Lebensdaten
1885 – 1950
Geburtsort
Hof Sumpf in Buchs Kanton Luzern
Sterbeort
Kreuzlingen Kanton Thurgau
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118733427 | OGND | VIAF: 37711501
Namensvarianten
  • Meier, Karl (ursprünglich)
  • Meyer, Karl
  • Meier, Karl (ursprünglich)
  • mehr

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Zitierweise

Meyer, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118733427.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M Verena (* 1858), Dienstmagd, T d. Blasius Meier (* 1823) aus Uffikon Kt. Luzern, Lehrer u. Organist in Meggen, u. d. Verena Jost (* 1829);
    Stief-M (seit 1912) Emilie Agathe Meier (* 1859, Tante-m), Klavierlehrerin in Luzern;
    Zürich 1924 Alice Wegenstein, Dr. iur. aus Zürich;
    1 S, 2 T, u. a. Verena (* 1929), Prof. d. Physik an d. Univ. Zürich (1982 Rektorin), Präs. d. Schweizer. Physikal. Ges. 1975–77, Präs. d. Schweizer. Wiss.rates (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1992; Schweizer Lex.).

  • Biographie

    Früh verwaist, besuchte M. in Luzern Gymnasium und Lyzeum. An der Univ. Zürich studierte er bei den Historikern Gerold Meyer v. Knonau, Wilhelm Oechsli, Paul Schweizer und Eduard Fueter und promovierte 1911 zum Dr. phil. Er hörte auch Vorlesungen bei dem Staatsrechtler Max Huber, den er besonders verehrte, sowie militärwissenschaftliche Vorlesungen bei Ulrich Wille, dem späteren General. Seit 1912 unterrichtete M. an der Luzerner Kantonsschule. 1920 folgte er einem Ruf der Univ. Zürich als Professor vornehmlich für Geschichte des Mittelalters; 1928 übernahm er zudem eine Dozentur für Neueste Geschichte. Von beiden Lehrkanzeln aus dozierte er mit außergewöhnlichem Erfolg bis 1945.

    In seinen eigenwilligen, bahnbrechenden Untersuchungen befaßte sich M. zunächst mit der mittelalterlichen Geschichte des Tessins. Schon hier vereinigte er die politische mit der soziologischen und institutionshistorischen Betrachtungsweise; er wies auf die Bedeutung der Zölle als Erwerbsquelle des Landadels und auf den Paßverkehr als Verdienst der Säumer hin, zeigte das Erstarken der Gemeindeautonomie freier Bauern, die Selbstverwaltung ganzer Talgenossenschaften, die dann von nordital. Machthabern bedroht wurde, so daß man die über den Gotthard hinausgreifenden Innerschweizer als Befreier empfand. Von der Entwicklung der südlichen Alpentäler wandte sich M. der Territorialbildung der Innerschweiz zu. Er untersuchte ihre räumlichen Vorausetzungen, legte die Bedeutung des Gotthardpasses dar – andere Thesen über mittelalterlichen Verkehr und Handel korrigierend – und betonte die Einflüsse ital. Kommunalbewegungen bei der Entstehung der Eidgenossenschaft.

    Damit war M. beim zentralen Thema seiner Forschung angelangt. Er sah im persönlichen Schwurverband den Hauptanstoß zur Abschüttelung der fremden Landesherrschaft. Das führte ihn folgerichtig zu einer weitgehenden Bestätigung der von der kritischrationalen Wissenschaft abgelehnten Befreiungstradition. Es wirkte sensationell, als M. die chronikalische Überlieferung mit urkundlichen Quellen zu erhärten unternahm. Die „conspirati“ des ersten Bundesbriefes haben, nach M., auf das alte Widerstandsrecht gestützt, die Burgen der habsburg. Verwaltung gebrochen, die Vögte vertrieben, und zwar, wie M. später die antiqua confoederatio datiert, unmittelbar vor 1291 oder 1273. Schließlich ging M. so weit, sogar für die Person Tells urkundliche Belege anzugeben. Seine Darstellung des urschweizer. Befreiungskampfes gegen habsburg. Übergriffe fand auch deshalb ein so starkes Echo in der Öffentlichkeit, weil sie in der Zeit wachsender Bedrohung der Schweiz vor und während des 2. Weltkriegs vorgetragen wurde. Fortan setzte sich M. mit seiner ganzen kraftvollen Persönlichkeit, mit seiner affektgeladenen Rhetorik für die Stärkung des schweizer. Widerstandswillens ein. Vom Nutzen der Historie für das Leben überzeugt, wies er mit geschichtlichen Einsichten und militärpolitischen Erwägungen auf die nahende Gefahr des totalen Krieges hin. Nicht nur in seinen überfüllten Hörsälen, sondern auch auf Vortragsreisen im ganzen Land beschwor er seine Hörer, sich zur Verteidigung der kostbaren Freiheitsgüter zu wappnen. In diesem fieberhaften politischen Einsatz hat sich der Mahner der Nation aufgerieben.|

  • Auszeichnungen

    Dr. iur. h. c. (Zürich 1948).

  • Werke

    Blenio u. Leventina v. Barbarossa bis Heinrich VII., 1911;
    Ennetbirg. Pol. u. Feldzüge d. Innerschweizer bis z. Siege v. Giornico, 1915;
    Die Capitanei v. Locarno im MA, 1916;
    Einwirkung d. Gotthardpasses auf d. Anfänge d. Eidgenossenschaft, in: Geschichtsfreund 1919;
    Ital. Einflüsse auf d. Entstehung d. Eidgenossenschaft, 1920;
    Der älteste Schweizerbund, 1924;
    Die Urschweizer Befreiungstradition in ihrer Einheit, Überlieferung u. Stoffwahl, 1927;
    Die Gründung d. Eidgenossenschaft im Lichte d. Urkk. u. Chroniken, 1930, ³1939;
    Die Stadt Luzern v. d. Anfängen bis z. eidgenöss. Bund, 1932;
    Luzerns ewiger Bund mit d. urschweizer. Eidgenossenschaft, 1932;
    Der Ursprung d. Eidgenossenschaft, 1941;
    Der Freiheitskampf d. eidgenöss. Bundesgründer, 1941;
    Weltgesch. im Überblick, 1959.

  • Literatur

    L. v. Muralt u. Karl Schmid, Ansprachen z. Gedenken v. K. M., in: Kultur- u. staatswiss. Schrr. 77, 1951;
    Bruno Meyer, in: Schweizer. Zs. f. Gesch. 1, 1951, S. 110 ff.;
    S. Frey, Einl. z. Ausg. v. K. M.s „Aufsätzen u. Reden“, 1952;
    P. Stadler, Zwischen Klassenkampf, Ständestaat u. Genossenschaft, in: HZ 219, 1974, bes. S. 332-40;
    Schweizer Lex.

  • Autor/in

    Edgar Bonjour
  • Zitierweise

    Bonjour, Edgar, "Meyer, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 358-359 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118733427.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA