Lebensdaten
1855 – 1920
Geburtsort
Kaufbeuren
Sterbeort
Tegernsee
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118537490 | OGND | VIAF: 59072154
Namensvarianten
  • Ganghofer, Ludwig Albert
  • Ganghofer, Ludwig
  • Ganghofer, Ludwig Albert
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ganghofer, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118537490.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August Rr. v. G. (bayer. Personaladel 1886, 1827-1900), bayer. Ministerialrat, Leiter d. Forstabt., richtete d. bayer. Forstwesen ein, Fachschriftsteller (s. H. v. Fürst, in: BJ V, S. 126 f.), S d. bayer. Forstmeisters Franz Anton (S d. Landrichters Franz u. d. Anna Maria Berüff) u. d. Maria Theresia Schilcher;
    M Caroline (Lotte) (1828–88), T d. Karl Louis (1794–1854), Baurat, Prof., Jagdschriftst. (s. ADB 19), u. d. Babette Stadtmüller (beide aus Försterfam.); Groß-Tante-mGroß-Tante-mütterlicherseits Elisabeth ( Joh. Frdr. Knapp, 1775–1848, hess. Geh. Staatsrat, s. ADB 51);
    Schw Ida ( Albrecht Penck, 1945, Geograph);
    Wien 1882 Catharina (1859–1930), T d. Leopold Engel u. d. Babette Weiß;
    1 S, 3 T.

  • Biographie

    G. besuchte Schulen in Welden bei Augsburg, Neuburg/Donau, Augsburg und absolvierte 1873 in Regensburg. Er wollte Techniker werden und arbeitete deshalb 1 Jahr als Schlosser und Monteur in der Riedingerschen Maschinenfabrik in Augsburg. 1875-79 studierte|er zuerst Maschinentechnik am Polytechnikum (TH) zu München, dann Literaturgeschichte und Philosophie an den Universitäten München und Berlin (Dr. phil. Leipzig 1879). In Berlin kam G. in Kontakt mit einer Volksschauspieltruppe des Münchner Gärtnerplatztheaters; in München schrieb er dafür 1880 sein erstes Schauspiel „Der Herrgottschnitzer von Ammergau“ (mit Hans Neuert). Das Stück hatte Erfolg. G. ging als Dramaturg 1881 an das Wiener Ringtheater, war dann freier Schriftsteller, Mitarbeiter der Gartenlaube, die auch seine ersten großen Heimatromane brachte. 1886-91 war er Feuilletonredakteur am „Wiener Tagblatt“. 1894 ließ er sich in München nieder, verbrachte den Sommer regelmäßig im Gebirge, reiste viel (Italien) und machte auch im Winter Schi- und Bergtouren. 1897 kaufte er ein Waldhaus im Gaistal am Wetterstein. G., erfüllt von Stadtangst, war leidenschaftlicher Jäger, lebensfroh und heiter, ein glühender Natur- und Waldverehrer; er vertrat einen seichten pantheistischen Naturkult und biologischen Materialismus. Begonnen hat er mit Heimatlustspielen; Vorbild war Anzengruber, den er in Wien kennenlernte. G. wandelte seine Stücke (circa 20) oft in Romane um. Die Familienchronik und die Weldener Jugendjahre lieferten das Reservoir für seine Gestalten, die er in naiv-herzlichen, auch sentimentalen Hochlanderzählungen aus dem Schwäbischen ins Oberbayerische transponierte, angereichert durch Liebes- und Gebirgsromantik und idealisierende Lebensbejahung. 1883 war er zum erstenmal am Königssee; angeregt durch Freytags „Die Ahnen“ faßte er den Plan, die Geschichte des deutschen Dorfes an einem bayerischen Beispiel darzustellen. Die Romanserie „Die Watzmannskinder“ bringt die Geschichte des Volkes im Berchtesgadener Land vom frühen Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert. Um die Jahrhundertwende war G., populär und sehr produktiv, einer der meistgelesenen Heimatschriftsteller; seine Hauptwerke erlebten Dutzende von Auflagen und wurden später alle, zum Teil mehrfach, verfilmt. Er verstand spannend zu fabulieren, er hatte Phantasie, der Siegesjubel von 1871 war zu spüren, er war von oberflächlichem Fortschrittsglauben; darin traf er sich mit vielen seiner Zeitgenossen, auch mit Kaiser Wilhelm II., der seine Werke gern gelesen hat. G. historisiert ganz im deutschnationalen Bild der Vergangenheit; Wald und Gebirge wie Geschichte werden zu dekorativem Kulissenzauber voller Gefühlsschwärmerei. Neuen literarischen Strömungen war er aufgeschlossen; in München begründete er mit Wolzogen die literarische Gesellschaft, wies früh auf d'Annunzio und Hugo von Hofmannsthal hin (1897 Erstaufführung von „Der Tor und der Tod“). Sein Freundeskreis war groß – Kobell, Stieler, Kaulbach, Defregger, Stuck, Th. Mann, Bernstein; seit 1902 war er Ludwig Thoma in enger Freundschaft verbunden. Thoma hat dem treuen, furchtlosen Freund ein gutes Andenken bewahrt. Als Heimat- und Volksschriftsteller hat G. noch heute ein breites Publikum.

  • Werke

    Ges. Schrr., 40 Bde., 1906-21 (P);
    Hauptwerke (oft aufgelegt): Der Edelweißkönig, 1886;
    Der Klosterjäger, 1892;
    Die Martinsklause, 1894;
    Schloß Hubertus, 1895;
    Das Schweigen im Walde, 1899;
    Waldrausch, 1908;
    Der Ochsenkrieg, 1914. – Biogr. Stoffe, u. a.: Die Sünden d. Väter, 1886, 29-321929 (Kinder- u. Jugendzeit);
    Der hohe Schein, 1904, ⁷1958, zuletzt 1960 (Bild d. Eltern). – Selbstbiogrr.: Lebenslauf e. Optimisten, 3 Bde., 1909/11 u. ö., zuletzt I 1950;
    Kurzbiogr. in: Geistiges u. künstler. München in Selbstbiogrr., hrsg. v. W. Zils, 1913 (P);
    Bergheimat, Erlebtes u. Erlauschtes, 1950 (P). – Gedichte: Vom Stamme Asra, 1879, ²1883 u. d. T. Bunte Zeit. – Schauspiele: vgl. Kosch, Theater-Lex.Mithrsg.: Joh. Nestroy Ges. Werke. – Übers.: A. Musset, Rolla, 1883;
    G. d'Annunzio, Traum e. Frühlingsmorgens, 1898. - Anderes: Fischart u. s. Verdeutschung d. Rabelais. Diss. Leipzig 1881;
    Der russ. Niederbruch, 1915;
    Bei d. Heeresgruppen Hindenburg u. Mackensen, 1916.

  • Literatur

    V. Chiavacci, L. G., 1905, ²1920 (P);
    B. Rost, Entstehung u. erste Aufführungen v. G.s Herrgottschnitzer, 1924;
    ders., Der Dichter L. G. u. s. Vaterstadt Kaufbeuren, 1925 (P);
    H. Cassimir, L. G. als Bühnendichter, Diss. Erlangen 1929;
    F. v. d. Leyen, in: DBJ II, S. 545-47 (u. Tl. 1920, L);
    Kosch, Lit.-Lex.;
    Kosch, Theater-Lex.

  • Porträts

    Temperazeichnung v. F. v. Stuck, 1906, Abb. in: L. G.s Ges. Schrr., 1. Serie, 1. Bd., 1906;
    Gem. v. F. A. v. Kaulbach, 1903, Abb. ebd., 2. Serie, 1. Bd.

  • Autor/in

    Leonhard Lenk
  • Zitierweise

    Lenk, Leonhard, "Ganghofer, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 60-61 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118537490.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA