Wilmanns, August

Lebensdaten
1833 – 1917
Geburtsort
Vegesack bei Bremen
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Klassischer Philologe ; Bibliothekar ; Generaldirektor der Preußischen Bibliotheken ; Bibliotheksdirektor ; Geheimer Rat ; Hochschullehrer
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 117395412 | OGND | VIAF: 89465364
Namensvarianten

  • Wilmanns, August
  • Wilmanns, Augustus
  • Wilmanns, Avgvstvs

Vernetzte Angebote

Verknüpfungen

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Wilmanns, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117395412.html [10.12.2025].

CC0

  • Wilmanns, August

    | Klassischer Philologe, Bibliothekar, * 25.3.1833 Vegesack bei Bremen, † 27.10.1917 Berlin, Berlin, Alter Sankt Matthäus-Kirchhof (Grabstätte nicht erhalten). (evangelisch)

  • Genealogie

    Aus seit 1510 nachweisbarer Fam.;
    V August (1803–68), aus V., Dr. med., prakt. Arzt in V., S d. August Christian Adolf (1757–1839), aus Bielefeld, Dr. iur., 1781 Advokat u. Notar in Hannover u. Celle, 1782 Bürger v. Bremen, 1803–15 Rechtsberater d. St. Petri Domgde., 1815 Amtmann in V., u. d. Charlotte Louise Dorothea Christiane Meyer (1766–1840), aus Levern b. Minden (Westfalen);
    M Sophie Böckeler (1810–1849), aus Hannover;
    B Johann Georg (1840–1932), Sanitätsrat in Bremen, Schw Charlotte (1834–1929, Otto Gercke, 1825–87, Geh. Oberbaurat, Vortragender Rat im Min. f. öff. Arbb, in Berlin);
    – ledig;
    N Alfred Gercke (1860–1922), o. Prof. d. Klass. Philol. in Greifswald u. Breslau (s. NDB VI).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Gymnasien in Bremen und Verden studierte W. ab 1854 Klassische Philologie in Bonn sowie für ein Semester in Tübingen. Seine wichtigsten Lehrer waren Friedrich Ritschl (1806–1876) und Otto Jahn (1813–1869). Bei Ritschl, der auch die Bonner Universitätsbibliothek leitete, gehörte W. u. a. mit Karl Zangemeister (1837–1902), Wilhelm Brambach (1841–1932), Karl Dziatzko (1842–1903), Joseph Ständer (1842–1917) und Georg v. Laubmann (1843–1909) zu einer Gruppe von Studenten, die zugleich eine profunde Einführung in bibliothekarische Aufgaben erhielten und in den Jahrzehnten nach 1870 als Leiter großer Bibliotheken wie z. B. der Universitätsbibliotheken Bonn, Göttingen und Heidelberg, der Hof- und Staatsbibliothek München sowie der Hof- und Landesbibliothek Karlsruhe wesentlich zur modernen Professionalisierung des Berufs beitrugen. 1859 begann W. als Hauslehrer bei dem Industriellen Eduard Böcking (1814–1894) (Gräfenbacher Hütte b. Kreuznach) zu arbeiten und eine Dissertation über die grammatischen Schriften des Marcus Terentius Varro vorzubereiten. 1863 wurde er bei Ritschl zum Dr. phil. promoviert und legte das philol. Staatsexamen ab. Wegen einer 1862 ausgebrochenen Lungenerkrankung hielt sich W. 1864–69 in Rom auf. Er arbeitete als Hauslehrer bei Harry Gf. v. Arnim-Suckow (1824–81), dem preuß. Gesandten beim Vatikan, und widmete sich philol. Studien. Aufgrund seiner bibliothekarischen Kenntnisse wurde er 1870 zum – zunächst kommissarischen–Leiter der Bibliothek der Univ. Freiburg (Br.) ernannt und habilitierte sich dort im selben Jahr. 1871 nahm W. einen Ruf auf eine o. Professur für Klassische Philologie an die Univ. Innsbruck an, 1873 wechselte er an die Univ. Kiel. 1874 ging er als Oberbibliothekar und Professor (ohne Lehrverpflichtung) an die Univ. Königsberg, 1875 in derselben Funktion an die Univ. Göttingen. 1885 wurde er auf Betreiben Friedrich Althoffs (1839–1908), dem Geheimen Regierungsrat am preuß. Kultusministerium, zum Generaldirektor der Kgl. Bibliothek in Berlin ernannt, die er von 1886 bis zu seinem Ruhestand 1905 leitete – seit 1903 im Range eines Wirklichen Geheimen Oberregierungsrats.

    Außer seiner Studie über Varro veröffentlichte W. keine größeren Arbeiten als Philologe.

    Eine geplante Ausgabe der Briefe des Humanisten Poggio Bracciolini kam nicht zustande. Seine Lebensleistung lag in seinem Wirken als Bibliothekar in Göttingen und Berlin.

    Nach Göttingen wurde er 1875 mit Unterstützung des preuß. Kultusministers Adalbert Falk (1827–1900) berufen, um die Bibliothek der Universität zu reorganisieren. W.s erfolgreiche Arbeit sicherte der Bibliothek in den folgenden Jahrzehnten ihre Stellung als der Ersten unter den preuß. Universitätsbibliotheken. W.s Kompetenz als energischer und effizienter Administrator gab den Ausschlag, ihn an die Kgl. Bibliothek in Berlin zu holen, deren Modernisierung er in enger, nicht immer konfliktfreier Zusammenarbeit mit Althoff einleitete. Unter W.s Ägide wurde die Nutzung der Bibliothek intensiviert (neue, liberalere Benutzungsordnung 1887) und der Buchzugang exponentiell ausgebaut. Mit wesentlich von Althoff inspirierten Projekten, wie den 1892 eingeführten Titeldrucken der Neuerwerbungen und dem 1898 begonnenen Gesamtkatalog der preuß. Bibliotheken, bereitete W. den Boden dafür, daß die Kgl. Bibliothek in den folgenden Jahrzehnten zu einer nationale Aufgaben und Funktionen|übernehmenden Leitbibliothek in Preußen und Deutschland wurde.

  • Werke

    |De M. Terenti Varronis libris grammaticis, 1864;
    Poggii Florentini epistulae duae editae ab Augusto W., in: Index scholarum publice et privatim in Academia Georgia Augusta per semestre aestivum, [1877], S. 5–10;
    Mittheilungen über d. Univ.-Bibl. aus d. J. 1876–1879, in: Nachrr. v. d. Kgl. Ges. d. Wiss. u. d. G. A. Univ. zu Göttingen, Nr. 21, 1880, S. 641–654;
    Aus humanist. Hss. I, Ueber d. Briefslgg. d. Poggio Bracciolini, in: Zbl. f. Bibl.wesen 30, 1913, S. 289–331 u. 443–63;
    Nachlaß: Staatsbibl. Preuß. Kulturbes. zu Berlin, Hss.abt.;
    Privatbibl.: Univ.bibl. Freiburg (Br.).

  • Literatur

    |Btrr. z. Bücherkde. u. Philol., A. W. z. 25. März 1903 gewidmet, 1903;
    H. Paalzow, A. W., Gen.dir. d. Kgl. Bibl. in Berlin (…), in: Zbl. f. Bibl.wesen 60, 1943, S. 1–33 u. 105–32 (P);
    G. Leyh, A. W. u. Emil Jacobs, in: FS Eugen Stollreither z. 75. Geb.tage gewidmet, hg. v. F. Redenbacher, 1950, S. 125–36;
    O. Löhmann, Wilhelm Erman u. A. W., in: Bibl. u. Buch in Gesch. u. Gegenwart, Festgabe f. Friedrich Adolf Schmidt-Künsemüller z. 65. Geb.tag (…), hg. v. O. Weber, 1976, S. 109–20;
    W. Sühl-Strohmenger, A. W. u. d. Univ.bibl. Freiburg i. Br., in: Informationen, Bibl.system d. Albert-Ludwigs-Univ. Freiburg im Breisgau, 36, 1987, S. 179–82;
    – DBJ II, Tl.;
    K. Bader, Lex. dt. Bibliothekare, 1925;
    F. Volbehr u. R. Weyl, Professoren u. Dozenten d. Christian-Albrechts-Univ. zu Kiel 1665–1954, ⁴1956, bearb. v. R. Bülck, abgeschlossen v. H.-J. Newiger;
    zur Fam.: DtGB 82, 1934.

  • Porträts

    |Photogrr. (Niedersächs. Staats- u. Univ.bibl. Göttingen, Slg. Voit);
    Öl/Lwd. v. M. Röbbecke, 1909 (Staatsbibl. Preuß. Kulturbes. Berlin).

  • Autor/in

    Wilfried Enderle
  • Zitierweise

    Enderle, Wilfried, "Wilmanns, August" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 203-204 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117395412.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA