Lebensdaten
1886 – 1972
Geburtsort
Karlsruhe
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Religionswissenschaftler ; klassischer Philologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139852093 | OGND | VIAF: 102691382
Namensvarianten
  • Weinreich, Otto
  • Weinrich, Otto

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Zitierweise

Weinreich, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139852093.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Justus (1858–1927, ev.), aus Kassel, ghzgl. bad. Kammermusiker, Komp., S d. Johann Georg(e) ( n. 1885), Postschaffner, u. d. Katharina Elisabeth (Elise) Reis ( v. 1885);
    M Elise (1865–1940, kath.), T d. Alois Dürr ( v. 1885), Bäckermeister in Baden-Baden (s. Die Ortenau 4, 1961, S. 73), u. d. Rufina Huck ( 1884, 1] Joseph Maier, 1881), aus Sinzheim;
    B Wilhelm (1889–1971), Dr. rer. nat., Bibl., Leiter d. Senckenberg-Bibl. in Frankfurt/M., Lehrer (s. Lex. wiss. Bibliothekare I), Erich Justus (* 1890);
    Heidelberg 1919 Dora Stadie (1895–1984);
    1 S Jürgen (1927–78), Dr. med., PD in Kiel, Prof., zuletzt in Freiburg (Br.), 2 T Renate (* 1922), Barbara (* 1924).

  • Biographie

    W. besuchte 1892–95 die Knabenschule, anschließend bis 1904 das Gymnasium in Karlsruhe. Er begann 1904 mit dem Studium der Klassischen Philologie und Archäologie an der Univ. Heidelberg und hörte v. a. Albrecht Dieterich (1866–1908) und Friedrich v. Duhn (1851–1930). Nach der Promotion zum Dr. phil. mit der Dissertation „ΘΕΟΥ ΧΕΙΡ, Antike Heilungswunder“ (1908) war W. bis 1911 Assistent am Heidelberger Archäologischen Institut und gleichzeitig Lehramtskandidat. Mit einem Reisestipendium des DAI hielt er sich 1911–13 in Griechenland, Kleinasien und Italien auf. 1914 habilitierte er sich in Halle/ Saale mit der Studie „De dis ignotis observationes selectae“ (in: Archiv f. Rel.wiss. 18, 1915, S. 1–52). 1916 ging er als Extraordinarius nach Tübingen, 1918 erhielt er eine o. Professur für Klassische Philologie in Jena, noch im selben Jahr in Heidelberg, 1921 wechselte er wieder nach Tübingen, das über seine Emeritierung 1954 hinaus Wirkungsstätte bis zu seinem Tode blieb.

    Auf zwei Gebieten – der vergleichenden Religionswissenschaft und der röm. Literatur – hat W. wegweisende motivgeschichtliche Arbeiten vorgelegt. Als Schüler von Albrecht Dieterich und damit ‚Enkel‘ Hermann Useners (1834–1905) führte er deren Forschungen fort. Mit der erweiterten Fassung seiner Dissertation „Antike Heilungswunder, Untersuchungen zum Wunderglauben der Griechen und Römer“ (1909) erlangte W. früh Bekanntheit. Er konzentriert seine Untersuchungen auf wunderbare Heilungen durch die Hand, Traumheilungen und Heilungen durch wundertätige Statuen. 1926 erschien sein Buch über Catull, in dessen Mittelpunkt das berühmte 85. Gedicht „Odi et amo“ steht, für W. „eines der kostbarsten Kleinodien der gesamten röm. Dichtung, ja der Epigrammatik aller Zeiten“.

    Katholisch-konservativ eingestellt, ging es W. schon vor der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten darum, die wiss. Beschäftigung mit dem antik-christl. Erbe möglichst unbeschadet in das „Dritte Reich“ zu retten. Dem sog. „Dritten Humanismus“ Werner Jaegers stand er innerlich fern. Als Vorbild wies er ausdrücklich auf das faschistische Italien hin. Doch trat W. der NSDAP erst 1937 und dem NS-Dozentenbund 1940 bei. Eine innere Distanz zum NS-Staat kommt dadurch zum Ausdruck, daß W. in einer seiner Musikkritiken die Unterdrückung der Bedeutung von Felix Mendelssohn Bartholdy in der Geschichte der Bachrezeption betonte und deshalb von der NS-Presse angegriffen wurde.

    Bis 1938 publizierte W. jährlich im „Archiv für Religionswissenschaft“, dessen Mitherausgeber er seit 1916 war. Als die Zeitschrift ins Blickfeld des SS-„Ahnenerbe“ geriet, wurden die Herausgeber Martin Persson Nilsson (1874–1967), Friedrich Pfister (1883–1967) und W. herausgedrängt und durch Heinrich Harmjanz (1904–94) und Walther Wüst (1901–93) abgelöst. 1943 wurde das „Archiv für Religionswissenschaft“ eingestellt.

    W. hatte bei aller kühlen Sachlichkeit und distanzierten Unbestechlichkeit eine Vorliebe für ‚komische‘ Stoffe, gewitzte Epigramme und respektlose Satiren. Er betreute 62 Dissertationen, u. a. von Günther Wille (1925–96) und Ulrich Klein (* 1942). Mit seinem Buch „So nah ist die Antike, Spaziergänge eines Tübinger Gelehrten“ (1970) setzte W. seiner Universitätsstadt ein Denkmal.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. (ao. 1919, ausw. 1921), d. Ass. Guillaume Budé, Paris (1949), d. niederl. Genootschap van Godsdiensthistorici (1949) u. d. Soc. d’Études mythologiques, Brüssel (ausw. 1950);
    Gr. BVK (1956).

  • Werke

    W u. a. Ausgew. Schrr., unter Mitarb. v. U. Klein hg. v. G. Wille, 4 Bde., 1969–75 (W-Verz. III, S. 546–76, L, P);
    Die Distichen d. Catull, 1926, Nachdr. 1972.

  • Literatur

    |Satura, Früchte aus d. antiken Welt, 1952 (FS);
    H. Herter, in: Gnomon 44, 1972, S. 97–101 (P);
    G. Wille, in: Attempto 43 / 44, 1972, S. 108–13 (P);
    H. Cancik, in: Der Altsprachl. Unterr. 25, 1982, S. 80–99;
    St. Borzsák, in: Eikasmós 4, 1993, S. 373–78;
    M. Dürkop, Das Archiv f. Rel.wiss. in d. J. 1919 bis 1939, Dargest. auf d. Grundlage d. Briefwechsels zw. O. W. u. Martin P. Nilsson, 2013;
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. I;
    Baden-Württ. Biogrr. II, 1999;
    Qu Landesarchiv Baden-Württ., Personalakte HStA Stuttgart.

  • Autor/in

    Kay Ehling
  • Zitierweise

    Ehling, Kay, "Weinreich, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 649-650 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139852093.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA