Zschokke, Conradin

Dates of Life
1842 – 1918
Place of birth
(Kanton Solothurn)
Occupation
Bauingenieur ; Pionier des Wasserbaus
Religious Denomination
reformiert
Alternate Names

  • Zschokke, Konradin
  • Zschokke, Conrad
  • Zschokke, Friedrich Viktor Conradin
  • Zschokke, Conradin
  • Zschokke, Konradin
  • Zschokke, Conrad
  • Zschokke, Friedrich Viktor Conradin
  • Zschokke, Konrad
  • Zschokke, Friedrich Viktor Konradin

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Citation

Zschokke, Conradin, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz143056.html [05.12.2025].

CC0

  • Zschokke, Friedrich Viktor Conradin (Konradin, Conrad)

    | Bauingenieur, Pionier des Wasserbaus, * 14.4.1842 (Kanton Solothurn), † 17.12.1918 Aarau (Kanton Aargau). (reformiert)

  • Genealogy

    V Alexander (1811–59), aus A., Zeichenlehrer an d. aargau. Kt.schule, Kupferstecher, S d. Heinrich (s. 1) u. d. Anna Elisabeth Nüsperli;
    M Marie Joseph (Mariquita) (1816–96), aus Barcelona oder Palma de Mallorca (?), Adoptiv-T d. Franz Voitel (1773–1839), Oberst im Schweizer Rgt. in Spanien, Bibl., Grossrat in S., u. d. Franziska Paula Wirz v. Rudenz (1782–1854);
    Ov Olivier (1826–98), aus A., Bauing., Ständerat, Nat.rat, Vormund v. Z. (s. Gen. 1);
    B Otto (1844–1927), aus A., Finanzspezialist, 1878–1913 in d. Fa. Zschokke tätig;
    1) Arles 1867 1909 Eugénie Aimée (1846–1941), aus Arles, T d. Jean Faure (* 1811), aus Clermont-Ferrand, u. d. Clarisse Adélaïde Verdot (1820–1863), 2) Brugg oder Paris 1909 Jeanne Antoinette (1876–1944), aus St-Quentin (Picardie) oder Paris (?), T d. Pierre Disqué (* 1850), aus Knittelsheim (Pfalz), u. d. Jeanne Zilhardt (* 1851), aus St-Quentin;
    3 S (2 früh †) Eugen (1867–1924), Red. d. Thurgauer Ztg. in Frauenfeld, 1 T (1 früh);
    Schwägerin Margaretha (Marguerite) Disqué (* 1870, Edmund Schulthess, 1868–1944, Anwalt, Stände- u. Bundesrat, Bundespräs., s. HLS;
    NDB 23, Fam.art.), aus St-Quentin.

  • Biography

    Nach dem Tod seines Vaters kam Z. unter die Vormundschaft seines Onkels Olivier, der ihn nach dem Besuch der Volksschule und Gewerbeschule in Aarau während seines Bauingenieurstudiums 1859–62 (Abschluß Diplom) bei Karl Culmann (1821–1881) am Polytechnikum Zürich unterstützte. Z. begann seine berufliche Laufbahn bei der Aarauer Filiale der „Locher & Cie AG“, deren Direktor sein Onkel Olivier war; dieser gründete 1867 eine eigene Baufirma. 1864 wechselte Z. auf Vermittlung des Rigibahn-Erbauers Nikolaus Riggenbach (1817–1899) zu „A. Castor“ (später Castor & Hersent) in Paris, wo er 1872 als Partner aufgenommen wurde. Danach gründete er eigene Firmen mit Sitz in Valence (Zschokke & Montagnier 1877) und Paris (C. Zschokke & P. Terrier 1883, n. Rom verlegt 1886); er arbeitete auf zahlreichen Baustellen in Europa und Nordafrika. 1890 kehrte er als Ingenieur und Unternehmer nach Aarau zurück, von wo aus er weiterhin auch im Ausland tätig war.

    Z. wandte – erstmalig in der Schweiz – beim Bau der Eisenbahnbrücke über die Aare nördlich von Lyss (Kt. Bern) und dann als Mitarbeiter von Castor & Hersent die neue Technik der Druckluftgründung (Caisson statt Tau|cherglocke) an. Er entwickelte diese Technik weiter, indem er z. B. die Caissons auf festem Boden fertigte, sie von der Flut mittragen und von der Ebbe an den gewünschten Plätzen absetzen ließ. 1879 zeigte er in einer Publikation auf, daß man das System der Druckluftgründung nicht nur für den Bau von Brückenpfeilern anwenden konnte, sondern auch für andere Arbeiten (Ausschachten v. Fels, Bauarbeiten in Häfen, Betonieren unter Wasser). Zu seinen Bauten zählen u. a. die Tiberkorrektion in Rom, Trockendocks in Genua, Livorno und Venedig, die Erweiterung des Hafens von Marseille und verschiedene Wasserkraftwerke am Rhein. Das Kraftwerk Rheinfelden, das 1898 in Betrieb ging und seinerzeit das größte Lauf- sowie das erste leistungsfähige Niederdruck-Wasserkraftwerk der Welt war, wurde 2014 vom weltweiten Verband der Elektrotechnik-Ingenieure (Inst. of Electrical and Electronics Engineers IEEE) mit dem ersten IEEE Milestone auf dt. Boden ausgezeichnet. Von Rheinfelden aus wurden erstmals mehrere Kraftwerke elektrisch miteinander verbunden; das Kraftwerk gilt als erste Überlandzentrale der Welt mit grenzüberschreitender Aushilfe. 1909 gründete Z. mit Unterstützung des Aluminium- und Maschinenindustriellen Gustave Naville (1848–1929) und Genfer Privatbankiers die „AG Conrad Zschokke“, in die er alle seine laufenden Verträge und Baustellen sowie seine Stahlkonstruktionswerkstätte in Döttingen (Kt. Aargau, heute ZWAG AG) einbrachte. Im Zusammenhang mit der Erweiterung des Hafens von Marseille gründete Z. dort 1911 die „C. Zschokke & Cie“, die 1919 in „Entreprise de Travaux Maritimes“ umbenannt und 1920 durch die mit franz. Partnern gegründeten, nicht auf Marseille beschränkten „Entreprises de Grands Travaux Hydrauliques (EGTH)“ mit Sitz in Paris abgelöst wurde.

    Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit lehrte Z. mit einem Lehrauftrag für Wasserund Grundbau und 1893–97 als o. Professor für Ingenieurwissenschaften am Polytechnikum in Zürich. 1905–18 gehörte er dessen Leitungsgremium (Schulrat) an. Bereits 1892 hatte er im Aargauer Großen Rat Einsitz genommen. Mit seiner Wahl in den Nationalrat 1897, den er, als Vertreter der radikal-demokratischen Partei bzw. der FDP, 1903 präsidierte und dem er bis 1917 angehörte, trat Z. als Professor zurück. 1899 forderte er im Nationalrat den systematischen Ausbau der Wasserkraftwerke, der dann im 20. Jh. erfolgte. Z. war Mitglied zahlreicher parlamentarischer Kommissionen und wurde 1910 erster Präsident der eidgenössischen Kommission für Maß und Gewicht.

    Nach Z.s Tod wurden Verwaltung und Gesellschaftssitz der „AG Conrad Zschokke“ nach Genf verlegt. Die Firma entwickelte sich zu einem führenden Bauunternehmen der Schweiz, das allerdings in den 1930er Jahren nach dem Konkurs der größten Aktionärin saniert werden mußte. 1941 übernahmen die Genfer Privatbank Pictet und der Bauingenieur Raymond Koechlin, Neffe des Eiffelturm-Konstrukteurs Maurice Koechlin, die Aktienmehrheit. 2006 fusionierte die „Zschokke-Holding SA“ mit der Konkurrentin „Batigroup Holding AG“ zum größten Schweizer Bauunternehmen „Implenia AG“.

  • Awards

    A Dr. h. c. (Naturwiss. Fak. d. Univ. Zürich 1901);
    Dr. sc. techn. E. h. (ETH Zürich 1915);
    verschiedene Orden (Italien, Dtld., Frankr.);
    – Gründungspräs. d. Circolo Svizzero (Schweizerver.) in Rom (1886).

  • Works

    W Fondations à l’air comprimé, 1879;
    Travaux hydrauliques et fondations pneumatiques exécutées en Italie de 1883 à 1889, 1889;
    Gutachten über d. Ursachen d. Einsturzes d. Münchensteiner Eisenbahnbrücke (14. Juni 1891), 1891;
    Druckluft-Gründungen, 1896;
    Die neuen Wasserwerksanlagen z. Kraftgewinnung in d. Schweiz, 1896;
    Rapport sur les établissements hydro-électriques des usines électriques de la Lonza, 1908;
    Die Hafenanlagen an der See, in: Schweizer. Bauztg. LXVIII, 1916;
    Ll. v. Konradin Z., um 1914 (Autobiogr.), undat. Typoskr., Univ. Genf, Archives Zschokke (Implenia).

  • Literature

    L D. Vischer, 125 J. Wasserbau an d. ETH Zürich, Zum 80. Geb.tag v. Gerold Schnitter, Sonderdr. aus: Schweizer Ing. u. Architekt 43, 1980;
    ders. u. N. Schnitter, Drei Schweizer Wasserbauer, C. Z. (1842–1918), Eugen Meyer-Peter (1883–1969), Gerold Schnitter (1900–1987), in: Schweizer Pioniere d. Wirtsch. u Technik 53, 1991, S. 13–36 (P);
    C. Courtiau u. a., Z., Ein Name, e. Ruf, 2006;
    HLS;
    Qu Nachlaß: ETH-Bibl. Zürich;
    Univ. Genf, Archives Zschokke (Implenia).

  • Portraits

    P Photogrr. (Bibl. d. ETH Zürich;
    Univ. Genf, Archives Zschokke, Implenia).

  • Author

    Adrian Knoepfli
  • Citation

    Knoepfli, Adrian, "Zschokke, Friedrich Viktor Conradin (Konradin, Conrad)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 753-754 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz143056.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA