Lebensdaten
1821 – 1912
Geburtsort
Würzburg
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Prinzregent von Bayern
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118729683 | OGND | VIAF: 15564534
Namensvarianten
  • Luitpold von Bayern
  • Luitpold
  • Luitpold von Bayern
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Zitierweise

Luitpold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729683.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kg. Ludwig I. v. B. ( 1868, s. NDB 15);
    M Therese Prn. v. Sachsen-Hildburghausen (1792–1854);
    B Kg. Maximilian II. v. B. ( 1864), Otto (1815–67), 1832-62 Kg. v. Griechenland;
    - Florenz 1844 Augusta (1825–64), T d. Ghzg. Leopold II. v. Toskana ( 1870, s. NDB 14) u. d. Maria Anna Prn. v. Sachsen;
    3 S, 1 T Kg. Ludwig III. v. B. ( 1921, s. NDB 15), Leopold ( 1930), GFM (s. NDB 14), Arnulf (1852–1907), Gen.oberst (s. BJ XII), Therese (1850–1925), Forschungsreisende;
    N Kg. Ludwig II. v. B. ( 1886, s. NDB 15), Kg. Otto v. B. (1848–1916).

  • Biographie

    Mit Erziehung und Bildung L.s waren zunächst der Theologe (Schüler Sailers und spätere Bischof von Eichstätt) G. Oettl, der Maler D. Quaglio, der Naturphilosoph G. H. Schubert und der Germanist und Turner H. F. Maßmann betraut, später der Jurist E. v. Moy, der Nationalökonom F. B. W. v. Hermann und der Philosoph G. Philipps aus dem Görreskreis. 1835 begann L. die Militärlaufbahn, wurde 1848 Generalleutnant, 1856 Kommandeur der 1. Division, 1861 Feldzeugmeister bei der Armee-Inspektion. Am Feldzug von 1866 beteiligte er sich als Kommandeur der 3. Division, 1866-70 war er mit der Reorganisation der bayer. Armee nach preuß. Vorbild befaßt, seit 1869 als Generalinspekteur. Im Krieg von 1870/71 befand sich L. als bayer. Vertreter im Großen Hauptquartier, 1876 wurde er zum Generalfeldzeugmeister mit dem Rang eines Generalfeldmarschalls ernannt. – Nach 1848 vertrat L. in repräsentativen Funktionen gelegentlich seinen Bruder Kg. Maximilian II. und später seinen Neffen Kg. Ludwig II.; beiden stand er distanziert gegenüber. Betont bayer.-konservativ und großdeutsch, mit mannigfachen Bindungen an Österreich und das Haus Habsburg, begegnete er, seit 1840 Mitglied der Kammer der Reichsräte, dem liberalen Ministerium Hohenlohe und der Reichsgründung mit Vorbehalten.

    L. trat erst ins Blickfeld der Öffentlichkeit, als er am 10.6.1886 die Regentschaft für seinen geisteskranken Neffen Ludwig und, nach dessen Tod, am 14.6.1886 für dessen ebenfalls geisteskranken Bruder Otto übernahm. Für politische Aufgaben weder vorgebildet noch besonders befähigt, stimmte L. erst nach langem Zögern der Übernahme der Regentschaft zu. Tatsächlich wurden ihm nicht nur neue und unerwartete Aufgaben und Pflichten aufgebürdet, der Vorgang kostete ihn auch in Verbindung mit dem Tod Ludwigs II. zunächst die Sympathien breiter Kreise und belastete die ersten Jahre der Regentschaft. Da zu den Kritikern insbesondere auch die kath. Volksbewegung (Patriotenpartei, Zentrum) zählte, die im Landtag die Mehrheit stellte, band sich L. um so mehr an die liberal-konservativen Regierungen dieser Jahre und deckte deren politischen und kirchenpolitischen Kurs. Dabei akzeptierte L. die fortschreitende Integration Bayerns ins Reich, setzte aber gewissen Gleichschaltungen im militärischen Bereich verschiedentlich Widerstand entgegen. Da L. gewohnt war, politische Entscheidungen ausschließlich nach Rücksprache mit Vertrauenspersonen seiner engsten Umgebung, in erster Linie den Chefs seiner Geheimkanzlei (Freyschlag, Zoller, Wiedenmann) zu fällen, trat neben die Bindung an die Minister diejenige an die Geheimkanzlei, die hierdurch zeitweilig den Charakter einer Nebenregierung erhielt. Die schon für die Zeit Ludwigs II. typische Regierung von Ministerium und Kabinett unter Zurückdrängung von Königtum und Parlament hat sich daher auch unter L. fortgesetzt, ja noch verstärkt.

    Dennoch ist die Regierungszeit L.s als „Prinzregentenzeit“ der bayer. Geschichte von den Zeitgenossen im Rückblick verklärt worden. Dies hatte mehrere Ursachen. Eine erste war gewiß, daß diese Epoche eine lange Zeit des Friedens und eine Periode wirtschaftlichen Wachstums, zivilisatorischen Fortschritts und kultureller Blüte war. Jedoch hatte auch die Persönlichkeit L.s ihren Anteil. Mit stets|präsentem Pflichtgefühl, wohlmeinender Anteilnahme und innerer Wärme verstand es L., dem schwierigen, zunächst angefochtenen Amt des Stellvertreters und Platzhalters eigenes Gewicht zu verleihen und sich dadurch Respekt, ja Verehrung zu gewinnen. Seine Persönlichkeit, gekennzeichnet durch ritterliche Haltung, Schlichtheit, Liberalität und wohltätigen Sinn, überhöht durch die Würde hohen Alters, war geeignet, die politischen und sozialen Gegensätze im Lande zwar nicht auszugleichen, aber zu mildern. Von großer Naturverbundenheit und körperlicher Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter, ist L. auf der eifrig betriebenen Jagd insbesondere der bäuerlichen Bevölkerung nahegekommen. Hinzu trat seine Neigung zur Gastlichkeit im kleinen Kreis und zur Pflege der bildenden Künste, die er als ein besonderes Vermächtnis seines Vaters angesehen hat. Obwohl sein Kunstverständnis begrenzt war, ist er zahlreichen bildenden Künstlern seiner Zeit ein echter Mäzen gewesen, der den verschiedenen Richtungen zwar nicht mit gleicher Anteilnahme, aber gleichermaßen mit Duldsamkeit gegenüberstand. F. Lenbach, M. Slevogt, A. v. Hildebrand und F. v. Miller zählten zu seinem engeren Kreis. Auch das Kunstgewerbe und das Ausstellungswesen erfuhren durch ihn mannigfache Förderung. Nicht zuletzt durch L.s persönliche Anteilnahme und Unterstützung, die anspornend wirkten, freilich auch durch die Großzügigkeit der staatlichen Stellen und der Stadtverwaltung, erhielt das München der Prinzregentenzeit in Bauten, Brunnen und Bildwerken ein neues Gesicht. Von den großen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen und Umbrüchen der Zeit hat L. kaum Kenntnis genommen; sein patriarchalisches Königtum war nicht auf die Zukunft gerichtet.

  • Literatur

    R. Gf. Du Moulin Eckart, L. v. Bayern, Ein hist. Rückblick, 1901 (L);
    Th. Soergel (Hrsg.), 25 J. Regentschaft in Bayern, 1911;
    Th. v. Heigel, Zum 80. Geb.tag d. Prinzregenten L. v. Bayern, in: ders., Dt. Reden, 1916, S. 112 ff.;
    ders., Nachruf, ebd., S. 128 ff.;
    H. Grauert, Zum Regentenwechsel in Bayern, in: Hochland, April-Juni 1911;
    F. Endres, Prinz-Regent L. u. d. Entwicklung d. modernen Bayern, 1916;
    L. Schrott, Der Prinzregent, Ein Lb. aus Stimmen s. Zeit, 1962 (L);
    H. Rüddenklau, Stud. z. bayer. Mil.pol. 1871-1914, Diss. Regensburg 1972 (ungedr.);
    K. Möckl, Die Prinzregentenzeit, 1972 (L);
    H. Rumschöttel, Das bayer. Offizierskorps 1866-1914, 1973;
    M. Spindler (Hrsg.), Hdb. d. bayer. Gesch. IV, 1, 1974 (L);
    H.-M. Körner, Staat u. Kirche in Bayern 1886-1918, 1977;
    F. Prinz, Anmerkungen z. Prinzregentenzeit, in: Festschrift f. A. Kraus, 1982, S. 411-22;
    Leopold Prinz v. Bayern, 1846–1930, Aus d. Lebenserinnerungen, hrsg. v. H.-M. u. I. Körner, 1983;
    Horst Ludwig, Kunst, Geld u. Pol. um 1900 in München, 1986 (P);
    W. Zorn, Bayerns Gesch. im 20. Jh., 1986.

  • Porträts

    Lith. v. G. W. Kraus, 1841, Abb. in: L. Schrott, Der Prinzregent, 1962;
    Phot., 1886, Abb. ebd.;
    mehrere Gem. v. F. v. Lenbach (München, Lenbachhaus), Abb. in: S. Mehl, F. v. Lenbach, 1980, Abb. 393-98;
    mehrere Gem. v. M. Slevogt, u. a. 1908 (Neukastel), Abb. in: H. J. Imiela, M. Slevogt, 1966, Nr. 151;
    Reiterstandbild v. A. v. Hildebrand (München, Prinzregentenstr.).

  • Autor/in

    Dieter Albrecht
  • Zitierweise

    Albrecht, Dieter, "Luitpold" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 505-506 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729683.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA