Lebensdaten
1867 – 1923
Geburtsort
Fingscheidt (Rheinland)
Sterbeort
Farchant (Oberbayern)
Beruf/Funktion
klassischer Philologe
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Vollmer, Friedrich Karl
  • Vollmer, Friedrich
  • Vollmer, Friedrich Karl
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Zitierweise

Vollmer, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137603.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Valentin Matthias (1841–93), Rektor d. Lehrerinnenseminars u. d. Lyzeums in Kaiserswerth b. Düsseldorf, S d. Friedrich (1804–89) u. d. Anna Katharina Knab (1811–50);
    M Marie (1844–1924), T d. Johann Carl Hilverkus (1806–82), Hauptlehrer an d. Luisenschule, u. d. Wilhelmine Obrig (1818–79);
    Brüssel Elisabeth Josefine (Ella Lücker-Lasinsky) (1871–1954), Pianistin, T d. Nikolaus Lücker (1826–1904) u. d. Anna Maria v. Lasinsky (1832–1922);
    3 K (1 früh †) u. a. T Alice (1896–1990, 1] 1924 1935 Ernst Neufert, 1900–86, Architekt am Bauhaus, Prof. f. Baukunst an d. TH Darmstadt, Dr. h. c., s. NDB 19, 2] 1935 Hermann Spies, 1943), Malerin, Jugendbuchschriftst.;
    Gvv d. Ehefrau Adolf Lasinsky (1808–71), aus Simmern (Hunsrück), Landschaftsmaler, Zeichner (s. ADB 17; ThB);
    Ov d. Ehefrau Gustav Lasinsky (1811–70), Historienmaler (s. ADB 17; ThB).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Waisenhausschule in Kaiserswerth und vorbereitet vom Vater und Privatlehrern trat V. 1880 in die Obertertia des Gymnasiums Leopoldinum in Detmold ein und legte 1886 das Abitur am Gymnasium in Düsseldorf ab. Trotz Neigung zur Musik begann er im selben Jahr ein Studium der klass. und german. Philologie in Bonn, wo ihn besonders Franz Bücheler (1837–1908) prägte, und hörte im Wintersemester 1887 / 88 in Berlin bei Hermann Diels (1848–1922), Adolf Kirchhoff (1826–1908) und Johannes Vahlen (1830–1911). V.s Schwerpunkt war Latein, er studierte aber auch Englisch. Neben seinem Studium, das er 1891 mit dem Staatsexamen abschloß, gehörte er der Redaktion der „Bonner Zeitung“ als Musikrezensent an, zudem war er Mitglied, zeitweise Vorsitzender des Bonner Klass.-philol. Vereins, dem er seine Dissertation „De funere publico Romanorum“ (1892 bei Bücheler und Hermann Usener [1834–1905]) widmete. Seine päd. Ausbildung erfuhr V. 1892 / 93 am Gymnasium in Koblenz, ab 1894 unterrichtete er am kgl. Gymnasium in Bonn, wo er eine Reihe von Schulausgaben mit dt. Texten herausbrachte. Gleichzeitig blieb er wissenschaftlich tätig, insbesondere mit Texteditionen (Beginn d. Arbeit an d. „Silvae“ d. Statius, gedr. 1898, Nachdr. 1971). Ab 1895 leitete V. als Direktor die dt. Schule in Brüssel.

    1899 wurde V. auf Vorschlag seines Lehrers Bücheler zum ersten Generalredaktor des 1894 gegründeten Thesaurus linguae Latinae (ThlL) nach München berufen, wobei auch seine Erfahrungen als Mitglied einer Redaktion eine Rolle spielten. Zwar hatte die Kommission eine Instruktion für den Generalredaktor verfaßt, doch im Grunde war alles neu festzulegen, von der räumlichen Etablierung in der Münchener Akademie bis zur Organisation des Personals. V.s bleibende Hauptleistung war es, aus den – nicht immer kohärenten – Vorstellungen der Gründerväter des ThlL, Eduard Wölfflin (1831–1908), Diels, Friedrich Leo (1851–1914) und Bücheler, eine funktionierende Arbeitsstelle zu machen. Im Spagat zwischen überschaubarer Laufzeit und höchstem wiss. Anspruch entwickelte V., auch gegen Widerstände, einen praktikablen Weg. Richtungweisende Entscheidungen für den Fortgang und die Redaktion des ThlL stammen aus V.s Zeit, u. a. eine vollständige Zitierliste mit Vorwort, die Aufnahme (zunächst) der Eigennamen ins laufende Alphabet, die Zuziehung eines auswärtigen Romanisten und das Einbeziehen externer Kontroll-Leser. V. selbst verfaßte zahlreiche Wörterbuchartikel; eine projektierte Kurzfassung des Wörterbuchs für ein breiteres Publikum (eine Lieferung erschien 1912) scheiterte allerdings.

    1899 an der Univ. München habilitiert, hielt V. dort regelmäßig Lehrveranstaltungen (1900 ao. Prof.), 1905 folgte er, gegen den Willen von Wölfflin, der ihn ganz am ThlL halten wollte, auf dessen Lehrstuhl. Daraufhin wurde Ernst Lommatzsch (1871–1949) V.s Nachfolger am ThlL.

    Stets blieb V. der editorischen Tätigkeit treu, entsprechend Wölfflins Maxime von der gegenseitigen Durchdringung von Wörterbucharbeit und Edition. Es entstanden Ausgaben für die MGH (u. a. Dracontius, 1905, Nachdr. 1984) und die Teubneriana (u. a. Horaz, 1907, mehrere Aufll.), gefolgt von einigen „Poetae latini minores“ (1909–23), Serenus, Apicius u. a. Einige dieser Ausgaben sind heute noch Standardwerke, ebenso wie die „Inscriptiones Bavariae Romanae“ (1915). Nach Einberufung zum Militär und Tod vieler ThlL-Mitarbeiter ab 1914 verfaßte V. erneut Wörterbuchartikel. Zu Beginn der 1920er Jahre zwang eine Krankheit V. zur Aufgabe seiner Lehrtätigkeit und er zog sich nach Farchant bei Garmisch zurück, wo er 1923 starb.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (ao. 1906, o. 1908) u. d. ThlL-Komm. (1909);
    Orden v. Hl. Michael, 4. Kl. (1917).

  • Werke

    Weitere W u. a. Vom ThlL, Ein Ber., vorgetragen d. XLVII. Verslg. dt. Philol. u. Schulmänner am 7. Okt. 1903 in Halle, in: Neue Jbb. f. Klass. Altertum 13, 1904, S. 46–56;
    Röm. Metrik, in: Einl. in. d. Altertumswiss., hg. v. A. Gercke u. E. Norden, 1. Bd., 1910, ³1927, Kap. 8;
    für d. Reihe: Die dt. Klassiker erl. u. gewürdigt f. höhere Lehranstalten sowie z. Selbststudium: Das Nibelungenlied, 1894;
    Goethes Egmont, 1895;
    Goethes Götz v. Berlichingen, 1897, jeweils mehrere Aufll.;
    W-Verz.: H. Rubenbauer, in: Bursian-BJ 24, 1925, S. 100–03;
    Nachlaß: Bayer. Staatsbibl. München.

  • Literatur

    |G. Dittmann, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1922 / 23, S. 62–68;
    H. Rubenbauer, in: Bursian-BJ 24, 1925, S. 68–103 (W);
    P. Flury, Vom Tintenfaß z. Computer, in: Wie d. Blätter am Baum, so wechseln d. Wörter, hg. v. D. Krömer, 1995, bes. S. 30–34;
    Th. Bögel, Thesaurus-Geschichten, 1996, bes. S. 68–70;
    G. Silagi, Ludwig Traube u. d. Münchner Lehrstuhl f. Patristik (mit e. Exkurs z. Thesaurusfrage), in: Aevum 73, 1999, S. 837–90;
    DBJ V, Tl.;
    Qu Personalakte d. Bayer. Ak. d. Wiss.;
    Univ.archiv d. LMU;
    Archiv d. ThlL, alle München.

  • Porträts

    |Bronzeplakette, 1923 (am Grabstein in Farchant, Gipsabguß im Archiv d. ThlL);
    Photogr., Abb. in: Geist u. Gestalt III, Abb. 186.

  • Autor/in

    Manfred Flieger
  • Zitierweise

    Flieger, Manfred, "Vollmer, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 100-101 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137603.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA