Lebensdaten
1904 – 1944
Geburtsort
Sonnefeld bei Coburg
Sterbeort
Berlin-Plötzensee
Beruf/Funktion
Offizier ; Widerstandskämpfer ; Widerstandskämpfer ; Oberst
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 130509965 | OGND | VIAF: 47871019
Namensvarianten
  • Hansen, Georg Alexander

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Zitierweise

Hansen, Georg Alexander, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd130509965.html [23.04.2024].

CC0

  • Georg Alexander Hansen war bis zur Unterstellung des militärischen Nachrichtendienstes (Amt Ausland/Abwehr) unter das Reichssicherheitshauptamt der SS im Juni 1944 eine zentrale, aber im Hintergrund wirkende Gestalt des militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Er nutzte die Auslandskontakte der Abwehr, um Verbindungen mit dem anglo-amerikanischen Ausland herzustellen.

    Lebensdaten

    Geboren am 5. Juli 1904 in Sonnefeld bei Coburg
    Gestorben am 8. September 1944 (hingerichtet) in Berlin-Plötzensee
    Grabstätte keine
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Georg Alexander Hansen (InC)
    Georg Alexander Hansen (InC)
  • Lebenslauf

    5. Juli 1904 - Sonnefeld bei Coburg

    1913 - Mönchröden bei Coburg

    Übersiedlung der Familie

    April 1914 - März 1923 - Coburg

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Gymnasium Casimirianum

    1923 - 1924 - Erlangen

    Studium der Rechtswissenschaften (ohne Abschluss)

    Universität

    April 1924 - 1926 - Fürth

    Militärdienst

    3. Kompanie der 7. (Bayerischen) Kraftfahr-Abteilung

    1927 - 1928 - Dresden

    Offizierslehrgang

    Offiziersschule

    1929 - 1929 - Jüterbog (Brandenburg)

    Kfz-Lehrgang (verdeckter Panzerlehrgang)

    1.4.1931 - Fürth

    Oberleutnant

    3. Kompanie der 7. (Bayerischen) Kraftfahr-Abteilung

    März 1934 - Juli 1935 - München

    Oberleutnant

    1. Kompanie der 7. (Bayerischen) Kraftfahr-Abteilung

    1.7.1935 - München

    Hauptmann

    1. Kompanie der 7. (Bayerischen) Kraftfahr-Abteilung

    Oktober 1935 - Sommer 1937 - Berlin

    Generalstabslehrgang

    Kriegsakademie

    1937 - 1939 - Berlin

    Gruppenleiter der Abteilung Fremde Heere

    Reichskriegsministerium

    1939 - 1943 - Berlin; seit 1940 Zossen bei Berlin

    Gruppenleiter (Juli 1942 Oberstleutnant)

    Amt Ausland/Abwehr, Oberkommando der Wehrmacht

    1943 - Februar 1944 - Zossen

    Abteilungsleiter I (Geheimer Meldedienst); Juni 1943 Oberst

    Amt Ausland/Abwehr, Oberkommando der Wehrmacht

    Februar 1944 - Juni 1944 - Zossen

    Leiter

    Amt Ausland/Abwehr

    Juni 1944 - Juli 1944 - Zossen

    Leiter der Abteilung Militär

    Reichssicherheitshauptamt

    22.7.1944 - Berlin

    Verhaftung

    Reichssicherheitshauptamt

    10.8.1944 - Berlin-Schöneberg

    Prozess und Todesurteil

    Volksgerichtshof

    8.9.1944 - Berlin-Plötzensee

    Hinrichtung

    Strafgefängnis

    8. September 1944 (hingerichtet) - Berlin-Plötzensee
  • Genealogie

    Vater Theodor Georg Ernst Hansen 1861–1944 Oberforstmeister; Beamter des Herzogtums Sachsen-Coburg; Major der Reserve
    Großvater väterlicherseits Johann Georg Hansen 1826–1911 aus Niebüll (Schleswig); Offizier (bis 1850); 1853 Dr. phil.; Theologe, seit 1899 Oberhofprediger in Coburg
    Großmutter väterlicherseits Charlotte Friederike Clementine Hansen, geb. Baronesse von Roepert 1835–1917 Tochter des Georg von Roepert (1806-1870), Kammerherr in Coburg, seit 1884 Freiherr
    Mutter Ottilie Mathilde Henriette Hansen, geb. Mardorf 1862–1943 Hausfrau
    Großvater mütterlicherseits Paul Mardorf Apotheker in Kassel
    Schwester Hilda Hansen geb. 1890
    Schwester Irma Hansen geb. 1895
    Schwester Alice Hansen geb. 1896
    Heirat 25.8.1931 in Schwürbitz (Oberfranken)
    Ehefrau Irene Hansen, geb. Stölzel 1907–1988
    Schwiegervater Max Stölzel 1872–1939 Kaufmann, seit 1906 Inhaber einer Korbwarenfabrik in Michelau bei Coburg; Mai 1935 Mitglied der NSDAP
    Schwiegermutter Irene Stölzel
    Schwager Leonhardt Stölzel gest. 19.9.1934 kaufmännischer Angestellter, u. a. bei den Carl-Zeiss-Werken in Jena; Mai 1933 Mitglied der NSDAP; ermordet
    Kinder drei Söhne, zwei Töchter
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Hansen, Georg Alexander (1904 – 1944)

    • Vater

      Theodor Hansen

      1861–1944

      Oberforstmeister; Beamter des Herzogtums Sachsen-Coburg; Major der Reserve

      • Großvater väterlicherseits

        Johann Georg Hansen

        1826–1911

        aus Niebüll (Schleswig); Offizier (bis 1850); 1853 Dr.·phil.; Theologe, seit 1899 Oberhofprediger in Coburg

      • Großmutter väterlicherseits

        Charlotte Friederike Clementine Hansen

        1835–1917

        Tochter des Georg von Roepert (1806-1870), Kammerherr in Coburg, seit 1884 Freiherr

    • Mutter

      Ottilie Hansen

      1862–1943

      Hausfrau

      • Großvater mütterlicherseits

        Paul Mardorf

        Apotheker in Kassel

      • Großmutter mütterlicherseits

    • Schwester

      Hilda Hansen

      geb. 1890

    • Schwester

      Irma Hansen

      geb. 1895

    • Schwester

      Alice Hansen

      geb. 1896

    • Heirat

      in

      Schwürbitz (Oberfranken)

      • Ehefrau

        Irene Hansen

        1907–1988

  • Biografie

    Aus einer monarchisch-konservativ gesinnten Familie stammend, begann Hansen nach dem Abitur am Gymnasium Casimirianum in Coburg 1923 ein Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen, das er im folgenden Jahr aus wirtschaftlichen Gründen aufgab. Anschließend ging er als Offizier zur Kraftfahrtruppe, der späteren Panzertruppe. Seit 1935 an der Kriegsakademie in Berlin zum Generalstabsoffizier ausgebildet, traf er dort 1936 mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) zusammen.

    Nach dem Ende des Generalstabslehrgangs wurde Hansen seit 1937 durchgängig im militärischen Nachrichtendienst verwendet. Nach einer ausgedehnten halb-dienstlichen Studienreise durch die Tschechoslowakei und Österreich wurde er in die Abteilung „Fremde Heere“ unter Oberst Kurt von Tippelskirch (1891–1957) versetzt, die 1939 im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht unter Admiral Wilhelm Canaris (1887–1945) aufging. Hansen reiste seit Beginn des Zweiten Weltkriegs viel im Auftrag der Abwehr, v. a. zu den frontnahen Stellen der „Kriegsorganisation“, 1942 aber auch in den Irak.

    Anfang Januar 1943 wurde Hansen Leiter der Abteilung I (Geheimer Meldedienst) und trat nach der Entmachtung von Canaris im Februar 1944 dessen Nachfolge an. Mit der Eingliederung des Amts Ausland/Abwehr als Abteilung Militär in das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) zum 1. Juni 1944 wurde Hansen als Abteilungsleiter in das RSHA übernommen und zugleich Stellvertreter des Amtschefs Walter Schellenberg (1910–1952). Bereits 1938 hatte sich Hansen in Berlin mit Oberst (später Generalmajor) Hans Oster (1887–1945) angefreundet, über den er Kontakt zu oppositionellen Bestrebungen in der Wehrmacht bekam.

    Unter Ausnutzung seiner dienstlichen Möglichkeiten wurde Hansen bis 1943 zu einer zentralen Gestalt des militärischen Widerstands gegen das NS-Regime. Im November 1943 beauftragte er den Repräsentanten der Lufthansa in Madrid und späteren Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz, Otto John (1909–1997), der dort auch für die Abwehr arbeitete, eine Verbindung zu den Alliierten herzustellen, über die eine Umsturzregierung Verhandlungen über eine Beendigung des Kriegs einleiten könnte. Kurz darauf konnte Stauffenberg erklären, es sei Vorkehrung getroffen, dass Mitteilungen binnen 48 Stunden an den alliierten Oberbefehlshaber General Dwight D. Eisenhower (1890–1969) gelangen könnten. Stauffenberg beabsichtigte, über diesen von Hansen geschaffenen Kanal Verhandlungen „von Soldat zu Soldat“, also unter Ausschaltung der zivilen Verschwörer um Carl Friedrich Goerdeler (1884–1945), zu führen.

    Hansen wurde unmittelbar nach dem 20. Juli 1944 im RSHA verhaftet. Anders als Canaris, Oster, Hans von Dohnanyi (1902–1945) und Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) gehörte er zu den wenigen Mitarbeitern der Abwehr, die vom Volksgerichtshof verurteilt und umgehend gehenkt wurden. Seine Ehefrau kam in „Sippenhaft“, ihre fünf Kinder wurden in das für Kinder der Verschwörer reservierte Kinderheim in Bad Sachsa im Harz gegeben. Wie andere Angehörige des Widerstands aus dem Amt Ausland/Abwehr ist Hansen nie Gegenstand der Traditionspflege der Bundeswehr geworden. Heute ist er auf der Gedenktafel für den militärischen Widerstand im Bundesministerium der Verteidigung im Berliner Bendlerblock aufgeführt.

  • Auszeichnungen

    Eisernes Kreuz II. Klasse
    2009 Stolperstein, Gymnasiumsgasse 2, Coburg. (Onlineressource)
    Nennung auf der Gedenktafel für den militärischen Widerstand im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin
  • Quellen

    Nachlass:

    Privatbesitz. (Teilnachlass)

    Gedruckte Quellen:

    Spiegelbild einer Verschwörung. Die Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20. Juli 1944. Geheime Dokumente aus dem ehemaligen Reichssicherheitshauptamt, hg. v. Hans-Adolf Jacobsen, 2 Bde., 1984.

  • Literatur

    Peter Hoffmann, Widerstand – Staatsstreich – Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler, 1969, 41985.

    Rupert Appeltshauser, Im Konflikt zwischen Pflichterfüllung und Widerstand. Anmerkungen zu Oberst Georg Alexander Hansen und dessen Rolle in der Opposition gegen Hitler, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 50 (2005), S. 221–228.

    Jürgen Erdmann, „Mein Platz ist in Berlin“. Georg Hansen (1904–1944). Generalstabsoffizier aus Coburg – Widerständler – NS-Opfer 1944, in: Stefan Nöth (Hg.), Coburg 1056–2006. Ein Streifzug durch 950 Jahre Geschichte von Stadt und Land, 2006, S. 279–317.

    Karsten Hansen, Widerstand und Abwehr. Aus dem Leben des Oberst i. G. Georg Alexander Hansen, 2014.

    Linda von Keyserlingk-Rehbein, Nur eine „ganz kleine Clique“? Die NS-Ermittlungen über das Netzwerk vom 20. Juli 1944, 2018.

    Franziska Bartl, Der vergessene Verschwörer. Georg Alexander Hansen und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus, 2023. (P)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien, ca. 1925–1944, Abbildung in: Franziska Bartl, Der vergessene Verschwörer. Georg Alexander Hansen und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus, 2023, S. 92, 125, 147, 235 u. 261.

  • Autor/in

    Winfried Heinemann (Cottbus)

  • Zitierweise

    Heinemann, Winfried, „Hansen, Georg Alexander“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, zuletzt geändert am 06.11.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/130509965.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA