Lebensdaten
1889 – 1961
Geburtsort
Olten (Kanton Solothurn)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Verleger ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1015336078 | OGND | VIAF: 34924518
Namensvarianten
  • Studer, Heinrich

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Studer, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1015336078.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus schweizer., bis 1880 am Bodensee ansässiger Fam.;
    V Konrad Heinrich (1859–1925, aus Kurzrickenbach (Kt. Thurgau), Kaufm. in Zürich;
    M Elisabeth Kunz (* 1850), aus Grafenried (Kt. Bern);
    München 1912 1917 Klara (Liliane Clarisse, späterClaire Goll) (1891–1977, 2] Yvan Goll, 1891–1950, Schriftst., beide emigrierten 1939 n. New York u. kehrten 1947 n. Paris zurück, s. NDB VI), Schriftst. (s. Kosch, Lit.-Lex.³; Killy; Stadtlex. Nürnberg;L), T d. Josef Aischmann (1852–1923, Hopfenhändler in Nürnberg, seit 1900 in München, u. d. Malwine Fürther (1865–1942);
    1 T Dorothea Elisabeth (Dora-Lies) Graf-S. (* 1912).

  • Biographie

    |S. besuchte die Kantonsschule in Solothurn, studierte seit 1907 Jus in Zürich, München, Leipzig und Berlin, wählte daneben aber auch Kunst- und Literaturwissenschaft. 1912 wurde er in Leipzig zum Dr. iur. promoviert; danach besuchte er die Schauspielschule Max Reinhardts in Berlin. 1915 (?) wurde er von Josef Jarno als zweiter Dramaturg und erster Liebhaber ans Theater in der Josefstadt engagiert. Auch am Stadttheater Wien wirkte S. als Dramaturg, bis er im Sommer 1917 den Amalthea-Verlag in Leipzig gründete; im Frühjahr 1918 wählte er Wien als Firmensitz und trat zugleich auch schriftstellerisch hervor. Zu den ersten Autoren des Verlages zählten Benno Geiger, Hermann Bahr und Franz Theodor Csokor.

    S. spezialisierte sich auf Prachtausgaben, wie etwa die „Rodauner Nachträge“ von Hugo v. Hofmannsthal mit bislang unveröffentlichten Gedichten in einer einmaligen Auflage von 164 Exemplaren auf speziell hergestelltem Tauchpapier der Wiener Werkstätte (1920) und großformatige, vielfarbige Luxusdrucke, wie z. B. Schweizer Landschaften von Lovis Corinth mit fünf Originallithographien (1924). Zum 600. Geburtstag Dantes kam 1924 eine dt.-ital. Ausgabe in Ganzpergament heraus.

    Seit Juli 1922 als „Amalthea Verlag Inhaber Dr. Heinrich Studer“ firmierend, wurde der Verlag im Sept. 1922 ins Wiener Handelsregister eingetragen. In der Reihe „Amalthea-Bücherei“ erschienen Autoren wie Benedetto Croce und Richard v. Schaukal, Karl Kobald publizierte hier die „Alt-Wiener Musikstätten“ (1919). Die „Kleine Amalthea-Bücherei“ brachte Ausgaben der Weltliteratur (u. a. von Turgenjew, E. T. A. Hoffmann u. Cervantes). Bis heute erscheint das Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft (1891 ff.).

    Einen Schwerpunkt des Verlagsprogramms bildeten Biographien von Musikern (Erich Schenk, Mozart; Karl Kobald, Beethoven), Herrschern (Egon Caesar Conte Corti, Kaiserin Elisabeth, 1938) und Autobiographien (Isadora Duncan, Memoiren, 1928). Mitte der 20er Jahre übernahm S. zudem die Neue Österr. Biographie (Bde. 2–22, 1925–87). Zu S.s frühen Autoren gehörte auch Arthur Trebitsch, 1926 erschienen von René Fülöp-Miller „Geist und Gesicht des Bolschewismus“, 1928 die Übersetzung von Winston S. Churchills „Die Weltkrisis 1916/18“.

    Das Verlagsprogramm war elitär ausgerichtet; S. selbst äußerte in Resümees und Nachworten seine dezidiert konservative Weltanschauung. Seit 1938 trennte er sich von klerikalen, monarchistischen und jüd. Autoren, unter ihnen Oskar v. Wertheimer, Herbert Hiebsch, Raoul Auernheimer, J. D. Chamier und Elisabeth Narischkin-Kurakin.

    Das Verlagsverzeichnis des Amalthea-Verlags 1939/40 zeigt deutliche Anpassung an die NS-Ideologie (Julius Wolf, Blut u. Rasse des Hauses Habsburg-Lothringen, Probleme d. Physiognomiengeschichte u. Vererbungslehre, 1940). Vermutlich seit 1940 betreute S. die Herstellung der internationalen Kunstzeitschrift „Belvedere“ als Schriftleiter (1941 vom Belvedere-Verlag übernommen). Eine NSDAP-Mitgliedschaft ist nicht nachgewiesen.

    Von einer Stillegung des Verlags nach 1945 ist nichts bekannt; nach Plünderungen und Bränden wurde die Produktion 1949 wieder aufgenommen. 1962 ging das Unternehmen unter dem alten Firmennamen an den Münchner Verleger Dr. Herbert Fleissner (* 1928) über, der Amalthea bis heute vorsteht. 2002 übernahm Amalthea den Signum Verlag und firmiert seitdem als Amalthea Signum Verlag GmbH.

  • Auszeichnungen

    A Gr. Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österr. (1955).

  • Werke

    u. a. Schrr.: Der Verlagsvertrag nach d. rev. schweiz. Obligationenrecht unter besonderer Berücksichtigung d. dt. Verlagsrechts auf Grund d. neuzeitl. Urhebergesetze u. d. Bundesgesetzes betr. d. Urheberrecht an Werken d. Litteratur u. Kunst, Diss. Leipzig 1912;
    – Maria, e. Gedichtzyklus, 1925;
    Waldmann, e. Tragödie, 1918;
    Die Geburt d. Venus, 1918;
    Verlagsprogr.:
    Jb. dt. Bibliophilen, 1912/13;
    Amalthea-Alm. auf d. J. 1922;
    Verlagsverz. d. Amalthea-Verlags 1939/40;
    Chronik d. Wiener Goethever. 1886–1959;
    Buchreihe: Berühmte Frauen d. Weltgesch., darin u. a. O. v. Wertheimer, Christine v. Schweden, 1936, u. A. T. Leitich, Augustissima, Maria Theresia, Leben u. Werk, 1953;
    Qu
    Wiener Stadt- u. Landesarchiv (Personalakt H. S.);
    Österr. StA.

  • Literatur

    Kunst- u. Kulturrat, Mbll. f. d. Persönlichkeit (Salzburg), hg. v. J. A. Lux, H. 10, April 1920, S. 256;
    Dreißig J. Amalthea-Verlag 1917–1947, 1947;
    Wiener Ztg. v. 12. 4. 1947, S. 2;
    Das Antiquariat (Wien), V. Jg., Nr. 5 /6, März 1949, S. 75 f.;
    ebd., X. Jg., Nr. 7/8, April 1954, S. 97;
    Vierzig J. Amalthea-Verlag, 1917–1957, 1957 (Ill.);
    40 J. Amalthea, Alm. 1917–1957, FS f. H. S., Verl. u. Poet dazu, 1960;
    Claire Goll, Ich verzeihe keinem, Eine literar. Chronique scandaleuse unserer Zeit, 1978;
    M. G. Hall, Österr. Verlagsgesch., Bd. 1, 1985;
    Kürschner, Lit.-Kal. 29–52, 1907–1952;
    Jb. d. Wiener Ges., hg. v. F. Planer, 1928 u. 1929;
    Schweizer. Zeitgenossen-Lex., ²1932;
    Neue Schweizer Biogr., 1938;
    Kl. österr. Lit.lex., hg. v. H. Giebisch u. a., 1948;
    Wer ist wer in Österr., 1951;
    Teichl;
    Wi. 1955;
    Österr. PEN-Club, Bibliogr. seiner Mitgll., bearb. v. J. Gunert, ²1959;
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Hall-Renner.

  • Autor/in

    Julia Danielczyk
  • Zitierweise

    Danielczyk, Julia, "Studer, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 618-619 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1015336078.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA