Lebensdaten
1837 – 1892
Geburtsort
Bessungen bei Darmstadt
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Großherzog von Hessen-Darmstadt ; Vorkämpfer der Einheitsbewegung in Hessen
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 11767026X | OGND | VIAF: 77099265
Namensvarianten
  • Ludwig Prinz von Hessen und bei Rhein
  • Ludwig IV.
  • Ludwig Prinz von Hessen und bei Rhein
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Zitierweise

Ludwig IV., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11767026X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Prinz Carl v. H. (1809–77), hess. General d. Inf., S d. Ghzg. Ludwig II. ( 1848, s. NDB 15);
    M Elisabeth (1815–85), T d. Prinzen Wilhelm v. Preußen (1783–1851) u. d. Prn. Marianne v. Hessen-Homburg;
    Ov Ghzg. Ludwig III. ( 1877, s. NDB 15);
    B Prinz Heinrich (1838–1900), hess. u. preuß. General (s. BJ V; Hess. Biogr. I, 1918);
    Schw Anna (1843–65, 1865 Ghzg. Friedrich Franz II. v. Mecklenburg-Schwerin, 1823–83);
    - 1) Osborne 1862 Prn. Alice v. Großbritannien (1843–78, s. NDB I), T d. Prinzen Albert v. Sachsen-Coburg u. Gotha, Prinzgemahl (1819–61, s. NDB I) u. d. Kgn. Victoria v. Großbritannien u. Irland (1837–1901), 2) (morganat.) 1884 ( 1884) Alexandrine, 1884 Gfn. v. Romrod (1854–1941, 1] Alexander v. Kolemine, 3] Basil v. Bacheracht, 1916), T d. Adam Gf. v. Hutten-Czapski;
    2 S, 5 T aus 1), u. a. Ghzg. Ernst Ludwig ( 1937, s. NDB IV), Victoria (1863–1950, 1884 Ludwig|Prinz v. Battenberg, seit 1917 Marquess of Milford Haven, 1854–1921, brit. Großadmiral u. Erster Seelord), Elisabeth (1864–1918, 1884 Großfürst Sergius v. Rußland, 1857–1905), Irene (1866–1953, 1888 Prinz Heinrich v. Preußen, 1862–1929, Großadmiral), Alix (1872–1918, 1894 Kaiser Nikolaus II. v. Rußland, 1868–1918).

  • Biographie

    Ausbildung und persönliche Neigungen L.s galten dem Offiziersberuf. Als er 1854 gemeinsam mit dem ein Jahr jüngeren Bruder Heinrich zur militärischen Grundausbildung Secondeleutnant im Darmstädter Leibgarde-Rgt. wurde, zeichnete sich jedoch angesichts der Kinderlosigkeit Ghzg. Ludwigs III. bereits ab, daß ihm die Nachfolge des Onkels zufallen würde, die der Vater, Prinz Carl, aus Gesundheitsgründen ausgeschlagen hatte. 1856 wurden die beiden Prinzen an der Univ. Göttingen immatrikuliert, wo sie vor allem Geschichte bei Georg Waitz und Nationalökonomie bei Georg Hanssen hörten. Im Sommer 1857 folgte ein Semester an der hess. Landesuniversität Gießen. Die langfristigen persönlichen und politischen Folgen der von der Mutter durchgesetzten, fachlich sicher richtigen Entscheidung, die beiden Brüder 1859 zur Vertiefung der militärischen Kenntnisse entgegen dem Angebot des in Österreich dienenden Onkels Alexander nach Potsdam zu schicken, waren damals nur bedingt absehbar. Der dreijährige Dienst als Hauptmann, dann als Major im preuß. 1. Garderegiment zu Fuß brachte engere Kontakte zum preuß. Kronprinzenpaar, aus denen sich im Sommer 1860 eine erste Einladung nach England und bald darauf die Verlobung mit Kgn. Victorias zweiter Tochter Alice ergab. Da Ghzgn. Mathilde kurz vor der Hochzeit starb, mußte Alice schon seit der Ankunft in Darmstadt im Sommer 1862 gemeinsam mit der Schwiegermutter die Repräsentation am Hof übernehmen, dessen Stil sich unter dem liberalen brit. Einfluß deutlich veränderte. 1864/66 entstand das mit engl. Geldern erbaute Neue Palais. L. wirkte als Kommandeur des 1. Reiterregiments Chevauxlegers, dann der hess. Reiterbrigade, unterstützte aber auch das soziale und künstlerisch-literarische Engagement seiner Frau, die ihm geistig wohl überlegen war. Im Krieg von 1866 führte er die hess. Kavallerie in den Gefechten am Main, während der Bruder Heinrich als preuß. Oberstleutnant in Böhmen einrückte. Nach der Entscheidung bekannte sich der Prinz gegen die vom Großherzog unterstützte Politik Ministerpräsident Dalwigks offen zur notwendigen preuß.-deutschen Neuorientierung, deren militärische Durchsetzung er 1868 mit dem angedrohten Rücktritt vom Kommando der hess. Armeedivision erzwang. Ende 1869 begleitete er den Schwager, Kronprinz Friedrich Wilhelm, auf einer ausgedehnten Orientreise zur Einweihung des Suez-Kanals. Im Krieg 1870/71 hat sich L. auch als Feldkommandeur bewährt. Der enge Bezug zu den nominell nach wie vor hess. Regimentern überdauerte den Regierungsantritt als Großherzog, obwohl die Kommandostellen im Zuge der Integration zunehmend mit nichthess. Offizieren besetzt wurden. Prinz Carl starb im März, Ludwig III. im Juni 1877.

    Ein schwerer Verlust für den nunmehrigen Ghzg. L. wie für das Land war der frühe Tod seiner Frau Ende 1878. Die Anteilnahme am Geschick der Familie – die jüngste Tochter war erst 6 Jahre alt – verstärkte die Popularität des geachteten und beliebten Fürsten. Die leitenden Minister – zunächst der noch von Ludwig III. ernannte Julius Frhr. Rinck v. Starck, seit 1884 der rheinhess. Mennonit Jakob Finger – führten die Regierungsgeschäfte in weitgehender Übereinstimmung mit der nationalliberalen Landtagsmehrheit, deren Zielsetzungen auch L. teilte. Zum durchaus britisch geprägten Regierungsstil trug neben dem ständigen Kontakt zur „Schwiegermutter Europas“ auch der bis 1888 amtierende Kabinettschef Dr. Ernst Becker bei, der vormalige Privatsekretär Prinzgemahl Alberts, der mit Prinzessin Alice in seine Heimatstadt zurückgekehrt war. Die morganatische Zweitehe L.s mit der geschiedenen Frau des russ. Geschäftsträgers wurde 1884 auf Druck der fürstlichen Verwandten annulliert. Die engen dynastischen Beziehungen zu den Höfen in London, Berlin und St. Petersburg wurden mit den Ehen der Töchter untermauert. Sie gaben den letzten hess. Großherzögen im Kreis der Bundesfürsten eine besondere Stellung, die sich allerdings auf die Rolle Hessens in der zunehmend von Kaiser und Reichsregierung in Berlin gelenkten gesamtstaatlichen Politik nur wenig ausgewirkt hat.

  • Literatur

    G. Zernin, L. IV., Ghzg. v. Hessen u. b. Rhein, Ein Lb., 1898 (P);
    Alice Ghzgn. v. Hessen u. b. Rhein, Mitt. aus ihrem Leben u. aus ihren Briefen, hrsg. v. K. Sell, 1883 (Neudr. mit Einl. v. E. G. Franz, 1982);
    G. Noel, Princess Alice, Queen Victoria's Forgotten Daughter, 1974 (P);
    Advice to a Granddaughter, Letters from Queen Victoria to Princess Victoria of Hesse, hrsg. v. R. Hough, 1975 (P).

  • Porträts

    Gem. v. A. Noack, 1864 (Städt. Kunstslg. Darmstadt), Abb. in: Kunst aus d. Bes. d. Stadt Darmstadt, 1981, v. H. v. Angeli, 1878, Kopie v. L. Hofmann-Zeitz (Schloßmus. Darmstadt), v. J. Hartmann (im Ornat d. Hosenband-Ordens, ebd.);
    Miniatur v. E. Taylor, 1864 (ebd.), Abb. in: Die|Miniaturenslg. d. Ghzg. Ernst Ludwig v. Hessen, 1917;
    Stiche u. Phot. (Stadtarchiv Darmstadt);
    Büste (Schloßmus. Darmstadt);
    Reiterdenkmal v. F. Schaper (Friedensplatz in Darmstadt).

  • Autor/in

    Eckhart G. Franz
  • Zitierweise

    Franz, Eckhart G., "Ludwig IV." in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 398-400 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11767026X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA