Lebensdaten
1899 – 1961
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Regisseur ; Filmregisseur ; Kameramann ; Drehbuchautor
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 119070812 | OGND | VIAF: 30338904
Namensvarianten
  • Učicky, Gustav
  • Ucicky, Gustav
  • Učicky, Gustav
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Zitierweise

Ucicky, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119070812.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Außerehel. V (nach Angaben v. U.) Gustav Klimt (1862–1918), Maler (s. NDB XII);
    M Marie (1880–1928), aus Prag, Näherin in W., Haushaltshilfe u. Modell v. G. Klimt, T d. Terezia Učicky (* 1848), aus Prag;
    1) 1923 1936 Hilde Elisabeth Ptack (seit 1927 Ps. Betty Bird) (1907–98, 2] N. N. Hruska, Zahnarzt), Schausp., T d. Ludwig Ptack, Sekr. d. Sascha-Film in W., 2) 1939 1946 Ingeborg Anna Pippig (1916-n. 1946), aus Leipzig, 3) 1957 Ursula (* 1922), Erbin v. U., gründete 2013 d. Stiftung „Gustav Klimt – Wien 1900 – Privatstiftung“ (Klimt-Foundation), T d. Heinrich Kohn (1867–1945), Tuchfabr. in Cottbus.

  • Biographie

    Als Kind einer ledigen, in Wien (als Näherin) arbeitenden gebürtigen Tschechin geboren, erhielt U. den Familiennamen seiner Mutter. Als Vater nannte er stets – ohne eine amtliche Bestätigung vorweisen zu können – den Maler Gustav Klimt, in dessen Atelier seine Mutter einige Jahre als Haushaltshilfe und Modell tätig gewesen war. Nach dem Schulabschluß am Norbertinum in Wien-Tullnerbach besuchte U. das k. k. Militär-Geographische Institut und begann dort eine graphische Lehre. Da seine Schauspielambitionen scheiterten, begann er 1916 bei der „Sascha-Film“ in Wien als Kameraassistent. Erste Erfahrungen als Kameramann machte U. bei Aufnahmearbeiten für die Sascha-Kriegswochenschauen. Nach 1919 arbeitete er als Kameramann für die „Sascha-Film“ und wurde Schwiegersohn des Sekretärs von Alexander Joseph Gf. Kolowrat-Krakowsky (1886–1927), dem Firmeninhaber.

    Zu Beginn der 1920er Jahre arbeitete U. als Chefkameramann unter der Regie von Michael Kertesz/Mihály Kertész (später Michael Curtiz, 1888–1962), etwa bei den nach amerik. Vorbild konzipierten Monumentalfilmen „Sodom und Gomorrha“ (1922) und „Die Sklavenkönigin“ (1924). U. repräsentiert zu dieser Zeit den Prototyp des Operateurs, der sich von den streng begrenzten Möglichkeiten des statisch fixierten Aufnahmegeräts der 1910er Jahre zu der immer ausgefeilteren Bildsprache der beweglichen Kamera der 1920er Jahre hin entwickelte: Die nun mobile Kamera und eine neue Schnittechnik ermöglichten für die narrative Kunst des noch stummen Bildes erste künstlerische Höhepunkte. Als die „Sascha-Film“ seit 1926 den Fokus stärker auf österr. Sujets legte, führte U. erstmals Regie, drehte „Die Pratermizzi“ (1926) sowie „Tingel-Tangel“ und „Café Elektric“ (beide 1927), letzteren als einzigen österr. Film mit Marlene Dietrich (1901–92) in der Hauptrolle. Zur selben Zeit arbeitete U. auch in Deutschland, etwa für den Regisseur Richard Oswald (1880–1963) an dem Aufklärungsfilm „Dürfen wir schweigen?“ (1926). 1928 übersiedelte U., wie etliche andere österr. Filmschaffende, nach Berlin, drehte 1929 „Vererbte Triebe: Der Kampf ums neue Geschlecht“ und wurde in der Folge von der Ufa verpflichtet. Kommerziellen Erfolg hatte er mit der Komödie „Hokuspokus“ (1930). Mit Beginn des Tonfilmzeitalters inszenierte U. die Literaturverfilmungen „Der zerbrochene Krug“ (1937) mit Emil Jannings (1884–1950) und „Der Postmeister“ (1940) mit Heinrich George (1893–1946), sein Schwerpunkt lag jedoch bereits seit 1930 auf Stoffen mit teils subtilen und oftmals unverhohlen propagandistischen Inhalten. Nach „Das Flötenkonzert von Sanssouci“ (1930) und „Yorck“ (1931) stellte er sich seit 1933 immer wieder in den Dienst der NS-Propaganda, u. a. bei „Morgenrot“, „Flüchtlinge“ (beide 1933) oder „Heimkehr“ (1941). „Flüchtlinge“ wurde als erster im „Dritten Reich“ produzierter Film von Goebbels mit dem Dt. Staatspreis ausgezeichnet; „Heimkehr“ entstand in Wien, wohin U. 1939 nach Beendigung seines Ufa-Vertrages übersiedelte, um für die von NS-Seite 1938 als Nachfolgefirma der „Sascha-Film“ gegründete „Wien-Film“ zu arbeiten. Deren Produktionsleiter, den Regisseur Karl Hartl (1899–1978), kannte U. seit seiner Schulzeit. Die Drehbücher zu zahlreichen seiner Filme wurden von dem Nationalsozialisten Gerhard Menzel (1894–1966) verfaßt. Dessen auf emotionale Effekte aufgebaute, bewußt subjektiv gehaltene Personencharakterisierungen, in denen zumeist persönlicher Opferbereitschaft im Dienste patriotischer Ideale gehuldigt wurde, übersetzte U. in eine suggestive Bildsprache.

    Aufgrund seiner Mitwirkung an Propagandafilmen wurde U. 1945 mit Berufsverbot belegt, ehe er 1947 mit „Singende Engel“ wieder an ein Filmset zurückkehren durfte. Er verfilmte in der Folge literarische Vorlagen wie „Der Seelenbräu“ von Carl Zuckmayer und „Cordula“ (beide 1950) und wandte sich, ähnlich wie andere seiner Kollegen, beispielsweise Géza v. Cziffra (1900–89) oder Hans Deppe (1897–1969), dem Heimatfilm zu, etwa bei „Der Jäger von Fall“ (1957, nach Ludwig Ganghofer) oder „Das Erbe von Björndahl“ (1960, nach Trygve Gulbranssen). Als das Oberhausener Manifest sich 1962 um Neuerungen in der dt. Filmindustrie bemühte und dabei auch auf politisch und ideologisch vorbelastete Filmschaffende abzielte, war U. bereits verstorben.

  • Werke

    Weitere W u. a. Der junge Baron Neuhaus, 1934 (Drehbuch mit G. Menzel nach d. gleichnamigen Komödie v. S. Kamare);
    Nach d. Sturm, 1948 (Drehbuch mit P. Wyrsch, nach d. Novelle v. C. Zuckmayer);
    Cordula, 1950 (Drehbuch mit M. Mell nach d. Gedicht Kirbisch v. A. Wildgans).

  • Literatur

    L W. Fritz, Kino in Österr., Der Stummfilm 1896–1930, 1981;
    ders., Kino in Österr., Der Tonfilm 1929– 1945, 1991;
    G. Trimmel, Heimkehr, Strategien e. nat.sozialist. Films, 1988;
    O. Rathkolb, Führertreu u. gottbegnadet, Künstlereliten im Dritten Reich, 1991;
    K. Kreimeier, Die Ufa-Story, 1992;
    H. Czernin, Die Fälschung, Der Fall Bloch Bauer, 2 T., 1999;
    E. Büttner u. Ch. Dewald, Das tägliche Brennen, Eine Gesch. d. österr. Films v. d. Anfängen bis 1945, 2002;
    R. Giesen u. M. Hobsch, Hitlerjunge Quex, Jud Süss u. Kolberg, Die Propagandafilme d. Dritten Reiches, 2005;
    Ch. Brecht, A. Loacker u. I. Steiner, Professionalist u. Propagandist, Der Kameramann u. Regisseur G. U., 2014;
    Personenlex. Österr. (P);
    Kulturlex. Drittes Reich;
    Hist. Lex. Wien; CineGraph.

  • Autor/in

    Günter Krenn
  • Zitierweise

    Krenn, Günther, "Ucicky, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 512-513 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119070812.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA