Wolff, Karl

Dates of Life
1900 – 1984
Place of birth
Darmstadt
Place of death
Rosenheim
Occupation
NS-Funktionär ; Chef des persönlichen Stabes des Reichsführers der SS ; SS-Obergruppenführer ; General der Waffen-SS ; Kaufmann ; Nationalsozialist ; General ; Politiker ; Soldat
Religious Denomination
mehrkonfessionell
Authority Data
GND: 118806998 | OGND | VIAF: 27867900
Alternate Names

  • Wolff, Karl-Heinz
  • Wolff, Karl Friedrich Otto
  • Wolff, Karl
  • Wolff, Karl-Heinz
  • Wolff, Karl Friedrich Otto
  • Wolff, Carl
  • Wolff, Carl-Heinz
  • Wolff, Carl Friedrich Otto

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Citation

Wolff, Karl, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118806998.html [08.12.2025].

CC0

  • Wolff, Karl Friedrich Otto

    | General der Waffen-SS, * 13.5.1900 Darmstadt, † 15.7.1984 Rosenheim, ⚰ Prien/Chiemsee. (evangelisch, 1984 muslim.)

  • Genealogy

    V Karl (1871–1916), aus Gießen, Dr. iur., 1901 Staatsanwalt in D., 1906 Amtsrichter in Butzbach, Landger.dir. in D., S d. Ernst (1831–86), aus Friedberg, Oberstaatsanwalt in Gießen, u. d. Elisabeth Gilmer (1837–1901);
    M Elisabeth Luise (1872–1939), aus Büdingen, T d. Carl Christian Anselm Urich (1828–1904), aus Groß-Steinheim, u. d. Susanna Maria Rumpf (1843–1938), aus Frankfurt/M.;
    Ur-Gvv Carl Gilmer (1804–1880), Oberamtsrichter in Friedberg (s. Hess. Biogr.), Ur-Gvm Friedrich Rumpf (1795–1867), Architekt in Frankfurt/M. (s. NDB 22);
    1) Darmstadt 1923 1943 Frieda (1901–88), aus D., T d. Gustav v. Römheld (1861–1933, ghzgl. hess. Adel 1918), Pol., Chef d. ghzgl. hess. Kab., 1904–21 Dir. d. Hess. Landesmus., WGR (s. Rhdb.;
    Stadtlex. Darmstadt;
    Hess. Biogr.;
    NDB VIII* u. 21*), u. d. Elsa Knöckel (1879–1944), 2) Hohenlychen (Uckermark) 1943 Inge Christensen (1904–1983, 1] Heinrich Gf. v. Bernstorff, 1891–1935, Dr. iur., Oberlt., Landrat), T d. Ludolph Christensen, Kaufm. in Hamburg, in Verbindung mit d. schwed. Dipl. Raoul Wallenberg, u. d. Anna Elisabeth Kaper;
    5 K aus 1) u. a. T Helga Lili (seit 1960 Fatima Heeren[-Sarka] (1934–2013, 1960 muslim., 1] 1960–83 Omar Abdul Aziz, 1962–64 in Pakistan, dann in München, 2] 1984 Abdul Karim [Erhard] Grimm, 1933–2009, 1953 muslim., Mitgründer u. Vors. d. Dt. Muslim Liga, Bibl. im Islam. Zentrum Hamburg), Koranübers., Autorin u. Referentin z. Thema Islam, Ehrenmitgl. d. Zentralrats d. Muslime in Dtld.;
    Schwägerin Martha v. Römheld (* 1900, Theodor Reichmann, Dr. iur., Beamter d. I.G. Farben AG).

  • Biography

    W. legte die Kriegs-Reifeprüfung im April 1917 am Ludwig Georgs-Gymnasium in Darmstadt ab. Anschließend leistete er bis Nov. 1918 Kriegsdienst an der Westfront als Fahnenjunker, dann Fähnrich und Leutnant (Lt.patent 1917) im Ghzgl. Hess. Leibgarde-Infanterie-Regiment Nr. 115. Von Nov. 1918 bis Mai 1920 schloß er sich als Leutnant dem Hess. Freikorps und Reichswehrschützen-Regiment Nr. 36 in Darmstadt an. Nach der Demobilisierung 1920 begann er eine Banklehre in Frankfurt/M. (bis 1922) sowie ein Jura-Studium (1920–23), letzteres brach er jedoch ab und war 1923–25 als kaufmännischer Angestellter in verschiedenen Unternehmen tä|tig. 1925 gründete er die Annoncen-Expedition „Wolff & Roemheld“ in München, die nach dem Verkauf 1933 an Kurt Linnebach als Werbeagentur „Linnebach & Scholta“ firmierte.

    W. trat am 7.10.1931 der NSDAP (Mitgl.-Nr. 695 131) und der SS (Nr. 14 235) bei. Von Jan. bis Sept. 1932 war er ehrenamtlicher Führer des SS-Sturms 2/II/1. SS-Standarte (1932 SS-Sturmführer, Jan. 1933 SS-Hauptsturmführer), im März 1933 wurde er hauptberuflich SS-Führer, im Juli 1933 Adjutant des Reichsführers-SS (RFSS) Heinrich Himmler (1900–1945) (Nov. 1933 SS-Sturmbannführer, Jan. 1934 SS-Obersturmbannführer, April 1934 SS-Standartenführer, Juli 1934 SS-Oberführer, Nov. 1935 SS-Brigadeführer, Jan. 1937 SS-Gruppenführer u. Generallt. d. Verfügungstruppe). 1936 wurde W. Mitglied des Reichstags, Chef des Persönlichen Stabs des RFSS und stieg zum zweiten Mann in der SS auf.

    Als Stabschef beschäftigte er sich neben Kanzleiaufgaben vorrangig mit Finanz- und Kulturthemen, wirkte als Manager innerhalb der SS und war für Himmlers Industriellen-Freundeskreis ebenso verantwortlich wie für die Verbindung zu den Organisationen „Ahnenerbe“ und „Lebensborn“. Er überwachte Himmlers SS-Wirtschaftsimperium, das Beteiligungen an Unternehmen wie dem „Nordland-Verlag“, der „Porzellan-Manufaktur Allach“ oder einer Mineralwasserquelle (Apollinaris) umfaßte, und wurde zu einer Schlüsselfigur im System Himmlers, der ihn auch als Ratgeber schätzte; W. galt als diplomatisch und beeindruckte durch Eloquenz und Manieren. 1939 wurde W. zum Hauptamtschef und Verbindungsoffizier der Waffen-SS im Führerhauptquartier bei Adolf Hitler (1889–1945) ernannt, unter Beibehaltung seines Amtes als Chef des Persönlichen Stabes des RFSS. Im Jan.1942 Obergruppenführer und General der Waffen-SS, wurde W. im Sept. 1943 als Höchster SS- und Polizeiführer (HSSPF) nach Italien an die Peripherie des Dt. Reichs versetzt.

    Seine Ablösung als Chef des Persönlichen Stabes ging mit einem Konflikt mit Himmler um W.s Scheidung und Neuverheiratung im März 1943 einher; W. wurde kurzzeitig in die Führerreserve versetzt.

    In Italien sollte W. den Einsatz der verschiedenen SS- und Polizeikräfte koordinieren, insbesondere in der Partisanenbekämpfung; neben Sicherungsaufgaben unterstanden dem HSSPF auch die Überwachung der Zwangsarbeiterlager und Konzentrationslager im Befehlsbereich. Im letzten Kriegsjahr, nach dem Attentat vom Juli 1944 als Bevollmächtigter General der dt. Wehrmacht in Italien, konnte W. seinen Einfluß zudem in außenpolitische und militärische Sphären ausdehnen, als es um Kontakte zu Widerstandsgruppen und Einfluß auf die politische Neuordnung ging: Er verhandelte mit dem Leiter des US-amerik. Office of Strategic Services, Alan Dulles die Kapitulation in Italien (Operation Sunrise), die am 2.5.1945 zum Waffenstillstand führte.

    Als Stabschef des Reichsführers-SS kannte W. das Massenverbrechen der Judenvernichtung in einem Ausmaß, das ihn zum Mittäter machte. Nachzuweisen ist sein Besuch an Himmlers Seite in Minsk vom Juli 1941 zur Begutachtung von Erschießungen, zudem gingen Meldungen „erfolgreicher Judenaktionen“ über seinen Tisch, etwa der „Aktion Reinhardt“ in Polen und der „Ghettoräumung“ in Rom. Photographien gibt es von seinem Besuch u. a. im KZ Mauthausen. Vor Gericht war es später jedoch schwierig, seinen Anteil an den Judendeportationen strafrechtlich relevant zu bestimmen. Während einer Zeugenaussage im Nürnberger Prozeß 1947 gegen Oswald Pohl (1892–1951) tauchte der Verdacht einer Beteiligung W.s an der Organisation von Bahntransportraum der „Aktion Reinhardt“ für Juden nach Treblinka auf, dem das Spruchkammergericht Hamburg 1948 nachging; als Beweis diente sein Briefwechsel um „Judentransporte“ mit Albert Ganzenmüller (1905–1996) in der Reichsbahnzentrale in Berlin. Strafrechtlich relevant wurde der Tatbestand erst wieder im Prozeß gegen W., der zuvor unbehelligt am Starnberger See gelebt hatte, vor dem Münchner Landgericht 1962. Er wurde 1964 zu 15 Jahren Haft verurteilt, 1971 jedoch aus Gesundheitsgründen begnadigt. In der milden Spruchpraxis gegen ihn zeigte sich die Intervention hochrangiger brit. und US-Offiziere für W., eine Gegenleistung für W.s Verdienste um die „Operation Sunrise“. Wegen seiner Befehlstätigkeit in der Partisanenbekämpfung in Italien sowie in bezug auf das Zwangsarbeitssystem konnte er gerichtlich nicht belangt werden.

    W. blieb bis zuletzt dem Elitegedanken der SS im Nationalsozialismus verbunden und pflegte gute Beziehungen zu alten Freunden und Journalisten, besonders des „Stern“. Mit Gerd Heidemann (* 1931) reiste er 1979 für eine Artikelserie auf der Suche nach alten Nationalsozialisten nach Südamerika, zu Interviews u. a. mit Klaus Barbie (1913–1991) und Walter Rauff (1906–1984). Beide wurden daraufhin als Kriegsverbrecher angeklagt und zur Auslieferung ausgeschrieben. 1980 stand W. dem WDR für ein vierstündiges Fernsehinterview Rede und Antwort, worin er sich|vor seinem überlebensgroßen Porträt in der weißen SS-Gala-Uniform inszenierte. 1982 war er als Gutachter in die Affäre um die angeblichen Hitler-Tagebücher verwickelt.

  • Awards

    A E. K. I (1914) u. II (1918), Spangen z. E. K. I u. II (1939);
    Frontkämpferkreuz;
    Olympia - Ehrenzeichen 1. Kl. (1936);
    Gr.-Offz.kreuz d. Ordens d. Krone v. Italien (1939);
    Komtur d. Rr.ordens d. hl. Mauritius u. Lazarus (1939);
    Österr.-Medaille (1939);
    Sudeten-Medaille mit Protektoratsspange (1939);
    Memel-Medaille (1939);
    Großoffz.kreuz d. ungar. Verdienstordens (1939);
    Großkreuze d. Krone v. Italien (1939), d. bulgar. Verdienstordens (1939), d. jugoslaw. Hl. Saba Ordens (1939), d. Span. Mil.-Verdienstkreuzes (1939), d. finn. Weißen Rose mit Schwertern (1939) u. d. röm. Adlerordens mit Schwertern (1939);
    Goldenes Parteiabzeichen d. NSDAP (1939);
    SS-Totenkopfring (1939);
    SS-Ehrendegen (1939);
    Julleuchter (1939);
    Kriegsverdienstkreuz II. Kl. u. I. Kl. mit Schwertern;
    Dt. Kreuz in Gold (1944);
    – Mitgl. in: NSV, Dt. Jägerschaft, NS-Frauenschaft, „Lebensborn e. V.“, Dt. Rotes Kreuz, Reichsluftschutzbund, Ver. d. Offz. d. ehem. Hess. Leibgardergt.

  • Works

    W Mit Wissen Hitlers, 2008 (Autobiogr., postum verfaßt wahrscheinl. v. W.s Adjutanten Eugen Dollmann, evtl. aufgrund v. Tonbandmitschnitten);
    Nachlaß: Nachkriegskorr. im BA Koblenz, hier auch Spruchkammerakte d. Spruchkammer Hamburg;
    Qu BA, Mil.archiv Freiburg (Br.);
    Vernehmungen vor alliierten Gerichten, Archiv d. IfZ München.

  • Literature

    L U. Meinhof, K. W. oder: Porträt e. anpassungsfähigen Deutschen, Feature, Hess. Rundfunk 1964;
    J. v. Lang, Der Adjutant, K. W., d. Mann zw. Hitler u. Himmler, 1985;
    R.-B. Birn, Die höheren SS- u. Polizeiführer, 1986, S. 348 f.;
    J. Banach, Heydrichs Elite, Das Führerkorps d. Sicherheitspolizei u. d. SD 1936–1945, 1998;
    B. Simms, K. W., d. Schlichter, in: R. Smelser u. E. Syring (Hg.), Die SS, Elite unter d. Totenkopf, 2000, S. 441–56;
    B. Wegner, Hitlers Pol. Soldaten, Die Waffen-SS 1933–1945, ⁹2010;
    K. v. Lingen, SS u. Secret Service, „Verschwörung d. Schweigens“, Die Akte K. W., 2010, engl. 2013;
    Internet: Hess. Biogr. (P);
    Datenbank d. dt. Parl.abg.

  • Portraits

    P Photogrr. (BA, Bilddatenbank).

  • Author

    Kerstin v. Lingen
  • Citation

    Lingen, Kerstin von, "Wolff, Karl Friedrich Otto" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 442-444 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118806998.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA