Lebensdaten
1880 – 1966
Geburtsort
Speyer
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118597175 | OGND | VIAF: 71561431
Namensvarianten
  • Purrmann, Hans
  • Purrmann, Hans M.
  • Purrmann, Hans Marsilius

Orte

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Zitierweise

Purrmann, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597175.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus angesehener Handwerkerfam.;
    V Georg Heinrich (1844–1900, ev.), Maler u. Tüncher in S., S d. Christian (1807–83, ev.), aus Adelsheim (Baden), Schneider in S., u. d. Johanna Friederika Müller (1815–83, kath.), aus S.;
    M Elisabeth (1849–1916), T d. Johann Marsilius Schirmer (1805–79, kath.), aus Geinsheim (Pfalz), u. d. Maria Philippina Krieg (1813–74, ev.), aus S.;
    1912 Mathilde (1876–1943), aus Beilstein (Württ.), Malerin, stand in Kontakt u. a. mit Stefan George u. Rainer Maria Rilke (s. L), T d. Robert Vollmoeller (1849–1911), aus Ilsfeld (Württ.), Textilfabr. in Vaihingen, KR (s. L), u. d. Emilie Behr (1852–94);
    1 S Robert (1914–92, Mechthild, * 1921, T d. Leo Frhr. v. König, 1871–1944, Maler, s. NDB XII), Chemiker, Mitbegr. d. ESPE Dental AG in Starnberg, 2 T Christine Sieger-P. (1912-94), Pianistin, Regina Vollmoeller-P. (1916-97), sammelte d. Nachlaß ihrer M; Schwager Carl Gustav Vollmoeller (1878–1948), Schriftst. (s. Killy).

  • Biographie

    P. erlernte zunächst das Malerhandwerk; gleichzeitig besuchte er die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. 1897 schrieb er sich an der Akademie der bildenden Künste in München ein. In der Malklasse von Franz v. Stuck traf er mit Paul Klee, Wassily Kandinsky, Albert Weisgerber, Eugen v. Kahler und Rudolf Levy zusammen. 1905 ging P. für ein halbes Jahr nach Berlin; hier wurde er auf Empfehlung Max Liebermanns in die Berliner Sezession aufgenommen und konnte einige seiner Bilder in der Kunsthandlung Cassirer ausstellen (u. a. Sitzender Akt/Poln. Reiterin, 1905, Speyer, Purrmann-Haus). Im November desselben Jahres übersiedelte er nach Paris, wo er im Kreis um die Geschwister Stein Henri Matisse (1869–1954) kennenlernte. Mit dem um 11 Jahre Älteren, bei dem er 1908-11 seine Kunst weiterentwickelte, verband ihn bald eine intensive Freundschaft. Bei seinen regelmäßigen Besuchen im Café du Dôme erhielt er auch durch andere Künstler vielfältige Anregungen. Zu Beginn des Krieges – P. war aufgrund einer angeborenen Muskelkrankheit vom Militärdienst befreit – hielt er sich mit seiner Familie in Deutschland auf; sein Pariser Besitz wurde beschlagnahmt.

    1915-35 wirkte P. in Berlin; diese Zeit wurde unterbrochen durch Sommeraufenthalte in Langenargen/Bodensee und Reisen nach Italien, Frankreich und Spanien. Stilbildend blieb das Werk von Matisse, dem P. in seinen Gemälden verpflichtet blieb. Charakteristisch für seine Arbeiten ist die immer deutlichere starke Farbigkeit, die noch sein Alterswerk prägt. 1919 wurde er in die Preuß. Akademie der Künste berufen.

    Von Anfang an stand P. in Opposition zu den Nationalsozialisten, die ihn als „Französling“ angriffen und 1937 seine Kunst als „entartet“ brandmarkten. Später wurden mehr als 30 seiner Werke aus Museumsbesitz beschlagnahmt. P. der 1935 demonstrativ an der Beerdigung Liebermanns teilgenommen hatte, unterstützte mehrfach Gegner des Regimes (Fluchthilfe für Th. Th. Heine 1933). Im selben Jahr konnte er durch Vermittlung seiner Freunde die Verwaltung der „Villa Romana“ in Florenz übernehmen, deren Präsident Carl Goerdeler (1884–1945) war; hier sammelte er zusammen mit seiner Frau verfolgte Künstler und Kunst-Interessierte um sich (Toni Stadler, Gerhard Marcks, Kurt Blumenthal, Werner Haftmann, Monika Mann, den Schriftsteller Kasimir Edschmid u. a.). Als die dt. Truppen im Februar 1943 Florenz besetzten, floh er in die Schweiz. Hier fand er 1944 in Montagnola eine neue Heimat und knüpfte freundschaftliche Beziehungen zu Hermann Hesse. Nach Deutschland kehrte er nur noch besuchsweise zurück. In der Nachkriegszeit erlangte P. großes Ansehen. Er erhielt zahlreiche Ausstellungen, u. a. in Luzern (1950), München und Frankfurt/M. (1962), und Auszeichnungen.

    P.s besonderes Verdienst besteht in der Vermittlung des franz. Kolorismus, wie ihn Cezanne, vor allem jedoch Matisse vertreten hatte. Hierin war er Vorbild für eine Vielzahl jüngerer Maler im Deutschland der Nachkriegszeit, ohne daß er unmittelbare Schüler gehabt hätte.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Speyer (1950);
    korr. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste (1951);
    Gr. BVK (1955), mit Stern (1964);
    Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1955);
    Kunstpreis Rheinland-Pfalz (1957);
    Bayer. Verdienstorden (1962).

  • Werke

    Ölgem.: ca. 1500 Landschaften, Stilleben, Interieurs u. Porträts, u. a.: Blumenstilleben auf blauer Decke, 1908;
    Gladiolenstrauß, 1925 (beide Privatbes.);
    Vasenstilleben mit Äpfeln u. Zitronen, 1908 (Berlin, Nat.gal.);
    Rückenakt, 1919;
    Interieur Porto d'Ischia, 1922 (beide Privatbes.);
    Monte Pincio, 1924;
    Lützowufer, 1925 (beide Privatbes., Dauerleihgabe Speyer, P.-Haus);
    Gladiolen in Japan. Vase, 1925 (Privatbes., Dauerleihgabe im Mus. Langenargen);
    Atelier am Bodensee, 1927 (Frankfurt/M., Städelsches Kunstinst.);
    „Triptychon“ f. d. Kreissitzungssaal in Speyer, 1932/33;
    Anemonen vor Barockspiegel, 1947 (Mainz, Landesmus.);
    Interieur Hesse-Zimmer in Montagnola, o. J.;
    Winterlandschaft im Tessin, 1949/50 (beide Privatbes.);
    Stilleben mit Früchten, 1955 (Darmstadt, Hess. Landesmus.);
    Bilder aus Levanto, 1960 ff. (z. T. Dauerleihgaben, Speyer, P.-Haus);
    Plastiken
    v. a. in Speyer, P.-Haus;
    zahlt. Schrr., wieder in: Leben u. Meinungen d. Malers H. P., An Hand seiner Erzz., Schrr. u. Briefe zus.gestellt v. B. u. E. Göpel, 1961;
    W-Verz., hg. v. P.-Archiv, Starnberg (in Vorbereitung).

  • Literatur

    E. Hausen, Der Maler H. P, o. J. (P);
    H. R, Ausst.kat. Kaiserslautern 1980;
    H. P. z. 100. Geb.tag, Ausst.kat. Langenargen 1980 (P);
    A. Heilmann u. E. Hindelang, H. P., Das druckgraph. Werk, 1981;
    H. P, Aquarelle, Ausst.kat. Speyer/Langenargen 1986;
    M. Rudloff, H. P. – G. Marcks, Eine Künstlerfreundschaft in Briefen, 1986;
    B. Roland, Der Maler H. P., 1987/88;
    P.-K. Schuster (Hg.), Dok. z. nat.soz. Bildersturm am Bestand d. Staatsgal. mod. Kunst in München, 1987;
    H. P. – Im Licht d. Farbe: Stillleben, Akte, Interieurs, Ausst.kat. Bremen 1995 (Biogr., P);
    H. P. – Im Raum d. Farbe, hg. v. M. M. Grewenig, Ausst.kat. Speyer 1996;
    Reden üb. H. P., hg. v. F. Seel, 1996;
    C. Jöckle, „Bewundert u. mürrisch“, Die Studienjahre v. H. P. 1897-1905, in: Mitt. d. Hist. Ver. d. Pfalz 99, 2001, S. 257-91;
    Rhdb. (P);
    Baden-Württ. Biogr. I, 1994;
    ThB;
    Vollmer;
    KML;
    BHdE II;
    Dict. of Art;
    Biogr. Lex. d. Schweizer Kunst;
    zu Mathilde Vollmoeller-P.:
    Lebensbilder e. Malerin, hg. v. A. Leisen u. M. Leitmeyer, Ausst.kat. Speyer 2001 (L, P); – zu Robert Vollmoeller: A. Holder, KR R. V., Sein Leben u. Wirken dargest., Nebst e. Anhang: Trauerreden v. Prälat O. v. Blum, 1912 (P);
    K. K. Dillmann, R. V., Leben u. Zeit e. schwäb. Textilunternehmers, 1999.

  • Porträts

    Selbstbildnis, Ölgem., 1953 (Kaiserslautern, Pfalzgal.);
    Bronzebüste v. G. Marcks, 1956 (u. a. Speyer, P.-Haus), Abb. in: G. Marcks, Das plast. Werk, 1977, Nr. 654.

  • Autor/in

    Adolf Leisen
  • Zitierweise

    Leisen, Adolf, "Purrmann, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 11-12 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597175.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA