Lebensdaten
1868 – 1937
Geburtsort
Darmstadt
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Großherzog von Hessen und bei Rhein
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118530933 | OGND | VIAF: 20471635
Namensvarianten
  • Mann, E. (Pseudonym)
  • Ludhart, K. E. (Pseudonym)
  • Ernst Ludwig
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Zitierweise

Ernst Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118530933.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ghzg. Ludwig IV. (1837–92);
    M Alice ( 1878, s. NDB I); Schwestern, u. a. Elis. (1864–1918, 1884 Sergius, 1905, Großfürst v. Rußland), Alix (1872–1918, 1894 Nikolaus II., 1918, Zar v. Rußland);
    1) Coburg 1894 ( 1901) Prn. Viktoria Melita (1876–1936, 2] Kyrill Großfürst v. Rußland), T des Hzg. Alfred v. Sachsen-Coburg u. Gotha ( 1900), 2) Darmstadt 1905 Eleonore (1871–1937, mit dem größten Teil ihrer Fam. durch Flugzeugabsturz b. Ostende tödlich verunglückt), stiftete Zentralstelle für Mütter- u. Säuglingsfürsorge in Hessen 1908, wirkte sehr segensreich 1923-37 als Vorsitzende der dt. Abt. des internationalen Verbandes der Freundinnen junger Mädchen u. übte b. längerer Abwesenheit des Großherzogs im Kriege seine Regierungsrechte in Stellvertretung aus, T des Fürsten Hermann zu Solms-Hohensolms-Lich (1838–99) u. der Gfn. Agnes zu Stolberg-Wernigerode (1842–1904);
    1 T aus 1) (früh †), 2 S aus 2) (der ältere 1937).

  • Biographie

    E. ragt durch zwei Wesenszüge aus der großen Zahl der deutschen Bundesfürsten seiner Zeit, ja des 19. Jahrhunderts hervor. Einmal machten ihn die Erziehung im Elternhaus, Einflüsse der englischen Verwandtschaft, große Auslandsreisen und eigene Anlagen zu einem typisch liberal-konstitutionellen Landesfürsten – wesensähnlich in etwa Friedrich I. von Baden, noch mehr seinem Großonkel Ernst II von Sachsen-Coburg und Gotha – und zu einem Europäer. Diese Haltung hat sich auf die Entwicklung seines Landes, vor allem auf dem weiten Gebiet der Wissenschaften und der Volkswohlfahrt sehr segensreich ausgewirkt (zum Beispiel Bau des Landesmuseums in Darmstadt, intensive Fürsorge für die Landesuniversität Gießen, Um- und Neubau des Staatsbades Nauheim, Gründung der Weinbauschule in Oppenheim, tätige Teilnahme an den Kriegerheimstättenplänen P. Damaschkes und Förderung der Firma Opel). In der inneren und äußeren Politik des Kaiserreiches hat er in den Grenzen der Reichsverfassung mitgearbeitet, ohne bei viel common sense, hoher Befähigung und besonders weitreichenden Verbindungen stark hervortreten zu können; hier wirkte sich leider der Gegensatz zu Wesen und Politik seines kaiserlichen Vetters aus. Bekannt geworden ist sein vergeblicher Versuch, 1916 durch Mittelspersonen einen Friedensfühler nach Rußland auszustrecken. Bei dem Umsturz vom 12.11.1918 wurde er das Opfer teils einer schon im Frieden anfechtbaren Reichspolitik, teils republikanischer Grundsätze, jedoch nicht persönlicher Abneigungen; er hatte und behielt immer Kontakt mit der Bevölkerung, auch mit politischen Gegnern. Einen Thronverzicht hat er nie ausgesprochen.

    Zum zweiten gehört E. zu dem wenigen großen fürstlichen Mäzenen der Kunst in Deutschland. Er war hierfür freilich prädestiniert. Persönlich mit geistig-künstlerischen Gaben reich ausgestattet – er zeichnete, schrieb Dramen und Verse, er hinterließ eigene Kompositionen –, gab ihm ein ungewöhnlich weiter Blick über alle Gebiete der Kunst, ein tiefes Verständnis für das Streben junger moderner Talente und ein ausgesprochener Sinn für das künstlerisch Wertvolle im Verein mit seiner Stellung die Möglichkeiten zu einem in Deutschland sehr seltenen Ausmaß der Anregung und Förderung. Haben ihn auch, nach seinen Worten, die beiden wahrhaft königlichen Künste, Baukunst und Gartenkunst, lebenslang am meisten beschäftigt, so galt doch sein tätiges Interesse ebenso sehr der Malerei, Bildhauerei, Kleinkunst, dem Kunstgewerbe,|dann dem Theater, den Museen, der Musik und allem Buchwesen. Weit über Deutschlands Grenzen berühmt, vielfach richtungweisend waren die großen Darmstädter Kunstausstellungen, die unter seiner Ägide und von der durch ihn begründeten „Darmstädter Künstlerkolonie“ veranstaltet wurden, vor allem die programmatische von 1901, die den Aufbruch gegen falsche Romantik und Kitsch verkörperte und nicht etwa nur die Verwirklichung einiger neuer Formideen, sondern eines neuen Lebensstiles wollte. Großen Einfluß nahm er auf die Gestaltung der Darmstädter Theaterspielpläne, später auch der Dekorationen. Die Gründung der Ernst Ludwig-Presse 1907 war sein Werk, nicht weniger die der „Gesellschaft hessischer Bücherfreunde“ 1918; ebenso hat er die „Schule der Weisheit“ und die Berufung ihres Leiters, Hermann Graf Keyserling, 1920 nach Darmstadt in die Wege geleitet. Auch verdankt Darmstadt die Gründung des Porzellanmuseums 1907, des Jagdmuseums Kranichstein 1918 und des leider zugrunde gegangenen Schloßmuseums 1924 seiner Initiative.

  • Werke

    Bonifatius, Ein Weihnachtsspiel (Musik v. W. de Haan), 1911 (unter d. Ps. E. Mann); Ostern, Ein Mysterium, 1917, ²1921 (unter d. Ps. K. E. Ludhart);
    Verse, K. Wolff-Verlag, Leipzig;
    Rosenhöhe, 1927; Tagebuch-Notizen, in: Vom Geist e. Stadt, 1956, S. 313-18. Klavierstücke: Erinnerungen an Ilinskoe.

  • Literatur

    H. Bahr, Bildung (Essays), 1900, bes. S. 45-52;
    A. Koch (u. a.), Ghzg. E. L. u. d. Ausstellung d. Künstlerkolonie in Darmstadt 1901, 1901;
    Kat. d. Darmstädter Kunstausstellungen 1901-18;
    H. R. Fischer, Ein moderner Regent, E. L. Ghzg. v. Hessen, 1912 (P);
    Festschr. z. 25. Regierungsjubiläum, dargebracht v. F. Back u. a., 1917;
    G. Biermann u. J. Brinckmann, Die Miniaturenslg. S. K. H. d. Ghzg. E. L. v. Hessen, 1917;
    K. Gf. v. Hardenberg, Das Jagdschloß (Jagdmus.) Kranichstein, 1918;
    ders., Das Schloßmus. Darmstadt, in: Volk u. Scholle 8, 1930, S. 1-9, dazu: Adreßbuch Darmstadt 1936, 1939;
    C. Knetsch, Das Haus Brabant, 1918-31, S. 361 ff., 369 ff. (Ahnentafel);
    A. Schmidt, Die Ges. hess. Bücherfreunde …, in: Zs. f. Bücherfreunde, NF 11, 1919, 1. Hälfte, S. 134;
    Alfred Lichtwarks Reisebriefe, hrsg. v. G. Pauli, 2 Bde., ²1924, bes. I, S. 451 ff.;
    L. Winter, Vor u. hinter d. Kulissen, 1925, S. 163 ff.;
    H. Burmeister, 50 J. Künstlerleben, 1926, S. 141-50;
    H. Gf. Keyserling, Darmstadt u. Ghzg. E. L., 1928;
    A. M. Darboven, Ghzg. E. L. u. s. Fam., Privatdruck 1937;
    M. Wauer, Ghzg. E. L. u. d. Schicksal s. Hauses, 1938;
    A. Kippenberg, Dem Ghzg. E. L.z. Gedächtnis, 1940;
    L. Prinz v. Hessen u. b. Rhein, Die Darmstädter Künstlerkolonie u. ihr Gründer Ghzg. E. L., = Darmstädter Schrr. I, 1950;
    ders., Ghzg. E. L., in: Vom Geist e. Stadt, Ein Darmstädter Lesebuch, 1956, S. 309 ff. (P);
    H. Kaiser, Modernes Theater in Darmstadt 1910-33, 1955. – Zur Ghzgn. Eleonore: M. v. Ewald, Ghzgn. Eleonore u. ihr Werk, 1938. – Qu.: Nachlaß in Schloß Wolfsgarten b. Langen/Hessen.

  • Porträts

    v. H. v. Angeli 1893, v. F. E. de Laszlo (auch der Ghzgn.) 1907, v. F. v. Stuck 1909, v. H. Pellar 1914;
    Büsten v. L. Habich u. H. Jobst (2, eine im Mausoleum), alle in Schloß Wolfsgarten.

  • Autor/in

    Ludwig Clemm
  • Zitierweise

    Clemm, Ludwig, "Ernst Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 613-614 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118530933.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA