Lebensdaten
1879 – 1953
Geburtsort
Penzlin
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Verleger
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118594532 | OGND | VIAF: 32124155
Namensvarianten
  • Piper, Reinhard
  • Piper, R.
  • Piper, Reinhard Maria Wilhelm Ludwig

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Piper, Reinhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118594532.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto (1841–1921), Dr. phil. et iur. h. c, Prof., Bgm. in P., Jurist, Publizist, Burgenforscher (s. DBJ III, Tl.; NDBA; W), S d. Wilhelm Carl Friedrich (1806–73), Pastor in Röckwitz (Meckl.), u. d. Julie Mercker (1818–88);
    M Sophie (1846–1927), T d. Ernst Krüger, RA in Rostock, u. d. Marie N. N.;
    Schw Gertrud Stern-P. (1883-1966, Dr. Ludwig Stern, Arzt u. Biologe), Verlagsmitarbeiterin;
    1) 1907 ( 1910) Ida Johanna Rutz (* 1885), aus Bayreuth, 2) Königsberg (Ostpreußen) 1910 Gertrud (1886–1970), aus Braunsberg, Malerin (s. Altpreuß. Biogr. IV; L, P), T d. Justizbeamten August Engling in Königsberg u. d. Anna Apfelbaum;
    2 S aus 2) Klaus (s. 2), Martin (1913–99), Pianist. Prof. an d. Musikhochschule in M., 2 T aus 2) u. a. Ulrike (* 1923, 1954, 1975 Jesco v. Puttkamer, 1919–87, Publizist, Dipl.), Publizistin u. Übersetzerin.

  • Biographie

    P. verbrachte die ersten zehn Lebensjahre in Penzlin. Dann zog die Familie nach Konstanz, 1893 nach München, wo P. 1895 das Wilhelms-Gymnasium mit dem Einjährigen abschloß. Es folgte eine dreijährige Lehre bei der Palmschen Hofbuchhandlung in München, danach trat er als Gehilfe in die Buchhandlung Weber am Gendarmenmarkt in Berlin ein. Im Februar 1901 wechselte er zum Verlag Georg D. W. Callwey in München. Von Oktober bis Dezember 1902 hielt er sich gemeinsam mit Georg Müller (1877–1917) in Paris auf. Danach war P. als Buchhändler in Dresden tätig. In dieser Zeit entstanden die ersten konkreten Verlagspläne. P. trat in Verbindung mit Arno Holz und schloß mit ihm den ersten Vertrag. Am 19.5.1904 wurde der Piper Verlag gegründet. Teilhaber war für kurze Zeit Georg Müller, dem eine Reihe weiterer Kapitalgeber folgten, bis der Verlag 1937 ganz in P.s Besitz überging. P. gehört mit Samuel Fischer, Kurt Wolff, Eugen Diederichs, Ernst Rowohlt, Anton Kippenberg, Albert Langen und Georg Müller zu den großen Verlegern der klassischen Moderne, die um die Jahrhundertwende auftraten. Er wußte sich Literatur, Kunst und Philosophie verpflichtet, wobei ihm die künstlerische Moderne mehr verdankt als die literarische. Die bedeutendste Publikation des Verlages im ersten Jahrzehnt war der Almanach „Der Blaue Reiter“. Andere Unternehmungen von weittragender Bedeutung waren die 22bändige Ausgabe des bis dahin in Deutschland fast unbekannten Dostojewski seit 1906, die große Buddha-Ausgabe seit 1907 und die Schopenhauer-Ausgabe seit 1911, die von der Schopenhauer-Gesellschaft, zu deren Gründern P. gehörte, getragen wurde. P. förderte auch die zeitgenössische Musik und verlegte u. a. die ersten Monographien über Schönberg und Mahler.

    Zutiefst von der Bedeutung des Schönen für die Erziehung des Menschen überzeugt, wollte P. durch preiswerte Angebote dazu beitragen, breiten Kreisen den Erwerb von Originalkunst zu ermöglichen. 1904 gründete er die „Vertriebsstelle für Graphik“, die mit der Vereinigung Graphischer Künstler in München zusammenarbeitete, 1917 – gemeinsam mit Julius Meier-Graefe (1867–1935) – die Marées-Gesellschaft, die in einer großen Zahl von Mappenwerken Originalgraphik sowie Reproduktionen in einer bis dahin unerreichten Qualität vorlegte. Es wurde dafür in Berlin eigens eine Lichtdruckerei erworben, die – wie das Jahrbuch der Gesellschaft – den Namen „Ganymed“ führte. Der Münchner Bohème vor dem 1. Weltkrieg verbunden, gehörte P. u. a. zu den Mitarbeitern der „Elf Scharfrichter“. Lebenslange Freundschaft verband ihn vor allem mit Ernst Barlach, Max Beckmann und Alfred Kubin. Er besaß eine der größten privaten Graphiksammlungen, die in ihren Beckmann-Beständen unerreicht blieb.

    Die Weltwirtschaftskrise und mehr noch die Jahre des „Dritten Reichs“ brachten eine empfindliche Einschränkung der Verlagstätigkeit mit sich; viele Autoren durften nicht mehr verlegt werden. Die beiden letzten Kriegsjahre verbrachte P., dessen Wohnung durch einen Bombenangriff zerstört war, bei Verwandten auf dem Lande, wo er den Grundstein zu seinen Memoiren legte. 1946 wurde der Piper Verlag als völlig unbelastet von den Alliierten sofort neu lizensiert. 1949 wurde er mit der Ausstellung „45 Münchner Kultur“ in der Neuen Sammlung geehrt. P.s letzte große verlegerische Leistung war die „Piper-Bücherei“, die in preiswerten, schmalen Bänden ein großes Panorama des menschlichen Geistes schuf und vieles wieder neu zugänglich machte.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger d. Univ. München (1949);
    Mitgl. d. dt. PEN-Zentrums (1952).

  • Werke

    Meine Jugend, Gedichte, 1899;
    Das Tier in d. Kunst, 1910;
    Das Liebespaar in d. Kunst, 1916;
    Die schöne Frau in d. Kunst, 1917;
    Vormittag, Erinnerungen e. Verlegers, 1947;
    Nachmittag, Erinnerungen e. Verlegers, 1950;
    beide Bde. erneut u. d. T.: Mein Leben als Verleger, 1964;
    Briefwechsel mit Autoren u. Künstlern, hg. v. U. Buergel-Goodwin u. W. Göbel, 1979;
    Ernst Barlach – R. P., Briefwechsel, hg. v. W. Tarnowski, 1997. – Zu Otto: Burgenkde., Bauwesen u. Gesch. d. Burgen, 1905, ³1912, zahlr. Nachdrr. 1967-96;
    Lebenserinnerungen, 1941.

  • Literatur

    Max Piper, Chronik d. Fam. Piper nebst Stammtafeln dieser sowie ihrer Seitenzweige, 1886;
    E. Penzoldt. in: Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel v. 30.10.1953;
    A. Meiner, in: Mitt. d. Bayer. Verleger- u. Buchhändlerverbandes v. 16.11.1953, S. 1-5;
    B. Reifenberg, in: Nach Fünfzig J., Alm., hg. v. Klaus Piper, 1954, S. 19-22;
    Max Beckmann in d. Slg. Piper, Handzeichnungen. Druckgraphik, Dok. 1910-1923, 1974 (P);
    Klaus Piper (Hg.), 75 J. Piper, Bibliogr. u. Verlagsgesch. 1904-1979, 1979 (P);
    Ernst Reinhard Piper. 75 J. Piper, R. Piper & Co. Verlag 1904-1979, Ausst.kat. Stadtmus. München, 1980 (P);
    B. Göpel, R. P., Verleger u. Sammler aus Passion, in: Karl & Faber, Auktion 156 v. 29./30.6.1981, S. 4-9;
    Gertrud Piper-Engling, Jugenderinnerungen, Kat. d. Gem. mit e. Auswahl d. Zeichnungen u. Aquarelle, 1986 (P);
    Max Beckmann, Briefe an R. P., 1994;
    Ernst Piper u. B. Raab, 90 J. Piper, Die Gesch. d. Verlages v. d. Gründung bis heute, 1994;
    Ernst Piper, in: R. P.Ernst Barlach. Stationen e. Freundschaft 1900-1938, hg. v. V. Probst u. H. Thieme, Ausst.kat. Güstrow, 1999, S. 9-15 (P);
    Klimesch (P).|

  • Nachlass

    Nachlaß: Archiv d. Piper Verlages in Marbach, Dt. Lit.archiv.

  • Porträts

    Ölgem. v. Gertrud Piper-Engling, 1908 u. 1911 (Privatbes.);
    Maske u. Büste v. E. Barlach, 1922 (Güstrow, Barlach-Mus.);
    Radierung, 1920, Lith., 1921 (Abb. in: ZUG 6, 1962), Holzschnitt, 1922, v. M. Beckmann;
    Lith., 1898, Holzschnitt, 1902, v. E. Neumann;
    weitere P u. a. v. P. Trumm, C. Heise u. R. Winckel.

  • Autor/in

    Ernst Piper
  • Zitierweise

    Piper, Ernst, "Piper, Reinhard" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 462-463 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118594532.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA