Lebensdaten
1693 – 1775
Geburtsort
Meiningen
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119061082 | OGND | VIAF: 44337695
Namensvarianten
  • Walch, Johann Georg
  • Walch, George
  • Walch, Joannes Georgius
  • mehr

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Walch, Johann Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119061082.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg (1656–1722), Gen.sup. v. Sachsen-Meiningen (s. Jöcher), S d. Tobias, Insp. in Stadtlengsfeld (Thür.);
    M Erdmuthe Margarethe Schmidt (1668–1744), aus Schleusingen;
    Jena 1718 Charlotte Katharina (1700–66, s. L), T d. Johann Franz Buddeus (1667–1729), Prof. d. Theol in J. (s. NDB II), u. d. Katharina Susanne Posner (1669–1714);
    7 S (2 früh †) u. a. Johann Ernst Immanuel (s. 2), Christian Wilhelm Franz (1726–84), Prof. d. Theol. in Göttingen (s. ADB 40; BBKL 13; Göttinger Gel.), Karl Friedrich (1734–99), Prof. d. Rechtswiss. in J. (s. ADB 40), 2 T (beide früh †);
    Gvm d. Ehefrau Caspar Posner (1626–1700), aus Gera, Prof. d. Physik in J. (s. Jöcher; Pogg. I).

  • Biographie

    W. besuchte das Lyceum illustre in Meiningen, wo ihn dessen Rektor Johann August Krebs (1681–1713) für die klassischen Sprachen, die antike Literatur und ihre Geschichte gewann. Seit 1710 studierte er in Leipzig Philosophie, später Theologie. In der phil. Fakultät prägten ihn der Eklektiker Gottfried Polykarp Müller (1685–1747) und der Aufklärer Andreas Johannes Rüdiger (1673–1731). Außerdem eignete sich W. rabbinisches Schriftgut an. Der Historiker Johann Burchard Mencke (1674–1732) vermittelte ihm frühaufklärerisches Gedankengut, einen polyhistorischen Zugang und die Wertschätzung der Geschichte verbunden mit akribisch-kritischer Quellendokumentation. Bereits als Student vertiefte sich W. in die Werke des Latinisten Christoph Cellarius (1638–1707) und edierte 1712–15 dessen akademische Dissertationen und nachgelassenen Briefe. Zudem arbeitete er an von Mencke herausgegebenen Zeitschriften mit, u. a. an der „Acta Eruditorum“. 1713 zum Mag. phil. promoviert, begann W. mit der Erstellung des „Philosophischen Lexicons“ (1726, ⁴1775, Nachdr. 1968, Mikrofiche 1992), einem historisch ausgerichteten Wörterbuch in dt. Sprache, das wegweisend für sein Genre wirkte.

    Während W.s phil. Denken frühaufklärerisch geprägt war, verlief seine theol. Ausrichtung in luth.-orthodoxen und pietistischen Bahnen. Theologie studierte W. vornehmlich bei Gottfried Olearius (1672–1715) und Adam Rechenberg (1642–1721), die einen moderaten Pietismus vertraten. Zeitlebens fühlte er sich den Vertretern des Hallischen Pietismus verbunden. Das von Sympathie geprägte Verhältnis zu Nikolaus Ludwig Gf. v. Zinzendorf (1700–60) endete 1747 im Bruch, der sich literarisch in dem von Johann Philipp Fresenius (1705–61) herausgegebenen W.schen Gutachten „Theologisches Bedenken von der Beschaffenheit der herrnhutischen Secte“ (1747, ²1749, Nachdr. 1982, niederl. 1749) manifestierte.

    1718 wurde W. ao. Professor für Philosophie und Altertümer an der Univ. Jena, wo er 1719 zum o. Professor der Beredsamkeit und 1721 zum o. Professor der Dichtkunst aufstieg. Früh mit Johann Franz Buddeus in Kontakt gekommen und privat verbunden, avancierte er zu dessen profiliertestem Mitstreiter. In überwiegend dt.sprachigen Schriften popularisierte W. Buddeus’ historische Gelehrsamkeit und methodische Eklektik und präzisierte dessen philosophische und theologische Ideen. 1724 gab er Buddeus’ „Historische und Theologische Einleitung in die vornehmsten Religions-Streitigkeiten“ heraus, die er um den Zusatz „Welche sonderlich ausser der Evangelisch-Lutherischen Kirchen entstanden“ auf fünf Bände erweiterte (1733–36, Faks.-Neudr. in 8 Bdn. mit e. Nachwort v. D. Blaufuß, 1972–85). Die Streitigkeiten innerhalb der luth. Kirche stellte er in fünf weiteren Bänden (1730–39) dar und schuf so eine materialreiche zehnbändige Kirchengeschichte von der Reformation bis zur Gegenwart, die intensiv rezipiert wurde.

    1724 wurde W. ao., nach der 1726 erfolgten Promotion zum Dr. theol. 1728 dritter o., 1730 nach Buddeus’ Tod zweiter o. und 1750 erster o. Professor der Theologie und Senior der Fakultät (zehn Mal Rektor). Einen Ruf als Kanzler an die Univ. Göttingen lehnte er 1755 / 56 ab. Das luth. Erbe der „Salana“ unterstrich W. mit der Herausgabe von „Martin Luthers […] sämtlichen Schriften“, die in thematischer Anordnung auf Deutsch bzw. in dt. Übersetzung erschienen (24 Bde., 1740–53) und in Halle/ Saale bei Johann Justinus Gebauer (1710–72) verlegt wurden. Band 24 dieser „Hallischen Lutherausgabe“ enthält W.s historisch fundierte Lutherbiographie, die Bände 15–20 präsentieren neben Lutherschriften weitere für die Reformation relevante Dokumente, weswegen die Edition als eine bis heute wertvolle Quellensammlung zur Reformationsgeschichte gilt. Eine Neuauflage der nun als „Walchsche Ausgabe“ bezeichneten Luthergesamtausgabe erschien 1880–1910 in 23 Bänden in St. Louis (Missouri, USA, Nachdr. 1986 / 87). W. zählt zu den bedeutendsten Historiographen der ev. Kirchen- und Dogmengeschichte im 18. Jh. Zu seinen Studenten zählten u. a. Johann Christian Edelmann (1698–1767), Gabriel Christoph Benjamin Mosche (1723–91), Johann Stephan Miller (1730–68), Johann Andreas Sixt (1742–1810) und Matthias Claudius (1740–1815).

  • Auszeichnungen

    |sachsen-eisenach. Kirchenrat (1732);
    brandenburg.-ansbach. Konsistorialrat (1737);
    sächs.-coburg.-meining. u. sächs.-gotha. Kirchenrat (1741);
    sächs.-coburg.-saalfeld. Kirchenrat (1742).

  • Werke

    W u. a. Hist. critica latinae linguae, 1716, ³1761;
    Gedancken vom phil. Naturell, 1723, Nachdr. 2000;
    Bescheidene Antwort auf Herrn Christian Wolffens Anmerckungen über d. Buddeische Bedencken Dessen Philos. betreffendt, 1724, Nachdr. in: Ch. Wolff, Ges. Werke, Abt. III, Bd. 29, 1990, I, S. 1–140;
    Bescheidener Beweis, daß d. Buddeische Bedencken noch fest stehe, 1725, Nachdr. ebd., II, S. 1–231;
    Einl. in d. Philos., 1727, Nachdr. 2007, ³1738, Nachdr. 2001;
    Einl. in d. theol. Wissenschaften, 1737, ²1753;
    Betrachtungen über d. Leben Jesu Christi, 1740;
    Miscellanea sacra, sive commentationum ad historiam ecclesiasticam, 1744;
    Einl. in d. christl. Moral, 1747, ²1757;
    Einl. in d. dogmat. Gottesgelahrheit, 1749, ²1757;
    Christl. Concordienbuch, 1750 (Hg.);
    Einl. in d. polem. Gottesgelahrheit, 1752;
    Bibliotheca theologica selecta, 4 Bde., 1757–65;
    Bibliotheca patristica, 1770;
    Nachlaß: Thüringer Univ.- u. Landesbibl. Jena(Briefwechsel 171248);
    W-Verz.: Leben u. Character d. wohlseel. Herrn Kirchenraths D. J. G. W., 1777, S. 52–74.

  • Literatur

    |ADB 40;
    EhrenGedächtnis d. wohlseeligen Frau KirchenRäthin Charlotten Catharinen Walchin geb. Buddein, 1766;
    Jubelgedächtnis dem Herrn KirchenRath J. G. W. […] gestiftet, 1768;
    Leben u. Character, 1777 (s. W);
    D. v. Wille, Lessico filosofico della „Frühaufklärung“, Christian Thomasius, Christian Wolff, J. G. W., 1991;
    dies., J. G. W. u. sein „Phil. Lex.“, in: Das Achtzehnte Jh. 22, 1998, H. 1, S. 31–39;
    F. A. Kurbacher, Passion u. Reflexion, Zur Philos. des Philosophen in J. G. W.s „Gedancken vom Phil. Naturell“ (1723), in: Aufklärung als prakt. Philos., Werner Schneiders z. 65. Geb.tag, hg. v. F. Grunert, 1998, S. 253–68;
    G. MacDonald, Die Rel. derer Reformierten, Das Bild d. ref. Kirche in d. luth. Spätorthodoxie am Bsp. J. G. W.s (1693–1775), in: Ref. Protestantismus vor d. Herausforderungen d. Neuzeit, hg. v. Th. K. Kuhn u. H.-G. Ulrichs, 2008, S. 197–207;
    ders., Was ist d. Mensch?, Die Anthropol. b. J. G. W. (1693–1775), in: Alter Adam u. Neue Kreatur, Pietismus u. Anthropol., Btrr. z. II. Internat. Kongress f. Pietismusforsch. 2005, hg. v. U. Sträter, 2009, S. 187–95;
    ders., Erkenntnistheoret. Deutung d. Erfahrung durch J. G. W. (1693–1775), in: „Aus Gottes Wort u. eigener Erfahrung gezeiget“, Erfahrung, Glauben, Erkennen u. Gestalten im Pietismus, Btrr. z. III. Internat. Kongress f. Pietismusforsch. 2009, hg. v. Ch. Soboth, 2012, S. 61–67;
    ders., J. G. W.s Darst. u. Beurteilung d. Gf. Nikolaus Ludwig v. Zinzendorf u. der Herrnhuter Brüdergemeine, 2016;
    J. Wolff, Selbsttätigkeit u. Freiheit b. J. G. W., in: Prädestination u. Willensfreiheit, Luther, Erasmus, Calvin u. ihre Wirkungsgesch., FS Theodor Mahlmann z. 75. Geb.tag, hg. v. W. Härle, 2009, S. 237–53;
    J. Lehmann, Frauen in d. Fam.univ., Johann Ernst Immanuel u. J. G. W. im Porträt, in: Standesgemäß? Jenaer Professorenporträts zw. Adel u. Nichtadel, hg. v. A. Ackermann u. St. Freyer, 2015, S. 44–52 (P);
    Ch. Spehr, Johann Franz Buddeus u. J. G. W., Luthers Erbe wird hist., in: ders. u. J. Bauer (Hg.), Orte d. Ref., Jena, 2017, S. 55;
    ders., Rel.gespräche im 18. Jh., Historiograph. Rezeptionen, kirchenprakt. Innovationen u. aufklärer. Transformationen, in: Zw. theol. Dissens u. pol. Duldung, Rel.gespräche in d. Frühen Neuzeit, hg. v. I. Dingel u. a., 2018, S. 275–94;
    ders., Die Jenaer Lutherrezeption im früheren 18. Jh., in: Luther denken, Die Ref. im Werk Jenaer Gel., hg. v. dems., 2019, S. 79–113;
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes, 1975, S. 11 f.;
    ebd., 1993, S. 128–30;
    LThK³;
    BBKL 13;
    RGG⁴;
    Thür. Biogr. Lex. I (P).

  • Porträts

    |u. a. Ölgem., anon., zw. 1750 u. 1775 (Univ. Jena, Kustodie), Abb. in: J. Lehmann, 2015 (s. L), S. 47;
    Kupf., M. Bernigeroth zugeschrieben, um 1723, Abb. als Frontispiz in: J. G. Gleditsch, Dt. Acta eruditorum oder Gesch. der Gelehrten, 92. T., 1723;
    Radierung v. P. Tanjé, 1744, Abb. als Frontispiz in: Miscellanea Sacra (s. W);
    Schabkunstbl. v. J. J. Haid, 1745, Abb. in: J. J. Brucker, Bilder-sal heutiges Tages lebender (…) Schrifft-steller, 4. Zehend, 1745;
    Kupf. v. G. Ch. Schmidt, 1768, Abb. als Frontispiz, in: Jubelgedächtnis, 1768 (s. L);
    Schabkunstbl. v. J. E. Haid, um 1775, Abb. in: Leben u. Character, 1777 (s. W).

  • Autor/in

    Christopher Spehr
  • Zitierweise

    Spehr, Christopher, "Walch, Johann Georg" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 274-275 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119061082.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Walch: Johann Georg W., lutherischer Theologe, 1775, der Vater von Christian Wilhelm Franz W. und Johann Ernst Immanuel W. Als mild lutherischer Dogmatiker und gelehrter Herausgeber der Halleschen Ausgabe der Werke Luther's steht Johann Georg W. noch jetzt in so hohem Ansehen unter|den Theologen, daß die amerikanischen Lutheraner sich entschlossen haben, die 24 Quartbände seiner Lutherausgabe noch einmal drucken zu lassen. Er wurde 1693 am 17. Juni zu Meiningen geboren, wo sein Vater Georg W. Generalsuperintendent war. Nach vortrefflicher Vorbildung auf der dortigen Stadtschule bezog der Jüngling im J. 1710 die Universität Leipzig, wo damals Rechenberg, Siber und Gottfried Olearius wirkten. Neben der Theologie zogen ihn die alten Sprachen, die Philosophie und Geschichte an. Nachdem er 1713 zum Magister promovirt war, veröffentlichte er 1716 eine bald viel gebrauchte „Historia critica latinae linguae“. Von 1718 gehörte er der Universität Jena an; in diesem Jahre war er dort außerordentlicher Professor der Philosophie und der Alterthümer geworden, bereits im Jahre darauf stieg er zum ordentlichen Professor der Beredsamkeit auf. wurde 1721 Professor der Dichtkunst, beschäftigte sich dann auch auf Buddeus' Antrieb mit theologischen Arbeiten, erhielt 1724 eine außerordentliche und 1728 eine ordentliche Professur der Theologie, nachdem er 1726 als Doctor der Theologie promovirt hatte. Im J. 1730 wurde er Secundarius, 1750 Primarius der Jenenser theologischen Facultät und blieb das bis an seinen Tod am 13. Januar 1775. Er starb im 81. Lebensjahre. Seine Vorlesungen hatten sich über die gesammte systematische und historische Theologie, dazu auf Katechetik erstreckt; auch führte ihn sein Beruf regelmäßig auf die Kanzel; aber sowol in seinen Vorträgen wie in seinen Predigten war er bemüht, nie bloße Orthodoxie zu lehren, sondern die Dogmen in ihrer Beziehung auf die Moral auseinanderzusetzen, darzuthun, welchen Einfluß die Glaubenslehre auf das thätige Christenthum haben solle. Gerade darin zeigt sich der durch Buddeus vermittelte Einfluß des Pietismus auf die Vertreter der Rechtgläubigkeit. W. war ein entschiedener Anhänger der Orthodoxie, aber ein warmherziger, und das macht, daß seine Schriften noch jetzt nicht bloß Stoff für todte Gelehrsamkeit bilden. W. war mit Charlotte Katharina, der einzigen Tochter des Professors Buddeus, seit 1718 verheirathet; 1766 wurde sie ihm durch den Tod entrissen. Die Ehe war mit 9 Kindern gesegnet. Mit rastlosem Eifer, ausgezeichneter Arbeitskraft und vorzüglichem Urtheil hat W. nicht bloß seinen Vorlesungen, sondern auch der Pflege der Wissenschaft obgelegen, wovon seine zahlreichen litterarischen Arbeiten Zeugniß ablegen. Noch heute werden aus der fast unübersehbaren Menge derselben die beiden Einleitungen in die Religionsstreitigkeiten (innerhalb und außerhalb der lutherischen Kirche) viel gebraucht und seine Lutherausgabe wird trotz der Erlanger. Weimarer und Braunschweiger für die Reformationsgeschichte werthvoll bleiben. wie wir gleich unten weiter ausführen wollen. Wir geben zunächst die Titel der größeren wichtigeren Werke Walch's:

    „Historische und theologische Einleitung in die Religionsstreitigkeiten außerhalb der evangelisch-lutherischen Kirche“ (fünf Bände, Jena 1724—1736); „Historische und theologische Einleitung in die Religionsstreitigkeiten der evangelischlutherischen Kirche, von der Reformation an bis auf jetzige Zeiten ausgeführt“ (fünf Theile, Jena 1730—1739. Diese zehn Bände bilden eine ganze Bibliothek der Lehrgeschichte und sind als Nachschlagewerk zur äußeren geschichtlichen Orientirung noch heute unentbehrlich); „Introductio in libros ecclesiae Lutheranae symbolicos, observationibus historicis et theologicis illustrata“ (Jena 1732, in ihren geschichtlichen Partien werthvoll); „Einleitung in die Philosophie" (Leipz. 1727, 3. Aufl. 1738); „Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Vorbereitungsgründe der allgemeinen göttlichen Rechtsgelehrsamkeit, der dogmatischen Theologie, der polemischen Theologie, der christlichen Sittenlehre und der Kirchenhistorie des neuen Testaments“ (1737, 1753); „Betrachtungen über das Leben Jesu Christi, in denen man die Schriften der vier Evangelisten erklärt, die Uebereinstimmung ihrer Erzählung gezeiget ... mit Anmerkungen erläutert“ (Jena|1740); „Einleitung in die christliche Moral“ (Jena 1747 und 1757); „Theo-logisches Bedenken von der Beschaffenheit der herrnhutischen Secte und wie sich ein Landesherr in Ansehung derselbigen zu Verhalten“ (hrsg. v. Joh. Phil. Fresenius, Frkf. 1747 u. 1749 [ohne Ort], holländisch Utrecht 1749); „Einleitung in die dogmatische Gottesgelehrtheit“ (Jena 1749 u. 1757); „Historia controversiae Graecorum Latinorumque de processione Spiritus sancti“ (Jena 1751, eine Sammlung von zwölf Pfingstprogrammen aus der Zeit von 1739 bis 1750); „Einleitung in die polemische Gottesgelehrtheit“ (Jena 1752); „Bibliotheca theologica selecta, literariis adnotationibus instructa“ (in 4 Theilen. Jena 1757—1765); „Bibliotheca patristica literariis adnotationibus instructa“ (Jena 1770). Besondere Beachtung verdient sodann seine Editionsthätigkeit. Er veröffentlichte: „Dr. Martin Luther's sämmtliche Schriften“ (24 Bände, Halle 1740 bis 1750). Der Werth dieser Ausgabe beruht für uns heute noch darin, daß in ihr eine Anzahl Quellen zur Reformationsgeschichte vorgeführt werden, welche, obgleich sie keine Werke Luther's sind, doch nicht entbehrt werden können; außerdem verdienen die vorzüglichen Indices noch besonders das Lob der Brauchbarkeit. Allein wissenschaftlich muß an diesem großen Werke getadelt werden, daß die Luthertexte nach dem subjectiven Geschmack des mittleren achtzehnten Jahrhunderts modernisirt sind, sodann daß die lateinischen Texte nicht im Original, sondern in Uebersetzungen, wie sie W. gerade auffinden und erlangen konnte, gegeben werden, endlich daß die historische Reihenfolge der Schriften gänzlich ignorirt ist. Diese drei Mängel bedeuten drei sehr starke principielle Fehler einer Edition; im Gegensatz dazu hat die Erlanger Lutherausgabe die lateinischen Schriften Luther's auch im lateinischen Original gegeben, und die Weimarer Ausgabe (1883 ff.) bemüht sich, nun auch alle Schriften nach der Reihenfolge ihrer Entstehung zu bringen, so daß endlich Ordnung in die Werke Luther's kommen wird. (Die Braunschweiger Ausgabe, an sich sehr verdienstlich, ist nur auf das Interesse des christlichen Hauses an Luther berechnet) Außer diesen großen Arbeiten, welche Walch's Namen auf lange Zeit hin in ehrenvollem Gedächtniß halten werden, kamen von ihm noch zahlreiche kleinere Schriften und Aufsätze heraus: lateinische akademische Dissertationen, von denen er die meisten selbst verfertigt, während er bei anderen nur an der Ausführung mehr oder weniger betheiligt war; akademische Programme, andere Programme und kleine lateinische Schriften; deutsche Reden und Predigten; kleinere Arbeiten, welche in Sammlungen und periodischen Werken vorkommen, in den Acta eruditorum, den lateinischen wie den deutschen, in dem neuen Büchersaal der gelehrten Welt; endlich noch Vorreden zu den Schriften anderer Gelehrten, wiederum in sehr großer Anzahl. Die Titel aller seiner Publicationen befinden sich in der Gedächtnißschrift „Leben und Charakter u. s. w.“ (s. unten) S. 52 bis 74; es werden dort beinahe dreihundert aufgeführt. Das Bildniß Walch's ist zu sehen in Brucker's Bildersaal 4. Zehend und vor der eben erwähnten Gedächtnißschrift.

    • Literatur

      Vgl. Jubelgedächtniß dem Hrn. Kirchenrath Walch gestiftet (Jena 1768). — Leben und Charakter des wohlseel. Herrn Kirchenraths D. Joh. Georg Walch (Jena 1777, v. s. Sohne J. E. J. Walch). —
      Meusel, Lexikon der ... teutschen Schriftsteller, 14. Bd. (1815), S. 360—370. —
      Döring, Die gelehrten Theologen Deutschlands, 4. Bd. (Neustadt 1835), S. 630—640. — Gustav Frank, Geschichte der prot. Theologie, 2. Band (1865), S. 226. — Herzog's Realencyklopädie 2. Aufl., 16. Band (1885), S. 608—610, Artikel v. W. Möller.

  • Autor/in

    P. Tschackert.
  • Zitierweise

    Tschackert, Paul, "Walch, Johann Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 650-652 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119061082.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA