Lebensdaten
1867 – 1938
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Kerzendorf bei Ludwigsfelde
Beruf/Funktion
Bankier ; Mitinhaber des Bankhauses S. Bleichröder und Co.
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11733295X | OGND | VIAF: 45077592
Namensvarianten
  • Schwabach, Paul (bis 1907)
  • Schwabach, Paul Hermann von
  • Schwabach, Paul (bis 1907)
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Schwabach, Paul Hermann von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11733295X.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius Leopold S. (1831-98, jüd.), Bankier, Teilh. d. Bankhauses S. Bleichröder, GKR;
    M Leonie Keyzer (jüd.), aus Amsterdam;
    1896 Eleonor (Elli) (1869–1942), T d. Carl Wilhelm Schröder, Kaufm., Bankier in Hamburg, u. d. Elisabeth Eleonor Lawlor ( 1878);
    1 S Paul Julius (1902–38), Bankier, Teilh. d. Bankhauses S. Bleichröder, 2 T Lali (eigtl. Léonie, auch Lally) (1898–1954, Alfred Horstmann, 1879–1947, Dipl., Leiter d. England-Abt. d. AA, Gesandter in Brüssel u. Lissabon, Kunstsammler, s. NDB IX, Fam.art.), Schriftst., Vera (* 1899, 1918-27 Eduard Frhr. v. der Heydt, 1882–1964, Bankier, Dipl., Mäzen, s. NDB IX);
    E Gloria Horstmann ( Andreas v. Schubert, 1922–93, Weingutsbes. in Grünhaus b. Trier, Geschäftsführer Saarländ. Industrie-GmbH, S d. Carl v. Schubert, 1882–1947, Dr. iur., Dipl., 1924-30 Staatssekr. im AA, 1930-32 dt. Botschafter in Rom, s. NDB 23); Verwandte Georg v. Bleichröder (1857–1902), auf Lechenich, Dr. iur., Hans v. Bleichröder (1853–1917), großbrit. Vizekonsul, beide Bankiers in B.

  • Biographie

    Der aus einer wohlhabenden jüd. Bankiersfamilie stammende S. studierte nach dem Besuch des Friedrich-Werderschen Gymnasiums in Berlin an der dortigen Universität Geschichte und wurde 1891 promoviert. 1896 trat er als Mitinhaber in das von seinem Vater geleitete Bankhaus S. Bleichröder ein und folgte ihm 1898 an die Spitze der Bank. Nach dem Tod seines Vetters Georg v. Bleichröder und dem krankheitsbedingten Ausscheiden von dessen Bruder Hans aus der Firma wurde S. 1912 alleiniger Chef. Die Wirtschaftskraft des Kreditinstituts, aber auch die traditionellen Beziehungen zur Familie Bismarck und das enge Verhältnis zu Friedrich v. Holstein (1837–1909), der S. sogar seinen brisanten politischen Nachlaß vererbte, sowie die Einbindung in das Netz der internationalen Kapitalströme machten S. zu einer der Schlüsselfiguren der dt. Hochfinanz im ersten Drittel des 20. Jh. Das manifestierte sich in der zwischen 1909 (19) und 1930 (41) mehr als verdoppelten Zahl von Aufsichtsratsposten und in der jahrzehntelangen Funktion als Deputierter im Zentralausschuß der Reichsbank. 1909 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Hansa-Bundes für Gewerbe, Handel und Industrie. Gleich dem Onkel Gerson v. Bleichröder (1822–93) und seinem Vater arbeitete S. eng mit dem Auswärtigen Amt zusammen und betätigte sich verschiedentlich als diskreter und zuverlässiger Mittelsmann, so im Zusammenhang mit der Chinafrage 1900, mit dem Bau der Bagdadbahn oder in den beiden Marokkokrisen. Von besonderer Bedeutung waren dabei Beziehungen nach Großbritannien, die weit über seine Kontakte als Vize- und dann Generalkonsul bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs hinausreichten. Intensiven brieflichen und persönlichen Gedankenaustausch pflegte er v. a. mit seinem Schulfreund, dem späteren Unterstaatssekretär im Foreign Office, Sir Eyre Crowe, sowie mit Alfred v. Rothschild, in dessen Bankhaus er eine Zeit lang gearbeitet hatte. S.s Berliner Residenz im Tiergarten und sein Gut Kerzendorf wurden zu Zentren des gesellschaftlichen Lebens. Im 1. Weltkrieg, in dem S. schon bald als Offizier dem Generalgouvernement Belgien zugeordnet wurde und dann als Berater des Auswärtigen Amtes diente, setzte er sich für einen Verständigungsfrieden ohne Annexionen ein und gehörte 1915 zu den Gründungsmitgliedern der „Freien Vaterland. Vereinigung“. Nach 1918 konnte er durch eine geschickte Firmenpolitik, die v. a. in einer stärkeren Orientierung auf das Kreditgeschäft gegenüber den bis dahin besonders gepflegten Emissionen bestand, die|Bank über die schwierige Zeit der Inflation hinüberretten. In den 1920er Jahren fanden u. a. sein erfolgreiches Engagement als Vertreter der dt. Gläubiger bei den Verhandlungen um die türk. Staatsschulden 1928 sowie das mexikan. Schuldenabkommen 1930, das er im Namen Deutschlands unterzeichnete, öffentliche Aufmerksamkeit. In der Weltwirtschaftskrise mußte die Bank schwere Verluste hinnehmen, die 1930/31 die Bildung einer sogenannten Interessengemeinschaft mit dem Bankhaus Gebr. Arnhold zur Folge hatten. Im Sommer 1937 zog sich S. auf sein Gut zurück, die Bank wurde 1938 „arisiert“ und von der Dresdner Bank übernommen.

  • Auszeichnungen

    Roter Adler-Orden 2. Kl. m. Schleife;
    Kronen-Orden 2. Kl.;
    Landwehrdienstauszeichnung 1. Kl.;
    ghzgl. Sächs. Hausorden 2. Kl.;
    ital. St. Mauritius- u. Lazarus-Orden 2. Kl.;
    Franz-Joseph-Orden 2. Kl.;
    Orden d. Rumän. Krone 2 Kl.;
    türk. Medschidié-Orden 2. Kl.;
    Mitgl. (1911–34) u. Senator d. KWG (1913–33);
    Schatzmeister d. Dt. Orient-Ges.

  • Werke

    Die Verw. d. direkten Staatssteuern in Frankreich unter d. drei ersten Nachfolgern Colberts (1683–1708), Diss. Berlin 1891;
    Referat, in: Verhh. d. IV. Allg. Dt. Bankiertages München 1912, S. 85-94;
    Aus meinen Akten, 1927 (Privatdr.);
    – einzelne Briefe u. Memoranden in d. seit d. Ende d. 1. Weltkriegs ersch. Publl. dipl. Akten d. Großmächte;
    zu Lali Horstmann:
    Nothing for tears, 1953, 1999, 2000, 2003, dt. u. d. T. Kein Grund f. Tränen, Aufzeichnungen aus d. Untergang, Berlin 1943-1946, 1995 (Autobiogr.).

  • Literatur

    E. Achterberg, Berliner Hochfinanz, 1965, S. 38 ff.;
    W. E. Mosse (Hg.), luden im Wilhelmin. Dtld. 1890-1914, 1976;
    F. Stern, Gold u. Eisen, Bismarck u. sein Bankier Bleichröder, 1978, S. 659 ff.;
    W. Gutsche, Freie Vaterländ. Vereinigung (FVV) 191 5-1916, in: Lex. z. Parteiengesch., hg. v. D. Frikke, II, 1984, S. 663-65;
    ders., Monopole, Staat u. Expansion vor 1914 (…), 1986, S. 258;
    R. Zilch, Die Reichsbank u. d. finanzielle Kriegsvorbereitung v. 1907 bis 1914, 1987, S. 77, 148 u. 158;
    G. Birk, Verwehte Spuren, Kerzendorf, Hist. Mosaik e. märk. Gutsdorfes, 1998, S. 31 ff. u. 82 ff. (P);
    D. Ziegler, Die Dresdner Bank u. d. dt. Juden, 2006, S. 148 ff;
    Horkenbach, Das Dt. Reich, Jg. 1931;
    Wininger;
    Wenzel;
    Rhdb. (P);
    Universal Jewish Enc., 1948;
    E. G. Lowenthal, Juden in Preußen, ²1982;
    W. Tetzlaff, 2000 Kurzbiogrr. bedeutender dt. Juden d. 20. Jh., 1982;
    Kurzbiogrr. Juden.

  • Quellen

    Qu Ein Nachlaß ist nicht überliefert; es finden sich aber Briefe in zahlr. Nachlässen seiner Korr.partner wie z. B. mit F. H. Brunner in d. George F. Baker Foundation (Harvard Univ.), mit George Paebody Gooch (Univ. Calgary). mit Harry Gf. Kessler (DLA) u. mit Fritz Wiehert (StadtA Mannheim); Archiv d. MPG (Personalakte als Senator d. KWG); Geh. StA Stiftung Preuß. Kulturbes. (Nobilitierungsakte d. preuß. Heroldsamtes, I. HA, Rep. 176, VI S Nr. 859); Archiv d. Humboldt-Univ., Berlin (Bestand Phil. Fat. Nr. 301, Promotionsakten).

  • Autor/in

    Reinhold Zilch
  • Zitierweise

    Zilch, Reinhold, "Schwabach, Paul Hermann von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 776-777 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11733295X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA