Lebensdaten
1901 – 1971
Geburtsort
Knihinin (Iwano-Frankiwsk, Galizien)
Sterbeort
bei Aitrang (Oberbayern)
Beruf/Funktion
Schauspieler ; Regisseur
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117224685 | OGND | VIAF: 64778211
Namensvarianten
  • Steckel, Leonhard
  • Steckel, Leonard
  • Steckel, Leonhard

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Zitierweise

Steckel, Leonard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117224685.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Markus (1874–1902), Eisenbahnbeamter;
    M Eva († 1943 Auschwitz, 2] N. N. Metzger), Dentistin in Wien u. Berlin, 1939 n. Theresienstadt deportiert, 1942 n. Auschwitz, T d. Abraham Bazar († 1938), Schneidermeister in Berlin, u. d. Deborah Stern († 1939 vermutl. Theresienstadt);
    Halb-Schw Franzi ( 1943 Auschwitz), Verkäuferin;
    1) Berlin-Tiergarten 1927 1955 Elfriede Kuhr (Ps. Erda Kuhr, Jo Mihaly, Jaques Michel, J. Josias, Francesco Moletta) (1902–89), Ausdruckstänzerin, Schriftst. (s. NDB 17; Qu), 2) München 1955 Hermi (Herma) (1916–2010, 1] Herbert Mertens, Prokurist), Leiterin d. dt. Presseagentur München f. Reuter u. AP, später Regieassistentin, T d. Egon Heublein († 1923), u. d. Helene Schmidt († 1978);
    1 T aus 1) Anna Barbara (Anja) (Ps. Anja Golz) (* 1933, 1] 1951–55 René Magrón, * 1927, Schausp., 2] Theo Ott, 1927–98, Fernsehproduzent, s. Qu), Schausp., Drehbuchautorin.

  • Biographie

    S. wuchs erst bei der Mutter in Wien, dann bei den Großeltern in Berlin auf. Bereits am humanistischen Köllnischen Gymnasium fiel sein schauspielerisches Talent auf. 1920, nach Abitur, kurzem Medizinstudium und Schauspielunterricht bei Charlotte Friedländer († 1945), der Frau von Paul Bildt (1885–1957), wurde er von diesem 1921 an das Neue Volkstheater Berlin engagiert. In der Spielzeit 1922 /23 stand S. als Charge bereits 25mal auf der Bühne, 1923–24 schloß er sich der „Truppe“ von Berthold Viertel und Ernst Josef Aufricht an. In der Folge spielte S. an nahezu allen Berliner Bühnen unter den Regisseuren Engel, Fehling, Jessner, Reinhardt, Piscator und Hilpert in Theaterklassikern ebenso wie in modernen Stücken, u. a. in Ernst Tollers „Hoppla, wir leben“. 1928 inszenierte S., beeinflußt v. a. durch das politische Theater Erwin Piscators, erstmals|in eigener Regie „Heimweh“ von Franz Jung auf Piscators Studiobühne. Außerdem trat er 1929 im Kabarett „Larifari“ seiner Freunde Aribert Wäscher und Rosa Valetti auf. 1927 im Stumm-, dann im Tonfilm zu sehen, spielte S. bis 1933 in 16 Filmen, u. a. 1931 in Helmut Käutners „Der Hauptmann von Köpenick“ und Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. Anfang 1933 begann er – inzwischen arbeitslos – mit dem Musicalstar Gitta Alpar und anderen gefährdeten jüd. Schauspielern eine von den Brüdern Fritz und Alfred Rotter organisierte zweimonatige Skandinavientournee mit Millöckers Operette „Die Dubarry“ – und entging so dem Überfall der SA auf den „roten“ Künstlerblock am Laubenheimerplatz unmittelbar nach dem Reichstagsbrand. Danach nahm er in Wien eine Rolle in dem Film „Unsichtbare Gegner“ mit Gerda Maurus, Oskar Homolka und Peter Lorre an. Im Mai 1933 gelang es S., nach einer Einladung ans Zürcher Schauspielhaus mit seiner jungen Familie aus Berlin zu fliehen. Hier spielte er – 1935 ausgebürgert – bis 1938 unter Ferdinand Riesers (1886–1947), dann bis 1952 unter Oskar Wälterlins (1895–1961) Leitung, trat darüber hinaus aber auch am Basler Stadttheater und bei Gastspieltourneen an anderen innerschweizer. Bühnen auf. In Stücken von Molière, Schiller, Shakespeare, Raimund und Shaw beeindruckte S. durch sein dramatisches wie unwiderstehlich komödiantisches Spiel. Seit 1935 inszenierte er, ein besessener Regisseur, über hundert Erst- und Uraufführungen klassischer sowie moderner Stücke, darunter damals in Deutschland verbotene Autoren wie Franz Werfel, Jean Giraudoux, T. S. Eliot, Thornton Wilder und John Steinbeck, aber auch junge Schweizer Autoren. Seine Uraufführungen von Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ und „Galileo Galilei“ mit ihm selbst in der Titelrolle 1943 waren wegweisend. Erfolgreich betreute er mit Kollegen das Laientheater in Schweizer Flüchtlingslagern und seine Frau Jo Mihaly Programme der „Kulturgemeinschaft der Emigranten“. 1946 brachte S. „Die Chinesische Mauer“ von Max Frisch auf die Bühne. Nach der Premiere von „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ in der Regie von Hirschfeld/Brecht in Zürich (1948) trat S. in der Titelrolle des „Puntila“ auch mit dem Berliner Ensemble in Ostberlin 1949/50 in der Inszenierung von Brecht auf. Neben Leopold Lindtberg (1902–84) machte sich S. zudem als Filmregisseur einen Namen; 1945 wurde er Mitbegründer des „Bundes dt. Filmschaffender“ in der Schweiz. Als ihm nach dem Krieg wohl wegen der Kontakte zu Brecht die Einreise nach Westdeutschland von der amerik. Militärregierung verweigert wurde, spielte S. notgedrungen weiter in der Schweiz: Seine Musicalinszenierung „Der Schwarze Hecht“ (auch „Feuerwerk“) trat 1948 mit Eric Charell den Siegeszug durch Europa an, 1949/50 wurde er als Willy Loman (Lohmann) in Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ gefeiert. Erst nach Fürsprache des Bundespräsidenten Theodor Heuss und des Berliner Oberbürgermeisters Ernst Reuter erhielt S. 1951 Einreiseerlaubnis. 1952 brachte er das amerik. Musical „Kiss me Kate“ nach Deutschland, das erfolgreich am Kurfürstendamm lief. Nach Aufhebung der Ausbürgerung 1953 arbeitete er wieder überwiegend in der Bundesrepublik, als Theaterschauspieler und -regisseur in Bochum, Hamburg, Köln, München und Berlin sowie als Film-, Fernseh- und Hörspielregisseur. 1958–59 war er kurzzeitig künstlerischer Direktor der Freien Volksbühne Westberlins (Theater am Kurfürstendamm) in der Nachfolge Oskar Schuhs (1904–84). Die enge Zusammenarbeit mit Friedrich Dürrenmatt führte zu triumphalen Erfolgen als Einstein in „Die Physiker“ (1962) und Schwitter in „Der Meteor“ (1966). S. stand in wohl 280 Dramen und Komödien auf der Bühne, und führte fast 250mal u. a. in Zürich, Basel, später Berlin und München Regie mit Stücken von Goldoni, Lope de Vega, Calderon, Lorca, Giraudoux, Frisch und Pagnol. Wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag und kurz vor Beginn der Welttournee des „Puntila“ starb er bei einem Zugunglück bei Aitrang.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Ak. d. Künste, (West-) Berlin (1969).

  • Werke

    Weitere W u. a. Filmrollen: u. a. in: Gewitter über Gotland, 1927;
    Phantome d. Glücks, 1929/30;
    Der Draufgänger;
    Die Nächte v. Port Said, beide 1931;
    Der Geheimagent, 1931/32;
    Gitta entdeckt ihr Herz;
    Mieter Schulze gegen alle;
    Spione im SavoyHotel, alle 1932;
    Hände aus dem Dunkel, 1933;
    Südl. Nächte;
    Viktoria u. ihr Husar, beide 1954;
    Der Hptm. v. Köpenick;
    Stresemann, beide 1956;
    Der Arzt v. Stalingrad, 1957;
    Affäre Blum, 1962;
    Der Meteor, 1968;
    Hörspiel:
    als „Kommissar Maigret“ in d. 6teiligen Folge d. SWR unter d. Regie Gert Westphals, 1959.

  • Quellen

    Filmporträt L. S. v. Theo Ott, 1969; ders., Interview mit Jo Mihaly (Zeugen d. Jh., ZDF 1987); Hermann Rossmann, Erinnerungen an d. jungen L. S., München, Ms. undat. (nach 1971, im Nachlaß); – Nachlaß: Stiftung Ak. d. Künste, Berlin, Abt. Theater; Slg. Schauspielhaus Zürich, StadtA Zürich; Schweizer. Theaterslg. Bern.

  • Literatur

    Porträt, in: Neue Jugend, Jg. 1932, Nr. 8 (Titelfoto);
    L. S., Statements, in: Theater, Meinungen u. Erfahrungen, Schrr.reihe Über die Grenzen, Bd. 4, 1945, Nachdr. 1950;
    A. Kübler, Öppi, der Narr,|1964 (Schlüsselroman);
    G. Schoop, Zürcher Schauspielhaus im Zweiten Weltkrieg, 1957;
    H. Dumont, Das Zürcher Schauspielhaus v. 1921–1938, 1973;
    ders., Zürcher Schauspielhaus u. Schweizer Film im Zweiten Weltkrieg, in: D. Bachmann u. R. Schneider (Hg.), Das verschonte Haus, 1987;
    W. Mittenzwei, Das Zürcher Schauspielhaus 1933–1945, 1979;
    J. R. v. Salis, Notizen e. Müßiggängers, 1983 (P);
    P. Exinger, Die Narretei eines Idealisten, Ferdinand Rieser u. d. Schauspielhaus Zürich 1921–1938, Diss. 1994;
    F. Lendenmann (Hg.), Eine große Zeit, Das Zürcher Schauspielhaus in d. Ära Wälterlin 1938–1960, 1995 (P);
    F. Rueb, L. S., 1998 (W- u. Rollenverz., Filmogr., P);
    U. Kröger u. P. Exinger: „In welchen Zeiten leben wir!“, Das Schauspielhaus Zürich 1938–1998, 1998 (P);
    W. Wüthrich, Bertolt Brecht u. d. Schweiz, 2003;
    B. Bruns, Werft Eure Hoffnung über alle Grenzen, Theater im Schweizer Exil, Ausst.kat. 2007 (P);
    CineGraph (Filmogr., P);
    H. u. K. H. Wendtland, Geliebter Kintopp, 1995 ff. (Filmogr.);
    F. Trapp u. a. (Hg.), Theater im Exil 1933–45, 1999 (Theater- u. Filmogr.);
    A. Heinzlmeier u. B. Schulz, Lex. d. dt. Film- u. TV-Stars, 2000;
    K. Weniger (Hg.), Das gr. Personenlex. d. Films, 2001 (Filmogr.);
    A. Kotte (Hg.), Theaterlex. d. Schweiz, 2005;
    HLS.

  • Autor/in

    Brigitte Bruns
  • Zitierweise

    Bruns, Brigitte, "Steckel, Leonard" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 100-102 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117224685.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA