Lebensdaten
1894 – 1964
Geburtsort
Sterkrade bei Duisburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Bibliothekar ; Bibliothekswissenschaftler
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Vorstius, Joris Friedrich Leonhard
  • Vorstius, Joris
  • Vorstius, Joris Friedrich Leonhard

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Zitierweise

Vorstius, Joris, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137703.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bernhard (1851–1900), ev. Pfarrer in St.;
    M Emma Maringhausen (1859–1913);
    1 B Erich (* 1892), ev. Pfarrer, 4 Schw u. a. Erika (* 1892), Lehrerin, Herma (* 1901), Bibl. an d. Univ.bibl. Kiel;
    1) 1921 1942 Senta Werner, 2) 1943 Ilse Johanna Elisabeth Haegert geb. Bowien.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1911 in Wesel studierte V. in Göttingen und Marburg Germanistik sowie klassische Philologie und ev. Theologie, legte 1916 das Staatsexamen für den Höheren Schuldienst ab und erwarb auch die Lehrbefähigung für Hebräisch. Seine akademischen Lehrer waren in Göttingen Jacob Wackernagel (1853–1938) und Edward Schröder (1858– 1942), in Marburg Friedrich Vogt (1851–1923), bei dem er 1917 mit einer Dissertation über „Die Reimbrechung im frühmittelhochdeutschen Alexanderliede“ zum Dr. phil. promoviert wurde. Nach einer halbjährigen Tätigkeit beim Hessen-Nassauischen Wörterbuch begann V. 1917 die bibliothekarische Ausbildung als Volontär an der Universitätsbibliothek Marburg, unterbrochen durch Heeresdienst als Sanitätsgefreiter, und legte Anfang 1920 die Fachprüfung für den wiss. Bibliotheksdienst in Göttingen ab. Nach kurzer Tätigkeit an der Universitätsbibliothek Marburg wurde er 1920 als Hilfsbibliothekar an die Preuß. Staatsbibliothek nach Berlin versetzt, der er Zeit seines beruflichen Lebens treu blieb und wo er als Fachreferent und Realkatalogführer am Systematischen Katalog arbeitete. 1925 wurde V. zum Bibliotheksrat befördert und blieb wegen seiner Ablehnung des Nationalsozialismus bis 1945 in dieser Dienststellung.

    In den 20er Jahren begann V. mit einer regen Publikationstätigkeit im Bereich der National- und Fachbibliographie sowie der Literaturerschließung, die ihn in intensiven Kontakt mit der internationalen Fachwelt brachte. 1925 bearbeitete er den dt. Anteil an dem im Auftrag des Völkerbundes von Marcel Godet (1877–1949) herausgegebenen internationalen „Index Bibliographicus“ (Internationales Verzeichnis periodisch erscheinender Bibliographien), dessen 2. Auflage V. 1931 (mit Godet) – nunmehr auf der Basis der Bestände der Preuß. Staatsbibliothek – herausgab. Als Ergänzung publizierte er mit Rudolf Hoecker (1889–1976) die „Internationale Bibliographie des Buch- und Bibliothekswesens“ (Leipzig 1928 ff., Berichtszeitraum 1926–40), die bis 1941 erschien. Da V. 1924–34 auch als Dozent bei der bibliothekarischen Ausbildung eingesetzt war, veröffentlichte er 1935 mit didaktischer Zielsetzung seine „Grundzüge der Bibliotheksgeschichte“, die in mehreren Auflagen erschien, zuletzt in der von Siegfried Joost (1915–88) neu bearbeiteten und ergänzten 7. Auflage 1977.

    Nach Ende des 2. Weltkriegs beteiligte sich V. an der Enttrümmerung des großenteils zerstörten Gebäudes und an der Reorganisation des Betriebes der 1946 wiedereröffneten (und bis 1954 in „Öffentliche Wissenschaftliche Bibliothek“ [ÖWB] umbenannten) ehemaligen Preuß. Staatsbibliothek; 1946 wurde ihm zudem die Leitung der Katalogabteilung übertragen, wo er insbesondere den Realkatalog reorganisierte und modernisierte.

    War V. bereits 1936–44 Mitherausgeber der wichtigsten bibliothekarischen Fachzeitschrift, des „Zentralblatts für Bibliothekswesen“, so erhielt er 1947 die persönliche Lizenz für das Wiederaufleben dieser Zeitschrift, die er bis 1958 als Herausgeber betreute. Auf Vorschlag der ÖWB erhielt er 1948 von der Humboldt-Univ. eine Professur mit Lehrauftrag für Bibliothekswissenschaft. 1954 (seit 1955 unter Entpflichtung von seinen Aufgaben als Leiter der Katalogabteilung) wurde V. zum Professor am wiedergegründeten Institut für Bibliothekswissenschaft befördert, dessen stellvertretender Direktor er zugleich wurde. Grundzug seiner Lehr- und Forschungstätigkeit war – in Abkehr von der traditionellen historisch-philologischen Ausrichtung – die Maxime, daß die Bibliothekswissenschaft die „Lehre von der Erschließung der Literatur in den öffentlichen Sammlungen“ sei, also die nutzerorientierte Vermittlung in Formal- und Sachkatalogen sowie in Bibliographien für die Allgemeinheit sowie für Wissenschaft und Forschung.

  • Werke

    Weitere W Ergebnisse u. Fortschritte d. Bibliogr. in Dtld. seit d. ersten Weltkrieg, 1948;
    Die Sachkatalogisierung in d. wiss. Allg.bibliotheken Dtld.s, 1948;
    Bibliothek, Bibliothekar, Bibl.wiss., in: Zbl. f. Bibl.wesen 63, 1949, S. 172–85;
    Die Erforsch. d. Buchu. Bibl.wesens in Dtld. 1933–1945, Systemat. Bibliogr. d. Bücher u. Zss.aufss. mit Erll., Aus d. Nachlass hg. v. S. Joost, 1969.

  • Literatur

    |P. Kaegbein, Schrr.verz. J. V. 1917–1953, in: Bibliothek, Bibliothekar, Bibl.wiss., FS J. V. z. 60. Geb.tag dargebracht, hg. v. H. Roloff, 1954, S. 1–16 (P);
    S. Joost, Erinnerungen an J. V., in: Bibl. u. Wiss. 2, 1965, S. 162–75 (enthält Veröff. 1954–63, P);
    H. Lülfing, in: Zbl. f. Bibl.wesen 78, 1964, S. 267–71.

  • Porträts

    |Photogr., 1950 (Univ.bibl. d. HU Berlin, Porträtslg. Berliner Hochschullehrer).

  • Autor/in

    Günter Baron
  • Zitierweise

    Baron, Günter, "Vorstius, Joris" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 119-120 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137703.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA