Zuckerkandl, Bertha (verheiratete)

Lebensdaten
1864 – 1945
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Journalistin ; Schriftstellerin ; Salonière ; Kunstkritikerin ; Übersetzerin ; Theaterkritikerin ; Übersetzerin
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118758160 | OGND | VIAF: 27104192
Namensvarianten

  • Szeps-Zuckerkandl, Berta (verheiratete)
  • Szeps, Berta (geborene)
  • Zuckerkandl, Berta (verheiratete)
  • Zuckerkandl, Berthe (verheiratete)
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  • Zuckerkandl-Szeps, Berta
  • Zuckerkandl Szeps, Berta
  • Szeps, Berta Zuckerkandl-

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Zitierweise

Zuckerkandl, Bertha (verheiratete), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758160.html [25.12.2025].

CC0

  • Zuckerkandl, Bertha (Berta, Berthe), geborene Szeps

    | Salonnière, Kunstkritikerin, Journalistin, Schriftstellerin, Übersetzerin, * 13.4.1864 Wien, † 16.10.1945 Paris, ⚰ Paris, Friedhof Père-Lachaise. (jüdisch)

  • Genealogie

    V Mori(t)z S. (Széps) (1835–1902), aus Busk (Galizien), lib. Journ. in W., 1867–86 Verl. d. „Neuen Wiener Tagbl.“, 1886 Begr. u. Verl. d. „Wiener Tagbl.“ (s. Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft; ÖBL), S d. Leo Scheps, Arzt, u. d. Fanny Brand (1812–1896), aus Lemberg;
    M Amalia (Mali) (1838 –|1912), aus W., T d. David Schlesinger (1792 – v. 1860), aus Neustadt(l) an d. Waag (Slowakei), u. d. Eleonore Reich (* 1802);
    Om Sigmund Schlesinger (Ps. Memor) (1832–1918), Schriftst., Journ., u. a. Feuilletonist u. Theaterkritiker d. „Neuen Wiener Tagbl.“ (s. ÖBL), Max Schlesinger (1846–1907), Journ. (s. L. Eisenberg, Das geistige Wien, 1893; Dt.-Österr. Künstler- u. Schriftst.-Lex., 1902);
    2 B u. a. Julius S. (Széps) (1867–1924), Journ. in W., pol. Red. d. „Neuen Wiener Tagbl.“, Chefred. d. „Wiener Allg. Ztg.“ (s. ÖBL), 2 Schw u. a. Sophie S. (Széps) (1862–1937, Paul Clemenceau, 1857–1946, Bergbau-Ing. in P., B d. Georges Clemenceau, 1841–1929, Journ., franz. Min.präs.);
    Wien 1886 Emil Zuckerkandl (1849–1910), aus Raab (Győr, Ungarn), o. Prof. f. Anatomie in Graz u. W., HR, Mitgl. d. Leopoldina 1888 u. d. Österr. Ak. d. Wiss. 1898 (s. Pagel; Fischer; Enc. Jud. 1971; Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft; Wien Gesch. Wiki), S d. Leon (um 1819–99), Kaufm. in W. (s. Gen. 1), u. d. Eleonore König (um 1828/29–1900);
    1 S Fritz (1895–1983, ev., Gertrud(e), 1895–1981, Malerin, T d. Wilhelm Stekel, 1868–1940, Neurol., Psychoanalytiker, s. NDB 25), Pharmakol., Biochemiker, Phil., Kunstsammler, emigrierte 1935 n. Frankr., zuletzt in Krattigen (Kt. Bern);
    Schwager Viktor (s. 1);
    E Emile (1922–2013), Evolutionsbiol. in Frankr. u. d. USA, 1980–91 Präs. u. Dir. d. Linus Pauling Inst. an d. Oregon State Univ., 1992 Begr. u. Präs. d. Inst. of Molecular Medical Sciences ebd., Vf. v. Tageb.aufz., sein Archiv 2012 v. d. Österr. Nat.bibl. erworben (s. Der Standard v. 26.11.2012).

  • Biographie

    Z. erhielt Hausunterricht und wurde 1882 Sekretärin ihres Vaters. Als liberaler und fortschrittlicher Journalist war dieser ein Vertrauter des Kronprinzen Rudolf von Habsburg (1858–89) und stand im Austausch mit den franz. Politikern Léon Gambetta und Georges Clemenceau, mit denen er an einem österr.-franz. Bündnis arbeitete. Auf Einladung Clemenceaus besuchte Z. seit 1885 regelmäßig Frankreich, wo sie Künstler und Intellektuelle aus seinem Kreis kennenlernte, u. a. den Bildhauer Auguste Rodin, den Maler Eugène Carrière und den Kunstkritiker Gustave Geffroy. Seit 1889 führte Z. einen Salon in ihrer Villa in Döbling, wo Kollegen und Bekannte ihres Mannes zu Gast waren, u. a. Ernst Mach (1838–1916), Richard v. Krafft-Ebing (1840–1902) und Julius Tandler (1869–1936). 1893 veröffentlichte Z. erste Kunstkritiken im „Wiener Tagblatt“; 1894 wurde sie von „Die Zeit“ beauftragt, über franz. moderne Kunst zu schreiben. Ihre Unterstützung der Künstler, die 1897 die Secession gründeten, ermöglichte es ihr, 1898 in deren Zeitschrift „Ver Sacrum“ ihr Manifest „Wiener Geschmacklosigkeiten“ zu veröffentlichen. Im selben Jahr begann sie ihre Karriere bei der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ und schrieb seit 1901 auch für die dt. Zeitschrift „Die Kunst für alle“. Ihre besten Artikel über österr. zeitgenössische Kunst faßte sie 1908 in der Sammlung „Zeitkunst Wien 1901–1907“ zusammen.

    Z. etablierte sich als Sprecherin und Förderin der Secession. Ihr Salon war Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle der Wiener Moderne, u. a. Gustav Klimt (1862–1918), Josef Hoffmann (1870–1956), Hermann Bahr (1863–1934) und Gustav Mahler (1860–1911).

    Sie betätigte sich auch als Kunstvermittlerin zwischen Wien und Paris, half bei der Organisation von Ausstellungen franz. Kunst in Wien und kommentierte das Pariser Kunstleben. Z. wollte dazu beitragen, Frankreich und Österreich anzunähern. 1914 begann sie ihren Kampf für den Frieden mit der Veröffentlichung des von franz. Schriftstellern verfaßten Friedensaufrufs „Jung-Frankreich gegen den Krieg“ (in: Wiener Allg. Ztg. v. 26.8.1914). 1917 reiste sie auf Wunsch der Regierung nach Bern, um die österr. Kunst zu fördern, und nutzte die Gelegenheit, sich mit ihrer Schwester und deren Kontaktpersonen zu treffen – u. a. mit dem franz. Kriegsminister Paul Painlevé–, um auf einen Friedensschluß zwischen Österreich und Frankreich hinzuwirken. 1916 zog Z. in eine Wohnung in der Wiener Innenstadt. Dort trafen sich Politiker und Schriftsteller wie Tandler, Ignaz Seipel (1876–1932), Arthur Schnitzler (1862–1931), Stefan Zweig (1881–1942) und Hugo v. Hofmannsthal (1874–1929). Z. übersetzte rund 120 Werke, u. a. von Paul Géraldy, Henri-René Lenormand, Jean Anouilh und Alfred Savoir, und wurde damit in der Zwischenkriegszeit zur wichtigsten Vermittlerin zwischen Wien und Paris im Bereich Literatur und Theater. 1920 unterstützte sie die Gründung der Salzburger Festspiele. Seit 1923 arbeitete sie für das „Neue Wiener Journal“, in dem sie 1924 Interviews mit Politikern veröffentlichte, darunter die brit. und franz. Premier- und Finanzminister. Z. arrangierte auch Treffen zwischen franz. und österr. Politikern. Nach dem „Anschluß“ 1938 floh sie nach Paris und 1940 weiter nach Algier, bevor sie 1945 nach Paris zurückkehrte.

  • Auszeichnungen

    |Orden d. franz. Ehrenlegion (1932);
    – Gedenktafel am Palais Lieben-Auspitz, Wien I;
    B.-Z.-Weg, Wien IX (seit 2009).

  • Werke

    |Dekorative Kunst u. Kunstgewerbe, 1900;
    Ich erlebte fünfzig J. Weltgesch., 1939, engl. 1939, franz. 1939;
    Clemenceau tel que je l’ai connu, 1944;
    Österr. Intim, Erinnerungen 1892–1942, hg. v. R. Federmann, 1970, letzter Nachdr. 2013 (P);
    Th. Klugsberger u. R. Pleyer, Flucht!, B. Z. v. Bourges n. Algier im Sommer 1940, 2013 (P);
    B. Z., Gottfried Kun|wald, Briefwechsel 1928–1938, hg. v. G. Enderle-Burcel, 2018;
    Nachlaß: Österr. Nat. Bibl., Wien (unveröff. Mss. u. Korr.).

  • Literatur

    |R. Redl, B. Z. u. d. Wiener Ges., Ein Btr. z. österr. Kunst- u. Ges.kritik, Diss. Univ. Wien 1978;
    L. O. Meysels, In meinem Salon ist Österr., B. Z. u. ihre Zeit, 1984 (P);
    M. Schulte, B. Z., Salonière, Journ., Geheimdipl., 2006 (P);
    B. Fetz Bernhard (Hg.), Berg, Wittgenstein, Z., Zentralfiguren d. Wiener Moderne, 2018 (P);
    A. Weirich, B. Z., De Klimt à Rodin, une salonnière et critique d’art entre Vienne et Paris, 2023;
    R. Wall, Verbrannt, verboten, vergessen, Kl. Lex. dt.sprachiger Schriftst. 1933 bis 1945, 1988, S. 217–19 (P);
    J. Dick u. M. Sassenberg, Jüd. Frauen im 19. u. 20. Jh., 1993, S. 410–12 (P);
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    ÖML;
    Österr. Personenlex.;
    Wedel, Autobiogrr. Frauen;
    BHdE II;
    Lex. österr. Exillit. (P);
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    zu Emile: T. Trenkler, Ein Abschied f. immer, in: Der Standard v. 3.6.2011 (P).

  • Porträts

    |Ölgem. v. V. E. v. Parlaghy-Brochfeld, 1886 (Österr. Nat.bibl., Wien);
    Ölgem. v. E. Carrière, 1893 (Privatslg.);
    Ölgem. v. A. Kolig, 1915 (Wien Mus., Wien);
    Photogrr., (Bildarchiv d. Österr. Nat.bibl., Wien).

  • Autor/in

    Armelle Weirich
  • Zitierweise

    Weirich, Armelle, "Zuckerkandl, Bertha (Berta, Berthe), geborene Szeps" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 762-764 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758160.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA