Lebensdaten
1862 – 1931
Geburtsort
Senden/Iller (Allgäu)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Gründerin katholischer Arbeiterinnenvereine ; Verbandsfunktionärin
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119203529 | OGND | VIAF: 37721414
Namensvarianten
  • Studer, Therese
  • studer, terese

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Studer, Therese, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119203529.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Außerehel. V Narziß, Dienstknecht, Kleinbauer, Krämer in S., seit 1874 in Altenstadt/Iller;
    M Anna Eberle, Krämerin; seit 1864 Stief-M N. N.; 1 jüngerer B, 1 jüngere Schw, mehrere Halb-Geschw; – ledig.

  • Biographie

    Früh Halbwaise, kam S. achtjährig zu einem Bauern in Dienst. Für die Schule war nur im Winter Zeit, dennoch beendete sie die Volksschule mit sehr guten Noten. In Altenstadt/Iller schloß sie eine lebenslange Freundschaft mit Barbara Renz (1863–1955), die sich später in München, Breslau und Dillingen für Frauenstudium und Gleichberechtigung einsetzte. Im Alter von 14 Jahren wurde S. Arbeiterin in einer Zündholzfabrik in Altenstadt; nach Schließung der Fabrik arbeitete sie einige Jahre in Haushalten und ging danach als Arbeiterin in eine Spinnerei und Weberei nach Ay. Hier trat sie für Selbsthilfeorganisationen der Arbeiterinnen ein.

    1884 wechselte S. zu der „Mechanischen Baumwoll-Spinnerei und Weberei“ nach Kaufbeuren, wo sie bald für einen Webstuhl verantwortlich war. Daneben bildete sie sich im Selbststudium weiter, um Lehrerin werden zu können – ein Plan, der sich jedoch nicht verwirklichen ließ. Eine Verbindung mit einem ev. Bürgerssohn scheiterte an der Unvereinbarkeit der Konfessionen.

    S. hatte sich bereits in Ay für Selbsthilfeorganisationen der Arbeiterinnen eingesetzt – eine gewerkschaftliche Organisation von Arbeiterinnen wurde jedoch von der kath. Kirche mit Mißtrauen gesehen. So konnte sich der 1895 von Lorenz Huber (1862–1910), dem Präses des „Süddeutschen Verbandes katholischer Arbeitervereine“, gegründete erste Arbeiterinnenverein nur sehr langsam entwickeln.

    1905 nahm S. an dem 15. Delegiertentag der kath. Arbeitervereine in Aschaffenburg teil, auf dem erstmals die „Arbeiterinnenfrage“ diskutiert wurde. Beeindruckt von dem Vortrag, den Elisabeth Gnauck-Kühne (1850–1917), Mitbegründerin des „Katholischen Deutschen Frauenbundes“ von 1900, zur Frage der Arbeiterinnenorganisation hielt, gründete S. 1906 mit dem Stiftungspriester und Präses Georg Rupfle (1871–1934) in Kaufbeuren einen „Verein für katholischen Arbeiterinnen“, dem spontan 159 Frauen beitraten. S. wurde zur ersten Vorsitzenden und Vorsteherin der örtlichen Krankenzuschußkasse gewählt. Zwei Jahre später wurde S. zur ersten Verbandssekretärin im 1906 von Monsignore Karl Walterbach (1870–1952) gegründeten „Verband süddeutscher katholischer Arbeiterinnen-Vereine“ mit Sitz in München berufen. Mit ihrer Freundin und späteren Biographin, der Arbeiterin Centa Bentenrieder, zog sie in eine gemeinsame Wohnung des „Vereins für Volkswohnungen“ und bildete sich mit Kursen und Vorträgen, u. a. bei der Schule „Ketteler“ der kath. Arbeiter- und Gesellenvereine, weiter.

    In der Folge unternahm S. ausgedehnte Reisen durch das gesamte Verbandsgebiet, zu dem neben Bayern, Württemberg und Baden auch Hessen und das Elsaß gehörten. Sie hielt zahlreiche Vorträge, initierte eine Reihe von Neugründungen, unterhielt eine umfangreiche Korrespondenz und schrieb daneben Artikel für das Verbandsorgan „Die Arbeiterin“. Durch ihren unermüdlichen Einsatz nahm die kath. Arbeiterinnenbewegung in Süddeutschland einen entscheidenden Aufschwung: 1906 bestanden 36 Ortsvereine mit 4600 Mitgliedern, 1914 bereits 176 Ortsvereine mit fast 21 000 ordentlichen und mehr als 6000 außerordentlichen Mitgliedern.

    Die körperlichen Strapazen v. a. der intensiven Reisetätigkeit führten schließlich dazu, daß S. 1915 an schwerem Rheuma erkrankte und arbeitsunfähig wurde. Sie arbeitete Aloisia Eberle (1889–n. 1924), ebenfalls Textilarbeiterin und später bayer. Landtagsabgeordnete, als neue Verbandssekretärin ein und betreute selbst Archiv und Bibliothek des Verbandes weiter. 1916 gründete sie mit der Verbandszentrale die „Leofilm GmbH“, die Lehrfilme produzierte. Auf dem Verbandstag von 1920 wurde sie in Anerkennung ihrer Leistungen zur Verbandsvorsitzenden gewählt – dieses Ehrenamt wurde für sie geschaffen. 1928 trat sie zum letztenmal in Neustadt (Pfalz) in der Öffentlichkeit auf.

  • Auszeichnungen

    A Vors. d. Verbandes auf Lebenszeit (1920);
    Arbeitsrat durch d. bayer. Min. f. soz. Arb. (1925);
    T.-S.-Str. in Kaufbeuren (1995) u. in München (2002).

  • Werke

    Aus meinem Leben, in: Arbeiter-Fam.kal. 5, 1930, S. 88–91 (P);
    Protokollbuch d. Kath. Arbeiterinnenver. Kaufbeuren, 1906–31;
    Korr.:
    Archiv d. Kath. Arbeitnehmerbewegung, München.

  • Literatur

    C. Bentenrieder, T. S., Das Leben e. Arbeiterin, 1932 (P);
    Arbeiterinnenver. Kaufbeuren 1906–1976, hg. v. d. Kath. Arbeitnehmerbewegung, München, 1976;
    E. Plößl, „Ich gehe Tag für Tag an meine Arbeit“, Frauen in Landwirtsch., Ind. u. häusl. Diensten um d. Jh.wende 1890–1914, in: S. Krafft (Hg.), Frauenleben in Bayern, 1993, S. 9–85, bes. S. 60–63 (P);
    dies., T. S. (1862–1931), Erste d. Kath. Arbeiterinnenvereine Süddtlds., in: Bavarias Töchter, Frauenporträts aus fünf Jhh., hg. v. M. Panzer u. E. Plössl, 1997, S. 248–51 (P);
    A. Brenner, in: Zeitgesch. Lb. VII, 1994, S. 9–20 (P);
    ders., in: Lb. Bayer. Schwaben 16, 2004, S. 265–93 (P);
    BBKL 21.

  • Autor/in

    Christiane Wilke
  • Zitierweise

    Wilke, Christine, "Studer, Therese" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 620-621 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119203529.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA