Lebensdaten
erwähnt 17. – 20. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Bankiersfamilie
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Wassermann, von (seit 1910)
  • Wassermann
  • Wassermann, von (seit 1910)
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Wassermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139138.html [29.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die gesicherte Stammlinie der Familie läßt sich auf Mayer Moses ( n. 1712) aus Rohrbach bei Heidelberg zurückführen. Er betrieb seit 1692 als Schutzjude der Grafen von Pappenheim in Regensburg einen Warenhandel und belieferte dort Gesandtschaften des Reichstags. Sein SohnElkan (um 1690–1721?) führte das Handelsgeschäft weiter. Dessen Sohn David Elkan (1722–92) ließ sich 1737 als Schutzjude der Fürsten von Oettingen-Wallerstein in Harburg nieder. Sein Sohn Elkan (1738–1814) eröffnete dort einen Kramwarenhandel. 1785–99 übernahm er die fürstliche Salzpacht und brachte es 1792 zu einem Vermögen von 9000 fl. Anschließend betrieb er einen Tuchhandel und stieg ins Geldwechselgeschäft ein. Sein jüngster Sohn David (1793–1840) führte das Geschäft weiter. Der älteste Sohn Amschel Elkan (1773–1833) zog 1800 nach Wallerstein und baute dort unter der Firmierung „A. E. Wassermann“ neben dem Geldgeschäft einen Tuch- und Lederwarenhandel auf, der während der Napoleonischen Kriege durch Lieferungen an die bayer. Armee großen Aufschwung nahm.

    Sein Sohn Samuel Amschel (1810–84), der 1842 ein Vermögen von fast 30 000 fl. besaß, verlegte die Firma 1849 nach Bamberg und konzentrierte das Geschäft in den 1850er Jahren erfolgreich auf den Geldhandel. Seine beiden Söhne Angelo (1834–1914) und Emil (1842–1911) führten das „Bankhaus A. E. Wassermann“, das insbesondere als Kreditgeber für die nordbayer. Industrie, aber auch an der Finanzierung von Kraftwerks- und Eisenbahnprojekten in Südosteuropa und Kleinasien engagiert war, seit 1880 als OHG. Aufgrund der Gewährung einer 10 Mio.-Anleihe an die Hofkasse Kg. Ludwigs II. 1884 sowie eines Kredits von 5 Mio. Mark aus eigenem Vermögen an Kronprinz Luitpold 1905 wurden beide 1909 mit dem Titel „Kgl. Bayerischer Hofbankier“ ausgezeichnet. Angelo wurde 1910 in den erblichen Adelsstand erhoben, 1909 zum Kommerzienrat und 1918 zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. 1889 gründeten die Brüder eine Filiale in Berlin, die stark im Wertpapierhandel sowie am Aufbau der mitteldt. und rhein. Braunkohleindustrie engagiert war und das Bamberger Stammhaus bald überflügelte. Die Leitung übernahm Angelos Sohn Max (1863–1934) mit seinem Cousin Oscar (s. 2). Letzterer wechselte 1912 in den Vorstand der Dt. Bank. Kurz vor der Jahrhundertwende entstanden Filialen des Bankhauses in Wien, Brüssel, geleitet von Angelos SohnEugen |(1870–1925) und London, geführt von Emils Sohn Jacob (1879–1974).

    Angelos Sohn August v. W. (s. 1) machte in Berlin als Immunologe und Bakteriologe Karriere. Emils Söhne Albert (1872–1925), Kgl. bayer. Hofbankier seit 1912, Julius (1873–1939) sowie zeitweise Michael (1882–1956) übernahmen die Leitung des Bamberger Stammhauses, das 1909 28 Angestellte beschäftigte. Ihr Bruder Sigmund (1889–1959) führte seit 1918 die Berliner Filiale und wirkte 1932 / 33 im Vorstand des „Centralverbands des deutschen Bank- und Bankiergewerbes“. 1938 wurde das Bankhaus Wassermann „arisiert“ und umgewandelt in die KG „Bankhaus Wunder, v. Wendland & Co.“ mit den Kommanditisten Friedrich Wunder, einem Berliner Kaufmann und Geschäftspartner des Bankhauses Wassermann, sowie Friedrich Karl v. Wendland. Den meisten Mitgliedern der Familie gelang die Flucht nach England, in die USA und nach Palästina, einige wurden Opfer des Holocaust. Nach 1945 trat kein Mitglied der Familie W. wieder in das Bankhaus ein.

  • Literatur

    |D.-E. Fitz, Vom Salzfaktor z. Bankier, Fam. W., Spiegelbild e. emanzipator. Einbürgerungsprozesses, 1992 (P);
    A. Barkai, Oscar W. u. d. Dt. Bank, Bankier in schwierigen Zeiten, 2005;
    F. v. Weyhe, A. E. Wassermann, Eine rechtshist. Fallstudie z. „Arisierung“ zweier Privatbanken, 2007;
    I. Köhler, Die „Arisierung“ d. Privatbanken im Dritten Reich, ²2008, S. 392–97;
    T. Saalmann u. A.-Ch. Schneider, Die Slgg. W. u. Federlein, in: Jüdisches in Bamberg, hg. v. R. Hanemann, Ausst.kat. Museen d. Stadt Bamberg, 2013, S. 189–98;
    BHdE I;
    M. Vasold, August v. W. (1866–1925), in: Fränk. Lb. 21, 2006, S. 295–309 (P);
    Qu W. Family Collection im Leo Baeck Inst., Center for Jewish Hist., New York (Internet).

  • Autor/in

    Richard Winkler
  • Zitierweise

    Winkler, Richard, "Wassermann" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 445-446 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139138.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA