen Band erweiterten Ausgabe seiner „Ausgewählten Schriften“. Wichtigstes Werk aus dieser Schaffensperiode ist der Roman „Jakob der Letzte“ (1889), in dem R. den wirtschaftlichen und moralischen Ruin der Bergbauern in Österreich behandelt – ein Thema, das zu dieser Zeit die internationale Politik und Literatur (u. a. Zola, Th. Hardy, Strindberg) beschäftigte. R.s kulturkritisch verschärfter Antimodernismus begünstigte seine Präsenz im Rahmen der programmatischen Heimatkunstbewegung zur Jahrhundertwende. Sein Briefroman „Erdsegen“ (1900) war ein in den Massenmedien der Metropolen Wien und Berlin vieldiskutierter Beitrag zur modischen Zivilisationskritik, die R. zudem mit religiöser Weltanschauungsliteratur („Mein Himmelreich“, 1901; „I. N. R. I.“, 1905) zeitgemäß instrumentierte.

    R.s Popularität war nicht nur an der steigenden Zahl der Auflagen (u. Überss.) seiner Bücher, sondern auch an den Feierlichkeiten zu seinem 60. und 70. Geburtstag sowie zahlreichen Ehrungen ablesbar. Mit seinem überaus erfolgreichen Aufruf für den „Dt. Schulverein“ (1909), in den gemischtsprachigen Grenzgebieten der Monarchie dt. Schulen zu errichten, exponierte sich R. im sich verschärfenden Nationalitätenkonflikt. Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs engagierte er sich, der in den 90er Jahren noch Bertha v. Suttners (1843–1914) „Verein der Friedensfreunde“ angehört hatte, für den Krieg und die „dt.-österr. Waffenbrüderschaft“. Die Zusammenarbeit mit dem chauvinistischen Priesterdichter Ottokar Kernstock (1848–1928, Steir. Waffensegen, 1916) dokumentiert eine Haltung, die nach R.s Tod, u. a. durch seinen Sohn Hans Ludwig, weiter radikalisiert wurde und so der nationalsozialistischen Resonanz zuarbeitete, die in den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag (1943) kulminierte.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Heidelberg 1903, Wien 1913, Graz 1917);
    Ehrenmitgl. d. Royal Soc. of Lit., London (1907;
    1914 v. R. zurückgelegt).

  • Werke

    W-Ausgg.: Ausgew. Schrr., 30 Bde., 1881-94;
    Ausgew. Schrr., 22 Bde., 1895-1919;
    Ges. Werke (Ausg. letzter Hand), 40 Bde., 1913-16;
    Schrr., Volksausg. in vier Serien. 50 Bde., o. J.;
    Teilausgg.:
    Schrr. in steir. Mundart. 3 Bde., 1895-96;
    Ges. Werke, hg. v. J. Perfahl. 4 Bde., 1989;
    Briefe:
    Briefwechsel zw. P. R. u. Friedrich v. Hausegger, hg. v. S. Hausegger, 1924;
    Dichterbriefe, Der Briefwechsel zw. P. R. u. August Silberstein, hg. v. O. Katann, 1929;
    Das Leben in seinen Briefen, hg. v. O. Janda, 1943, ²1948;
    H. Sittner, Kienzl – R., 1953;
    In ewiger Deinheit, Briefe v. P. R. an e. Jugendfreund, hg. v. Ch. Anderle, 1990;
    Briefwechsel P. R. – Ludwig Anzengruber, hg. v. K. Fliedl u. K. Wagner, 1995;
    P. R. – Gustav Heckenast, Briefwechsel 1869-1878. hg. v. K. Wagner, M. Kaiser u. W. Michler, 2003 (P);
    Bibliogrr.:
    R. Latzke, P. R. Bibliogr., Typoskr. 1949 (W);
    A. L. Schuller, Bibliogr. d. R.-Lit., in: P. R., Werkkat. u. Bibliogr, 1983, S. 19-46;
    Personalbibliogrr. österr. Dichter: |

  • Nachlass

    Nachlaß: v. a. Graz, Landesbibl. (zahlr. Photos).

  • Literatur

    E. Seillière, P. R. u. d. steir. Volksseele, 1903;
    A. Vulliod. P. R., 1913;
    A. Schlossar, P. R., 1921;
    R. Latzke, Aus R.s Werdezeit, 1937;
    ders., P. R., 2 Bde., 1943/53;
    Ch. Anderle. Der andere R., 1983;
    D. Garrett Stroud. The Sacred Journey, 1986;
    U. Baur u. a. (Hg.), „Fremd gemacht?“, Der Volksschriftst P. R., 1988;
    K. Wagner, Die lit. Öffentlichkeit d. Provinzlit., Der Volksschriftst. P. R., 1991;
    E. Philippoff. P. R., Dichter d. verlorenen Scholle, 1993;
    W. Hölzl, „Der Großdt. Bekenner“. Nat. u. nat.soz. R.-Rezeption, 1991;
    G. Schöpfer (Hg.), P. R., 1843-1918, Kat. d. Steir. Landesausst., 1993;
    W. Schmidt-Dengler u. K. Wagner (Hg.), R. im Kontext, 1999;
    Metzler Autoren Lex. (P);
    NÖB;
    Hall-Renner;
    ÖBL;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    BBKL;
    LThK³;
    Hist. Lex. Wien.

  • Autor/in

    Karl Wagner
  • Zitierweise

    Wagner, Karl, "Rosegger, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 45-47 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118602667.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA