Wertheimer, Samson
- Lebensdaten
- 1658 – 1724
- Geburtsort
- Worms
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Hoffaktor ; Bankier ; Rabbiner
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 130548677 | OGND | VIAF: 74962816
- Namensvarianten
-
- Wertheimer, Simson
- Wertheimer, Shimshon
- Wertheimber, Samson
- Wertheim, Samson
- Wertheimer, Samson
- Wertheimer, Simson
- Wertheimer, Shimshon
- Wertheimber, Samson
- Wertheim, Samson
- Werṭhaymer, Šimšôn
- Werṭhaimer, Šimšôn
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Personen in der GND - familiäre Beziehungen
- ADB 44 (1898), S. 487-489 Familienartikel
- NDB 19 (1999), S. 570* (Oppenheimer, David)
- NDB 19 (1999), S. 570 (Oppenheimer, David)
- NDB 27 (2020), S. 858 in Familienartikel (Wertheimer.)
- NDB 27 (2020), S. 860* (Wertheimer, Simon Wolf)
- NDB 27 (2020), S. 863* ( Wertheimer, Leopold Ritter von Wertheimstein)
- NDB 27 (2020), S. (Wertheimber)
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Wertheimer, Samson (Simson, Shimshon)
Hoffaktor, Bankier, Rabbiner, * 17.1.1658 Worms, † 6.8.1724 Wien, ⚰ Wien, Jüdischer Friedhof Rossau (Seegasse). jüdisch
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Genealogie
V Josef Josel (Joselin, Joselmann (1626–1713), Vorsteher d. jüd. Gde. Worms, S d. Isak Wertheim;
M Jütlein Jülchen († wohl um 1659);
⚭ 1) um 1680 Frumet (Frommet) Veronica (1658 / 59–1715, ⚭ 1] Nathan Yechiel Oppenheimer, † 1678, in Wien, vermutl. im Geschäft d. Hoffaktors Samuel Oppenheimer tätig), T d. Isaak Brilin (Brülle), Rabbiner in Mannheim, u. d. Sara Oppenheimer (1628–73), 2) um 1715 / 16 ⚭ |Merli T. Tebli Schiff Ha-Cohen (Merle, Magdalena Berlin) (1656–1726, ⚭ 1] Isak ben Jehuda Josel Jost Berlin Liebmann [Lipmann, Isak Berlin, Berliner], † 1711, Hofjuwelier in Berlin);
1 Stief-S aus 1) Isaak Nathan Oppenheimer (1678–1739, ⚭ Scheindel [Edel?] Hirschel Bösing [Pösing], T d. Lazar Elieser Bösing [Pösing], † 1741, Armeelieferant in Darmstadt);
2 S aus 1) Wolf Simon (s. 2), Jehuda (Jehuda Löb) (1698–1763, ⚭ Särchen [Serchen, Sara] Lehmann Halberstadt, 1700–63), 4 T aus 1) Chava (Eva, Rebekka) (1691–1749, ⚭ Issachar Bernard Berend [Berusch] Gabriel Eskeles, 1691–1753, Rabbiner v. Kremsier u. Proßnitz, 1717 Landesrabbiner v. Mainz, 1718 / 19 v. Mähren, 1724 v. Ungarn, Hoflieferant), Sarah († 1724, ⚭ Moses Moshe Löb Isaak Kann [Zur Kann], 1703–61 / 64, Rabbiner v. Darmstadt, Klausrabbiner in Frankfurt/M.), Tolza († 1739, ⚭ Joseph David Oppenheim, um 1702–39, Rabbiner v. Holleschau, 1721 Hoffaktor in Hannover, S d. David Oppenheimer, 1664–1736, aus Worms, Oberrabbiner v. Prag, Landesrabbiner v. Böhmen u. Mähren, s. NDB 19), Hanna Miriam (Chana) (1700–38, ⚭ Jehuda Seligmann den Issachar Berend Kohn [Cohen, Cohn, Salomon v. Hamburg], um 1698–1741, Vorsteher d. jüd. Gde. Hamburg), 1 S aus 2) Josel Joseph ben Simon (Shimshon, Simson (1716–61, ⚭ Veronica Frumet Sarah, 1718–81, T d. Wolf Wertheimer, 1681–1765, s. 2);
Verwandter Leopold Rr. v. Wertheimstein|(s. 4);
Ur-E Zacharias (1744–1809), Bankier in Frankfurt/M. (s. u. Fam.art. Wertheimber). -
Biographie
W. wurde von seinem gelehrten Vater für das Rabbinat bestimmt und erzogen. Er besuchte die Talmudschulen in Worms und Frankfurt/M. 1677 kam er im Geleit des Kaufmanns →Samuel Oppenheimer (1630–1703), wohl ein entfernter Verwandter oder Onkel, nach Wien und trat ebenfalls ins Handels- und Kreditgeschäft ein. Bis zu Oppenheimers Tod war W. dessen stiller Teilhaber, doch sicherte er sich durch einzelne Aufträge die Gunst des Kaisers und verschiedener Reichsfürsten. So wurde 1697 seine Ernennung zum Hoffaktor in Sachsen bestätigt, die seine schon früh bestehenden geschäftlichen Verbindungen mit diesem Kurfürstentum belegen. Nach Oppenheimers Tod verlieh ihm Ks. →Leopold I. (1650–1705) 1703 ein 1705 und 1712 bestätigtes Schutzprivileg, das ihn zum Hoffaktor ernannte, ihm Freizügigkeit und die private Religionsausübung gewährte. W. gründete ein eigenes Bankhaus mit Filialen im Reich, das die geschäftliche Grundlage für seine Dienste für die Habsburger Kaiser →Leopold I., →Joseph I. (1678–1711) und →Karl VI. (1685–1740) wurde. Aus dieser Zeit sind noch heute das Wertheimer-Haus in Eisenstadt und Marktbreit, ehemalige Filialen der Firma Wertheimer, erhalten. Zunehmend konnte W. seine Stellung als hervorragender Bankier dt. Fürsten über Wien hinaus ausbauen. Er war außer in Sachsen auch Hoffaktor in Kur-Mainz, Kur-Trier und Kur-Pfalz, finanzierte die hohen Kriegsausgaben des Kaisers und der Fürsten mit, belieferte Höfe und Armeen und sicherte den Fürsten ihren aufwendigen Lebensstil u. a. durch Bürgschaften. 1709 zog sich W. aus den Geschäften zurück und übertrug seinem Sohn →Wolf (s. 2) die Firma.
W. nahm auch eine besondere Stellung in der jüd. Gemeinde des Reichs ein. Ks. →Leopold I. bestimmte ihn 1696 zum Rabbiner in Österreich und den Erblanden. Als solcher stand er in Wien dem Rabbinergericht vor. 1717 ernannte Ks. →Karl VI. ihn zum ungar. Landesrabbiner. Wegen seiner Stellung bei Hof suchten jüd. Gemeinden seine Fürsprache in rechtlichen Angelegenheiten und in Notlagen. Der aufsehenerregendste Fall war 1700 die aufgrund von W.s Fürsprache beim Kaiser erfolgte Beschlagnahme und das Verbot der judenfeindlichen Schrift „Entdecktes Judentum“ von →Johann Andreas Eisenmenger (1654–1704). W. steigerte daneben durch Wohltätigkeit sein Ansehen unten den Juden im Reich; so subventionierte er den Druck einer in Frankfurt veranstalteten Ausgabe des Babylon. Talmuds 1721 / 22. Für die Unterstützung der ashkenasischen Juden in Palästina sammelte er die jährliche Diaspora-Gabe (Hebr. Chalukkah) der Juden in Europa ein. Nach W.s Tod führten seine Nachfahren die von ihm eingerichtete „Samson Wertheimer’sche Stiftung“, die bis in die 1930er Jahre in Wien bestand, fort und finanzierten auch weiter das jüd. Lehrhaus (Klause) in Frankfurt/M. bis zu seinem Abbruch 1883.
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Auszeichnungen
|u. a. Ehrenrabbiner d. jüd. Gemeinden Eisenstadt (1693), Worms (um 1699), Prag (um 1700) u. Krakau (1712);
„Fürst v. Safed“ u. „Fürst d. Hl. Landes“ (Hebr. Nasi) d. ashkenas. Juden in Palästina (um 1710);
Landesrabbiner u. Fürsprecher d. ungar. Judenheit (1711, ksl. bestätigt 1717). -
Werke
W Chiddushei Iggerot, in: Nat. Library of Israel (NLI) Archives, Jerusalem, Israel, Ms. Heb. 8° 3881 (zugeschrieben).
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Literatur
|ADB 44;
D. Kaufmann, Zur Gesch. jüd. Fam. I: S. W., Der Oberhoffactor u. Landesrabbiner (1658–1724) u. seine Kinder, 1888;
M. Grunwald, Samuel Oppenheimer u. sein Kreis, 1913, S. 217–50;
B. Wachstein, Die Inschrr. d. alten Judenfriedhofes in Wien, Bd. 2, 1917, S. 129–45 (Nr. 765);
S. Stern, The Court Jew, 1950, S. 88–93, dt. u. d. T. Der Hofjude im Za. d. Absolutismus, übers., komm. u. hg. v. M. Sassenberg, 2001, S. 80–85. -
Porträts
|Öl/ Lwd. (Version 1 ohne ksl. Gnadenkette), 19. Jh. (Jüd. Mus. Wien);
Öl/ Lwd. (Version 2 mit ksl. Gnadenkette), 19. Jh. (Österr. Jüd. Mus. Eisenstadt, Dauerleihgabe d. Wien Mus.). -
Zitierweise
Thulin, Mirjam, " Wertheimer, Samson (Simson, Shimshon)" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 859-860 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130548677.html#ndbcontent