Lebensdaten
1898 – 1981
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Literaturhistoriker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118596381 | OGND | VIAF: 32009892
Namensvarianten
  • Pretzel, Ulrich Friedrich Wilhelm
  • Pretzel, Ulrich
  • Pretzel, Ulrich Friedrich Wilhelm

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Zitierweise

Pretzel, Ulrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118596381.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Louis Albert (1864–1935), Lehrer, dann Reg.dir. im Berliner Provinzialschulkollegium;
    M Wanda Margarete Auguste Lehmann (1875–1962);
    B Raimund (Ps. Sebastian Haffner), 1907–99, pol. Publizist, 1938-54 als Emigrant in London („The Observer“), dann in d. BRD („Die Welt“, „Stern“, „konkret“) (s. BHdE I);
    1929 Charlotte Bertha Emilie Homa (1895–1994), Dipl.-Handelslehrerin.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Friedrich-Werderschen und des Königstädtischen Gymnasiums in Berlin studierte P. 1916-24 an der Univ. Berlin Deutsche, Engl. und Mittellat. Philologie, Geschichtswissenschaft, Philosophie und Pädagogik, besonders bei Arthur Hübner, Julius Petersen, Gustav Roethe, Wilhelm Schulze und Eduard Spranger; 1917-19 im Feld, wurde er schwer verwundet. Da Roethe 1926 starb, wurde er 1927 mit seiner Arbeit über die „Frühgeschichte des deutschen Reims“ (1941, Nachdr. 1970) bei Edward Schröder in Göttingen promoviert. Nach dem Staatsexamen 1930 in Berlin (Deutsch, Englisch und Pädagogik) war P. kurze Zeit vertretungsweise Gymnasiallehrer. Sein Hauptinteresse galt den großen wortgeschichtlichen Unternehmungen der Preuß. Akademie der Wissenschaften Berlin: der Fortsetzung des Grimmschen Wörterbuchs (Art. „Trab“, „Trapp“, „Treue“, „Trost“) sowie einem 1929 begonnenen, 1936 von der Preuß. Akademie übernommenen Mittelhochdeutschen Wörterbuch, dessen Arbeitsstelle P. 1941-45 in Berlin und 1948-81 in Hamburg leitete (bisher nicht abgeschlossen). Seit 1932 arbeitete er als Redakteur bei Hübners „Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur“ mit, nach 1937 in leitender Funktion; für den älteren „Jahresbericht“ schrieb er seit 1933 Sammelrezensionen und wurde 1936 zum Schriftführer, 1938 zum 2. Vorsitzenden der ihn herausgebenden „Gesellschaft für deutsche Philologie“ ernannt. Nach Hübners Tod (1937) habilitierte sich P. 1938 bei Petersen und Franz Koch an der Univ. Berlin mit den Wörterbuch-Artikeln „Treu“ und „Treue“, „Studien zum Marienleben des Priesters Wernher“ (in: ZDA 75, 1938) und der Fortsetzung|seiner Reimstudien von 1927 (ungedr.); 1941 wurde er zum Dozenten für deutsche Sprache und ältere deutsche Literatur ernannt. Eine Stelle als apl. Professor und Seminardirektor an der Deutschen Univ. Prag konnte P. 1944 wegen seiner Einberufung zum Militärdienst nicht antreten. In Anlehnung an die Berliner Lehrstuhltradition, zu der neben philologischer Strenge die enge Verbindung von Älterer und Neuerer Abteilung, von Sprach- und Literaturgeschichte gehörte, begründete P. 1945 (neben Hans Pyritz, den er aus Berlin nachkommen ließ) die Hamburger Germanistik neu, zuerst als Lehrstuhlvertreter, von 1947 bis zu seiner Emeritierung 1966 als Ordinarius für Deutsche Philologie. Hier widmete er sich vor allem der Lehre der hoch- und niederdeutschen Sprache und Literatur des 8. bis 15. und des 19. Jh., aber auch Forschungsarbeiten zur Lexikographie, Bibliographie und Edition sowie der Übersetzung mittelhochdeutscher Texte. Die besondere Liebe des Hobbymusikers P. galt der Verskunst und daneben der Personalgeschichte der Germanistik (hs. Briefslg.). – Die Wirkung des zugleich konservativen wie altpreußisch-liberalen Gelehrten, der als überaus bescheiden und humorvoll galt, zeigt sich u. a. in einer beträchtlichen Zahl prominenter Schüler (W. Bachofer, E. Schramm, K. v. See, K. Stackmann, P. Wapnewski u. a.) und in der andauernden Nutzung seiner Publikationen. Seine riesige Bibliothek – mit ca. 57 000 Bänden eine der größten wiss. Privatsammlungen seiner Zeit – wurde 1983 an die TH Darmstadt (FB 2) verkauft; teilweise wassergeschädigt, unvollständig erschlossen und versteckt untergebracht, ist sie heute – anders als zu P.s Lebzeiten – für Studenten unzugänglich.

  • Werke

    Weitere W Hg.: G. Roethe, Goethe, Ges. Vorträge u. Aufss., 1932;
    A. Hübner, Kl. Schrr. z. dt. Philol., 1940 (mit H. Kunisch);
    K. Lachmann, Der Nibelunge Noth u. d. Klage. ⁵1948, ⁶1960;
    Moriz v. Craûn, 1956, ⁴1973 (mit K. Stackmann, W. Bachofer, E. Henschel u. R. Kienast);
    Die Heidin, 1957 (mit E. Henschel);
    Bibliogr. z. Nibelungenlied u. z. Klage, 1958, ⁴1966 (mit W. Krogmann);
    M. Lexer, Mhd. Taschenwb., Mit Berichtigungen u. Nachträgen unter Mithilfe v. W. Bachofer u. R. Leppin, 291959, 381992;
    Bibliogr. zu Wolfram v. Eschenbach, 1963 (mit W. Krogmann u. E. Neubuhr), ²1968 (mit W. Bachofer);
    Die kl. Denkmäler d. Vorauer Hs., 1963 (mit E. Henschel);
    Die Wiener Meerfahrt, Krit. Text u. Übers., in: Pegasus pichelt, 1968;
    Dt. Erzz. d. MA, ins Nhd. übertragen, 1971, ²1978;
    Das Nibelungenlied, Krit. hg. u. übertr., 1973;
    W. Wißmann, Die altnord. u. westgerman. Nomina postverbalia, 1975;
    Mhd. Bedeutungskde., 1982 (mit R. Leppin);
    Hamburg. Wb., auf Grund d. Vorarbb. v. Ch. Walther u. A. Lasch, hg. v. H. Kuhn u. U. P. †, fortge führt v. H. Kuhn u. D. Möhn, bearb. v. K. Scheel u. Jürgen Meier, I: A-E, 1985 (8 Lfgg. seit 1956), II: F-Kiep (8 Lfgg. 1986–98). – Kl. Schrr., hg. v. W. Bachofer u. K. Stackmann, 1979 (W-Verz). – Btrr. in zahlr. Zss. u. Sammelwerken, u. a.: Die Dt. Schule (1919/25/27/28);
    Der Deutschunterricht (1954);
    ZDA (1938/77);
    Wirkendes Wort (1952/53);
    PBB (Halle 1958, Tübingen 1973);
    Euphorion (1955/58);
    Westpreußen Jb. (1966);
    Korr.bl. d. Ver. f. neudt. Sprachforsch. (1967);
    Mittellat. Jb. (1968);
    ZDP;
    Dt. Philol. im Aufriß, III (1957, ²1962);
    Vf.-Lex. d. MA;
    NDB;
    LThK². – Btrr. in FS f.: R. Kienast (1952), R. Kralik (1954), H. Pyritz (1955), L. Magon (1958), L. L. Hammerich (1962), T. Starck (1964), H. de Boor (1966, 1971), F. Tschirch (1972), G. Cordes (1973), K. Langosch (1973), W. Schröder (1974), M.-L. Dittrich (1976). |

  • Nachlass

    Nachlaß: TH Darmstadt u. Landes- u. Hochschul-Bibl. Darmstadt (wiss. Bibl.); Staats- u. Univ.bibl. Göttingen (Germanisten-Briefe); Staats- u. Univ.bibl. Hamburg (wiss. Nachlaß), Dt. Lit.archiv, Marbach/Neckar (Materialien, Briefe).

  • Literatur

    Festgabe f. U. P. z. 65. Geb.tag, hg. v. W. Simon, W. Bachofer u. W. Dittmann, 1963 (P);
    Gedenkreden auf U. P. (1898-1981), 1982 (P);
    P. Wapnewski, in: Mittellat. Jb. 17, 1982, S. 1-3;
    K. Stackmann, in: ZDP 102, 1983, S. 321-34;
    M. Enderlein, Gekauft u. vergessen, Eine Momentaufnahme z. Situation d. P.bibl., in: zoon politikon, Darmstädter Studierenden-Zs. 3, 1998, S. 22-24;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Kürschner, Gel.-Kal., 1980;
    Kussmaul.

  • Autor/in

    Reiner Bölhoff
  • Zitierweise

    Bölhoff, Reiner, "Pretzel, Ulrich" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 706-707 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118596381.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA