Witkowski, Georg

Dates of Life
1863 – 1939
Place of birth
Berlin
Place of death
Amsterdam
Occupation
Literaturhistoriker ; Germanist ; Philologe ; Literarhistoriker ; Literaturwissenschaftler ; Herausgeber ; Übersetzer
Religious Denomination
mehrkonfessionell
Authority Data
GND: 117414778 | OGND | VIAF: 72170589
Alternate Names

  • Witkowski, Georg Ignatz
  • Witkowski, Georg
  • Witkowski, Georg Ignatz
  • W., G.
  • Witkowski, G.
  • Witkowsky, Georg
  • Witkowsky, G.
  • Albocaputski, Georgius

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Citation

Witkowski, Georg, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117414778.html [12.12.2025].

CC0

  • Witkowski, Georg Ignatz

    | Philologe, Germanist, * 11.9.1863 Berlin, † 21.9.1939 Amsterdam. (jüdisch, seit 1896 evangelisch)

  • Genealogy

    V Ignaz (1837–1912), Bankier in B., verlor im Börsencrash 1873 e. Großteil seines Vermögens, danach Vers.agent in Leipzig, S d. Benjamin (1806–85), Bankier, u. d. Jeanette Katt (1819–1907);
    M Julie (1844–79), T d. Benno Latz (1817–1878), Getreidehändler, u. d. Helene Philipp (1821–1892);
    Ur-Gvv Marcus Israel (1773–1831), Kaufm., Ur-Gmv Henriette Latz (1784–1847), zugleich Gr-Tante v. Julie (s. o.);
    2 jüngere B;
    Leiden 1899 Petronella (1871–1952), T d. Willem Pleyte (1836–1903), Ägyptol., Mus.dir. in Leiden (s. NNBW IV; Biogr. Portaal van Nederland), u. d. Catharina Margaretha Tempelman van der Hoeven (1839–95);
    2 T Katharina Elisabeth (1900–1967, Hans v. Löwenberg), Johanna (Hanni) Nathalie (1901–1977, Werner Bondi, 1893–1977).

  • Biography

    Nach dem Besuch einer Privatschule, des Wilhelms-Gymnasiums in Berlin und seit 1877 der Nicolai-Schule in Leipzig immatrikulierte sich W. an der Univ. Leipzig, wo er 1883/84 Veranstaltungen der Dt. und Klassischen Philologie besuchte. 1884 wechselte er nach München und wurde 1886 bei Michael Bernays (1834–1897) mit der Dissertation „Diederich von dem Werder, Ein Beitrag zur deutschen Litteraturgeschichte des siebzehnten Jahrhunderts“ (²1887) zum Dr. phil. promoviert. Zurück in Leipzig, habilitierte sich W. 1889 mit einer Arbeit über die Anakreontik und war hier bis 1896 Privatdozent. Trotz Konversion zum Protestantismus 1896 erlangte er kein Ordinariat, erhielt aber im selben Jahr eine unbesoldete ao. Professur für Dt. Sprache und Literatur, die 1919 aufgrund studentischer Initiative in eine besoldete ao. Professur umgewandelt wurde. 1930 zum persönlichen Ordinarius ernannt (em. 1931), wurde ihm 1933 die Lehrbefugnis und 1934 das Ruhegehalt entzogen. Nach kurzzeitiger Inhaftierung durch die Gestapo 1937 emigrierte W. mit seiner niederl. Ehefrau nach Leiden, wo er noch im selben Jahr an einer Krebserkrankung verstarb. Seine 14 000 Titel umfassende Bibliothek wurde verkauft.

    W.s umfangreiches und vielseitiges Werk – eine verschollene Bibliographie zu seinem 70. Geburtstag zählte 700 Veröffentlichungen – umfaßt neben Rezensionen und Literaturberichten in diversen Organen Editionen und Darstellungen zur Literatur- und Theatergeschichte des 17.–19. Jh. Unter W.s vielen quellengesättigten Monographien hervorzuheben sind die bis heute nicht überholten Studien zu Goethes Schwester „Cornelia“ (1903, ²1924) und zur „Geschichte des literarischen Lebens in Leipzig“ (1909). W.s Einführung in die „Textkritik und Editionstechnik neuerer Schriftwerke“ (1924) blieb lange Zeit die einzige editionstheoretische Monographie.

    W., der mit Albert Köster (1862–1924) und Eduard Sievers (1850–1932) zu den prägenden Figuren der wilhelminischen Germanistik in Leipzig gehörte und beispielhaft für die historisch-philologische Methode steht, wirkte publizistisch weit über seine Disziplin hinaus. Er war als Herausgeber für den Insel Verlag tätig und stand in Austausch mit Vertretern der Gegenwartsliteratur, wie Arno Holz (1863–1929), den er kritisierte, aber auch förderte. W. wurde als Sachverständiger in literarischen Prozessen (§ 184 StGB) zu Frank Wedekinds (1864–1918) „Die Büchse der Pan|dora“ (1905) und Arthur Schnitzlers (1862–1931) „Reigen“ (1921) bestellt. In beiden Fällen stellte er sich auf die Seite der Kunstfreiheit. 1899 war W. Mitbegründer (1899) der Gesellschaft der Bibliophilen (stellv. Vors. 1900–32) und 1909–33 Mitherausgeber der „Zeitschrift für Bücherfreunde“. Zu seinen Schülern gehörten der Bibliothekar Horst Kunze (1909–2000), der Journalist Axel Eggebrecht (1899–1991), die Schriftsteller Erich Kästner (1899–1974) und Kurt Pinthus (1886–1975), der Dramatiker und spätere Präsident der Reichsschrifttumskammer Hanns Johst (1890–1978) sowie die Verleger Friedrich Michael (1892–1986) und Anton Kippenberg (1874–1950).

  • Awards

    |Mitgl. d. Goethe-Ges. (1887);
    Gründungsmitgl. (1904) u. Vors. (1905–11) d. Leipziger Bibliophilen-Abends;
    Vors. d. Leipziger Schiller-Ver. (1906–26);
    Mitgl. d. Ehrenvorstands d. Hochschule f. Frauen u. im Ehrenausschuß d. Internat. Buchkunst-Ausst. (1927);
    Goethe-Medaille f. Kunst u. Wiss. (1932).

  • Works

    Weitere W Die Vorläufer d. anakreont. Dichtung in Dtld. u. Friedrich v. Hagedorn, 1889 (Habil.schr.);
    Die Walpurgisnacht im Ersten T. v. Goethes Faust, 1894;
    Die Anfänge d. dt. Theaters, 1898;
    Goethe, 1898, ³1923;
    Michael Bernays, Zur neueren u. neuesten Lit.gesch., 2 Bde., 1899;
    Die Ges. d. Bibliophilen, 1902;
    Das dt. Drama d. 19. Jh., 1904, ⁵1923;
    Was sollen wir lesen u. wie sollen wir lesen?, 1904;
    Die Entwicklung d. dt. Lit. seit 1830, 1912;
    Miniaturen, 1922;
    Von Menschen u. Büchern, Erinnerungen 1863–1933, 2003, ²2010 (P);
    Hg.: Martin Opitz Aristarchus sive de contemptu linguae Teutonicae u. Buch v. d. Dt. Poeterei, 1888;
    Goethes Werke (Weimarer Ausg., Bd. 37 u. 38), 1896/97;
    Ludwig Tiecks ausgew. Werke in vier Bdn., 1903;
    Goethes Faust, 1906, ⁹1936;
    Aus Schillers Werkstatt, Seine dramat. Pläne u. Bruchstücke, 1910;
    Lessings Werke, 7 Bde., 1911;
    Georg Büchner, Woyzeck, 1920;
    Nachlaß: Univ.bibl. u. Univ.archiv Leipzig (Personalakte).

  • Literature

    |A. Kippenberg, G. W. z. 60. Geb.tage, 1923;
    W. Heine (Hg.), Der Kampf um d. Reigen, 1922;
    W. Dietze, in: M. Steinmetz (Hg.), Bedeutende Gel. in Leipzig, 1965, S. 197–208;
    W. Dietze, G. W. (1863–1939), 1973;
    R. Lambrecht, Pol. Entlassungen in d. NS-Zeit, 2006, S. 193 f.;
    N. Berg u. a., Jüd. Teilhabe u. antisemit. Ausschluss, Zum Problem d. Konzepts „Nat.lit.“ am Bsp. d. Leipziger Germanistik, in: St. Wendehorst (Hg.), Bausteine e. jüd. Gesch. d. Univ. Leipzig, 2006, S. 389–423;
    Ch. Benne, Ästhetik d. verpaßten Chancen, G. W. zw. Philol. u. Bibliophilie, in: R. Falk (Hg.), Ästhet. Erfahrung u. Ed., 2007, S. 199–211;
    A. Nebrig, Disziplinäre Dichtung, Philol. Bildung u. dt. Lit. in d. ersten Hälfte d. 20. Jh., 2013, S. 186–90;
    U. M. Korn, Ed.wiss. b. G. W., Ein Btr. z. Wiss.gesch. d. Germanistik, Mag.arb. Leipzig 2010;
    ders., Arbeitende Geselligkeit in d. „Ges. d. Bibliophilen“ im ersten Drittel d. 20. Jh., in: Scientia Poetica 2020, S. 393–408;
    ders. u. L. Stockinger, „Ist d. Gehirn so eng, daß nur e. Betrachtungsweise darin Platz hat?“, Albert Köster u. G. W. als Vertreter d. hist.-philol. Methode in Leipzig, in: G. Öhlschläger u. a. (Hg.), Leipziger Germanistik, Btrr. z. Fachgesch. im 19. u. 20. Jh., 2013, S. 78–140;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1935;
    Internat. Germanistenlex. (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Heuer;
    Sächs. Biogr. (P);
    BHdE II;
    Stadtlex. Leipzig;
    Leipziger Gel. I (P);
    Cat. Professorum Lipsiensium (P).

  • Author

    Alexander Nebrig
  • Citation

    Nebrig, Alexander, "Witkowski, Georg Ignatz" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 314-315 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117414778.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA