Lebensdaten
1919 – 1943
Geburtsort
Murnau
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Widerstandskämpfer ; Mitglied der Widerstandsgruppe Weisse Rose
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 11917958X | OGND | VIAF: 3275078
Namensvarianten
  • Probst, Christoph Amanda
  • Probst, Christel (genannt)
  • Probst, Christoph
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Probst, Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11917958X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus angesehener Kaufbeurer Kaufm.fam.;
    V Hermann Julius (1886–1936), Dr. rer. nat., Chemiker, Privatgelehrter, Kenner moderner Kunst, befreundet mit Emil Nolde, Paul Klee u. Maria Marc, beschäftigte sich mit Rel.philos. u. Sanskrit;
    M Katharina Agnes v. der Bank (1889–1963);
    Stief-M Elise Rosenthal (1887–1961), aus jüd. Kaufm.-fam.;
    Schw Angelika (1917–76), wurde im Rahmen d. Sippenhaftung ebenfalls verhaftet;
    1941|Herta, T d. Harald Dohm (1885–1945), Sanatoriumsbes., Anhänger Friedrich Naumanns, neben Theodor Haecker u. Karl Muth geistiger Mentor d. Weißen Rose, experimentierte mit neuen künstler. Lebensformen u. soz. Wohnen in d. Gartenstadt Hellerau, konvertierte mit seinem Bruder Wolf z. kath. Kirche, im 3. Weiße-Rose-Prozeß am 13.7.1943 aus Mangel an Beweisen freigesprochen, wegen Mitarbeit b. d. Freiheitsaktion Bayern wieder verhaftet u. mit seinem Schwager, Min.rat Hans Quecke (s. L), am 29.4.1945 im Perlacher Forst erschossen (s. L), S d. Zoologen Anton Dohrn (1840–1909, s. NDB IV);
    2 S Michael (* 1940), Dr. med., Vincent (* 1941), RA, 1 T Katharina (1943–60).

  • Biographie

    Nach der Scheidung seiner Eltern verbrachte P. seine Jugendjahre abwechselnd bei Vater und Mutter. Er besuchte zunächst das humanistische Gymnasium in Nürnberg, dann das Internat Marquartstein (Chiemgau) und wechselte im Schuljahr 1935/36 ins Neue Realgymnasium nach München, wo Alexander Schmorell (1917–43), der später ebenfalls zur „Weißen Rose“ gehörte und am 13.7.1943 hingerichtet wurde, sein engster Freund wurde. P. legte 1937 im Internat Schondorf das Abitur ab und leistete danach seinen Arbeits- und Militärdienst bei der Luftwaffe. Im Sommersemester 1939 begann er in München mit dem Medizinstudium, wechselte im Wintersemester 1941/42 nach Straßburg und kehrte im Sommersemester 1942 als Angehöriger der Studentenkompanie der Luftwaffe nach München zurück. Über Schmorell lernte er Hans (1918–43) und Sophie Scholl (1921–43) sowie die übrigen Mitglieder der „Weißen Rose“, Willi Graf (1918–43) und Professor Kurt Huber (1893–1943), kennen. Konfessionslos aufgewachsen, wandte er sich unter dem Einfluß seines Schwiegervaters dem Christentum zu. Das politische Leben beurteilte er nach sittlichen und religiösen Maßstäben; den Nationalsozialismus hielt er für „eine böse geistige Krankheit“; die Tötung von Geisteskranken lehnte er strikt ab, da es dem Menschen nicht zustehe, in den Willen Gottes einzugreifen. An der Flugblattaktion der „Weißen Rose“ in der Münchner Universität war er, da in Innsbruck stationiert, nicht direkt beteiligt. Erschüttert von der Katastrophe von Stalingrad, entwarf P. ein Flugblatt, das folgendermaßen endet: „Heute ist ganz Deutschland eingekesselt, wie es Stalingrad war. Sollen dem Sendboten des Hasses und des Vernichtungswillens alle Deutschen geopfert werden? Ihm, der die Juden zu Tode marterte, die Hälfte der Polen ausrottete, Rußland vernichten wollte, ihm, der euch Freiheit, Frieden, Familienglück, Hoffnung und Frohsinn nahm, das soll, das darf nicht sein! Hitler und sein Regime muß fallen, damit Deutschland weiterlebt“. Nachdem das Flugblatt bei der Verhaftung von Hans Scholl gefunden worden war, wurde P. am 20.2.1943 in Innsbruck festgenommen und am 22.2.1943 vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt. Im Gefängnis empfing er die Taufe und Kommunion durch den Münchner Kaplan Heinrich Sperr (1909–64). In seinem Abschiedsbrief an die Mutter schrieb er über sein Leben: „Wenn ich es recht bedenke, so was es ein einziger Weg zu Gott“. Wenige Stunden nach der Verurteilung wurde P. zusammen mit Hans und Sophie Scholl im Münchner Gefängnis Stadelheim hingerichtet. Am 3.11.1999 wurde er in a Verzeichnis de Märtyrer der kath. Kirche aufgenommen.

  • Literatur

    Ch. P. (1919-1943), Wir müssen es wagen …, hg. v. R. Volkmann u. a., 1993 (P);
    P. Pfister (Hg.), Blutzeugen d. Erzdiözese München u. Freising, 1999 (P, auch zu Harald Dohrn u. Hans Quecke);
    Zeugen f. Christus, Das dt. Martyrologium d. 20. Jh., 2 Bde., 1999 (P, auch zu Harald Dohrn u. Hans Quecke).

  • Autor/in

    Michael Probst
  • Zitierweise

    Probst, Michael, "Probst, Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 733-734 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11917958X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA