Lebensdaten
erwähnt 17. – 20. Jahrhundert
Konfession
mehrkonfessionell
Namensvarianten
  • Wertheimber

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Zitierweise

Wertheimber, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140838.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie gehört zu den unmittelbaren Nachkommen des ksl. Oberhoffaktors und Landesrabbiners von Ungarn, Samson Wertheimer (1658–1724, s. 1). Dessen Urenkel, Zacharias (Elias) Isaak (1744–1809, Frumet [Frommet] Veronica Speyer, um 1755–1826, aus e. d. führenden jüd. Fam. Frankfurts), Sohn des Hoffaktors Isaak (Samson) Wolf (1709–62), gründete 1769 unter seinem Namen ein Handels- und Wechselgeschäft in Frankfurt/M. Die Firma wurde von seinem Sohn, Wolf Zacharias W. (1782–1844, 1803 Eleonora Lea Wertheimer, um 1785–1871) aus Frankfurt/M., fortgeführt und erlosch 1844.

    Ein anderer Urenkel von Samson Wertheimer, Emanuel Isaak Wertheimer († 1816), Sohn von Isaak Wolf (1709–62) und Enkel von Samson Wertheimers erstgeborenem Sohn Wolf (1681–1765, s. 2), gründete um 1780 das Stammhaus der Bank „L. & E. Wertheimber“ in Fürth, dem nach 1800 eine Niederlassung in Nürnberg folgte. In Fürth und Nürnberg zählte das Handels- und Bankgeschäft der W. die bedeutendsten Firmen des Hopfenhandels, große Brauereien sowie Firmen der Metall- und Textilindustrie zu seinen Kunden.

    Neben dem Kontokorrent- und Wechselgeschäft engagierte sich die Bank zunehmend in der Emission von Aktien und Staatsanleihen.

    1854 eröffnete Louis (1820–93), Sohn von Yitzhak (1772–1840) und Enkel von Emanuel Isaak Wertheimer, eine Bank in Frankfurt/M. Sein Bruder Emanuel (Immanuel) (1806–96) trat 1867 als Partner in das Geschäft ein, das seitdem unter dem Namen „L. & E. Wertheimber“ firmierte und zu einer der führenden Frankfurter Privatbanken wurde. Nach dem Tod Louis’ 1893 und Emanuels 1896 gingen die Niederlassungen in Fürth und Nürnberg an die „Dresdner Bank“ über. Die Leitung von „L. & E. Wertheimber“ in Frankfurt/M. übernahmen Louis’ Sohn Julius (1855–1935) und Emanuels Sohn Ernst W.-de Bary (* 1862). Julius gehörte zu den Stiftern der 1914 eröffneten Univ. Frankfurt. Ernst schied 1911 aus der Bank aus, um sein eigenes Bankhaus „Ernst Wertheimber & Co.“ zu gründen. Der 1910 in die Bank eingetretene Sohn Julius’ und Juniorchef von „L. & E. Wertheimber“, Eugen (1881–1914), fiel als Soldat, so daß die Firma seitdem ohne ein Mitglied der Gründerfamilie fortgeführt wurde. Das Bankhaus „L. & E. Wertheimber“ erwarb 1926 die Mehrheit der „Deutschen Vereinsbank“ in Frankfurt/M., die im selben Jahr die Geschäfte von „L. & E. Wertheimber“ übernahm. Das Bankhaus „Ernst Wertheimber & Co.“ wurde 1938 „arisiert“ und von Franz Cüppers (* 1890) als „Cüppers & Co.“ weitergeführt, es wurde 1952 insolvent.

    Die 1900 von Julius erbaute Villa (Architekt Franz van Hoven, 1842–1924) in Bad Homburg wurde 1937 von Julius’ Tochter Juliane ( 1940), die nach Frankreich emigrierte, zwangsweise verkauft und 1953 an ihre Erben zurückerstattet, die sie 1954 an die Bundesrepublik verkauften. Nach zwischenzeitlicher Nutzung als klinische Einrichtung erwarb die Stadt Homburg 2011 die Villa, um hier kulturelle Einrichtungen und das Stadtarchiv unterzubringen.

    Die einzige Tochter von Ernst W.-de Bary, Anna Maria Isabella (1896–1978), heiratete 1923 Leo Gf. v. Lanckoronski (1884–1967), 1927–37 und 1945–47 Amts- und Landgerichtspräsident in Frankfurt/M., der unter eigenem Namen und unter dem Pseudonym Beda v. Müller z. T. mit seiner Ehefrau numismatische und kunsthistorische Werke publizierte. Anna Maria Isabella arbeitete als Bibliothekarin der Rothschildschen Bibliothek in Frankfurt/M., später im Antiquariat „Frankfurter Bücherstube“ bei Walter Schatz ki (1899–1983). Neben den Werken, die sie mit ihrem Ehemann veröffentlichte, verfaßte sie Übersetzungen ital. Literatur, Werke zur Buchgeschichte und zu Matthias Grünewald.

  • Werke

    W zu Maria: Die Buchill. d. XVIII. Jh. in Dtld., Österr. u. d. Schweiz, 3 T., 1932 / 33 (mit R. Oehler);
    Ital. Sonette aus vier Jhh., 1947;
    Mythen u. Münzen, Griech. Geld im Zeichen griech. Glaubens, 1958 (mit Leo Gf. Lanckoronski);
    Neue Neithart-Stud., Neithart b. Dürer, Zur Dok. u. z. neu entdeckten Werk v. Matthäus Gotthart Neithart, 1971.

  • Literatur

    |B. Baer, Stammtafeln d. Fam. Speyer, 1896, S. 10–18;
    A. Dietz, Frankfurter Handelsgesch., Bd. 4 / II, 1925, S. 717 f.;
    70. Geb.tag e. Frankfurter Bankiers (Ernst W.-de Bary), in: Frankfurter Nachrr. v. 26. 10. 1932;
    F. Kastrup, Die Konzentrationsbewegung im dt. Kreditbankwesen seit d. Stabilisierung, Diss. Frankfurt 1932, S. 101;
    E. Achterberg, Der Bankplatz Frankfurt a. Main, Eine Chron., 1955, S. 89 f.;
    H.-D. Kirchholtes, Jüd. Privatbanken in Frankfurt a. Main, 1969, S. 42 f.;
    I. Köhler, Die „Arisierung“ d. Privatbanken im Dritten Reich, 2005, S. 384;
    Frankfurter Biogr.;
    Qu Jüd. Mus. Frankfurt/M., Depositum Michael Jurk.

  • Autor/in

    Fritz Backhaus
  • Zitierweise

    Backhaus, Fritz, "Wertheimber" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 864 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140838.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA