Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Grafen zu Leiningen
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118727257 | OGND | VIAF: 27866367
Namensvarianten
  • Leiningen-Dagsburg, Grafen zu
  • Leiningen-Hartenburg, Grafen zu
  • Leiningen-Rixingen, Grafen zu
  • mehr

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Zitierweise

Leiningen, zu, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727257.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Aus der im Nahe-, Worms- und Lahngau reich begüterten Sippe der Emichonen, der auch der fälschlich als „Graf von Leiningen“ bezeichnete, 1096 unrühmlich als Judenverfolger aufgetretene Gf. Emicho angehört, sonderten sich im frühen 12. Jh. mehrere selbständige Familien ab. Der 1128 erstmals urkundlich als Graf von L. auftretende EmiEmichocho begründete um 1120 sein Haus, indem er die Burg Leiningen (später Altleiningen) b. Grünstadt und als Hauskloster und Familiengrablege das Augustiner-Chorherrenstift Höningen nahe dabei errichtete. Aus der Verflechtung von Allodialbesitz im Worms- und Nahegau (jener im Lahngau wurde schon früh abgestoßen), Reichs-, Kirchen- und Fürstenlehen, Amtsgrafschaft, territorialer und pfälz. Lehensgrafschaft, hervorgegangen aus dem Landrichteramt, entwickelte sich die komplizierte Struktur der Gfsch. Leiningen. Eine langfristig starke Komponente bedeutete die 1205 von Kg. Philipp von Schwaben verliehene Vogtei über das ehemals salische Kloster Limburg.

    Mit Gf. Friedrich I. erlosch um 1212/14 das ältere Haus L. Der nachgeborene Sohn seiner Schwester Lukard aus saarbrück. Stamm übernahm Besitz, Namen und Wappen als Gf. Friedrich II. Der offenbar reibungslose Übergang zeigt entgegen späteren Komplikationen die Grafschaft auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung. Am Anfang des zweiten Hauses L. stehen der Bau der Hartenburg zum Schutz der aus der Limburger Vogtei abgeleiteten Rechte, der Erwerb von Teilen der Gfsch. Dagsburg im Elsaß nach 1225, aber auch 1237 die erste Teilung. Zwischen den aufstrebenden Mächten der links-rhein. Hochstifte und der Pfalzgrafschaft hatte das keineswegs geschlossene Territorium einen schweren Stand. Seine integrierende Kraft reichte weder aus, die dagsburg. Erbschaft ganz zu binden, noch die teilweise gravierenden Besitzverluste beim Erlöschen von Nebenlinien zu verhindern. Stabilisierend wirkte der Dienst für das Reich, zeitweise in der Stellung von königl. Landvögten im Speyergau und im Elsaß und Breisgau, und für die Kirche in den Kapiteln nicht nur der rhein. Bistümer und auf den Bischofsstühlen von Speyer und Bamberg (s. u.). Durch die lothring. Herrschaften Ormes und Aspermont entwickelte sich ein delikates Verhältnis zu Frankreich. 1290 ging der größte Teil der Besitzungen der Landecker Linie und 1506 beim Aussterben der im 14. Jh. gegründeten Linie L.-Rixingen abermals Besitz verloren. Die folgenschwerste Teilung aber wurde jene von 1317, welche die zwei weitgehend getrennt handelnden Zweige L.-Dagsburg und L.-Hartenburg begründete und 1467 beim Erlöschen der Dagsburger Linie zu großen Gebietsverlusten für die Gesamtgrafschaft führte. 1444 hatte Gf. Hesso für sich die „Erneuerung“ der Landgrafschaft mit der Fürstenwürde durch Kaiser Friedrich III. erwirkt. Nach seinem kinderlosen Tod gelang es seiner Schwester Margarete entgegen kaiserl. Mandat, indem sie Kf. Friedrich I. von der Pfalz durch weitgehende Gebietszugeständnisse auf ihre Seite brachte, das Leininger Stammland um Altleiningen und Grünstadt ihrem Sohn Reinhard von Westerburg zu sichern, der sich seit 1475 Gf. von Leiningen-Westerburg nannte. Dem Leininger Stamm der Hartenburger Linie blieben nur die Rechte in Dürkheim und in der Gfschaft Dagsburg erhalten. So bestanden wenigstens besitzmäßig klar getrennte Verhältnisse zwischen den zwei Familien, die in den jahrhundertelangen sogenannten leiningischen Dignitätenstreit vor dem Reichskammergericht verstrickt wurden.

    Die Grafen von L.-Hartenburg versuchten, ihre Ansprüche zunächst im bewaffneten Kampf durchzusetzen, und erlitten dabei schwere Verluste gegen Kf. Friedrich den Siegreichen von der Pfalz. Noch den bayer. Erbfolgekrieg von 1504 wollte Emich VIII. für diese Ziele nutzen, wobei es ohne seine persönliche Schuld zur Zerstörung des Klosters Limburg kam.

    Die folgenden Jahrhunderte sind von weiteren Teilungen geprägt, wobei aber mehr als bisher auf die Erhaltung der Grafschaft als ein Ganzes geachtet wurde. 1574 wurde von Emich X. von L.-Falkenburg auch für sein Mündel Emich XI. von L.-Hartenburg die Reformation eingeführt. Der Dreißigjährige Krieg und die Reunionskriege Ludwigs XIV. brachten schwere Schäden über Regierende und Regierte. Mit großen Anstrengungen gelang der wirtschaftliche Aufschwung der von der Natur begünstigten leiningischen Gebiete im 18. Jh. 1724 wurde die Hofhaltung von der Hartenburg in das mit Stadtrecht versehene Dürkheim verlegt. 1779 erhielt Gf. Karl Friedrich Wilhelm von Kaiser Josef II die Reichsfürstenwürde verliehen. Als 1793 mit der Flucht vor den franz. Revolutionstruppen die leiningische Herrschaft in den linksrhein. Stammlanden für immer endete, bestanden neben der fürstl. Linie zwei rekatholisierte Nebenlinien, L.-Heidesheim und L.-Guntersblum.

    Im Reichsdeputations-Hauptschluß von 1803 erhielt das fürstl. Haus ein arrondiertes neues Fürstentum aus Ämtern der vormaligen Staaten Kurpfalz, Kurmainz, Hochstift Würzburg und den Besitzungen und Einkünften der Benediktiner-Abtei Amorbach im Odenwald. Die beiden Nebenlinien wurden mit Neudenau und Billigheim entschädigt. Die Rheinbundakte von 1806 unterstellte das Fürstentum Leiningen dem Ghzgt. Baden.|Ein Teil davon mit der Residenz in Amorbach kam 1810 unter hessische, 1816 unter bayer. Oberhoheit. Die nahe Verwandtschaft mit dem engl. Königshaus durch die Heirat der Fürstinwitwe Victoire mit Hzg. Eduard von Kent 1818 eröffnete den Fürsten Karl Emich (s. 2) und Ernst (s. 3) über den bisherigen Rahmen hinausgehende Möglichkeiten.

    Einzelpersönlichkeiten: Ob der in der Manessischen Liederhandschrift vertretene Minnesänger Graf Friedrich von Leiningen mit Friedrich I. oder Friedrich II. zu identifizieren ist, erscheint noch ungeklärt (s. 1). - Heinrich war 1258-85 Bischof von Speyer und Kanzler Kg. Wilhelms von Holland (s. L), sein Bruder Berthold ( 1285) 1258-85 Bischof von Bamberg (s. NDB II), Emich 1314-28 Bischof von Speyer. Jofried aus der Linie L.-Hartenburg war seit 1391 Dompropst von Worms und wurde 1396 zum Erzbischof von Mainz gewählt, erhielt jedoch nicht die päpstl. Zustimmung. Er war danach Domkustos zu Köln und Dompropst in Mainz (s. L). Emich VIII. verfiel zweimal der Reichsacht durch Kaiser Maximilian I., 1512-18 wegen seines Eintritts in franz. Kriegsdienst und 1523-25 wegen eines Überfalls auf Metzer Kaufleute (s. L). Johann Friedrich (1661–1722) und Friedrich Magnus (1703–56) legten den Grund für das wirtschaftliche Aufblühen ihres Landes im 18. Jh. Fürst Karl Friedrich Wilhelm (1724–1807) vollendete in Dürkheim den Schloßbau, ließ 1762 von Ludwig Sckell einen Engl. Garten anlegen und errichtete ein Theater. Er wurde 1793 vertrieben und enteignet, erhielt 1802 ein neues Fürstentum im Odenwald, das 1806 mediatisiert wurde (s. L). Dessen Sohn, Fürst Emich Carl (1763–1814, s. Gen. 2), steht wohl zu Unrecht im Schatten seines Vaters; er trat auch als Jagdschriftsteller und Verfasser von Stücken für das Theater hervor (s. L).

  • Literatur

    I. Toussaint, Die Grafschaften L. im MA (1237–1467), Die Grafschaften L. in d. Neuzeit, = Pfalzatlas, hrsg. v. W. Alter, 27/28, 1977 (L, Qu.);
    ders., Die Grafen v. L., Stud. z. leining. Geneal. u. Territorialgesch. b. z. Teilung v. 1317/18, 1981 (L, Qu.);
    J. J. Moser, Teutsches Staatsrecht, 1737-54;
    J. G. Lehmann, Urkundl. Gesch. d. gfl. Hauses L.-Hartenburg u. Westerburg in d. ehem. Wormsgaue, 1861;
    P. Joseph, Die Münzen d. gfl. u. fürstl. Hauses L., 1884;
    Stammtafel d. mediatisierten Hauses L., 1885;
    E. Brinckmeier, Genealog. Gesch. d. Hauses L. u. L.-Westerburg, 2 Bde., II umgearb. u. vermehrt v. Karl Emich Gf. v. Leiningen-Westerburg, 1890 f.;
    R. Krebs, Archivgesch. d. Hauses L., in: Mitt. d. hist. Ver. d. Pfalz 22, 1898, S. 1-46;
    ders., Amorbach im Odenwald, 1923;
    ders., Das Haus L. in Amorbach, in: Das Bayerland 40, 1929, S. 397-402 (P);
    W. Hotz, Die Hartenburg im 16. Jh., in: Mannheimer Gesch.bll. 28, 1937, S. 3-13;
    Th. Kaul, Die Einführung d. Ref. in d. Gfsch. L.-Hartenburg u. d. Entwicklung d. rel. Verhältnisse b. z. Dreißigj. Kriege, Diss. Heidelberg 1942;
    M. Walter, Die Kunstbestrebungen d. Fürstenhauses L. im 19. Jh., 1950;
    GHdA 50 (P);
    Isenburg IV, Tafel 20-24;
    dass., NF, hrsg. v. D. Schwennicke, IV, Standesherrl. Häuser I, 1981, Tafel 23-29;
    W. Hotz, Amorbacher Cicerone, ⁵1976 (P); - zu Heinrich:
    H. v. Malottki, H. v. L., Bischof v. Speyer u. Reichskanzler, 1977;
    - zu Jofried:
    A. Brück, in: Bll. f. pfälz. KG u. rel. Volkskde. 28, 1952, S. 3-10;
    - zu Emich VIII:
    R. Krebs, Die Pol. d. Gf. Emich VIII. zu L. u. d. Zerstörung d. Klosters Limburg im J. 1504, in: Mitt. d. hist. Ver. d. Pfalz 23, 1899, S. 1-24;
    - zu Carl Friedrich Wilhelm:
    P. P. Albert, Baden zw. Neckar u. Main in d. J. 1803–06, 1901;
    C. Valentin, Theater u. Musik am L.schen Hofe, 1921 (P);
    W. Hotz, Die Entstehung d. Fürstentums L. 1802/03, in: Materialdienst d. Konfessionskundl. Inst. 4, 1953, S. 34-38;
    K. Lind, Fürst K. F. W. z. L. als Landesherr, Diss. Erlangen 1949 (ungedr.);
    G. Wild, Das Fürstentum L. vor u. nach d. Mediatisierung, Diss. Mainz 1954; P
    in: GHdA 50;
    - zu Emich Karl: J. Keiper, in: Neue Leininger Bll. 5, 1931, S. 1-12 (P).
    - Th. Zotz, Zur Grundherrschaft d. Grafen v. L., in: Die Grundherrschaft im späten MA II, hrsg. v. H. Patze, 1983, S. 177-228.

  • Autor/in

    Friedrich Oswald
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Oswald, Friedrich, "Leiningen, zu" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 142-144 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118727257.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA