Lebensdaten
um 960 – 1022
Sterbeort
Hildesheim
Beruf/Funktion
Bischof von Hildesheim ; Heiliger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118510029 | OGND | VIAF: 3261751
Namensvarianten
  • Bernward von Hildesheim
  • Bernward
  • Bernward von Hildesheim
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Zitierweise

Bernward, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510029.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus einem vornehmen sächsischen Geschlecht; M T des Pfalzgrafen Athelbero von Sachsen und Schw des Bischofs Volkmar von Utrecht und der Äbtissin Rothgard von Hilwartshausen;
    B Tammo, Graf in Sachsen;
    Schw Thiatburg und Judith, Äbtissin von Ringelheim.

  • Biographie

    Seit etwa 975 machte sich B. in der von Thangmar geleiteten Hildesheimer Domschule mit den geistlichen und weltlichen Stoffen der „7 freien Künste“, mit den Verhältnissen der Diözese und kunstgewerblichen Fertigkeiten vertraut. Ein Aufenthalt in Mainz (um 985), wo ihn Erzbischof Willigis zum Diakon und Priester weihte, eine Tätigkeit im Dienst des Großvaters Athelbero, Reisen in die Niederlande nach Utrecht förderten die Vorbildung des Theologen, Verwaltungsmannes und Künstlers weiter. Die dreifache Ausbildung wurde erprobt, als er, der die Abtei von Deventer abgelehnt hatte, 987 in die Kapelle und Kanzlei Ottos III. eintrat, 988 auf Anordnung der Kaiserin Theophano neben dem Griechen Johannes von Calabrien die Erziehung des damals achtjährigen Königs übernahm und dessen Wanderungen und Kriegszüge teilte. Rivalitäten begannen seine Stellung zu erschweren, da traf ihn die Ernennung und Wahl zum Nachfolger des Bischofs Gerdag von Hildesheim (Weihe 15.1.993). Die fast 30jährige Tätigkeit in Hildesheim galt vor allem der Seelsorge. Frei von den Überschwenglichkeiten, die sich in der Religiosität seines kaiserlichen Zöglings finden, neigte B. doch zur reformerischen Frömmigkeit Niederlothringens und Frankreichs, das er auf einer Pilgerfahrt nach St. Denis und St. Martin in Tours 1007 kennenlernte, und trat somit für eine zweckentsprechende Verwendung kirchlicher Einkünfte, die Zucht des Klerus, regelmäßige Synoden und Förderung des monastichen Lebens ein. Neben neuen Nonnenklöstern (Heiningen, Steterburg, Oelsburg) begründete B. schon seit 1001 das erste Mönchskloster des Bistums, St. Michael in Hildesheim, dessen Dotationsurkunde vom 1.11.1019 eigentümliche theologische Spekulationen über die den Menschen „umbildende“ Gnade und die „Architektur der Verdienste“ bezeugt. Vor dem Tode nahm er das Gewand des heiligen Benedikt.

    Als Bischof des Reiches wahrte B. Gebiet und Rechte ebensogut gegen die Dänen und Slaven durch Anlage von Befestigungen und Ummauerung der „Stadt“ Hildesheim wie gegen die Übergriffe des Mainzer Metropoliten im Streit um Gandersheim. Er leistete den Königen den schuldigen Dienst, so als er sich im Winter 1000/01 beim Kampf um Rom und Tivoli, 1006 oder 1007 bei einem Flandernfeldzug beteiligte. Seine Politik war sächsisch orientiert - daher seine wachsende Zurückhaltung gegen die Pläne Ottos III., sein Zögern bei der Anerkennung Heinrichs II. 1002. Der Künstler B. führte als Schaffender und Anreger die ottonische Kunst auf ihre Höhe. Beschränkung auf eine einzelne künstlerische Disziplin war ihm fremd. Erhalten sind aus seiner Werkstatt Leistungen der Schrift- und Miniaturkunst (1 Bibel, 2 Evangelienbücher, 1 Evangeliar, 1 Sakramentar, zum Teil mit Autographen), epigraphische Denkmäler aller Art, Elfenbein- und Einlegearbeiten für Buchdeckel, Werkstücke aus Edelmetall und Edelsteinen verschiedener Technik (goldenes Reliquienkreuz, Heininger Kreuz, Silberkreuz, 2 Leuchter, Krümme eines Bischofsstabes), Bronze- und Erzgüsse mit Reliefs (sogenannte Domtüren, Christussäule), Steinmetzarbeiten (Grabplatte und Sarkophag), architektonische Details vom Kryptenumgang über die Reliquiensäulen mit Würfelkapitell bis zu mit B.s Namen gestempelten Ziegeln; dazu muß unsere Vorstellung nach den Zeugnissen und Resten (ornamentaler Fries im Umgang der Krypta) Wandmalereien, musivische Fußböden, Lichterkronen, Kelche und Patenen ergänzen. Jedes einzelne Werk hat die Kraft zu selbständigem Leben. Ganz begreiflich wird es jedoch erst aus dem Sinnzusammenhang der liturgischen und architektonischen Gesamtkonzeption, wie sie in der St. Michaelskirche verwirklicht wurde. In dieser flachdeckigen Basilika ist durch feinste Ausgewogenheit der Proportionen und durch rhythmische Gliederung zwischen Hauptchor und östlichem Querschiff einerseits, Westkrypta mit ausgebautem Umgang und westlichem Querschiff mit Westchor andererseits, zwischen Haupt- und Nebenschiffen, zwischen Zentralund Achsenbau ein so nicht wiederholter Ausgleich erreicht. Daß sich gegenüber starker antik-karolingischer Tradition der Mut zum Umdenken und Experimentieren, gegenüber vielfältigen abendländisch-byzantinischen Anregungen die sächsische und individuelle Eigenart behauptet, kennzeichnet noch nicht die B.ische Kunst. Sie zeichnet nicht ab, selbst wo sie „naturalistisch“ scheint, sie erzählt nicht, sie bietet keinen Bilderkatechismus. In ihr findet vielmehr die Spiritualität der Jahrtausendwende anschauliche und mathematische Gleichnisse für das Heilsgeschehen.

  • Literatur

    ADB II;
    Thangmari Vita Bernwardi episcopi Hildesheimensis, ed. G. Pertz, in: MGH SS IV, S. 754 ff;
    UB d. Hochstifts Hildesheim I, 1896;
    St. Beissel, Der hl. B. v. Hildesheim als Künstler, 1895;
    A. Bertram, Gesch. d. Bistums Hildesheim I, 1899;
    F. Dibelius, Die B.tür zu Hildesheim, = Stud. z. dt. Kunstgesch. 81, 1907;
    V. C. Habicht, Des hl. B. Kunstwerke, = Niedersächs. Kunst in Einzeldarst. 3/4, 1922;
    S. H. Steinberg, Die ältesten Bildnisse B.s u. Godehards, in: AKG 17, 1927;
    K. Flügge u. a., Bernwardin. Kunst, 1937;
    H. v. Einem, Zur Hildesheimer Bronzetür, in: Jb. d. preuß. Kunstslgg. 59, 1938, S. 1 ff.;
    Wattenbach-Holtzmann I, S. 58 ff. (L);
    W. Haftmann, Die B.säule, in: Zs. f. Kunstgesch. 8, 1939, S. 151 ff.;
    F. J. Tschan, Saint B. of Hildesheim, 3 Bde., = The Univ. of Notre Dame Indiana, Publ. in Medieval Studies, 1942-52 (L u. Grabungsberr. v. J. Bohland);
    H. Beseler u. H. Roggenkamp, Die Michaeliskirche in Hildesheim, 1954.

  • Autor/in

    Wilhelm Berges
  • Zitierweise

    Berges, Wilhelm, "Bernward" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 143-144 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510029.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Bernward, von 993—1022 Bischof von Hildesheim. Von vornehmer sächsischer Herkunft, erhielt er eine sehr gründliche und vielseitige Bildung in der Hildesheimer Domschule, deren Vorsteher, Thangmar, sich des lernbegierigen Knaben mit besonderer Sorgfalt annahm. Von dem Erzbischof Willigis von Mainz, bei welchem er sich einige Zeit aufhielt, wurde er zum Priester geweiht; längere Zeit verweilte er bei seinem mütterlichen Großvater, dem Pfalzgraf Adalbero von Sachsen, nach|dessen Tod er 987 an den kaiserlichen Hof kam. Hier vertraute ihm die Kaiserin Theophano die Erziehung des Knaben Otto III. an, der ihm Zeit seines Lebens dankbare Anhänglichkeit bewahrt hat. Auch in weltliche Geschäfte war B. frühzeitig eingeweiht, und am Hofe gewann er bald einen bedeutenden Einfluß; sein Rath war von großem Gewicht, auch nachdem er zum Nachfolger des am 7. Dec. 992 zu Como verstorbenen Bischofs Gerdag von Hildesheim ernannt war. Vorzüglich widmete er sich jedoch von nun an der Sorge für sein Bisthum. Es war die Zeit, in welcher noch volle Eintracht zwischen dem Reich und der Kirche bestand, und die Bischöfe die werthvollsten Stützen und Organe der Regierung waren, die Zeit, in welcher auch die Kirche noch ganz die Lehrerin des Volkes war und höhere Bildung im weitesten Umfang den noch rohen Laien brachte: eine Thätigkeit, für welche der häufige Aufenthalt in Italien sehr förderlich war. B. ist einer der ausgezeichnetsten Vertreter dieser trefflichen Bischöfe der ottonischen Zeit. Er sorgte für die Sicherheit seines Sprengels, der damals viel von Einfällen der Normannen und Slaven zu leiden hatte, durch die Befestigung von Hildesheim und Anlage von Burgen, war unermüdlich in der Handhabung der Gerechtigkeit und in der Fürsorge für die Verwaltung seines Stifts und begründete durch Beschaffung von Büchern und Anstellung tüchtiger Lehrer eine Schule von großer Wirksamkeit und dauerndem Ruhm. Vorzüglich aber zeichnete sich B. auch durch seine Kunstliebe aus; selbst hervorragend in den Künsten des Schreibens und verschiedener Arten der Bildnerei, verschaffte er sich von allen Seiten Vorbilder und Meister und ließ auch talentvolle Knaben ausbilden und unterrichten. Noch zeugen von ihm die ehernen Thüren des Doms und die der Trajanssäule nachgebildete Säule von Erz mit Darstellungen aus der heiligen Geschichte, nebst verschiedenen anderen Kunstwerken, und in der Kunstgeschichte ist sein Name gefeiert. Vorzüglich bewahrte in Hildesheim sein Andenken die großartige Stiftung des Michaelisklosters, welches lange eine Stätte klösterlicher Frömmigkeit und wissenschaftlicher Arbeit blieb. — Bernwards Leben wurde von seinem alten Lehrer Thangmar, der ihn überlebte, ausführlich in liebevollster Weise beschrieben; den größten Raum nimmt darin der Streit mit den Mainzer Erzbischöfen über die beiderseitigen Rechte auf das Kloster Gandersheim ein, welcher ihn und seine Nachfolger viel beschäftigte und bekümmerte. Im J. 1192 wurde Tangmars Werk durch den Abt des Michaelsklosters dem Papst Cölestin III. überreicht, und damit die Heiligsprechung des als wunderthätig verehrten Bischofs erwirkt.

    • Literatur

      Ausgabe der Biographie Mon. Germ. SS. IV, 757—786. Uebersetzung von Hüffer 1858. — Biographie von H. A. Lüntzel in dessen Geschichte der Diöcese und Stadt Hildesheim, I. Bd. 1858, und bes. Abdruck schon 1856.

  • Autor/in

    Wattenbach.
  • Zitierweise

    Wattenbach, Wilhelm, "Bernward" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 505-506 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510029.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA