Lebensdaten
1876 – 1929
Geburtsort
Düsseldorf
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Sozialreformer ; katholischer Seelsorger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118615629 | OGND | VIAF: 804976
Namensvarianten
  • Sonnenschein, Carl Ernst Christian
  • Saalenstein, Lujo (Pseudonym)
  • Sonnenschein, Carl
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Zitierweise

Sonnenschein, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118615629.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst (1844–78), Klempner, Installateur in D.;
    Stief-V seit 1884 Johann Noll, Klavierbauer, Musiklehrer in D.;
    M Maria Lüttgenau (1852–1901);
    Ov Carl (1842–95), kath. Pfarrer in Essen-Borbeck.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Kgl. Gymnasiums in Düsseldorf 1886–94 ging S. zum Studium der Theologie nach Bonn und wechselte nach einem Semester an das Germanicum in Rom, wo er an der Gregoriana studierte. 1897 schloß er seine phil., 1900 seine theol. Studien jeweils mit dem Doktorgrad ab und wurde am 28.10.1900 in Rom zum Priester geweiht. S. war bekannt mit führenden Köpfen der christl. Demokratie in Italien, u. a. Guiseppe Toniolo, Romolo Murri und Luigi Sturzo. 1898–1901 wirkte er an Murris Zeitschrift „Cultura Sociale“ mit und blieb auch danach als Verfasser von mehr als 200 Zeitschriftenartikeln journalistisch tätig. 1900 organisierte er den ersten internationalen kath. Studentenkongreß in Rom, auf dem mit päpstl. Erlaubnis über christl. Demokratie gesprochen wurde und neben Murri auch Marc Sangnier das Wort ergriff. Nach Kaplansjahren in Aachen (1902) und Köln (1903) kam S. 1904 nach Wuppertal-Elberfeld. 1905 unterstützte er bei einem Streik in Remscheid die Arbeiter; ein deswegen von der Staatsanwaltschaft gegen ihn eingeleitetes Ermittlungsverfahren wurde eingestellt. 1906 wechselte S. als Mitarbeiter an die Zentrale des „Volksvereins für das kath. Deutschland“ nach Mönchengladbach, wo ihn dessen Vorsitzender Franz Brandts (1834–1914) besonders beeindruckte. Hier gründete er das „Sekretariat Sozialer Studentenarbeit“ (SSS), das die Kluft zwischen Arbeitern und Studenten zu überwinden und diese mit den Problemen der Arbeitswelt vertraut zu machen suchte. Im „Gewerkschaftsstreit“ setzte sich S. für überkonfessionelle Gewerkschaften ein und wurde von integralistischen Kirchenkreisen des „Modernismus“ beschuldigt, obgleich er theologisch orthodox blieb. Während des 1. Weltkriegs schlug er betont nationale Töne an und betätigte sich in der Flamenbewegung. Nachdem er infolge der Besetzung Mönchengladbachs durch belg. Truppen im Nov. 1918 die Stadt verlassen mußte, fand S. Zuflucht in Berlin, wo er sich den Ruf eines „Großstadtapostels“ erwarb. 1921 wurde er Mitarbeiter der internationalen Studentenorganisation „Pax Romana“, ein Jahr später Studentenpfarrer. S. sammelte Studenten um sich, die er für praktisch-soziale Arbeit einsetzte. Er gründete zahlreiche kath. Vereine und 1923 die Kath. Volkshochschule. Seit 1924 redigierte er das Berliner „Kirchenblatt“. S. bekannte sich zur Weimarer Republik, trat für eine Zusammenarbeit mit der SPD im Reich ein und stand bei den Reichstagswahlen vom 20.5.1928 auf der Liste der Berliner Zentrumspartei.

    S., den Kurt Tucholsky ironisch einen „Zigeuner der Wohltätigkeit“ nannte, fand als charismatische Gestalt das Vertrauen vieler Menschen, für deren Nöte er unermüdlich und selbstlos eintrat. Er zählt zu den herausragenden Gestalten kath. Sozialarbeit in Deutschland. Sein wichtigstes schriftliches Werk sind seine „Notizen, Weltstadtbetrachtungen“ (10 Hh., 1925–29), in denen er auf die besondere pastorale Situation Berlins aufmerksam machte.

  • Auszeichnungen

    C.-S.-Preis d. Kartellverband kath. dt. Studentenvereine f. junge Wissenschaftler (seit 1976).

  • Werke

    Weitere W Aus d. letzten J.zehnt d. ital. Katholizismus, 1906;
    Die sozialstudent. Bewegung, 1909;
    Die student. Wohnungsfrage, 1910;
    Sonntagsevangelien, ³1935.

  • Literatur

    K. Hoeber, C. S., 1930;
    E. Thrasolt, C. S., 1930 (P);
    M. Grote, Dr. C. S. in Berlin, 1957;
    K. Tucholsky, in: ders., Gesammelte Werke, hg. v. M. Gerold-Tucholsky u. F. J. Raddatz, III, 1961, S. 755–61;
    W. Inkamp, „Fervens ad laborandum“, in: Röm. Quartalsschr. 71, 1976, S. 175–98;
    W. Löhr, in: Zeitgesch. Lb. IV, 1980, S. 92–102 u. 271 f. (P);
    R. Lubek, C. S., 1980;
    G. Schoelen, in: Bibliogr.-Hist. Hdb. d. Volksver. f. d. kath. Dtld., S. 490–527 (W);
    ders., Schrifttum v. u. über C. S., in: Gesch. im Bm. Aachen 1, 1992, S. 304–06 (W, L);
    G. Kotowski, in: Berlin. Lb. V, 1990, S. 291–313 (P);
    M. Sievernich, in: Gesch. d. Seelsorge in Einzelportraits, III, 1996, S. 169–84 (P);
    W. Krebber (Hg.), Den Menschen Recht verschaffen, C. S., Person u. Werk, 1996;
    H. H. Schwedt, in: E. Guccione (Hg.), Luigi Sturzo, 2004, S. 163–92;
    ders., C. S. (1876–1929), Vom Rhein z. Tiber u. zurück, in: Vom Rhein z. Tiber, Das Italienbild hist. Persönlichkeiten aus d. Aachener Bm.gebiet, hg. v. Gesch.ver. f. d. Bm. Aachen, 2007, S. 65–93;
    C. Schmidtmann, in: 75 J. Bm. Berlin, hg. v. M. Höhle, 2005, S. 39–49;
    H. Platz, in: DBJ XI, S. 288–90 u. Tl.;
    Biogr. Lex. KV (P);
    RGG2–3;
    LThK1–3;
    BBKL X (W, L).

  • Autor/in

    Wolfgang Löhr
  • Zitierweise

    Löhr, Wolfgang, "Sonnenschein, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 579-580 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118615629.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA