Zsigmondy, Richard

Dates of Life
1865 – 1929
Place of birth
Wien
Place of death
Göttingen
Occupation
Physiker ; Nobelpreisträger für Chemie (1925, verliehen 1926) ; Chemiker ; Arzt
Religious Denomination
keine Angabe
Authority Data
GND: 118773216 | OGND | VIAF: 5726961
Alternate Names

  • Zsigmondy, Richard Adolf
  • Zsigmondy, Richard
  • Zsigmondy, Richard Adolf
  • Zsigmondy, R.
  • LaVereso, Amico di
  • b11
  • https://d-nb.info/gnd/1137122579
  • Zsigmondy, Richard Adolph

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Citation

Zsigmondy, Richard, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118773216.html [11.12.2025].

CC0

  • Zsigmondy, Richard Adolf

    | Kolloidchemiker, * 1.4.1865 Wien, † 23.9.1929 Göttingen, ⚰ Göttingen, Stadtfriedhof.

  • Genealogy

    V Adolph (1816–80), Dr. med., Dr. chir., Dr. dent., 1848 Primararzt d. Strafhauses u. Chefarzt d. Verwundeten-Notspitals „Augarten“ in W., Mitarb. v. Moriz Heider, Zahnarzt d. Ksn. Elisabeth, entwickelte e. manchmal heute noch gebräuchliches nach ihm benanntes Zahnschema, beschrieb als erster d. Approximalkontakt u. dessen Verschleiß, verbesserte d. „Goldhämmerfüllung“ (s. Pagel), S d. Sámuel (1788–1833), Prof. f. Logik, Metaphysik, Griech., Hebr., Rhetorik, Poesie, Statistik u. Gesch. am ev. Gymn. (Lyceum) in Preßburg (Bratislava) (s. J. Szinnyei, Magyar írók, 1914);
    M Irma (1835–1900), T d. N. N. (v.) Szakmáry (1818–88?) u. d. Ma|rie Gegus (v.) Kisgessény (1800?-83);
    Ur-Gvv Gottfried (György) (1748–99), luth. Pfarrer in Pilis (Karpaten);
    Ov Vilmos (Wilhelm) (1821–88), aus Preßburg, Bergbauing., 1872 HR, 1868 Rr. d. Franz-Joseph-Ordens u. 1878 d. Ehrenlegion (s. Pogg. III; Wurzbach);
    3 B Emil (1861–85 Absturz an d. Meije-Südwand, Dauphiné, Frankr.), Arzt, Bergsteiger, Publ., mit Otto (s. u.) 1879 Erstbesteiger d. Feldkopfs mit d. nach ihm benannten Z.-Spitze in d. Zillertaler Alpen, Karl (1867–1925), Dr. phil., Math., 1905 o. Prof. an d. Dt. TH Prag, 1906 an d. TH Wien, 1916, 1917 u. 1920 Dekan, 1918 Rektor, 1921 HR (s. J.ber. d. Dt. Mathematiker-Vereinigung 36, 1927, S. 167–70), Otto (1860–1917), Zahnarzt, Bergsteiger, mit Emil (s. o.) Erstbesteiger d. Feldkopfs;
    1903 Laura Luise (1877–1959), T d. Wilhelm Müller (1832–1909), aus Nürnberg, 1863 o. Prof. f. allg. Pathol. u. pathol. Anatomie in Kiel, 1864 in Jena, 1870, 1885, 1890 u. 1898 Dekan, 1875 Rektor, 1871 HR, 1887 GHR, 1874 Mitgl. d. Leopoldina u. 1892 d. Sächs. Ak. d. Wiss., Ehrenmitgl. d. Royal College of Surgeons of Edinburgh u. d. Ges. d. Ärzte v. Finnland in Helsinki (s. Fischer; BJ 14, Tl.; NDB 15*);
    2 T Annemarie (1904–90, Erich Hückel, 1896–1980, Dr. phil., Dr. rer. nat., 1937 ao., 1947 o. Prof. f. theoret. Physik in Marburg, 1966 Mitgl. d. Leopoldina, Dr. rer. nat. h. c. Stuttgart 1966, Dr. phil. h. c. Uppsala 1973), Käthe;
    Schwägerin Marie Müller ( Alfred Lorenz, 1868–1939, Dr. phil., Musikforscher, Dirigent, Komp., 1938 Leiter d. Musikabt. d. Dt. Ak. in München, s. NDB 15; ÖBL; ÖML; MGG; New Grove; BMLO).

  • Biography

    Nach dem Erhalt des Reifezeugnisses an einem Wiener Gymnasium 1883 studierte Z., der schon während der Schulzeit ein besonderes Interesse für Chemie gezeigt und erste Experimente zu Hause durchgeführt hatte, Technische Chemie an der TH Wien. 1887 wechselte er an die TH München zu dem organischen Chemiker Wilhelm v. Miller (1848–99), bei dem er seine Dissertation „Beiträge zur Synthese von Inden-Derivaten“ anfertigte, mit der er 1889 an der Univ. Erlangen zum Dr. phil. promoviert wurde. 1891/92 war Z. Privatassistent des Physikers August Kundt (1839–1894) an der Univ. Berlin und seit 1893 Assistent an der TH Graz, wo er sich 1893 vermutlich für Physikalische Chemie habilitierte.

    Schon bei Kundt hatte sich Z. mit anorganischen Einschlüssen in Gläsern beschäftigt. In „Neue Lüster und Farben auf Glas“ (Dinglers Polytechn. Journ. 266, 1887, S. 364–70) zeigt er, daß im Glas kolloidal gelöstes Silber, also eine Lösung feinster Metallteilchen, das auftreffende Licht mit einem „prachtvoll goldigen und silberartigen Metallglanz“ reflektiert wird, im durchgehenden Licht hingegen seinen Metallglanz verliert und dem Glas eine gelbe Tönung verleiht. Weitere Untersuchungen ergaben, daß solche Lüsterfarben auch durch Reduktion geeigneter Silikate und Borate des Silbers erzeugt werden können. 1897 trat Z. in das 1884 gegründete „Glastechnische Laboratorium Schott und Genossen“ des Glaschemikers Otto Schott (1851–1935), des Physikers Ernst Abbe (1840–1905) und des Optikers Carl Zeiss (1816–1888) in Jena ein, wo er seine Forschungen zur Lösung von Metallen bzw. Metallsalzen in Glas fortführte und das „Jenaer Milchglas“ entwickelte, eine besondere Variante des opaken Milchglases, das durch Lösung von Zinnoxid und weiteren Salzen in der Glasmasse hergestellt wurde.

    Von weit größerer Bedeutung war Z.s Feststellung, daß kolloidale Lösungen von metallischem Gold in Glas (Goldrubinglas) und Wasser analoge optische Eigenschaften aufweisen. 1898 erschien seine grundlegende Arbeit über Goldsole „Wässerige Lösungen metallischen Goldes“ (in: Justus Liebigs Ann. d. Chemie 301, 1898, S. 29–54), worin er nachwies, daß Gold in metallischer Form, aber in sehr feiner Verteilung im flüssigen Medium vorliegt, und seine Untersuchung über die „Chemische Natur des Cassius’schen Goldpurpurs“ (ebd., S. 361–87), mit der er dessen Beschaffenheit endgültig klärte. Bei der von Andreas Cassius (1600–1673) entwickelten Rezeptur zur Herstellung dieser rubinroten Goldlösung vermutete man eine chemische Verbindung des Goldes mit dem bei der Bereitung verwendeten Zinnchlorid. Z. zeigte, daß das Zinn als Reduktionsmittel dient und daß das Gold metallisch kolloidal gelöst vorliegt.

    Um sich ganz seinen Forschungen zur Natur der Kolloide widmen zu können, verließ Z. 1900 die Fa. Schott und arbeitete fortan als Privatgelehrter in Jena. Da es zu dieser Zeit unmöglich war, kolloidal gelöste Teilchen optisch sichtbar zu machen, entwickelte er 1902/03 mit dem Physiker Henry Siedentopf (1872–1940) das sog. Spalt-Ultramikroskop. Während gewöhnliche Mikroskope das Untersuchungsobjekt von unten beleuchteten (Durchlicht), bestrahlten Z. und Siedentopf die als Modellsubstanz benutzte Goldsole mit einem sehr intensiven seitlichen Lichtstrahl, wobei aufgrund der Streuung des Lichts an den Goldpartikeln Brechungsmuster entstanden, die sich im Sehfeld des Mikroskops als helle Flecken vor einem schwarzen Hintergrund abzeichneten und Teilchen bis zu 4 Nanometern sichtbar machen. Man sah also nicht die Teilchen selbst, wohl aber deren „Schatten“.

    Mittels des Ultramikroskops ließ sich erstmals die „Brownsche Molekularbewegung“ beobachten.

    1907 zog Z., der naturverbunden war und die Berge liebte, auf seinen Besitz in Terlago (Terlach) im Trentino, ehe er seit 1908 als ao. Professor und seit 1919 als o. Professor für Anorganische Chemie an der Univ. Göttingen wirkte. Hier entwickelte er 1912 sein Mikroskop zum sog. Immersionsultramikroskop weiter. Um Kolloidsole auftrennen zu können, entwickelte Z. 1918–22 die 1907 von Heinrich Jakob Bechold (1866–1937) erfundene Ultrafiltration weiter, die bis heute in Chemie, Physik, Medizin und Industrie angewendet wird. Weitere Forschungen zur Beschaffenheit und Bildung von Kolloiden folgten, z. B. zur sog. raschen Koagulation sowie Untersuchungen von Kieselsäuregelen und Seifenlösungen. Mit dem für die moderne Kolloidchemie grundlegenden Werk „Lehrbuch der Kolloidchemie“ (1912, 2 T. ⁵1925/27, engl. 1917) lieferte Z. eine systematische Darstellung dieses von ihm wesentlich mitgeprägten Fachs. In der Einleitung unterzog er die von Thomas Graham (1805–1869) stammende Definition des Begriffs Kolloid einer Überprüfung und Präzisierung. In den folgenden Kapiteln entwickelte er eine Systematik der Kolloide, beschrieb die physikalischen Bedingungen für Gel- und Solbildung und setzte einen Schwerpunkt bei anorganischen Kolloiden. 1926 wurde ihm der Nobelpreis für Chemie für das Jahr 1925 zuerkannt. Mit seinen stets anwendungsorientierten Forschungen führte Z. die von Graham begründete Kolloidchemie auf ein bis dahin unerreichtes Niveau wissenschaftlicher und experimenteller Präzision.

  • Awards

    |o. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. z. Göttingen (1914);
    Dr. med. h. c. (Univ. Königsberg);
    Dr.-Ing. E. h. (TH Wien);
    Dr. rer. techn. Eh. (TH Graz);
    Laur-Leonard-Preis (1923);
    korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Wien (1924);
    Vorschlagsrecht f. d. Nobelpreis f. Chemie (1910, 1924, 1927–29);
    – Z.gasse, Wien (1956).

  • Works

    Weitere W Zur Erkenntnis d. Kolloide, 1905, engl. 1909;
    Kolloidchemie mit bes. Berücksichtigung d. anorgan. Kolloide, 1907;
    Anwendung d. Ultrafiltration in d. analyt. Chemie, in: Berr. d. Dt. Chem. Ges. 45, 1912, S. 579–82 (mit W. Wilke-Dörfurt u. A. Galecki);
    Einige bemerkenswerte Eigenschaften d. kolloiden Goldes, in: Zs. f. anorgan. Chemie 96, 1916, S. 265–88;
    Die chem. Analyse mit Membranfiltern, in: Zs. f. analyt. Chemie 58, 1919, S. 241–80;
    Das kolloide Gold, 1925 (mit P. A. Thiessen);
    Patente: u. a. Verfahren z. Herstellung v. Lüsterfarben f. Glas, DRP 108681, 1898;
    Verfahren z. Herstellung v. Membranfiltern oder Ultrafiltern bestimmter Porengröße, DE 329060A, 1920 (mit W. Bachmann);
    Autobiogr. in: Les Prix Nobel en 1926, 1927, S. 73–76 (P).

  • Literature

    |A. Lottermoser, in: Zs. f. Angew. Chemie 38, 1925, S. 289;
    W. E. Bachmann u. W. Ostwald (Hg.), Z.-FS, Jubelbd. d. Kolloid-Zs., 1925 (P);
    H. Freundlich, in: Berr. d. Dt. Chem. Ges. Bd. 63 A, 1930, S. 171–75;
    A. Kernbauer, in: J. W. Wohinz (Hg.), Die Technik in Graz, Aus Tradition f. Innovation, 1999, S. 157–65;
    H. Roesky, in: Göttinger Gel., Bd. 1, S. 340 f. (P);
    Naturforscher in Mitteldtld., hg. v. R. Stolz, Bd. 1, 2003, S. 344–46 (P);
    DBJ XI, S. 335–38 u. Tl.;
    Pogg. IV–VII a Suppl.;
    Lex. bed. Chemiker;
    Lex. bed. Naturwiss.;
    Complete DSB.

  • Portraits

    |Photogrr. (u. a. Bildarchiv. d. Österr. Nat.bibl., Wien, u. Nobel Foundation Archive, Stockholm);
    Sonderbriefmarke d. Österr. Post, 1979.

  • Author

    Claus Priesner
  • Citation

    Priesner, Claus, "Zsigmondy, Richard Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 754-756 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118773216.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA