Zsolnay, Paul

Lebensdaten
1895 – 1961
Geburtsort
Budapest
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Verleger
Konfession
mehrkonfessionell
Namensvarianten

  • Zsolnay, Paul Peter
  • Wix, Paul( bis 1906)
  • Wix de Zsolna, Paul( 1906-1911)
  • Wix von Zsolna, Paul( 1906-1911)
  • Zsolnay, Paul de( 1911-1918)
  • Zsolnay, Paul von( 1911-1918)
  • Zsolnay, Paul
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  • Zsolnay, Paul von( 1911-1918)
  • zsolnay, paul von
  • Zsolnay, Paul Pether

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Zitierweise

Zsolnay, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz143057.html [09.12.2025].

CC0

  • Zsolnay (bis 1906 Wix, 1906–11 Wix de [von] Zsolna, 1911–18 de [von] Zolna), Paul Peter

    | Verleger, * 12.6.1895 Budapest, † 13.5.1961 Wien, ⚰ Wien, Ehrengrab am Hietzinger Friedhof. (jüdisch, später evangelisch Augsburgischen Bekenntnisses)

  • Genealogie

    V Adolph (Adolf) Wix, 1906–11 Wix de (v.) Zsolna, 1911–18 de (v.) Z., ab 1918 Z. (1866–1932, 1906–18 ungar. Adel mit Prädikat „de [v.] Zsolna“, bis 1901 jüd.), Großindustr., Tabakhändler, Vizepräs. d. Austria G.m.b.H., 1893–1905 dt. Konsularagent, 1899 k. u. k. Hon.konsularagent in Cavalla (Kavala/Thrak. Meer, damals Osman. Reich), 1908 k. u. k. Hon.vizekonsul, um 1919 österr. Gen.konsul in Saloniki (Thessaloniki), S d. Heinrich (Henrik) Wix (1826–1898), aus Zázrivá (Slowakei), Kaufm. in Dolný Kubín (Orava, Slowakei), u. d. Cäcilia Kuffler ( 1883);
    M Clara (Klara) Amanda (Andy) (1876–1956, bis 1901 jüd.), aus Dresden, zuletzt in London, T d. Louis (Lajos) Wallerstein, Bankier in Dresden, u. d. Adele Herzog, aus Budapest;
    B Friedrich Desiderius (Fritz) (1896–1963), aus Bad Ischl, Landwirt, Rennfahrer, Sänger, Schriftst.;
    Paris 1929 1934/35 Anna (Gucki) (1904–88, 1] Rupert Koller, 1896–1976, Dirigent am Städt. Opernhaus in Elberfeld, S d. Hubert Koller, 1867–1949, Dr. phil., Elektrochemiker, Industr. in W., Kunstsammler, Bibliophiler, u. d. Broncia Pineles, 1863–1934, Malerin, s. ÖBL; AKL, 2] Ernst Krenek, 1900–91, Komp., s. BHdE II; ÖML; LexM; Wien Gesch. Wiki, 4] Anatole Fistoulari [Anatoli Fistulari], 1907–95, Dirigent, s. New Grove, 5] Albrecht Joseph, 1901–91, Regisseur, emigrierte 1933 n. Österr., über Italien, Großbritannien u. Frankr. in d. USA), Bildhauerin, Malerin, zuletzt in London (s. Wien Gesch. Wiki; NDB 15*), T d. Gustav Mahler (1860–1911), Komp., Dirigent, u. d. Alma Schindler (1879–1964, beide s. NDB 15);
    1 T Alma Germany-Z. (1930–2010, William Germany, 1963), Mitarb. v. Z. in dessen Verlag.

  • Biographie

    Der aus einer durch Tabakhandel zu Vermögen gekommenen Familie stammende Z. verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Cavalla (Kavala), wo er sich Kenntnisse in Landwirtschaft aneignete. Zunächst durch Hauslehrer unterrichtet, besuchte er in Wien höhere Schulen – u. a. im Schuljahr 1910/11 die vierte Klasse der öffentlichen Kommunalschule (Gymnasium) im 3. Wiener Gemeindebezirk – und legte seine Reifeprüfung im Sommer 1915 an der Staats-Realschule im|1. Wiener Gemeindebezirk ab. Danach inskribierte Z. auf Wunsch des Vaters an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, absolvierte jedoch keine Prüfungen und verließ diese 1919 mit einem als Exmatrikulationsbescheid anzusehenden „Abgangszeugnis“. Nach dem Studium leitete Z. das Familiengut Oberufer nahe Preßburg (Bratislava), wo er sich v. a. als Blumen-, insbesondere Rosenzüchter betätigte. Nach eigenen Angaben baute er dabei die eigene kleine Schlossärtnerei zur größten Blumenzüchterei der Tschechoslowakei aus.

    Die zu den gehobenen Kreisen der österr. Gesellschaft zählende Familie Z. pflegte – initiiert von der kunstliebenden Mutter – in Wien und auch auf dem Familiengut in der Tschechoslowakei ein reges Gesellschaftsleben. Hier trafen sich berühmte Persönlichkeiten wie Gerhart Hauptmann (1862–1946), Richard Strauss (1864–1949), Hugo von Hofmannsthal (1874–1929), Franz Werfel (1890–1945), Arthur Schnitzler (1862–1931), Felix Weingartner (1863–1942), Felix Salten (1869–1945) und Richard Coudenhove-Kalergi (1894–1972). Angeregt durch diese Bekanntschaften, gründete Z., finanziell unterstützt durch die Familie, in der zweiten Jahreshälfte 1923 in Wien den „Paul Zsolnay Verlag“, der in der Folge zum bedeutendsten österr. Literaturverlag der Zwischenkriegszeit avancierte. Im Mai 1924 mit Z. als Inhaber und Felix Kostia-Costa (1887–1942) als Einzelprokuristen in das Wiener Handelsregister eingetragen, wurde er 1930 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1924 gelang mit der Veröffentlichung von Franz Werfels „Verdi, Roman der Oper“ ein erster großer Erfolg; neben weiteren Arbeiten zeitgenössischer österr. Autoren brachte der Verlag auch Werke internationaler – insbesondere engl., amerik., franz. und russ.–Autoren heraus, wobei die Bücher John Galsworthys besonders erfolgreich waren. Finanziell einträglich war bis 1933/34 zudem die Herausgabe von Werken Heinrich Manns (1871–1950), Max Brods (1884–1968) und H. G. Wells sowie von Novellen und Romanen wie Arthur Schnitzlers „Fräulein Else“, Claude Anets „Ariane“, „Der Schiller-Roman“ Walter v. Molos (1880–1958) oder „Der heilige Teufel, Rasputin und die Frauen“ von René Fülöp-Miller (1891–1963).

    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 stellte Z., der bis dahin durchschnittlich 70 % seiner Produktion nach Deutschland verkauft hatte, sein Programm um: Da die Werke vieler, in den Augen des Regimes unerwünschter Autoren am dt. Markt nicht mehr abgesetzt werden konnten, verlegte man – bei gleichzeitiger Beibehaltung einiger „internationaler“ Namen – verstärkt (österr.) Autoren nationalsozialistischer Provenienz wie etwa Otto Emmerich Groh (1905–1978), Karl Hans Strobl (1877–1946), Franz Spunda (1890–1963), Hermann Stuppäck (1903–1988), Erwin H. Rainalter (1892–1960) oder Edmund Finke (1888–1968).

    Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Dt. Reich wurde der den Nationalsozialisten aufgrund der jüd. Abstammung Z.s mißliebige Verlag 1938 „arisiert“, jedoch ein Jahr später durch die Gestapo gesperrt; ab 1941 wurde er als „Karl H. Bischoff Verlag“ unter dem gleichnamigen neuen Inhaber weitergeführt.

    Z. emigrierte im Herbst 1938 im Rahmen einer Geschäftsreise nach London, 1939 folgten ihm Mutter und Tochter nach. Hier betätigte er sich als literarischer Agent, arbeitete für den Verlag William Heinemann und war im Frühjahr 1940 Mitbegründer des „Heinemann-Zsolnay Verlags/Paul Zsolnay Editions“, der hauptsächlich engl. und amerik. Autoren in franz. Übersetzung publizierte. Im Juni 1946 kehrte Z. aus dem Londoner Exil nach Wien zurück und strengte ein Verfahren gegen Karl H. Bischoff (1900–78) wegen der Rückstellung des Paul Zsolnay Verlags an, das 1957 mit einem Vergleich endete. Währenddessen baute er den Verlag mit einer neuen Niederlassung in Hamburg wieder auf.

    In Weiterführung der zwischenkriegszeitlichen Verlagstradition stellte Z. nun internationale Autoren wie Graham Greene, Truman Capote, Bertrand Russell und J. B. Priestley sowie österr. wie Johannes Mario Simmel (1924–2009), Alma Johanna Koenig (1887–1942) und Marlen Haushofer (1920–1970) erstmals dem dt.sprachigen Publikum vor. Nach zwei schweren Herzanfällen im Herbst 1956 starb Z. fünf Jahre später.

    Nach mehreren Eigentümerwechseln wurde der Zsolnay Verlag 1996 vom Carl Hanser Verlag, München, erworben.

  • Auszeichnungen

    |Rr.kreuz d. österr. Verdienstordens (1937);
    Mitgl. d. Österr. PEN-Clubs u. zahlr. Verbände d. geistigen u. kulturellen Lebens in Wien;
    Gr. Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österr. (1956).

  • Werke

    Weitere W u. a. Wie die gr. dt. Verlage gegründet wurden, Der Verlag P. Z., in: Die literar. Welt (Berlin) 4. Jg., Nr. 17, v. 27.4.1928, S. 3;
    Über d. Umgang mit Autoren, in: Salzburger Volksbl. v. 8.6.1955;
    Verleger u. a. v.: S. Asch;
    P. S. Buck;
    T. Capote;
    S. G. Colette;
    F. Th. Csokor;
    Th. Dreiser;
    K. Edschmid;
    J. Galsworthy;
    F. K. Ginzkey;
    F. Hurst;
    V. Katajew;
    S. Lewis;
    R. Martin du Gard;
    Roda-Roda;
    F. Thiess;
    L. Tolstoj;
    G. v. Urbanitzky;
    Verz. d.

  • Porträts

    Produktion d. Paul Zsolnay Verlags u. d. Karl H. Bischoff Verlags, in: M. G. Hall, Der Paul Zsolnay Verl. [ … ], 1994, S. 781–822.

  • Literatur

    |Fünfundzwanzig J. Paul Zsolnay Verlag 1923–1948, 1948;
    M. G. Hall, Österr. Verlagsgesch. 1918–1938, Bd. II: Lex. d. belletrist. Verlage, 1985, S. 482–529;
    ders., „Daß man förmlich jeden Tag vor e. neuen Situation steht“, Aus d. Alltag d. Paul Zsolnay Verlags in d. 30er J., in: M. Estermann u. M. Knoche (Hg.), Von Göschen bis Rowohlt, Btrr. z. Gesch. d. dt. Verlagswesens, FS f. Heinz Sarkowski z. 65. Geb.tag, 1990, S. 208–33;
    ders., Der Paul Zsolnay Verlag, Von d. Gründung bis z. Rückkehr aus d. Exil, 1994;
    ders. u. H. Ohrlinger, Der Paul Zsolnay Verlag 1924–1999, Dok. u. Zeugnisse, 1999;
    M. Wegner, Partei d. reinen Kunst, Lit.betrieb im Dritten Reich, Der Paul Zsolnay Verlag, in: FAZ v. 11.5.1995 (P);
    S. Lillie, Was einmal war, Hdb. d. enteigneten Kunstslgg. Wiens, 2003, S. 1356–64 (P);
    H. Ohrlinger, Mission u. Leidenschaft, Kurt Wolff, P. Z. u. d. Lit. d. zwanziger Jahre, in: NZZ v. 3./4.7.2004 (P);
    M. G. Hall, „Warum nicht Zsolnay?“ P. Z. u. sein Verlag, in: B. Weidle u. U. Seeber (Hg.), Anna Mahler, Ich bin in mir selbst zu Hause, 2004, S. 87–96;
    Teichl;
    NÖB 22 (P);
    Österr.-Lex., hg. v. R. u. M. Bamberger, E. Bruckmüller u. K. Gutkas, Bd. II, 1995, S. 684;
    Munzinger;
    Hist. Lex. Wien;
    Lex. d. österr. Provenienzforsch.;
    BHdE I;
    LGB².

  • Autor/in

    Katharina Bergmann-Pfleger
  • Zitierweise

    Bergmann-Pfleger, Katharina, "Zsolnay (bis 1906 Wix, 1906–11 Wix de [von] Zsolna, 1911–18 de [von] Zolna), Paul Peter" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 756-758 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz143057.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA