Süßheim, Max

Dates of Life
1876 – 1933
Place of birth
Nürnberg
Place of death
Nürnberg
Occupation
Anwalt ; Politiker ; SPD-Landtagsabgeordneter
Religious Denomination
jüdisch,seit 1926 konfessionslos
Authority Data
GND: 134255542 | OGND | VIAF
Alternate Names

  • Süssheim, Max
  • Süßheim, Max
  • Süssheim, Max

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Citation

Süßheim, Max, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd134255542.html [01.10.2025].

CC0

  • Süßheim, Max (auch Süssheim)

    1876 – 1933

    Anwalt, Politiker, SPD-Landtagsabgeordneter

    Der sozialdemokratische Politiker Max Süßheim war 1920 der letzte jüdische Abgeordnete im Bayerischen Landtag und gilt als wichtigster Politiker jüdischer Herkunft in Nürnberg. Als Anwalt erwirkte er 1925 eine Gefängnisstrafe gegen den NS-Agitator Julius Streicher (1885–1946), in dessen Hetzblatt „Der Stürmer“ er eine omnipräsente Hassfigur war.

    Dates of Life

    Geboren am 20. Juli 1876 in Nürnberg
    Gestorben am 1. März 1933 in Nürnberg
    Grabstätte Westfriedhof in Nürnberg
    Konfession jüdisch; seit 1926 konfessionslos
    Max Süßheim (InC)
    Max Süßheim (InC)
  • 20. Juli 1876 - Nürnberg

    - bis 1894 - Nürnberg

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Königliches Neues Gymnasium

    1894 - 1898 - München; Erlangen

    Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie (Abschluss: Erstes juristisches Staatsexamen)

    Universität

    Juli 1898 - Erlangen

    Promotion (Dr. iur.)

    Universität

    August 1898 - München; Füssen

    Vorbereitungsdienst; Rechtspraktikum

    Polizeidirektion; Bezirksamt

    - bis Dezember 1901 - Kempten; München

    Referendar (Abschluss: Zweites juristisches Staatsexamen)

    Amtsgericht; Landgericht

    1900 - Erlangen

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    1902 - Fürth; seit 1903 Nürnberg

    Zulassung als Rechtsanwalt; Gründer einer Kanzlei

    1903 - 1933

    Mitglied

    SPD

    1907 - 1918 - München

    Abgeordneter der SPD

    Kammer der Abgeordneten

    1909 - 1913

    Parteitagsdelegierter

    SPD

    1913 - Nürnberg

    Erweiterung der Anwaltskanzlei

    Süßheim & Rosenfelder

    1911 - 1933 - Nürnberg

    Mitglied

    Kollegium der Gemeindebevollmächtigten; Stadtrat

    1918 - 1919 - München

    Mitglied

    Provisorischer Nationalrat

    1919 - 1920 - München

    Mitglied

    Staatsgerichtshof; Nationalgerichtshof

    1919 - 1920 - München

    Abgeordneter der SPD

    Bayerischer Landtag

    1919 - 1920

    Parteitagsdelegierter

    SPD

    nach 1920 - Nürnberg

    Pfleger

    Musikkonservatorium, Stadtbibliothek und Stadtarchiv

    1. März 1933 - Nürnberg

    alternativer text
    Max Süßheim (InC)

    Süßheim entstammte einer wohlhabenden jüdischen Hopfenhändlerfamilie in Nürnberg, entschied sich aber – wie sein Bruder Karl Süßheim (1878–1947) – gegen eine Übernahme der väterlichen Firma. Orientiert an seinem Großvater mütterlicherseits David Morgenstern (1814–1882), studierte er nach dem Abitur 1894 Rechtswissenschaften und Philosophie an den Universitäten München und Erlangen. Im Juli 1898 wurde Süßheim bei dem Erlanger Strafrechtsprofessor Philipp Allfeld (1852–1940) mit der Studie „Die Begünstigung“ zum Dr. iur. promoviert, 1900 folgte die Promotion zum Dr. phil. mit der von Karl Theodor Eheberg (1855–1941) betreuten Schrift „Das moderne Auktionsgewerbe“. Seine Zeit als Rechtspraktikant und -referendar verbrachte Süßheim in München, Füssen und Kempten, 1901 legte er das Zweite juristische Staatsexamen ab.

    1902 wurde Süßheim am Landgericht Fürth als Anwalt zugelassen und zog 1903 mit seiner neu gegründeten Kanzlei nach Nürnberg, wo er am Landgericht, seit 1904 am Oberlandesgericht zugelassen war. Vor Gericht vertrat er v. a. Klienten aus Arbeiterkreisen und Sozialdemokraten. 1903 trat Süßheim der SPD bei und wurde zum führenden Rechtsexperten und Anwalt seiner Partei in Nürnberg. Seit 1913 leitete er seine Kanzlei zusammen mit dem jüdischen Sozialdemokraten Albert Rosenfelder (1892–1933).

    Süßheim fiel in der SPD früh als talentierter Redner auf, befand sich als bürgerlicher Jude und Akademiker im sozialdemokratischen Milieu Nürnbergs jedoch in einer Außenseiterposition. Mit Kurt Eisner (1867–1919), von 1907 bis 1910 Chefredakteur des SPD-Blatts „Fränkische Tagespost“, der zu dieser Zeit eine gemäßigtere Linie vertrat als Süßheim, trug er Konflikte aus. Intellektuell geprägt und veranlagt, suchte Süßheim die Nähe zu führenden Parteitheoretikern wie Karl Kautsky (1854–1938), parteiintern vertrat er z. T. rigide Ansichten, etwa im Budgetbewilligungsstreit auf dem SPD-Parteitag in Magdeburg 1910, als er sich als Teil der sog. Magdeburger Sieben scharf gegen eine Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Parteien aussprach.

    Seit 1907 Mitglied der bayerischen Kammer der Abgeordneten, wandte sich Süßheim gegen jede Form von rechtlicher und praktischer Diskriminierung von Bürgerinnen und Bürgern. Obgleich er den Ersten Weltkrieg ablehnte, trug er die Burgfriedenspolitik seiner Partei mit und folgte 1917 den Mehrheitssozialdemokraten in ihrer Bewilligung weiterer Kriegskredite. Im September 1917 brachten Süßheim und Erhard Auer (1874–1945) einen Verfassungsreformantrag im Landtag ein, der v. a. die Etablierung einer parlamentarischen Monarchie, die Einführung des Frauenwahlrechts und der Verhältniswahl sowie die Abschaffung aller Adelstitel und Privilegien der königlichen Familie vorsah. Der Antrag scheiterte, gilt aber als wichtige Grundlage für die für die Verfassung des Freistaats Bayern von 1919.

    1918/19 war Süßheim der wichtigste Protagonist der Novemberrevolution in Nürnberg. Nach Eisners Ermordung wurde er im Februar 1919 in den Kongress der bayerischen Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte entsandt, wo er sich für eine gemäßigte Linie einsetzte und dadurch Kritik radikaler Anarchisten und Kommunisten wie Gustav Landauer (1870–1919), Max Levien (1885–1937) und Erich Mühsam (1878–1934) auf sich zog. Enttäuscht über den Verlauf der Revolution zog sich Süßheim 1920 in die Lokalpolitik zurück.

    Neben seiner Tätigkeit als Nürnberger Stadtrat wirkte Süßheim während der Weimarer Republik als Kunstsammler und Anwalt. In aufsehenerregenden Prozessen bekämpfte er mit Rosenfelder die aufstrebende nationalsozialistische Bewegung. In einem Verleumdungsverfahren vertrat Süßheim 1924/25 den Nürnberger Oberbürgermeister Hermann Luppe (1874–1945) gegen Julius Streicher (1885–1946), der mit seinem Hetzblatt „Der Stürmer“ gegen Demokraten und Juden agitierte und mit milden acht Wochen Haft bestraft wurde.

    Süßheim wurde in dieser Zeit in Form von Karikaturen und verleumderischen Artikeln zu einer in der völkisch-antisemitischen Presse omnipräsenten Hassfigur. Die nationalsozialistische Fraktion erschwerte ihm die Arbeit im Nürnberger Stadtrat zunehmend; zuletzt entfremdete sich Süßheim wegen mangelnder Rückendeckung auch von der SPD. Am 1. März 1933, dem Tag, an dem der Nürnberger Stadtrat zum letzten Mal tagte, brach er entkräftet zusammen und starb.

    April 1921 Justizrat
    Dezember 1928 Ehrenmitglied des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Privatnachlass Karl Süßheim, Margot Suesheim (†) und Familie, New York City.

    International Institute of Social History, Amsterdam. (Korrespondenz)

    Stadtarchiv Nürnberg. (Stadtratsprotokolle)

    Gedruckte Quellen:

    Redebeiträge Max Süßheims in diversen Protokollen der SPD-Parteitage, in: Sozialdemokratische Parteitage (1890–1959). Protokolle über die Verhandlungen der Parteitage der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Online-Edition der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. (Onlineressource)

    Antrag Auer-Süßheim auf eine Verfassungsänderung Bayerns, 18.9.1917, in: Michael Doeberl, Sozialismus, Soziale Revolution, Sozialer Volksstaat, 1920, S. 113 f.

    Begründung des Antrages Auer und Genossen, 19.12.1917, in: ebd., S. 114–142.

    Testament Max Süßheims, abgedruckt in: Dominik Radlmaier, Die Süßheims in Nürnberg. Geschichte der Familie und ihrer Sammlungen von den Gründerjahren bis in die NS-Zeit, in: Michael Diefenbacher (Hg.), Die Süßheims. Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler, Sammler, 2018, S. 55–197, hier S. 155–157.

    Gerhard Jochem, Ein Sohn des Volkes wollt er sein. Quellentexte zu Person und Wirken von Dr. Dr. Max Süßheim, in: ebd., S. 199–208.

    Redebeiträge Max Süßheims, in: Stenographischer Bericht über die Verhandlungen des Kongresses der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte, 1919. (Onlineressource)

    Redebeiträge Max Süßheims, in: Stenographische Berichte des bayerischen Landtags, 1907–1920.

    Monografien:

    Die Begünstigung (Deutsches Reichsstrafgesetzbuch § 257, 258, 260, 261, 262), 1898. (Diss. iur.) (Onlineressource),

    Die parlamentarische Thätigkeit Dr. jur. David Morgenstern’s, [1899]. (einsehbar im Stadtarchiv Nürnberg)

    Das moderne Auktionsgewerbe, 1900. (Diss. phil.) (Teildruck)

    Revolution und bayerische Verfassung, hg. v. Landesvorstand der Sozialdemokratischen Partei Bayerns, [1920].

    Aufsätze und Artikel:

    Die Abmeldepflicht des Arbeitgebers auf Grund des Reichskrankenversicherungsgesetzes, in: Archiv des öffentlichen Rechts 14 (1899), H. 4, S. 556–562.

    Die Gehöftsperre bei Maul- und Klauenseuche, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 56 (1900), H. 2/3, S. 559–569.

    Die böswillige Verlassung des Ehegatten und ihre Rechtsfolgen nach Bürgerlichem Gesetzbuch, in: Archiv für die civilistische Praxis 41 (1901), S. 406–428.

    Recht!, in: Adolf Braun (Hg.), Ziele und Wege. Erläuterungen der sozialdemokratischen Gegenwartsforderungen, 1906, S. 27–30.

    Die nationalsozialistische Seuche, in: Das freie Wort. Sozialdemokratisches Diskussionsorgan 1 (1930), H. 6, S. 24–28.

    Dieter Rossmeissl, „Max Süßheim, Politiker“, in: Christoph von Imhoff (Hg.), Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, 1984, S. 361 f.

    Markus Schmalzl, Art. „Parlamentarische Reformversuche“, in: Historisches Lexikon Bayerns, 2008. (P) (Onlineressource)

    Dominik Radlmaier, Nichts bleibt für immer verborgen. Max Süßheim und das Schicksal seiner Kunstsammlung im Dritten Reich, in: Norica. Berichte und Themen aus dem Stadtarchiv Nürnberg 5 (2009), S. 39–43.

    Dominik Radlmaier, Die Süßheims in Nürnberg. Geschichte der Familie und ihrer Sammlungen von den Gründerjahren bis in die NS-Zeit, in: Michael Diefenbacher (Hg.), Die Süßheims. Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler, Sammler, 2018, S. 55–197.

    Kerstin Gardill, Max Süßheim. Streichers größter Gegner, in: ebd., S. 209–231.

    Kristina Milz, Karl Süßheim Bey (1878–1947). Eine Biografie über Grenzen, 2022.

    Kristina Milz, Max Süßheim (1876–1947). Ein Politiker und seine Partei, in: Einsichten und Perspektiven 2 (2023), S. 48–59. (P) (Onlineressource) (auch als Podcast)

    Kristina Milz, Genese eines Feindbilds. Der jüdische Sozialdemokrat Max Süßheim und seine Gegner, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 4 (2023), S. 669–705.

    Olaf Przybilla, Im Widerstand – und fast vergessen, in: Süddeutsche Zeitung v. 23.9.2023, S. 65.

    Fotografie, ca. 1920, Abbildung in: Kristina Milz, Max Süßheim (1876–1947). Ein Politiker und seine Partei, in: Einsichten und Perspektiven 2 (2023), S. 49. (Onlineressource)

    Fotografie, Gruppenbild der SPD-Landtagsfraktion 1912 (Süßheim oben rechts), Bayerisches Seminar für Politik, München, Bildarchiv Robert Hofmann.

  • Author

    Kristina Milz (München)

  • Citation

    Milz, Kristina, „Süßheim, Max“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/134255542.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA