Lebensdaten
1842 – 1903
Geburtsort
Neustadt (Oberschlesien)
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Bibliothekar
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116263601 | OGND | VIAF: 64138119
Namensvarianten
  • Dziatzko, Carl Franz Otto
  • Dziatzko, Karl
  • Dziatzko, Carl Franz Otto
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Zitierweise

Dziatzko, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116263601.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1802–52), Arzt in Neustadt, S des Arztes Prof. Joseph in Oppeln;
    M Ottilie (1816–43), T des Rendanten Franz Niewiadomski;
    ⚭ Helene (1847–1927), T des Kreisgerichtsrats Gustav Moebius (1807–79) aus Zeitz, u. der Therese, T des Staatsrates u. Dichters Karl Streckfuß (1778–1844, s. ADB 36), Schw des Malers Wilhelm Streckfuß (1817–96, s. ThB);
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    D., der schon früh die Eltern verlor, wurde bereits als Student das, was er sein Leben hindurch geblieben ist: Altphilologe und Bibliothekar. Nach 3 Semestern in Breslau war er in Bonn 5 Semester Schüler von Friedrich Wilhelm Ritschl und zugleich bei ihm Amanuensis und später Assistent an der Universitätsbibliothek. Als Altphilologe hat er vornehmlich auf dem Gebiet der antiken Komödie gearbeitet und publiziert. Als junger Lehrer seit 1865 in Luzern übernahm D. 1871 die Leitung der Universitätsbibliothek Freiburg (Breisgau), kehrte aber aus wirtschaftlichen Gründen 1872 in den Schuldienst (Karlsruhe) zurück, bis er am 1.10.1872 als erster hauptamtlicher Bibliotheksleiter in Preußen mit der Durchführung der beabsichtigten Bibliotheksreform in der schlesischen Heimat, an der Universitätsbibliothek Breslau, beauftragt wurde. Das Ergebnis des geradezu stürmisch begonnenen Wirkens war ein neues Fachkollegium, ein vollständig neu erarbeiteter alphabetischer Zettelkatalog samt Instruktion (der späteren, bis heute gültigen „Preußischen“; italienisch 1887, englisch 1890), ein geordnetes Büchermagazin, ein Lesesaal mit dem ersten gedruckten Handkatalog in Deutschland, ein auf über das Dreifache gesteigerter Etat, eine auf das Zehnfache gestiegene Benutzung und – 1886 – die Berufung nach Göttingen, um dort das von A. Wilmanns organisatorisch begonnene Reformwerk bibliothekarisch fortzusetzen. Zugleich erhielt D. die erste ordentliche Professur für Bibliothekswissenschaft. Anders als in Breslau galt D.s Wirken in der reichen und wohlgeordneten Bibliothek zu Göttingen mehr dem ganzen deutschen Bibiliothekswesen. Die „Göttinger Schule“ mit der 1893 geschaffenen und seit 1896 von D. geleiteten Fachprüfungskommission wurde der|Pflanzgarten des Berufsstandes, die 1897 von D. begründete bibliothekarische Sektion des Philologenverbandes wurde 1900 zum Verein Deutscher Bibliothekare. Bedeutend war D.s gutachtliche Tätigkeit für Fr. Althoff (zum Beispiel Jahresverzeichnis der Universitäts-Schriften, Königliche Bibliothek Berlin als deutsche Zentralbibliothek, Göttinger Modell des Deutschen Leihverkehrs, Prüfungsordnung für den Wissenschaftlichen Dienst). Studienreisen nach England (schon 1878 und 1896; D. wurde der einzige deutsche Mitherausgeber von „The Library“) und Italien (1892) belebten die internationalen Beziehungen, während Göttingen selbst durch D.s Arbeiten – zuerst zur Helmaspergerschen Urkunde und zur 42zeiligen Bibel – zu einer Forschungsstätte für den frühen Buchdruck wurde. 1900 hielt er das entscheidende Referat über die Schaffung des Gesamtkataloges der Wiegendrucke. Aber auch die Verwaltung des eigenen Hauses kam, mit Ausnahme des ungenügend geförderten Realkatalogs, nicht zu kurz: Modernisierung des Hauses zugunsten der Benutzung, Individualsignaturen und Meßformate im Magazin, Handschriftenkatalog und Photowerkstatt, vor allem aber die Einführung des mittleren Dienstes der Expedienten waren vorbildliche Schritte auf dem Wege zur wissenschaftlichen Großbibliothek. Nur eine ausreichende Dotation hat er bis zu seinem frühen Tode nicht erwirken können.

    D. war einer der großen Bibliothekare der Ära Althoff, die ihrer Arbeit und ihrem Institut das eigene Gesicht zu geben vermochten. Sein Fleiß und seine Gründlichkeit werden ebenso gerühmt wie die ritterliche Vornehmheit gegenüber seinen Mitarbeitern. Seine starke Bindung an die Philologie und die Liebe zum Kleinen des Bibliologen kamen der Wohlabgewogenheit und damit der langdauernden Wirksamkeit seiner Urteile und Entschlüsse zugute; einer frühen Erkenntnis der notwendig vielschichtigeren Entwicklung der modernen Bibliothek standen sie dagegen im Wege. Gleichwohl ist seine Arbeit, geleitet von einem scharfen Blick für den Kern der Dinge und die wirksamen Elemente des Geschehens, auf allen Gebieten des Bibliothekswesens, in der Ausbildung wie in der Verwaltung, in der Katalogisierung, der Bibliographie, der Bibliotheksgeschichte wie der Inkunabelkunde in ihrem Ergebnis gültig geblieben.

  • Werke

    Btrr. z. Gutenberg-Frage, 1889; Gutenbergs früheste Druckerpraxis, 1890;
    Entwicklung u. gegenwärtiger Stand d. wiss. Bibliotheken Dtld.s, 1893;
    Unterss. üb. ausgewählte Kap. d. antiken Buchwesens, 1900;
    Bibliogr. (165 Nr.) v. A. Schneider, in: Slg. bibl.-wiss. Arbb. 17, 1904, S. 1-12 (P);
    Hrsg.:
    Slg. bibl.-wiss. Arbb. 1-16, 1887-1902.

  • Literatur

    P. Schwenke, in: Zbl. f. Bibl.wesen 20, 1903, S. 133-37;
    F. Neumann, in: The Library Journal 28, New York 1903, S. 105-10 (Bibliogr. d. bibliogr. Schrr.);
    C. Haeberlein, in: Bursian-BJ 1906, S. 72-97 (Bibliogr. d. philol. Schrr., L);
    F. Milkau, Die Kgl. u. Univ.Bibl. zu Breslau, 1911, S. 96-113;
    J. Becker, in: Schles. Lb. III, 1928, S. 371-78 (L, P);
    R. Fick, in: Gesch. d. Göttinger Univ.Bibl., 1937, S. 279-90 (zu enge Kritik);
    G. Leyh, in: Hdb. d. Bibl.-wiss. III, ²1955, S. 405 ff.;
    BJ VIII (Tl. 1903, L). – Qu.: Schriftl. Nachlaß, Staats- u. Univ.-Bibl. Göttingen.

  • Porträts

    Library, N.S. 1, Oxford 1900, bei S. 353;
    Marmorbüste v. F. Hartzer (Staats- u. Univ.Bibl. Göttingen).

  • Autor/in

    Ludwig Denecke
  • Zitierweise

    Denecke, Ludwig, "Dziatzko, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 213-214 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116263601.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA