Lebensdaten
1565 – 1621
Geburtsort
Westerstede (Oldenburg)
Sterbeort
Rostock
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Kartograph ; Philosoph ; Mathematiker ; Topograph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100974325 | OGND | VIAF: 69214075
Namensvarianten
  • Lübben, Eilert (Pseudonym)
  • Lubben, Eilert (Pseudonym)
  • Lübben, Eilart (Pseudonym)
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Zitierweise

Lubinus, Eilhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100974325.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich, Pastor;
    M Catharina Blunigs.

  • Biographie

    L. begann 1588, ausgestattet mit einem Jahresstipendium von 20 Reichstalern, das ihm Gf. Johann XVI. von Oldenburg ausgesetzt hatte, sein Studium in Leipzig, setzte es in Köln, Helmstedt, Straßburg, Jena, Marburg und Rostock fort, besuchte also – Köln war 1583-88 protestantisch – bis auf Wittenberg und Tübingen alle bedeutenden luth. Universitäten. 1591 von N. Chytraeus zum Magister promoviert, erhielt L. 1595 als Dozent und 1596 als Professor für Poesie in Rostock die ersten Universitätsämter. Als Philologe veröffentlichte er seine meisten Schriften: Ausgaben, Kommentare und Paraphrasen zu Persius (1595), Horaz (1599 u. ö.) und Juvenal (1602); die Phalarisbriefe (1597), eine Anthologie griech. Briefe (1601) und Anacreon mit lat. Versübertragung (1597). Seine beiden Lexika „Antiquarius sive priscorum vocabula rum interpretatio“ (zuerst 1594) und „Clavis Graecae linguae“ (zuerst 1609) erreichten mindestens 10 Auflagen. Die langfristig wirkungsvollste Schrift aus dieser Phase ist wohl der neuplatonisch inspirierte „Phosphorus, seu de natura mali“ (1595, 2. erw. Aufl 1601). L. griff hier augustinische Gedanken des calvinist. Politikers und Theologen Philippe Duplessis-Mornay auf und verschärfte sie zu der These, daß dem höchsten Sein dem guten Gott, das Nichts entgegenstehe und daß dieses Nichts zugleich der Ursprung des Bösen sei. Mit dieser Schrift formulierte L. wesentliche Rahmenbedingungen, in denen der Leibnizsche Lösungsversuch des neuzeitlichen Theodizeeproblems möglich wurde. Zunächst jedoch geriet er durch seine Schriften in theologische Kontroversen mit bedeutenden prot. Theologen, deren Wortführer der Mansfelder Dekan und spätere Weimarer Superintendant Albert Grawer (1575–1617) war. Die Hauptvorwürfe lauteten wegen der Verbindung zu Duplessis-Mornay auf Kryptocalvinismus und, wegen der Entgegensetzung von Gott und Nichts, auf Manichäismus. Obwohl dieser Streit andauerte – 1610 schrieb er die letzte Disser tation zu diesem Thema – wurde L. 1605 zum Professor für Theologie ernannt und ein Jahr später zum Doktor der Theologie promoviert Da er sich als philosophischer Theologe auf das spekulative Feld des Neuplatonismus gewagt hatte, der sich in der prot. Theologie des 17. Jh. nicht durchsetzte – auch in Rostock bekam die aristotelische Metaphysik mit L.s Schüler Joh. Affelmann ( 1624) das Übergewicht über die humanistischen Tendenzen – blieb L. auch als Theologe vornehmlich Philologe. Bis 1610 verfaßte er zahlreiche exegetische Kommentare zum Neuen Testament, besonders zu den Apostelbriefen. Seine dreisprachige Ausgabe des Neuen Testaments (zuerst 1611) ist wegen ihrer philologischen Gediegenheit berühmt geworden. Die Vorrede behandelt jedoch keine exegetischen und dogmatischen Probleme, sondern ist ein Traktat über die Erlernung der lat. Sprache, in der auch der Vorschlag eines Bilderbuchs gemacht wird, das, mit Text versehen, die Elemente der Sprache darstellen soll. Comenius hat nach eigener Aussage den Plan seines Orbis pictus von L. übernommen. 1615 veröffentlichte dieser als letztes großes theo logisches Werk eine Evangelienharmonie.

    Zu Ende seines Lebens scheint sich L. mehr und mehr von der Theologie zurückgezogen und vornehmlich der Mathematik und der Geographie gewidmet zu haben. 1618 erschien, in Amsterdam bei Hondius gedruckt, seine monumentale (130 × 220 cm) maßstabsetzende Karte Pommerns, die vielfach nachgedruckt wurde und bis ins 18. Jh. die wichtigste Landkarte Pommerns blieb. 1619 erhielt L. einen ehrenvollen Ruf an den Hof Schwerin; er hat ihn vermutlich nicht angenommen, denn er starb zwei Jahre später als Rektor der Rostocker Universität.

  • Werke

    Weitere W Fax poetica sive geneologiae et res praecipue gestae deorum gentilium … illustratae, 1617;
    Huius saeculi male doctos declamationes satyricae, 1618.

  • Literatur

    ADB 19, 20, 21;
    Joh. C. Oelrichs, Zuverlässige hist. geogr. Nachr, v. d. Hzgt. Pommern u. d. Fürstentum Rügen, … insbes. aber e. ausführl. Gesch. u. Beschreibung d. L.schen Landkarte v. Pommern, 1771;
    G. A. v. Halem, in: Oldenburg. Zs. 4, 1807, 4. Stück, S. 277-94 (W, L);
    E. Zahrow, 350 J. L.sche Landkarte, in: Pommersche Ztg. 12, 1962, Folge 42, S. 9 f.;
    W. Schmidt-Biggemann, E. L.s Begriff des Nihil, in: Archiv f. Begriffsgesch. 17, 1973, S. 177-205;
    W. Hübener, Scientia de aliquo et nihilo, in: Festschr. f. W. Weischedel, 1975, S. 34-54;
    Roderich Schmidt, Die „Pomerania“ als Typ territorialer Gesch.darst. u. Landesbeschreibung d. 16. u. beginnenden 17. Jh. (Bugenhagen, Kantzow, L.), in: Landesbeschreibungen Mitteleuropas v. 15.-17. Jh., 1983, S. 49-78.

  • Porträts

    Kupf. aus „Clavis linguae graecae“ (⁴1640) ist b. P. Freher, Theatrum virorum eruditione … clarorum, 1688, n. S. 410 nachgestochen u. b. H. Harms. Künstler d. Kartenbildes, 1962, S. 159, erneut gedruckt. Außerdem findet sich sein Porträt auf L.s Landkarte Pommerns.

  • Autor/in

    Wilhelm Schmidt-Biggemann
  • Zitierweise

    Schmidt-Biggemann, Wilhelm, "Lubinus, Eilhard" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 263-264 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100974325.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lubinus: Eilhardus L. (Eilert Lübben), geb. am 24. März 1565, war der Sohn des Pastors Friedrich Lübben zu Westerstade im Herzogth. Oldenburg, studirte, durch ein Stipendium des Grafen Johann XVI. von Oldenburg unterstützt, von 1588—94 auf den Universitäten zu Leipzig, Köln, Helmstädt, Straßburg, Jena, Marburg und Rostock, wurde 1595 Professor der Dichtkunst in Rostock, 1605 Professor und Doctor der Theologie und Consistorialassessor daselbst und starb dort am 2. Juni 1621. L. gehörte zu den bekanntesten Gelehrten seiner Zeit; J. A. Fabricius sagt von ihm: „Orator, poeta et mathematicus insignis, discentium studiosissimus, in redus inveniendis acer, in memorandis firmus et expeditus, in judicandis acutus, in academiae dignitate tuenda magnanimus, in dicenda veritate intrepidus, vir vere aristocraticus, lectionibus, disputationibus scriptisque suis adeo ornavit lyceum Rostochiense, ut prae aliis eo tempore aestimaretur“. Von seinen Schriften haben vorzugsweise die philologischen seinen Ruf begründet. Sein „Antiquarius“ ist die erste Zusammenstellung obsoleter lateinischer Wörter; seine „Clavis graecae linguae“ fand solchen Beifall, daß sie 11 Auflagen erlebte; seine Ausgabe und Paraphrase des Horaz stand gleichfalls in hohem Ansehen, und seiner Ausgabe des Anacreon war die erste lateinische Uebersetzung im Metrum des Originals beigegeben. Unter den theologischen und philosophischen Arbeiten ist nur etwa noch zu erwähnen sein „Phosphorus sive de prima causa et natura mali tractatus hypermetaphysicus, in quo multorum gravissimae et dubitationes tolluntur et errores deteguntur“, eine Schrift, welche gegen den Verfasser den Verdacht des Crypto-Calvinismus erregte. L. widerrief im J. 1607 die im Phosphorus ausgesprochenen Grundsätze, raro inter eruditos exemplo, qui errores gravissimos defendere, quam confiteri malunt, wie Reimann bemerkt.

    • Literatur

      L. W. C. v. Halem in der Oldenb. Zeitschrift, Bd. IV. S. 277.

    • Korrektur

      S. 331. Z. 15 v. o. Eilhard Lubinus war zugleich ein ausgezeichneter Mathematiker und praktischer Topograph. Im Auftrage der Lübischen Behörden verfertigte er eine Landkarte des Lübischen Gebietes. Von Pommern lieferte er eine kolossale, treffliche Wandkarte, 12 Blätter von je 420 mm Höhe und 548 mm Breite; die leeren Flächen füllen gute Städtebilder, Städteverzeichniß, Fischverzeichniß, Geschichtsabriß, Wappen aller Adelsfamilien, Stammbaum der Pommerherzoge und die Bilder der lebenden Fürsten. Danach ist die Karte vor 1618 erschienen. Auch das Bild Eilhard's mit Zirkel etc. steht darauf. Das Manuscript einer wichtigen „Geographischen Beschreibung des Pommerlandes“ besitzt die Bibliothek der vaterländischen Gesellschaft in Stettin. Eine Rostocker Chronik nennt ihn einen „erfahrenen Mann in Beschreibung der Landtafeln“. Docent wurde er 1595, Professor der Dichtkunst 1596, Professor der Theologie 1604, Dr. theol. 1605. Er starb während des Rectorats der Universität. Auch Krabbe, der seine theologische Stellung des weiteren würdigt und die Quellen angibt, kennt jene wichtige Seite von Lubinus' Thätigkeit nicht. Vgl. Krabbe, „Aus dem kirchlichen u. wissenschaftl. Leben Rostocks. Zur Gesch. Wallensteins und des dreißigjähr. Krieges“, S. 285 ff. Ztschr. f. Lübeck. Gesch. und Alterth. 2, S. 13. F. W. Paul Lehmann in Ztschr. der Ges. für Erdkunde zu Berlin, 19. Bd., 4. 5. Heft, S. 332 ff. Wöchentl. Rostock. Nachr. u. Anz. 1841, S. 390. — L. wird auch Eigarhus, Lublinus und Lubing genannt.

      Krause.

    • Korrektur

      S. 331. Z. 13 v. u.: Auf Befehl und auf Kosten der Herzoge Philipp II. und Philipp Julius von Pommern verfertigte Lubinus auf Grund eigener Vermessungen eine große Karte von Pommern. Nach sehr umfangreichen Vorarbeiten (Friedeborn gedenkt Lubin's pommerscher chorographischer Tabellen) begab er sich am 19. August 1612 von Stettin aus auf die Reise und kehrte am 13. October wieder dahin zurück, nachdem er nach dem noch vorhandenen Tagebuch seines Reisegefährten 5907 loca vermessen hatte. Die Karte selbst, auf 12 Kupferplatten in Royalfolio von Nicolaus Geilkerckius gestochen, ist reichlich 4 Fuß hoch und 7 Fuß breit., bildete lange Zeit die Grundlage späterer Karten des Landes und wird immer dauernden Werth behalten durch das auf derselben angebrachte Beiwerk. Dasselbe besteht zunächst aus einem Stammbaum der pommerschen Herzoge und den Bildnissen von fünf derselben: Herzog Philipp II., Philipp Julius, Ulrich, Franz und Bogislav XIV., nebst dem pommerschen Wappen. Darunter kommt eine lateinische Beschreibung des Landes, ein Verzeichniß seiner Städte sowie ein anderes sämmtlicher in pommerschen Gewässern lebender Fische. Das Werthvollste aber ist die doppelte Randeinfassung der Karte, welche die Wappen von 353 namentlich benannten pommerschen Adelsgeschlechtern und die Ansichten von 49 pommerschen Städten, Klöstern und Städten enthält. Die Karte war 130 Jahre nach ihrem Entstehen so selten geworden, daß kaum noch Exemplare davon existirten, als J. C. C. Oelrichs 1757 die Kupferplatten wieder entdeckte und an sich brachte. Von da werden die jetzt vorhandenen verhältnißmäßig gut erhaltenen Exemplare stammen.

      Joh. Carl Conr. Oelrichs, Histor.-geogr. Nachricht von Pommern etc., insbes. Gesch. u. Beschreibung der Lubinischen Land Charte von Pommern. v. Bülow.

  • Autor/in

    Mutzenbecher.
  • Zitierweise

    Mutzenbecher; Krause, "Lubinus, Eilhard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 331 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100974325.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA