Lebensdaten
1892 – 1947
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Hollywood
Beruf/Funktion
Filmregisseur
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118729306 | OGND | VIAF: 56627503
Namensvarianten
  • Lubitsch, Ernst
  • Lubitsch, Ernesto

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Zitierweise

Lubitsch, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729306.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ssimcha, Schneider u. Kaufm. in B., aus Galizien;
    M Anna Lindenstaedt;
    1) 1922 ( 1930) Helene Kraus, Schauspielerin, 2) ( 1943) Vivian Gaye (eigtl. Sania Bezencenet), Künstleragentin;
    1 T aus 2).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Sophien-Gymnasiums lernte L. seit 1908 im Stoffgeschäft Hoffmann & Co. und arbeitete als Buchhalter im Betrieb seines Vaters. Daneben erhielt er von Viktor Arnold, einem subtilen Komiker in Max Reinhardts Deutschem Theater, Schauspielunterricht. Abends trat er zuweilen in Kabaretts und Vaudevilletheatern auf; seine Spezialität waren Slapstickeinlagen. 1911-18 war L. Kleindarsteller im Ensemble des Deutschen Theaters. Seit 1913 spielte er in Filmen mit. Erfolg hatte er unter der Regie von Carl Wilhelm in dem Dreiakter „Die Firma heiratet“ sowie 1914 in „Der Stolz der Firma“. Er wurde zum Publikumsliebling, doch gelang es ihm nicht, seine Figuren, die an das Parvenügebaren und den hilflosen Donjuanismus Chaplins erinnerten, zu einem prägnanten Typus auszubilden.

    Der erste Film, bei dem L. Regie führte, ist vermutlich der Einakter „Fräulein Seifenschaum“ (1914). Bis 1917 drehte er komische Filme, meist Serienprodukte. L.s erster vollständig überlieferter Regiefilm ist der Dreiakter „Schuhpalast Pinkus“ (1916). Zwei Filme vor allem begründeten schließlich seinen Ruhm als Regisseur: „Die Augen der Mumie Mâ“ und „Carmen“. Beide sind 1918 mit Pola Negri und Harry Liedtke in den Hauptrollen entstanden. Danach folgten eine Komödie, „Die Austernprinzessin“, ein Kammerspiel, „Rausch“ mit Asta Nielsen, und ein Kostümfilm, „Madame Dubarry“. Diese Filme wirkten stilbildend; mit ihnen erzielte L. durch choreographische Führung der Figuren, eine dramatisch wohlüberlegte Schnittechnik und dekorativen Aufwand sowie durch die Eleganz der Kamerabewegungen eine in Deutschland bis dahin unerreichte Virtuosität. Der Erfolg dieser Filme öffnete der „Ufa“, deren „Chefregisseur“ L. mittlerweile geworden war, den Auslandsmarkt. 1923 ging L. als Regisseur nach Hollywood. Auch dort hielt er an seinem in Deutschland entwickelten Stil fest und gewann einen prägenden Einfluß auf die weitere Entwicklung der amerikan. Filmkomödie. Seine ersten Erfolge bis 1926, darunter „The Marriage Circle“, „Three Women“, „Lady Windermere's Fan“ und „So Is Paris“, zeigen einen stofflichen und stilistischen Zusammenhang. Es sind Gesellschaftskomödien, meist Dreiecksgeschichten, in denen Partnerschaften auf die Probe gestellt werden. L. lockte die Zuschauer in eine künstliche Welt frivol-verspielter Eskapaden. Mit Rücksicht auf die strenge Zensur entwickelte er dabei eine ironische Technik der Andeutung, der Aussparung und des indirekten Kommentars, den sogenannten „Lubitsch-Touch“. Den geistreichen Witz und eleganten Stil dieser Filme übertrug L. mühelos auch in den Tonfilm. 1929 drehte er mit Maurice Chevalier und Jeanette MacDonald seine erste musikalische Komödie, „The Love Parade“, einen Operettenfilm, dem noch weitere in diesem Genre folgten. Sie entsprachen mit ihren raffinierten Kostümen, ihren vornehm-opulenten Bauten und dem Charakter ihrer Melodien dem europ. Geschmack gehobener, feiner Unterhaltungskunst. Seit 1934 war L. Produktionschef der „Paramount“ und seit 1936 verantwortlicher Leiter einer eigenen Produktionsgruppe. Mit seinen Komödienfilmen seit 1932, charakteristischen Variationen der „Sophisticated Comedies“ Hollywoods, hat L. bis heute vor allem amerikan. Lustspiel-Regisseure beeinflußt. Allen Filmen liegt L.s Anschauung zugrunde, daß das|Publikum nicht nach dem wirklichen Leben verlange, sondern nach einer Welt des schönen Scheins. Damit entsprach er genau den Erwartungen der Traumfabrik Hollywood. Aber seine Film-Träume wiederholten nicht routiniert die typisierten Vorlagen der Massenkonfektion. Er setzte in stilisierten Bildern Phantasie, Witz und entwaffnende Ironie gegen den trüben Ernst des Lebens, über dem sich selbst unter dem Eindruck des Schrecklichen, wie am Beispiel des besetzten Polen nach 1939, das er in „To Be or Not To Be“ 1942 zeigte, das heitere Spiel als eine Form der Freiheit behauptet|.

  • Auszeichnungen

    Special Academy Award (1947).

  • Werke

    Weitere W Anna Boleyn, 1920;
    Das Weib d. Pharao, 1921;
    Trouble in Paradise, 1932;
    The Merry Widdow, 1934;
    Design for Living, 1933;
    Angel, 1937;
    Bluebard's Eighth Wife, 1938;
    Ninotchka, 1939;
    Heaven Can Wait, 1943.

  • Literatur

    R. Carringer, B. Sabath, E. L., A Guide to References and Resources, o. J. (P);
    H. G. Weinberg, The L. Touch, A Critical Study, 1968;
    F. Grafe u. E. Patalas, Lernprozesse, in: Filmkritik Nr. 2, Febr. 1970;
    ders., Was L. berührt, in: Süddt. Ztg. v. 22./23.9.1979;
    W. Limmer, Der L. Touch, e. Regisseur u. s. Welt, in: Film Nr. 3, März 1971;
    E. Patalas, E. L., in: Süddt. Ztg. v. 29.1.1972;
    R. W. Mills, The American Films of E. L., A Critical History, 1976 (P);
    L. A. Poague, The Cinema of E. L., The Hollywood Films, 1978 (P);
    S. Kracauer, Von Caligari zu Hitler, Eine psycholog. Gesch. d. dt. Films, 1979;
    K. Witte, Der L. Touch, in: Frankfurter Rdsch. v. 18.2.1984;
    H. H. Prinzler u. E. Patalas (Hrsg.), E. L., 1984 (P).

  • Autor/in

    Manfred Kreckel
  • Zitierweise

    Kreckel, Manfred, "Lubitsch, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 264-265 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118729306.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA