Lebensdaten
1804 – 1856
Geburtsort
Amorbach
Sterbeort
Waldleiningen
Beruf/Funktion
liberaler Politiker ; Präsident des Reichsministeriums 1848
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118998269 | OGND | VIAF: 69729855
Namensvarianten
  • Leiningen, Karl Emich Fürst zu
  • Leiningen, Carl Fürst zu
  • Leiningen, Carl Emich Fürst zu
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Zitierweise

Leiningen, Karl Fürst zu, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118998269.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Fürst Emich Karl (1763–1814, s. Einl.), S d. Fürsten Karl Friedrich Wilhelm Emich (s. Einl.) u. d. Christiane Wilhelmine Louise Gfn. zu Solms-Rödelheim;
    M Victoire (1786–1861, s. L), T d. Hzg. Franz v. Sachsen-Coburg-Saalfeld u. d. Auguste Gfn. Reuß-Ebersdorf;
    Om Leopold I. ( 1865), Kg. d. Belgier;
    Halb-Schw Kgn. Victoria v. Großbritannien u. Irland (1819–1901);
    - Amorbach 1829 Maria (1806–80), T d. Maximilian Gf. v. Klebelsberg u. d. Maria Anna Freiin v. Turba;
    2 S, u. a. Ernst (s. 3).

  • Biographie

    Unter der Vormundschaft seiner Mutter wurde L. in Bern und Genf erzogen und fühlte sich aufgrund der häufigen Aufenthalte bei seiner Mutter in England wie zu Hause. Nach einem breitgefächerten Studium in Göttingen widmete er sich zunächst der Ordnung seiner standesherrlichen Verhältnisse, wozu er Laurenz Hannibal Fischer an die Spitze seiner Verwaltung berief. In langwierigen Verhandlungen unter Einschaltung des Bundestages in Frankfurt wurde 1840 der seit 1807 anstehende Ausgleich mit Baden erzielt. Besitzarrondierung, Straßenbau, Förderung der Land- und Forstwirtschaft kennzeichnen L.s Wirken für seine Standesherrschaft. In dem von seinem Vater angelegten Wildpark errichtete er seit 1828 in mehreren Abschnitten das weitläufige Jagdschloß Waldleiningen im Stil der engl. Neu-Gotik.

    Seine Bildungserlebnisse in der demokratischen Schweiz und im konstitutionellen England bestimmten im Verein mit den politischen Erfahrungen in eigener Sache und seiner sozialen Stellung L.s öffentliches Wirken. Als Präsident des Reichsrates der Krone Bayern 1843-48 setzte er von Anfang an liberale Ideen durch. In den der Abdankung Ludwigs I. vorausgegangenen Wochen erwies er sich als zentrale Gestalt, indem er die Ausweisung der Gfn. Landsfeld (Lola Montez) und die Durchsetzung der sog. März-Forderungen betrieb sowie an deren Umsetzung in Reformgesetze für Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Rechtsprechung, Schwurgerichte, Freiheit von Presse und Buchhandel, Wahlordnung für die Kammer der Abgeordneten, Verantwortlichkeit der Minister, Aufhebung der Standes- und grundherrlichen Gerichtsbarkeit und Abschaffung der Grundlasten mitwirkte. Bevorzugtes Instrument seines Wirkens waren Denkschriften zu den aktuellen politischen und sozialen Fragen. Ihre publizistische Verbreitung in zahlreichen Zeitungen förderten seine Popularität, aber auch die Entfremdung von vielen Standesgenossen, die Programmpunkte wie Abschaffung standesherrlicher Privilegien, Mediatisierung der kleineren Staaten zugunsten einer starken Zentralgewalt, Verbesserung der sozialen Lage des Proletariats schreckten. Dabei war dies, entgegen anderslautenden Unterstellungen, nicht ein Programm der Revolution – die L. als einen „Greuel“ zu verhindern bestrebt war -, sondern ein Programm der Reform als ein Mittel konservativer Politik. In der deutschen Frage trat er nachhaltig für eine kleindeutsche Lösung unter Führung Preußens ein. So war es nur konsequent, daß er nach der Beruhigung der bayer. Verhältnisse seine Wirksamkeit nach Frankfurt an den Sitz der Nationalversammlung verlegte, der er selbst nicht angehörte. Als Kandidat der sog. Zentralisationspartei mit einem Programm der „Reichsdiktatur“ wurde L. vom Reichsverweser Erzhzg. Johann am 6.8.1848 als Präsident des Reichsministeriums berufen. Bereits am 5.9. trat er nach einer Abstimmungsniederlage über die Frage des dänischen Waffenstillstandes zurück. Er versuchte noch durch verschiedene Kanäle, vor allem Korrespondenzen mit Mitgliedern des preuß. Königshauses, auf den Gang der Ereignisse Einfluß zu nehmen, zog sich aber bald resigniert aus der aktiven Politik zurück. L. sah den Grund für das Scheitern seiner Bemühungen um die deutsche Einigung in der Unterschätzung der Exekutive der Partikularmächte und in der Vorstellung, das engl. Vorbild auf die wegen ihrer historischen Entwicklung anders strukturierten deutschen Verhältnisse übertragen zu können.

  • Literatur

    Ernst II. Hzg. v. Sachsen-Coburg-Gotha, Aus meinem Leben u. aus meiner Zeit, 3 Bde., 1887-89;
    F. Nippold, Aus d. Bunsenschen Fam.-archiv, II: Die Denkschrr. d. Fürsten L. u. d. Prinzen Albert üb. d. dt. Frage (1847), in: Dt. Revue 22, 1897, S. 170-86;
    V. Valentin, Fürst K. L. u. d. dt. Einheitsproblem, 1910 (W, P);
    ders., Gesch. d. dt. Rev. v. 1848–49, 2 Bde., 1930 f.;
    G. Küntzel, Der Reichsverweser Erzhzg. Johann v. Österreich u. Fürst K. L., in: ZGORh 65, 1911, S. 283-343;
    H. Biehn, Residenzen d. Romantik, 1970;
    H. Dunkhase, in: Fränk. Lb. V, 1973 (P). - Zu M Victoire: D. M. Ashdown, Queen Victoria's mother, 1974 (P).

  • Porträts

    Gem. v. E. v. Heuß, 1841 (Schloß Amorbach), Abb. b. Dunkhase, s. L, u. in: GHdA 50.

  • Autor/in

    Friedrich Oswald
  • Zitierweise

    Oswald, Friedrich, "Leiningen, Karl Fürst zu" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 145-146 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118998269.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA