Lebensdaten
1814 – 1868
Geburtsort
Bernburg (Anhalt)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Textilindustrieller ; Kommerzienrat ; Spinnerei- und Webereibesitzer in Wüstegiersdorf ; Großkaufmann ; Landtagsabgeordneter in Wien
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 133996131 | OGND | VIAF: 38122971
Namensvarianten
  • Reichenheim, Leonor

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Reichenheim, Leonor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133996131.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Nathanael Lazarus (1776–1852), Bes. e. Manufakturwarengeschäfts in Bernburg, Magdeburg u. zuletzt in Berlin, S d. Lazarus Nathan u. d. Amalie Levi;
    M Zipora Cäcilie Lippert (Libbert) (1785–1858);
    11 Geschw, u. a. Henriette (1803–87, Louis Oberwarth, Kaufm. in Hildesheim), Louis (1805–82, Friederike Ahlfeld, 1811–71), Kaufm. u. Fabr., stiftete mit seinen Brüdern Wohlfahrts- u. Bildungsanstalten in Wüstegiersdorf, Adolf (1810–83, Cäcilie Solmitz, 1817–84), Kaufm. u. Fabr., Moritz (1815–72, Sarah [Sally] Prins, 1815–81), Kaufm., Industr., Mitinh. d. Fa. „N. Reichenheim u. Söhne“, Berlin, Stifter d. Reichenheimschen Gde.waisenhauses in Berlin, Ferdinand (1817–1902, Fanny Liebermann, 1831–1923), Mitinh. d. Fa. „N. Reichenheim u. Söhne“, Berlin, Philanthrop, stiftete mit seiner Ehefrau u. a. e. Mädchenheim in Berlin (s. BJ VII, Tl.);
    – ⚭ Helena Arndt (1821–92);
    5 S u. a. Georg (um 1842–1903, Margarete Eisner, 1857–1932), Dr. phil., Kunstsammler, Fabrikbes. in Berlin (s. BJ VIII, Tl.), Max (1853–1924. Martha Wollheim), Dr. med., Augenarzt in Berlin, 1 T Agnes (1852–1921, James Simon, 1851–1932, Dr. phil. h. c., Mitinh. d. Baumwollfa. „Gebr. Simon“, Berlin, seit 1901 Präs. d. Hilfsver. d. dt. Juden, Kunstsammler u. Mäzen, 1898 Initiator d. dt. Orientges., s. L);
    N Julius (1836–1905, Anna Eisner, 1856–1932), Fabrikbes. in Berlin, Adolf (1851–77, Anna Eisner, s. o.), Antonie ( 1916, Carl Liebermann, 1842–1914, o. Prof. d. organ. Chemie an d. Gewerbeak. in Berlin, ao. Prof. an d. Univ. Berlin, mit C. Graebe Entdecker d. künstl. Alizarins, s. NDB 14 u. 21*);
    Gr-N Gertrud (* 1877, Robert Weismann, 1869–1942, Dr. iur., 1923 preuß. Staatssekr., Berater d. Min.präs. Otto Braun, emigrierte in d. Schweiz, dann in d. USA, s. Rhdb.; BHdE I), Otto (1882–1950), aus Berlin, Dr. phil., Physiker, ao. Prof. in Berlin, mit E. Gehrcke Entdecker d. Anodenstrahlen (s. Pogg. VI, VII a), Luise (1883–1976, ev., Victor v. Leyden, 1880–1963, Dr. iur., Min.dir. im preuß. Innenmin., 1932 Senatspräs. am preuß. Oberverw.ger., emigrierte 1938, kehrte 1948 nach Dtld. zurück, s. BHdE I, S d. Ernst v. Leyden, 1832–1910, Prof. f. Med. in Berlin, s. NDB 14), Sophie (* 1887, ev., Viktor Klemperer Edler v. Klemenau, 1876–1943, Dr. iur., Bankier, GKR, s. NDB XII; BHdE I), emigrierte 1939 n. Rhodesien, Else Liebermann ( Hugo Preuß, 1860–1925, Pol., Mitbegr. d. DDP, o. Prof. an d. Handelshochschule in Berlin, s. NDB 20);
    Ur-Gr-N Julia Weismann (1898–1965, Alfred Kerr, eigtl. Kempner, 1867–1948, Theaterkritiker, Schriftst., s. NDB XI); Urur-Gr-N Sir Michael Kerr (1921–2002), Handelsrechtler, Mitgl. d. brit. Court of Appeal and Privy Council, Ehrenpräs. d. Court of Internat. Arbitration, London, Judith Kerr (* 1923), Schriftst. (s. Killy).

  • Biographie

    R. besuchte das Gymnasium in Bernburg und absolvierte 1828-30 eine kaufmännische Lehre im väterlichen Geschäft in Magdeburg. 1839 wurde er neben seinem Vater Mitinhaber einer Manufakturwarenhandlung in Berlin, 1848 übernahm er mit drei Brüdern von der Preuß. Seehandlung eine Maschinen-Baumwollweberei in Wüstegiersdorf (Kr. Waldenburg). Neu gegründet wurde eine Maschinen-Baumwollspinnerei, so daß R. zu den führenden Textilindustriellen Schlesiens gezählt wurde und mit der außergewöhnlich hohen Zahl von 2400 Beschäftigten als Repräsentant der „großen Industrie“ galt. 1852 gründeten die Brüder Reichenheim eine Importfiliale in Bradford, aus der sich das Handelshaus „N. Heydemann & Co.“ entwickelte.

    R., der sein politisches Engagement im Vormärz als liberaler Demokrat begann, war 1859-68 liberaler Abgeordneter im preuß. Landtag. Zunächst (1859–61) gehörte er der Fraktion Georg v. Vinckes (1811–75) an, dann (1862-66) der Fortschrittspartei. Früh befürwortete R. die Aufhebung der Koalitionsverbote und des Schutzes des Handwerks im Interesse völliger Gewerbefreiheit; bereits 1861 hatte er einen entsprechenden Gesetzentwurf eingebracht. Im preuß. Verfassungskonflikt war er ein entschiedener Gegner Bismarcks, der seinerseits mit infolge ihrer Lohnforderungen entlassenen Webern R.s ein sozial- und wirtschaftspolitisch bedeutsames Experiment zur genossenschaftlichen Produktion mit kgl. Hilfe unternahm. Diese Giersdorfer Webergenossenschaft unter Anleitung eines konservativen Landrats scheiterte zwar nach einem Jahr, spielte aber in der sozialdemokratischen wie konservativen Agitation eine nachhaltige Rolle (Ronsdorfer Rede Ferdinand Lassalles, Abg.hausrede Bismarcks v. 15.2.1865). Nach dem preuß.-österr. Krieg (1866) wurde R. Gefolgsmann Bismarcks und maßgeblicher Mitbegründer der nationalliberalen Partei. Für diese war er noch in der IX. Legislaturperiode (1867/68) Abgeordneter im preuß. Landtag, außerdem gehörte er 1867 noch dem konstituierenden norddt. Reichstag an. 1864-68 war er unbesoldeter Stadtrat in Berlin.

  • Werke

    Die sociale Frage u. die Mittel zu deren Lösung, 1848;
    Entwurf zu e. Gesetze über Muster-, Modell- u. Form-Schutz nebst Motiven, 1854;
    Entwurf e. Gewerbegesetzes f. Preußen mit Motiven, 1860;
    Das preuß. Handelsmin. u. d. Gewerbefreiheit, 1860.

  • Literatur

    A. Richter, Bismarck u. d. Arbeiterfrage, 1934;
    L. Herz, N. Reichenheim u. Sohn, Gesch. e. Werkes u. e. Fam., 1936;
    E. Hamburger, Juden im öff. Leben Dtlds., 1968, S. 220 ff.;
    W. E. Mosse. The German-Jewish Economic Élite 1820-1935, 1989;
    Qu.slg. z. Gesch. d. dt Soz.pol., 1. Abt., Bd. 1: Grundfragen staatl. Soz.pol., 1994;
    H. Conrad, B. Haunfelder. Preuß. Parl., Ein Photoalbum 1859-1867, 1986 (P); – zu James Simon:
    O. Matthes, J. S., Mäzen im Wilhelmin. Za., 2000.

  • Autor/in

    Florian Tennstedt, Flora Veit-Wild
  • Zitierweise

    Tennstedt, Florian; Veit-Wild, Flora, "Reichenheim, Leonor" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 307-308 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133996131.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA