Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Industrielle
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119067447 | OGND | VIAF: 74654984
Namensvarianten
  • Puricelli

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Puricelli, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119067447.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Mitglieder dieser ital. Sippe, die wohl aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat in Spurano/Corner See verließen, wanderten in zwei Wellen nach Deutschland ein: 1660 in den Trierer Raum und seit 1750 in die Pfalz nach Meisenheim. Hier waren sie nach wenigen Jahrzehnten als Bürger in gehobenen kirchlichen (Kanoniker, Dechanten), öffentlichen (Schöffen, Notare) und privatwirtschaftlichen (Handelsherren, Fabrikanten) Positionen tätig. Die Trierer Linie scheint gegen Ende des 18. Jh. erloschen zu sein.

    Bedeutender und besser dokumentiert ist die Meisenheimer Linie, von der Carl (I.) (1766-1805) 1791 Margarethe Utsch (1766–1860), die spätere Haupterbin der Eisenwerke in Rheinböllen (Hunsrück), heiratete. Die Rheinböller Hütte, die 1962 an die „Alfred Teves GmbH“ in Frankfurt/M. verkauft wurde, befand sich seit ca. 1740 in der Hand der Familie Utsch und nahm unter den P. einen gewaltigen Aufschwung. Kerngeschäftstätigkeit waren Herstellung und Vertrieb von gußeisernen Produkten aller Art (Takenplatten, Öfen, landwirtschaftl. Geräte, Haushaltsbedarf, Bauzubehör etc.). Bedingt durch den frühen Tod Carls lag die Hauptverantwortung in der Führung des Werks auf Margarethe, die seit 1830 ihre Söhne Friedrich (1792–1880), Carl (II.) (1794-1872) und Heinrich (I.) (1797-1876) zunehmend in die unternehmerische Verantwortung einband. Die „Gebrüder Puricelli“ verfolgten eine ausgeprägte Wachstumsstrategie, errichteten zusätzliche Fabrikanlagen und erwarben in Lothringen Industriebeteiligungen zur Verbreiterung der Rohstoffbasis sowie ausgedehnte Wälder, um den steigenden Bedarf an Holzkohle zu dekken. Seit 1852 erfolgte der Bau von Fabriken zur Leuchtgasproduktion für neun rhein. Städte unter besonderer Verantwortung von Eduard (1826–93) und Carl (III.) (1824-1911). Das Unternehmen stand nun auf zwei Beinen und sicherte durch die Diversifikation in innovative Techniken zusätzlich den Absatz für die eigenen Eisengußwaren. Seit 1875 wurden die Gaswerkebeteiligungen kommunalisiert und die freiwerdenden Mittel in Ländereien, besonders unter Hermann (1822–97), in die Rheinböller Hütte sowie in eine rege private Bautätigkeit investiert.

    Der steile gesellschaftliche Aufstieg der Familie ist in den Quellen deutlich faßbar: Erschienen in den Verträgen des 18. Jh. die Utsch noch als „Eisenhüttenbeständer“, so nannten sich ihre Nachfolger bereits Hüttenherren, Rittergutsbesitzer und seit 1900 Großgrundbesitzer. Schon während der Gründerzeit gehörten die P. zu den führenden Familien der preuß. Rheinprovinz. Das beachtliche Vermögen ermöglichte eine adelsgleiche Lebensführung. Architekten wie Julius Raschdorff (1823–1914) und Gabriel v. Seidl (1848–1913) schufen adäquate Villen- und Schloßbauten mit eigenen Jagdgründen.

    Ein bedeutendes Stiftungswesen war im östlichen Hunsrück bereits durch die Utsch um 1775 begründet worden, seit 1850 traten die P. mit sozialen und karitativen Initiativen hervor: Die Hüttenherren initiierten für die Arbeiterschaft (Knappschaftsver. 1851) und für deren Umfeld große karitative Einrichtungen (Knabenwaisenhaus d. Eduard f. d. Bistum Trier, sog. Eduardstift in Welschbillig 1893, u. Blindenheim d. Carl (III.) in Bingen 1905). Eugénie (I.) (1807-73) errichtete Kirchenstiftungen; 1862 baute Eugénie (II.) (1840-62) ein Waisenhaus in Rheinböllen, das von Heinrich Johann Wiethase (1833–93) im Auftrag von Franziska (1830–96) um 1890 erneuert wurde und heute als Alten- und Pflegeheim genutzt wird. 1910 stiftete sie zusätzlich das St. Franziska-Krankenhaus in Bad Kreuznach. Die P. unterstützten auch die kirchlichen Orden, die mit der Leitung ihrer Anstalten betraut waren.

  • Literatur

    R. Schmitt, Gesch. d. Rheinböllerhütte, 1961 (P zu Carl [I., II., III.] u. Friedrich; Stammtafel);
    P. Bahn, Die P.s, 1989;
    H.-C. Brandenburg, Das Geschl. d. P. in Süd-Westdtld., Eine genealog. Darst., in: Landeskundl. Vj.bll. 2, Jg. 36, 1990, S. 73-92;
    C. Gf. v. Plettenberg, Die Fam. P. als Auftraggeber d. Binger Photographen Johann Baptist u. Jacob Hilsdorf, in: Binger Gesch.bll. 19, 1996, S. 23-70;
    ders., Eduard P. in: H. Monz (Hg.), Trierer Biogr. Lex., 2000;
    K. Freckmann (Hg.), Die Unternehmerfam. P., 1997;
    U. Fleck u. B. Röder (Hg.), Weinschlösser an Mosel, Saar u. Ruwer (darin u. a. Aufs. v. D. Werner, Das Schloß d. Fam. P.-Schorlemer in Lieser), 2000;
    A. Schick, Der Münchener Hofmöbelfabr. Anton Pössenbacher 1873-1902, Diss. München 2000.

  • Autor/in

    Constantin Graf von Plettenberg
  • Zitierweise

    Plettenberg, Constantin Graf von, "Puricelli" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 10-11 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119067447.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA